Sky-Teamchef sagt vor Parlamentsausschuss aus

Brailsford: "Paket an Wiggins enthielt Hustenlöser Fluimucil"

Foto zu dem Text "Brailsford:
Sky-Teamchef Dave Brailsford muss sich unangenehmen Fragen stllen - und verstrickt sich bei seinen Antworten in Widersprüche. | Foto: Cor Vos

19.12.2016  |  (rsn) – Dave Brailsford hat im Fall der ominösen Medikamentenlieferung an Bradley Wiggins zum Critérium du Dauphiné 2011 sein Schweigen gebrochen. Vor dem Sportausschuss des Britischen Parlaments erklärte der Sky-Team-Manager am Montag, bei dem Inhalt des Pakets, das von einem Team-Betreuer überbracht wurde, habe es sich um ein Medikament namens Fluimucil gehandelt, ein schleimlösendes Mittel, das von der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA zur Behandlung von Husten und Halsschmerzen zugelassen ist.

Allerdings konnte Brailsford für diese Behauptung keine Beweise oder Belege vorweisen, sondern bezog sich dabei auf eine Aussage von Sky-Teamarzt Richard Freeman. "Dr. Freeman sagte mir, dass Fluimucil in dem Paket war“, so der Waliser, der sich auch zu der ungewöhnlichen Art der Beschaffung äußerte: "Ich glaube nicht, dass es verworren war, ich denke, dass es der einfachste Weg war.“

Der damalige Frauen-Trainer Simon Cope hatte von Manchester aus das Paket am 12. Juni nach der letzten Dauphiné-Etappe in La Toussuire an Freeman übergeben. Der soll nach britischen Medienberichten damit Wiggins im Team-Bus aufgesucht haben. Im Versuch, diesen Vorgang zu erklären, hatte sich Brailsford zunächst in teils peinliche Widersprüche verwickelt.

Zunächst sagte er, der Sky- Bus sei an jenem Tag in La Toussuire ohne Wiggins abgefahren. Videos zeigen jedoch, wie der Dauphiné-Gesamtsieger Interviews vor dem Fahrzeug gibt. Dann behauptete Brailsford, Cope habe nicht das Team, sondern Emma Pooley aufgesucht. Die dementierte prompt und bestätigte stattdessen, dass sie sich zum damaligen Zeitpunkt in Spanien aufgehalten habe, wo sie die Rundfahrt Emakumeen Bira bestritt.

Brailsford verteidigte am Montag auch sein Vorgehen, nachdem er von der Lieferung erfahren hatte. Zunächst habe er sich alle Fakten beschafft und mit allen Zeugen gesprochen und sei dann zu dem Schluss gekommen, dass es sich dabei um keinen Anti-Doping-Regelverstoß gehandelt habe. Der 52-Jährige gab vor dem Ausschuss für Kultur, Medien und Sport, der sich mit dem Thema "Anti-Doping und Ethik im Sport“ befasst, aber zu, dass es wohl besser gewesen wäre, die Fakten von einer unabhängigen Behörde überprüfen zu lassen.

Zuvor hatte bereits Shane Suttoon, damals Technischer Direktor bei British Cycling, in der Anhörung erklärt, dass er das Paket durch den damaligen Frauen-Trainer Cope an Wiggins habe überbringen lassen. Über den Inhalt der Lieferung habe er allerdings nichts gewusst, außer, dass es sich um Medizin gehandelt habe. “Ich habe die Autorisierung gegeben, es durch Simon Cope dorthin zu schicken. Es gab eine Anfrage […], aber das ist nicht unüblich“, sagte der Brite Die Anfrage zu der Lieferung sei laut Sutton von Sky-Teamarzt Richard Freeman gekommen, der auch für die weitere Verwendung zuständig gewesen sei – was auch Brailsford betonte.

Befragt wurden auch Bob Howden, der Präsident des Britischen Radsportverbands British Cycling, und Dr. George Gilbert, der Vorsitzende der Ethikkommission von British Cycling. Beide verneinten ebenfalls, Kenntnis über den Inhalt des Paktes gehabt zu haben. “British Cycling verschickt Pakete auf einer ganz regulären Basis, denn unsere Teams sind auf der ganzen Welt im Einsatz“, erläuterte Gilbert das Vorgehen. “Dabei könnte es sich um Pedale oder um Ersatzschuhe handeln. Wir verschicken alle möglichen Sachen.“ Allerdings fügte er mit Blick auf den Fall Wiggins an: "Dieses Paket ist vielleicht anders.“

Ethik-Chef Gilbert fügte noch an, dass man sich den Inhalt des Pakets nicht angeschaut habe, weil man durch die Britische Anti-Doping-Agentur UKAD dementsprechend instruiert worden sei. Warum diese Instruktion ergangen sei, sagte Gilbert nicht.

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