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24.07.2024 | Zum ersten Mal in der Geschichte der Equipe wagte sich das Team Strassacker mit zwei Vierer-Mannschaften zum prestigeträchtigen 24-Stunden-Rennen auf den Nürburgring. An einem äußerst spannenden und ereignisreichen Wochenende gelangen zwei Siege - bei vier Starts.
"Wo ist die Wechselzone? Wooo?“ stand am Samstag um 13:40 Uhr in unserem WhatsApp-Chat - eine berechtigte Frage, und sie gewann an Brisanz, weil sie von Dennis Biederer gestellt wurde. Dennis war Startfahrer unseres Teams 1 - und er befand sich schon auf der ersten Runde des Rennens. Aber hatte er sich auf der Grandprix-Strecke auf dem Weg zurück zu unserem Team-Zelt verfahren, wo mit Chris Mai der zweite Fahrer in den Startlöchern stand. In den folgenden Minuten brach leichte Panik aus, wir sahen schon nach der ersten Runde unsere Felle davonschwimmen...
Für das Team 2 war Jonas Kahler als erster unterwegs, er übergab den Staffelstab problemlos an Johannes König. Von Dennis weiterhin keine Spur... Zum Glück konnte ich (Fabian Thiele; d.Red.) ihn per Telefon noch an die richtige Stelle lotsen und Chris machte sich auf die Verfolgung des Felds. Die ganze Aktion hatte uns allerdings mehr als zehn Minuten gekostet – eine schwere Hypothek.
Damit war unsere Taktik schon über den Haufen geworfen, bevor das Rennen richtig begonnen hatte. In Anbetracht der Länge des Rennens hatten wir uns vorgenommen, möglichst defensiv mitzufahren und die Entscheidung erst am Sonntag Morgen herbeizuführen. Das war nun schon passé, wir mussten vom Start weg Vollgas gehen.
Zahlreiche Umstellungen in den Vierer-Teams
Schon die unmittelbare Vorbereitung für das 24-h-Rennen war etwas holprig verlaufen. Moritz Palm und Moritz Beinlich, beide für Team 1 vorgesehen, fielen in den Wochen vor dem Start aus. Moritz P. hatte sich bei einem Sturz beim "Hegau Gravel" Ende Juni ein Muskelbündel im Oberschenkel gerissen, Moritz B. die Woche vor Rad am Ring mit Corona das Bett gehütet. Dafür rückten Nils Kessler und ich ins erste Team. Dadurch wurden in Team 2 die Planungen ebenfalls durcheinandergeworfen, zumal der planmäßige Ersatzfahrer Jannis Wittrock am Tag vor dem Rennen mit Erkältung absagen musste.
Im zweiten Team kamen so schließlich neben Jonas und Johannes noch Jonas Bzrenczek und Joscha Weber zum Einsatz; letzterer feierte sein gefühlt zehntes Comeback vom Karriere-Ende. Trotz allem wollten wir mit Team 1 weiter um den Sieg fahren, während es im Team 2 vor allem darum ging, Spaß zu haben und eine gute Performance abzuliefern - nicht zuletzt weil drei der vier Fahrer ihr erstes Rennen nach langen Pausen bestritten.
Außerdem machte sich Daniel Novak an das Projekt Titelverteidigung über die 24 Stunden in der Einzelwertung. Neben den Sportlern waren mit Team-Chef Franco Adamo auch unsere "Passiv-Mitglieder" Jürgen, Michael und Frank dabei, die sich vorbildlich um unsere Betreuung während des Rennens kümmerten.
Moritz Palm siegt über 150 km
Parallel zum 24-Stunden-Rennen fand wie immer das 150-Kilometer-Rennen statt. Hier starteten Phil Peitzmeier bei den Herren und Jael Kahler (ex Heinrich) bei den Damen. Auch Moritz P. hatte spontan noch gemeldet, nachdem er unter der Woche schon wieder halbwegs schmerzfrei trainieren konnte. Jael und Phil gaben ebenfalls ihre Comebacks, nach langen Verletzungspausen. Beide mussten der Hitze Tribut zollen und konnten kein Ergebnis einfahren.
Moritz dagegen fuhr ein sehr starkes Rennen. Nachdem sich eine frühe Ausreißergruppe gelöst hatte, behielt er auch ohne die Unterstützung der Kollegen die Ruhe und forcierte am langen Anstieg zur Hohen Acht Runde um Runde das Tempo. In der letzten Runde wurde schließlich der letzte Ausreißer gestellt, Moritz kam als Teil einer Vierergruppe auf die Zielgerade. Dort war gegen ihn kein Kraut gewachsen: Mit mehreren Radlängen Vorsprung konnte er souverän den Sieg im Sprint einfahren. Nach den Plätzen vier und zwei in den letzten beiden Jahren konnte er damit einen weiteren Sieg bei einem der großen deutschen Jedermann-Rennen feiern.
Hochspannung über 24 Stunden
Bei den Vierer-Teams entwickelte sich unterdessen ein Krimi erster Güte. Unser Team 1 konnte, angespornt durch das Malheur, zum Auftakt Runde um Runde Zeit gut machen: Von Platz zwölf nach der zweiten Runde arbeiteten wir uns Stück für Stück nach vorne und lagen nach etwa acht Runden schon auf dem dritten Rang. Der Abstand zu den beiden führenden Teams wollte aber nur langsam schrumpfen und pendelte sich zwischen acht und sechs Minuten ein. In Front lagen mit den "Ledschends" die Titelverteidiger und mit "Philipps Bike-Crew" aus der Schweiz die Zweitplatzierten des Vorjahres.
Mit Einbruch der Dunkelheit kam Bewegung in die Sache. Plötzlich näherten wir uns auf drei Minuten an - und befanden uns damit in Schlagdistanz. Team 2 hatte sich unterdessen auf Rang fünf eingependelt. Ab Mitternacht änderten wir unseren Rhythmus. Statt alle vier Fahrer nacheinander (A, B, C, D) wechselten wir uns nun in Zweierpärchen ab (A, B, A, B; C, D, C, D), um etwas längere Pausen zum Schlafen zu haben. Dennis und Chris machten in Team 1 den Anfang, auf meiner ersten Nachtrunde konnte ich schließlich die Lücke zu den "Ledschends" schließen.
Nils und ich fuhren dann jeweils eine Runde zusammen mit den Titelverteidigern und auf seiner zweiten Runde schloss Nils die Lücke zu den Spitzenreitern "Philipps Bike-Crew". Bei Anbruch der Dämmerung war das Rennen also wieder vollkommen offen, die letzten acht Stunden versprachen weiter Höchstspannung. Damit nicht genug: Der Himmel öffnete die Schleusen und der neue Tag begann mit nassen und sehr rutschigen Straßen. Daniel hatte noch am Samstagabend aufgrund der Hitze die Segel streichen und den Traum von der Titelverteidigung begraben müssen.
Und plötzlich läuft‘s…
Kaum war die Lücke zur Spitze geschlossen, blies der nun wieder fahrende Dennis zum Angriff – wenn auch eher unfreiwillig. Während einer der beiden Konkurrenten bei den rutschigen Straßen zu Sturz kam und dadurch den Anschluss verlor, konnte der andere das Tempo von Dennis an der Hohen Acht nicht mitgehen. Nicht weniger als drei Minuten fuhr Dennis auf seiner Runde heraus und brachte uns das erste Mal in Front. Das Blatt hatte sich gewendet!
Jetzt hieß es, kein unnötiges Risiko einzugehen und den Vorsprung zu verteidigen. Das klappte hervorragend, denn motiviert von der Aussicht auf den Sieg konnten wir unsere Rundenzeiten auf abtrocknender Strecke wieder steigern. Unsere Konkurrenz verlor dagegen Runde um Runde eine Minute nach der anderen. Am Vormittag wuchs die Lücke erstmals auf über zehn Minuten und der Sieg war zum Greifen nah. Mittlerweile konnten wir ausrechnen, dass Dennis die letzte Runde fahren würde, es wäre die 33. Alle Fahrer und Betreuer kamen an die Strecke und nahmen Dennis um 12:18 Uhr in Empfang: Großer Jubel und Erleichterung!
Trotz unseres anfänglichen Rückschlags hatten wir uns nie aus der Fassung bringen lassen und konnten schließlich mit einer sehr konstanten und ausgeglichenen Team-Leistung einen deutlichen Erfolg einfahren. Damit endet unser Ausflug auf die Langdistanz mit einem wunderbaren Ergebnis: Auch unser Team 2 hielt sich bis zum Schluss vortrefflich und beendete das Rennen auf Rang fünf. Neben dem sportlichen Erfolg war das ganze Wochenende sehr gut fürs Teambuilding - und es hat darüber hinaus noch viel Spaß gemacht.
Nun geht es zurück in unser angestammtes Revier, die Eintagesrennen: Beim Jedermann-Rennen der Deutschland-Tour wollen wir unsere Siegesserie der Vorjahre fortsetzen, dann werden wir in den beiden folgenden Wochen die UCI-Granfondo-WM in Dänemark, den Ötztaler Radmarathon und den Riderman in Roth mit großen Ambitionen in Angriff nehmen - unsere letzten Highlights des Jahres.
Fabian Thiele ist Fahrer im Team Strassacker.
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