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07.08.2016 | (rsn) - Mehr noch als bei den Männern ist das Olympische Straßenrennen der Frauen am Sonntag der große Höhepunkt der Saison 2016. Ohne Tour de France oder andere dreiwöchige Rundfahrt im Kalender ist der 7. August in Rio der Tag, auf den das gesamte Peloton seit vergangenem Winter hingearbeitet hat - da war sogar der Giro d'Italia im Juli für viele nur eine Art Vorbereitungsrennen. Und selbst Fahrerinnen, die nicht als Top-Klettererinnen bekannt sind, arbeiteten am Körpergewicht, um sich für den auch bei den Frauen sehr schweren Parcours bereit zu machen. Start ist um 17:15 Uhr deutscher Zeit, mit der Zielankunft ist nach 141 Kilometern gegen 21 Uhr zu rechnen.
Die Strecke: Der Kurs des Frauenrennens ist derselbe, den am Samstag auch die Männer fuhren - allerdings mit jeweils nur einer Runde über die Schleifen von Grumari beziehungsweise Vista Chinesa. Zunächst geht es vom Start an der Copacabana über Ipanema und Barra nach Grumari, wo zwei Anstiege warten: zunächst einer über 1,2 Kilometer bei durchschnittlich 7 Prozent, dann einer über 2,1 Kilometer bei durchschnittlich 4,5 Prozent - und das ganze garniert mit einem zwei Kilometer langen Kopfsteinpflastersektor.
Anschließend geht es an der Küste entlang zurück in Richtung Rio, wo der harte, zweigeteilte Anstieg über Canoas hinauf zum Vista Chinesa-Aussichtspunkt 715 Höhenmeter überwindet und das Rennen vorentscheiden wird. Die Maximalsteigung des 8,9 Kilometer langen Berges beträgt beeindruckende 18 Prozent. Es folgt jene sechs Kilometer lange, sehr technische Abfahrt, die im Rennen der Männer für zahlreiche schwere Stürze sorgte, bevor die letzten zehn Kilometer flach zum Ziel führen.
Die Favoritinnen: Greg Van Avermaet hat im Rennen der Männer bewiesen, dass auch der harte Kurs von Rio nicht unbedingt nur für Kletterer gemacht ist. Und nicht umsonst werden Titelverteidigerin Marianne Vos und Weltmeisterin Lizzie Armitstead, die in London vor vier Jahren Silber gewann, oft als Top-Favoritinnen genannt: Sie sind beide kletterstark und trotzdem endschnell. Doch gerade Armitstead wird es nach den Diskussionen um ihre Missed-Test-Affäre schwer haben - auch weil ihr dreiköpfiges Team mit Nikki Harris und Emma Pooley dem der Niederländerinnen sowie vor allem dem der USA unterlegen scheint.
Die US-Amerikanerinnen beeindrucken im Kollektiv und schicken mit Giro-Siegerin Megan Guarnier die wahre Top-Favoritin ins Rennen. Sie war am Berg in diesem Jahr immer stärker als Vos und Armitstead und kommt auch bergab genauso gut zurecht, was auf dem Weg zum Ziel in Rio besonders wichtig werden dürfte. Ihre Teamkolleginnen Mara Abbott und Evelyn Stevens klettern vielleicht sogar noch besser, werden mit der Abfahrt vom Vista Chinesa aber ihre Probleme haben.
In den engsten Favoriten-Kreis gehören in Kombination von Kletterfähigkeit und Abfahrtsqualität außerdem Elisa Longo Borghini und Katarzyna Niewiadoma aus Italien beziehungsweise Polen sowie die Mountainbikerinnen Jolanda Neff aus der Schweiz und Pauline Ferrand Prevot aus Frankreich - und natürlich die Niederländerin Anna Van der Breggen, die wegen des langen Anstiegs nach bisherigem Saisonverlauf sogar stärker einzuschätzen ist als ihre Teamkollegin Vos.
Am Berg gehörte auch die Südafrikanerin Ashleigh Moolman-Pasio in dieser Saison stets zur Extraklasse, so dass sie in Rio eine heiße Medaillen- oder sogar Siegkandidatin ist - genau wie Alena Amialiusik aus Weißrussland und, wie immer, Schwedens Emma Johansson.
Die Deutschen: Mit einem vierköpfigen Aufgebot startet der Bund Deutscher Radfahrer ins Straßenrennen - numerisch ist kein Land besser aufgestellt. Die große Medaillen-Hoffnung heißt dabei Claudia Lichtenberg. Die Giro-Siegerin von 2009 ist die kletterstärkste Deutsche und verfügt auch über die Abfahrts-Qualitäten, die es auf diesem Kurs braucht, um am Ende vorne dabei zu sein. Eine Medaille ist das erklärte Ziel, und das ist weder zu hoch noch zu tief gesteckt - auch wenn für das Erreichen alles passen muss.
Unterstützt wird Lichtenberg von der normalerweise ebenfalls kletterstarken Trixi Worrack, der aber für ein Spitzenresultat nach dem Verlust ihrer linken Niere im März noch an Kraft für ein so hartes Straßenrennen fehlt. Möglich trotzdem, dass sie oder Lisa Brennauer in eine Ausreißergruppe gehen und dort ihre Chance suchen, um gleichzeitig das Team im Feld zu entlasten. Vor allem in der Anfangsphase und auf dem langen Weg zum bergigen Schluss-Rundkurs Helferdienste verrichten wird Romy Kasper.
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