Gedanken einer leidenschaftlichen Gravel-Bikerin

UCI-Gravel-Rennserie: Braucht´s des?

Von Annette Feldmann

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| Foto: pressedienst-fahrrad.de

10.10.2021  |  Gravel-Bikes boomen - keine Frage... Vor allem während der Pandemie stieg die Nachfrage nach den Breitreifen-Rennrädern, die die Vorteile des Mountainbikes und des Rennrads vereinen. Viele Menschen haben das Gravel-Bike nicht nur als Vehikel für Bikepacking-Abenteuer vor der eigenen Haustür, sondern auch als Sportgerät für sich entdeckt. Wenig überraschend, dass der Internationale Radsportverband UCI nun offiziell eine weltweite Gravel-Rennserie ins Leben ruft. Das sorgt aber nicht bei allen Schotter-Freunden für Begeisterung. Der pressedienst-fahrrad hat sich Gedanken dazu gemacht.

1. Es sind Jedermann-Rennen
Die geplante Serie, bei der sich die Teilnehmer/innen für die UCI-Gravel-Weltmeisterschaften qualifizieren können, soll als Jedermann-Rennen durchgeführt werden. „Für Fahrerinnen und Fahrer mit Ehrgeiz, die kompetitiv unterwegs sein wollen, aber keine Profis sind, ist das ein perfektes Format und eine tolle Abwechslung zu Jedermann-Rennen mit dem Rennrad“, sagt Branchen-Veteran Volker Dohrmann von Stevens Bikes aus Hamburg.

2. Spektakuläre Szenen
Auch die Profi-Rennen zeigen: Gravel ist in. Bei Tour de France und Giro d' Italia sorgten geschotterte Abschnitte für spektakuläre Szenen. Das Rennen "Strade Bianche" in der Toskana ist zu weiten Teilen ein Gravel-Rennen, und der Frühjahrs-Klassiker Paris - Roubaix rollt zwar kaum über Schotter, aber über krasse Pflastersteine. Das alles zeigt, dass solche Untergründe bei Zuschauer/innen und durchuas auch bei vielen Fahrer/innen beliebt sind.

3. Eine entspannte Community
Der Gravel-Szene sagt man nach, dass sie besonders entspannt sei. Noch kennt man sich (meistens): Man hilft sich gegenseitig, auch bei Rennen, und nach den Touren gehören Bier und Lagerfeuer dazu. Auch wenn die Fahrrad-Industrie mittlerweile versucht, Gravel-spezifische Kleidung an Mann und Frau zu bringen, ist die „Style-Polizei“ hier nicht so streng unterwegs wie etwa im Rennrad-Bereich. Das bedeutet umgekehrt aber: Ein neues, UCI-initiiertes Rennen bringt vermutlich Regeln mit sich – man denke etwa an die exakt vorgegebene Sockenlänge, die in offiziellen Rennen nicht über die halbe Distanz zwischen Knöchel und Mitte des Wadenbeinköpfchens hinausgehen darf. So befürchten nun einige Schotter-Freunde, dass das Reglement den entspannten „Gravel-Geist“ kaputtmachen könnte. Andererseits: Niemand ist gezwungen, an den Rennen teilzunehmen.

4. Es gibt nicht nur die UCI
Es muss ja nicht gleich der Internationale Radsportverband mit all seinen bürokratischen Anhängseln sein. Die Gravel-Community hat sich längst selbst Renn-Serien aufgebaut, so zum Beispiel das beliebte "Orbit360". Scouts stellen dafür Strecken in ganz Deutschland zusammen; wer die meisten und am schnellsten fährt, platziert sich im Ranking vorne. Aber auf Zeit zu fahren ist kein Muss. Wer lieber die Landschaft genießen will, nur langsam fahren möchte oder kann ist hier genauso richtig wie diejenigen, die die bis zu 200 Kilometer langen sogenannten Orbits in wenigen Stunden durchpowern.

Auch neue Events wie die "Schwalbe Gravel Games", die ähnlich den Mountainbike-Events gestaltet sind, und Testfahrten sowie Ausstellungen beinhalten, rollen langsam an. „Bei der Premiere der Gravel Games im Ruhrgebiet waren rund 4000 Interessierte vor Ort. Das Thema kommt an und spricht Radfahrer/innen in allen möglichen Regionen Deutschlands an – vom Profi bis zur Amateurin“, sagt Doris Klytta von Schwalbe.

5. Beim Graveln treffen sich Sport und Natur
Apropos Landschaft genießen – das lässt sich beim Graveln bestens machen, je nachdem, wie ambitioniert man unterwegs ist. Zum einen, weil man natürlich anders als bei (Renn)-Radrennen nicht auf Asphalt, sondern abseits der Straßen unterwegs ist. Und zum anderen ist die Geschwindigkeit auf Schotter und Trail geringer, als es bei Straßenrennen der Fall ist. Es bleibt also mehr Zeit, die Landschaft und Umgebung wahrzunehmen.

6. Vorteile für Veranstalter/innen
Bei reinen Straßenrennen müssen Straßen gesperrt werden, es ist im Vorfeld viel Organisation und Absprache nötig – mit der Polizei, mit Anwohner/innen und Helfer/innen. Da Gravel-Rennen zum großen Teil nicht auf Straßen verlaufen, entfällt viel davon - was es für Veranstalter/innen einfacher macht und für eine entspanntere Renn-Atmosphäre sorgt.

7. Unterschied zu Cyclocross-Rennen
Es gibt doch schon Rennrad-Rennen, die über nicht-asphaltierten Untergrund führen, mögen einige einwenden – Querfeldein- oder Cyclocross-Wettbewerbe nämlich. Im Gegensatz zu Gravel-Rennen werden diese Rennen im Herbst und Winter auf bis zu drei Kilometer langen, unbefestigten Rundwegen ausgetragen. Dabei gehören Hindernisse, Schlamm und Trage-Passagen unbedingt dazu. Die UCI reglementiert hier beispielsweise die Reifenbreite auf maximal 33 Millimeter. Zudem sind Cyclocrosser auf eine sehr sportliche Sitzposition ausgelegt und besitzen meist ein flacheres Oberrohr, um sie besser schultern zu können. "Gravel-Rennen sind eher auf Langstreckenfahrten ausgelegt, und sprechen somit eine andere Zielgruppe an", sagt Volker Dohrmann von Stevens.

8. Einmal mit Profis fahren
Bei einem Jedermann-Rennen gemeinsam mit einem Profi fahren? Das passiert meistens nur zeitversetzt, wenn zum Beispiel bei den Hamburger Cyclassics erst die Hobbyfahrer/innen und danach die Elite an den Start gehen. Viele ehemalige Profis haben aber nach ihrer Renn-Karriere das Graveln entdeckt, so zum Beispiel Paul Voß, Jens Voigt und Marcel Kittel. Wer sich also mit ehemaligen Tour-de-France-Teilnehmern messen will, ist bei Gravel-Rennen genau richtig.

9. Graveln macht Spaß
Das Wichtigste wie immer zum Schluss: Auf dem Gravelbike unterwegs zu sein macht einfach Spaß. Und das ist immer noch der beste Grund, um etwas zu tun. Und wo Spaß an der Sache und entspannte Menschen zusammenkommen, kann das für den Extra-Schub an Motivation sorgen, tatsächlich selbst einmal an einem Rennen teilzunehmen.Viel Spaß!

Annette Feldmann ist Redakteurin beim pressedienst-fahrrad.de

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