Trainingsstart mit Katusha-Alpecin

Tony Martin: "Gefühlt spricht hier jeder Zweite Deutsch"

Foto zu dem Text "Tony Martin:
Tony Martin im Katusha-Alpecin-Trainingslager | Foto: Felix Mattis

06.12.2016  |  (rsn) - Der Wechsel von Blau zu Rot ist vollzogen. Im neuen Trikot zeigt sich Tony Martin beim Team-Meeting von Katusha-Alpecin in Benidorm (Spanien). "Es ist schon komisch, nach fünf Jahren bei Quick Step, wo ich mich sehr wohlgefühlt habe, nun ein rotes Trikot anzuhaben“, gesteht der viermalige Zeitfahr-Weltmeister im Live-Interview mit Eurosport.

Mit einigen Tagen Verspätung war Martin nach der Geburt seiner Tochter an der Costa Blanca angekommen. "Es war sehr schwer wegzufahren. Ich bin überglücklich und habe die Tage zuhause sehr genossen. Ich freue mich, dass es der Kleinen richtig gut geht. Es ist sehr schön, dass ich diese einmalige Erfahrung mache durfte“, erklärte der 31-Jährige noch immer erfüllt von dem "einmaligen Erlebnis“. Die ersten Tage wurde er vom Programm seines neuen Teams abgelenkt. Ein bisschen fürchtet er nun die Ruhe. "Wenn ich alleine hier im Bett liegen werde, denke ich an meine beiden Frauen zuhause, das wird es sicher sehr schwer für mich.“

Mit jeweils Gold im Einzel- und im Mannschaftszeitfahren der WM und seinem neuen Goldstück zuhause hat er sich aus dem Tief des so zäh begonnen Jahres geholt. Nach seiner "schwersten Saison“ freut er sich auf die neuen Aufgaben bei Katusha-Alpecin: "Ich bin super motiviert, neue Sachen zu erleben und auch meinen Input abzugeben, um vielleicht das Team mit zu formen. Ich hoffe, dass ich auch etwas Einfluss nehmen kann.“

Martin überrascht, wie "Deutsch" das einstmals russische Team ist, das nun mit einer Schweizer Lizenz startet. "Für mich ist es ein Umstellung, so viel Deutsch im Team zu reden. Das hatte ich weder bei HTC noch bei Quick Step. Gefühlt spricht hier jeder Zweite Deutsch. Seien es die Sponsoren, die Fahrer oder der Staff. Es ist eine schöne Atmosphäre für mich. Klar, auf Deutsch fühle ich mich natürlich umso wohler“, gestand er. Martin: "Man merkt, dass sich das Team geöffnet hat, es ist internationaler geworden und wohl bewusst vom russischen Charakter weggegangen. Was ich bisher mitbekommen habe, gefällt mir sehr, sehr gut.“

Obwohl  Erfolge in diesem Jahr bei den Klassikern ausblieben, will Martin an seinem Programm nicht viel ändern. "Letztes Jahr hat Spaß gemacht. Da fuhr ich mehr in der Helferrolle. Ich denke schon, dass ich in der kommenden Saison bereit bin, Führungsarbeit zu übernehmen und das eine oder andere Ergebnis selber einzufahren“, sagte er, um dann bescheiden anzufügen: "So weit die Theorie. Ob mir das in der Praxis gelingt, ist eine andere Sache. Aber das ist mein Ziel. Ich werde mich konzentriert darauf vorbereiten.“

Dabei wird er wohl nicht mehr ganz so schlank an den Start gehen. Martin: „Es gibt eine Gewichtsgrenze nach oben und nach unten. Ich habe in diesem Jahr gemerkt, dass ich doch das eine oder andere Kilo zu wenig hatte, da mir gerade im Flachen die Power gnadenlos gefehlt hat. Ich war erstmal froh, dass ich einen Weg gefunden habe, abzunehmen. Das ist auch nicht immer ganz einfach. Aber es gibt eine Grenze, wo ich sage, das reicht jetzt. Ich werde nie der Bergüberflieger, es muss immer ein gesundes Mittelmaß gefunden werde. Wichtig ist, dass ich die Power behalte, die mich als Fahrer auszeichnet.“

Ein offenes Ohr hat er für die Vorschläge zu einer Reduzierung der Mannschaftsstärke in den Rennen. "Ich bin sehr erfreut über die Debatte an sich und den Lösungsvorschlag. Ich würde mich freuen, wenn sich die Teams verkleinern würden und die Rennen dadurch offener werden. Es passieren dadurch mehr Überraschungen. Die Rennen werden aggressiver gestaltet. Ich bin ja ein Fahrer, der gerne mal, vor dem eigentlichen Finale angreift. Da ist es ein Unterschied, ob das Team mit sieben oder acht Fahrern versucht, mich wieder einzuholen", sagte er.

Martin glaubt auch, dass die Sicherheit durch kleinere Fahrerfelder verbessert werden kann. Dagegen glaubt er nicht, dass deshalb Arbeitsplätze wegfallen würden. Martin: "Manche Teams sind jetzt schon am Limit. Es gibt Wochen im Jahr, wo die Teams ein Dreifachprogramm fahren müssen. Man sieht, dass immer mehr WorldTour-Rennen aufgerufen werden. Der Kalender wird immer voller. Ich glaube eher, dass es eine Entlastung geben wird.“

 

Weitere Radsportnachrichten

31.03.2025“Großvater“ Kristoff landete fast nochmal auf dem Podium

(rsn) – Zwei Monumente konnte Alexander Kristoff (Uno-X Mobility) in seiner Karriere schon gewinnen, aber auch bei Gent-Wevelgem in Flanders Fields war der mittlerweile 37-jährige Norweger schon e

31.03.2025Jakobsen muss unters Messer und steht vor langer Zwangspause

(rsn) – Spätestens nach der Saison 2022 schien der Horror-Sturz von Fabio Jakobsen (Picnic - PoostNL) aus der Polen-Rundfahrt aus dem Jahr 2020 endgültig vergessen, der heute 28-Jährige fuhr mit

31.03.2025Tudor, TotalEnergies und Uno-X bekommen die Tour-Wildcards 2025

(rsn) – Kaum hat die UCI die Bestätigung einer möglichen dritten Wildcard für die Grand Tours im Jahr 2025 bekanntgegeben, ist auch die ASO als Veranstalterin der Tour de France nun bereits vorge

31.03.2025Wiebes‘ unglaubliche Statistiken: Die Zahlen hinter der “100“

(rsn) – Ihren ersten UCI-Sieg feierte Lorena Wiebes im Jahr 2018. Das war damals im Mai beim Dorpenomloop in Aalburg, einem Rennen, das heute nicht mehr ausgetragen wird. Damals war sie 19 Jahre alt

31.03.2025UCI bestätigt Erweiterung der Grand-Tour-Pelotons auf 23 Teams

(rsn) – Nachdem sich das Professional Cycling Council (PCC) bereits für ein zusätzliches 23. Team bei den Grand Tours ausgesprochen hatte, hat nun auch das UCI Management Komitee die Entscheidung

31.03.2025Kool schafft bei Gent-Wevelgem den Befreiungsschlag

(rsn) – Auch wenn die Weltklasse-Sprinterin Charlotte Kool (Picnic – PostNL) beim überlegenen Sieg von Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) bei Gent-Wevelgem (1.UWT) chancenlos aussah, war die 25-

31.03.2025Keßler holt dritten Platz auf Schlussetappe der Olympia´s Tour

(rsn) - Für die Teams Lotto – Kern Haus – PSD Bank und Rembe – rad-net ist mit unterschiedlichen Gefühlen eine insgesamt erfolgreiche Olympia´s Tour zu Ende gegangen und Run & Race - Wibatech

31.03.2025Kooij erleidet Schlüsselbeinbruch bei Gent-Wevelgem

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat sich bei seinem Sturz 72 Kilometer vor dem Ziel bei Gent-Wevelgem (1.UWT) das Schlüsselbein gebrochen. Das bestätigte das niederländische Team vi

31.03.2025Haller fehlte ein halbes PS bei Pedersens Attacke

(rsn) – Durch die immer früheren Attacken der Favoriten bei den belgischen Frühjahresklassikern hat sich die Taktik, über die frühe Ausreißergruppe vor das Rennen zu kommen, in den letzten Jah

31.03.2025Dwars door Vlaanderen im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Dwars door Vlaanderen (1.UWT) ist eines der kürzesten flämischen Eintagesrennen des Frühjahrs. Im vergangenen Jahr etwa betrug die Distanz "nur" 183,7 Kilometer. Für die Fahrer ist das

30.03.2025Pedersen: “Erwartet das nicht immer von mir“

(rsn) – Es war schon eine sehr eindrucksvolle Show, die Mads Pedersen (Lidl – Trek) mit seiner 56 Kilometer langen Soloflucht beim 87. Gent-Wevelgem in Flanders Fields bot. Als wäre nichts weiter

30.03.2025Degenkolb: “Als Mads losfuhr, hatte keiner die Beine“

(rsn) – John Degenkolb (Picnic – PostNL) hat beim 87. Gent-Wevelgem (1.UWT) eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er trotz seiner 36 Jahrebei harten, langen Eintagesrennen immer noch mit der

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine