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02.05.2017 | (rsn) - Als Alexander Kristoff im Jahr 2014 erstmals Eschborn-Frankfurt gewann, belegte Rick Zabel als gerade mal 20-Jähriger bereits einen hervorragenden sechsten Rang. Damals allerdings trug der Sohn von Erik Zabel das Trikot der deutschen Nationalauswahl und war ein Konkurrent des Norwegers.
Bei der gestrigen 56. Auflage bei des hessischen Frühjahrsklassikers aber war der erst zu dieser Saison ins Team von Kristoff gewechselte Zabel als Anfahrer des Titelverteidigers auserkoren worden. Und diese Aufgabe erledigte der 23-Jährige nach schweren 215,7 schweren Kilometern von Eschborn durch den Taunus nach Frankfurt mit Bravour. Nicht nur, dass Zabel im Dauerregen und bei Temperaturen unter zehn Grad vor der Alten Oper seinem Kapitän den Sprint zu dessen drittem Sieg in Folge mustergültig vorbereitete.
In Kristoffs Windschatten fuhr Zabel selbst noch auf den zweiten Platz - und zwar mit gehörigem Vorsprung auf Lokalmatador John Degenkolb (Trek-Segafredo), der das Podium komplettierte. "Auf den letzten Metern war ich schon überrascht, dass da keiner mehr kam“, schilderte der Katusha-Neuzugang die Szene, in der er sich umdrehte und feststellte, dass hinter seinem Kapitän und ihm eine Lücke von mehreren Metern klaffte. Dabei hatte er damit gerechnet, "dass im Sog von Alex noch zwei, drei, vier Mann an mir vorbeihuschen.“
Diesmal aber war alles anders - auch weil Degenkolbs Anfahrer Jasper Stuyven just in dem Moment, als Zabel einige hundert Meter vor dem Ziel antrat, die Kette an dessen Rad blockierte und sich plötzlich ein Loch vor dem Oberurseler auftrat, dass der auf den letzten Metern nicht mehr schließen konnte.
Aber auch ohne das Malheur wäre es für die Konkurrenten schwer geworden, auf dem Rundkurs in Frankfurt noch an dem bärenstarken Katusha-Duo vorbeizuziehen. "Im Funk wurde mir gesagt: Bring Alex bis auf die letzten 250, 300 Meter. Ich bin dann schon 1,5 Kilometer vor dem Ziel losgefahren. Ich wusste aber, dass da noch drei Kurven kommen. Und bei der Nässe ist vorn halt vorne“, so Zabel zum Vorzug, angesichts der Strecken- und Wetterbedingungen das Finale von der Spitze weg bestreiten zu können. "Und ich habe mich stark gefühlt, deshalb war das kein Problem“, fügte er an.
Zabels größten Erfolg in dieser Saison bekamen ausgerechnet seine Eltern gar nicht live mit, und das, obwohl beide in Frankfurt dabei waren. "Den Zieleinlauf habe ich nicht gesehen. Ich sah nur, dass Rick sehr weit vorne war und dachte, 'da hat er ja seine Arbeit gut gemacht'. Ich habe die Platzierung eben gerade am Telefon erfahren", erklärte Cordula Zabel freudestrahlend gegenüber radsport-news.com.
Und auch Erik Zabel war zunächst ahnungslos. "Wir waren mit dem Auto in Frankfurt unterwegs. Da ging der Fernseher nicht mehr. Aber das hat er toll gemacht. Frankfurt liegt uns eben", freute der der dreimalige Frankfurt-Sieger 46-Jährige gegenüber radsport-news.com.
"Er wird super glücklich sein. Ein zweiter Platz ist ja echt eine gute Leistung“, beantwortete Sohn Rick, der 2005, als Vater Erik seinen letzten Sieg beim hessischen Klassiker einfuhr, ebenfalls dabei war, die entsprechende Frage auf der Pressekonferenz. Auf diese und weitere Erkundigungen zu seiner Rolle als "Sohn von Erik Zabel“ reagierte er übrigens mit großer Gelassenheit. "Ich bin es gewöhnt, ich habe mir den gleichen Beruf ausgewählt und deshalb ist der Vergleich ja auch erlaubt. Und ich kann damit sehr gut umgehen. Man muss kein Hellseher sein, um zu vorauszusagen, dass ich nicht den gleichen Weg gehe“, sagte Zabel junior und fügte mit Blick auf den Palmares seines Vaters an: "Wenn ich nur die Hälfte von dem gewinne, was er gewonnen hat, bin ich glücklich.“
Zumindest bei Eschborn-Frankfurt benötigt er auch nicht mehr die Ratschläge des Vaters. Rick Zabel hat mittlerweile genügend Erfahrungen auf dem Kurs durch den Taunus gesammelt - als Schüler und Jugendlicher sowie nicht zuletzt als Gewinner der U19-Ausgabe von 2011. Und mit dem gestrigen Auftritt ist er logischerweise irgendwann auch ein Sieg-Kandidat. Zunächst aber will er sich als Anfahrer von Kristoff etablieren. "Ich verstehe mich sehr gut mit Alex, wenn ich weiter die Leadouts fahre, wird er sicher für mich ein Fürsprecher sein. Aber das ist Zukunftsmusik, ich bin froh, dass heute alles gut ist“, betonte er.
In nächster Zukunft stehen die Kalifornien-Rundfahrt und die Tour de Suisse in Zabels Programm. „Und danach ist die Tour de France mein Ziel“, kündigte er selbstbewusst an. In Frankfurt hat er bereits ein erstes Empfehlungsschreiben abgegeben, mehr aber auch nicht, wie er betonte: „Klar, die Tour ist ein Thema, aber davor sind noch andere Rennen wichtig. Deshalb heißt es für mich erst mal Ruhe bewahren.“
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