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19.09.2025 | Enttäuschung gleich zu Beginn: Nein, die 8.848 Höhenmeter wurden nicht auf einem Klapprad absolviert. Ich weiß, ich weiß – das Team Early-4-Birds steht normalerweise für Klapprad-Exzesse, Schlaghose und Bremsklötze aus der Kaiserzeit. Aber ganz ehrlich: So ein 70er Jahre-Klappi mit Rücktrittbremse ist bergab einfach eine rollende Todesfalle auf zwei wackeligen 20 Zoll-Reifen. Und ich hänge dann doch irgendwie an meinem Leben.
Die Wahl fiel daher auf ein 'ganz normales' Rennrad – von 2002. Also quasi das Youngtimer-Modell unter den Drahteseln: Alurahmen, Felgenbremsen mit Seilzug, Schaltung rein mechanisch – nix Elektronik-Gedöns. Und nein, auch die Übersetzung (53/38 vorne, 11/28 hinten) wurde nicht angepasst. Der alte VeloWino-taugliche Renner hätte die Kurbelumdrehungen auch nicht angenehmer gestaltet.
Die Wurzel allen Wahnsinns war ein Rum-Tasting am 8. Februar 2025. Und während andere sich mit dem Satz "Lass uns mal wieder wandern gehen" blamieren, fiel bei uns das Wort "Everesting". 8.848 Höhenmeter. Mit dem Fahrrad. Einfach so. Klingt verrückt? Perfekt.
Im Sommer wurde es dann etwas stiller – wie das halt so ist, wenn aus einer Schnaps- beziehungsweise Rum-Idee plötzlich echte Planung werden soll. Am Ende hab‘ ich mir gedacht: Du hast ziemlich große Töne gespuckt - nun lass auch Taten folgen. Also zieh's durch, oder scheitere heldenhaft beim Versuch!
Hand aufs verschwitzte Trikot: Natürlich gibt es Sinnvolleres, als den gleichen Hügel x-mal hochzustrampeln und immer wieder runterzurollen. Aber irgendwo zwischen Wahnsinn, Ego und Endorphinen gräbt sich die Frage immer tiefer ein: Was wäre, wenn ich’s wirklich schaffen würde?
Man testet seine Grenzen – oder kommt ihnen zumindest sehr, sehr nah. Und man lernt dabei auch viel über sich selbst: zum Beispiel, wie tief man dem inneren Schweinehund in die Augen blicken kann, wenn man ihm die Stirn bietet.
Die wichtigen Fragen stellt man sich vorher:
- Breche ich ab, wenn ich müde bin? Nö.
- Wenn’s regnet? Nein.
- Wenn’s dunkel wird und ich plötzlich an Wildschweine denke? Auch nicht.
- Wenn ich keine Lust mehr hab? Dann erst recht nicht!
Meine drei Abbruchkriterien:
1. Verletzungs-gefährliche Abfahrts-Situationen (ich bin risikobewusst, aber nicht lebensmüde).
2. Der Körper schreit medizinisch / orthopädisch so laut "Stopp!", dass selbst meine Ärzte in Ruhestand das noch hören würden.
3. Deadline: Mitternacht. Danach ist Geisterstunde, aber nicht mehr Everesting.
(... und das ist gegenüber den zwei ersten subjektiven Punkten objektiv messbar.)
Auto morgens im Dunkeln oben am Petersberg abgestellt – damit war ich 'technisch gesehen' schon einmal oben – aber ohne Messung. Danach rollte ich (mit leichten Existenzzweifeln) bergab in die Dunkelheit. Erste Feststellung: Nachtfahrten mit Lampe in einer Gruppe sind etwas Besonderes – alleine eher semi-romantisch. Und ja, das Rascheln im Gebüsch war real: Wildschweine. Google sagt, sie sind um diese Jahreszeit eher chillig. Ich hoffe, das wissen auch die Tiere hier am Petersberg.
Woodstock, das Maskottchen der Early-4-Birds, war dabei. | Foto: Dirk Feldhoff
Mit Sonnenaufgang wurde mein Tatendrang dann größer. Gegen Mittag gab's kalte Nudeln am Auto – 5-Sterne-Menü à la Tupper. Sonst: Jede Stunde ein Gel sowie vorbereitete Trinkflasche mit Pulver am Auto tauschen. Zwischendurch mal ’nen Kaffee und E-Bike-Begleitung von einem Bekannten, später ein paar aufmunternde Worte vom Vereinskollegen, der ein Stück mitgelaufen ist.
Der Regenschauer war ja noch eine angenehme Pausen-Aufforderung. Gegen 17 Uhr nimmt der Spaßfaktor aber deutlich ab. Jedenfalls: Gels will der Körper nicht mehr so richtig aufnehmen, Trinken wird zur Tortur, und die Durchschnittsgeschwindigkeit sinkt in Bereiche, die man eher von Einkaufswagen kennt.
Aber: Keines der drei Abbruchkriterien trat ein. Also: Weiter, immer weiter – auch wenn es wieder dunkel wird.
Irgendwann gegen halb elf, mitten in der letzten Auffahrt, leuchtet sie plötzlich auf: 8.848 Höhenmeter. Kurz innehalten, Foto machen, fast vom Rad kippen – aber geschafft! Ich hab’s wirklich durchgezogen. Der letzte Anstieg war dann fast schon meditativ – also, wenn man Meditation in Schlangenlinien (be-)schreiben kann…
Der große Moment – die 8.848 Höhenmeter sind geknackt. | Foto: Berthold Balg
Fazit:
Ob ich mich auch über ein "Zugspitzing" (2.992 hm) oder "Matterhorning" (4.478 hm) gefreut hätte? Vielleicht. Aber wahrscheinlich haben mich die Gedanken an diese niedrigeren Berge eher stärker motiviert: "Ach komm, die paar Meter kannst du auch noch! Bring das vollständig zu Ende, was du angefangen hast."
Außerdem: Klappradfahren am Berg: Eher beim Kalmit-Klapprad-Cup. Denn dort ist es auch verboten, sich mit dem edlen alten Stahl-Gefährt in die Abfahrt zu stürzen.
Also, falls du auch mal Lust auf so ein beklopptes (aber nicht beklapptes) Abenteuer hast – hier ein paar Tipps von einem Leid-Geprüften:
- Mach’s für dich. Nicht für Strava, nicht für Insta, nicht fürs Ego deines Nachbarn
Mach es für dich.
- Willst du es wirklich? Und zwar wirklich wirklich?
- Definiere deine Abbruch-Kriterien! Mindestens eines davon sollte messbar sein (also nein, 'wenn ich keinen Bock mehr hab' zählt nicht).
- Übersetzung anpassen! Irgendwann - spätestens am Hillary-Step ;-) - wirst du dir selbst danken.
- Abwechslungsreicheres Essen: Neben dem Gel auch mal was Salziges oder Herzhaftes. Sonst klebt der Glibber nicht nur fest an Händen und Lenker, sondern auch deinen Magen zu.
Und zum Schluss nochmal die Worte von unserem Sohn, dem Kurzstrecken-Schwimmer, als Sinnbild aller vernünftigen 'Strecken-Abschätzer':
"Nix für Sprinter!"
Berthold Balg, aka "Ironbart", ist Capitaine de Route im Klapprad-Team „Early-4-Birds“
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