Abstand, Überholen, Sicherheit...

Der neue Rennrad-Knigge - in Zeiten von Corona

Von Wolfgang Preß

Foto zu dem Text "Der neue Rennrad-Knigge - in Zeiten von Corona"
Rennradfahren kann in Zeiten von Corona manchmal durchaus gespenstisch sein... | Foto: ben-scruton.com

31.03.2020  |  Als ich am vergangenen schönen Samstag mit meiner Frau Sonja auf unserer Hausrunde unterwegs war, geschah etwas, das mich doch ein wenig zweifeln ließ, ob Rennradfahrer tatsächlich bessere Menschen sind;-)

Wir drückten nach einer kleinen Pause am Starnberger See eine Welle
auf der Olympia-Straße nach München hoch, als sich von hinten ein neonbunt gewandeter Radler auf einem ziemlich teuer aussehenden Zeitfahrrad näherte. Er hängte sich kurz an Sonja, um nach der Kuppe dann grußlos mit vielleicht 50 cm Abstand schnaufend an uns vorbeizuziehen.

Damit nicht genug: Kaum war er wieder vor uns eingeschert, beugte er sich zum Straßenrand, und begann geräuschvoll zu schneuzen - keine drei Meter vor uns. Wir konnten seinem Sprühregen nur entkommen, indem wir schnell ein gutes Stück zur Fahrbahnmitte rückten.

Ich ging in die Pedale, und setzte mich neben ihn:
Das gehe ja wohl überhaupt nicht, und schon garnicht derzeit. Er guckte mich nur verständnislos an. Als ich ihm zu erklären versuchte, was er gerade so alles falsch gemacht hatte - zu wenig Abstand beim Überholen, Schneuzen nicht vor (oder in), sondern nur hinter einer Gruppe, kein Gruß - meinte er nur, er hätte doch genug Abstand gehalten. Kein Verständnis, kein Bedauern, keine Entschuldigung...

Auch wenn er offensichtlich ein Rennrad-Neuling war (zu erkennen nicht nur an seinem Verhalten, sondern auch an den langen schwarzen Kompressions-Strümpfen), und möglicherweise noch nie etwas von einem Rennrad-Knigge gehört hat, so hätte er sich doch zumindest an die Regel halten können, die in Zeiten von Corona absolut gilt: Abstand halten, ein Meter fünfzig Minimum!

Und dass man in Zeiten von Corona
andere Radler nicht mit dem Inhalt seiner Nasenflügel markiert, sollte eigentlich nichts sein, worüber man diskutieren müsste.

Diskutiert habe ich dann doch noch - allerdings mit meiner Frau, auf dem weiteren Heimweg, über das Verhalten des Radlers, und ob die Regeln beim Rennradfahren in diesen schwierigen Zeiten nicht die eine oder andere Aktualisierung nötig hätten. Und ob nicht manches aus dem Rennrad-Knigge aktueller denn je sei...

Hier das Ergebnis unserer Überlegungen.
Mit der Bitte an Sie, geschätzte Nutzer, uns Ihre Meinung zu diesem Thema zukommen zu lassen ( jedermann@radsport-news.com ). Wir werden in den nächsten Tagen eine Zusammenschau dazu machen.

Also...
Regel Nummer eins: Dass man sich an die aktuell geltenden Ausgangs-Bestimmungen hält, sollte selbstverständlich sein. Nie in einer Gruppe, sondern maximal zu zweit fahren (in Bayern nur alleine), oder gemeinsam mit im selben Haushalt lebenden Personen.

Regel Nummer zwei: Mindestens 1,5 Meter Abstand - auch beim Überholen, auf dem Radweg, an der Ampel. Bleiben Sie auf Distanz.

Regel Nummer drei, und absolutes No-go: Nicht freihändig während der Fahrt Richtung Straßenrand die Nase putzen, wenn andere in der Nähe sind. Immer ein Taschentuch verwenden - geht auch auf dem Rad. Benutzte Tücher ordnungsgemäß in einer Toilette entsorgen, nicht in der Natur.

Regel Nummer vier, und absolut de rigeur: Immer mit Helm fahren! Muß man Ihnen als altem Rennradler zwar wohl nicht extra predigen. Aber bitte nicht nur auf dem Rennrad, sondern auch bei der Fahrt zum Bäcker (oder Toilettenpapier-Hamstern;-). Was unser Gesundheits-System momentan wirklich nicht braucht, sind Kopfverletzungen, weil kein Helm getragen wurde. Eigentlich braucht's das nie - aber jetzt ganz besonders.

Regel Nummer fünf: Kein Risiko eingehen. Stürzen ist derzeit absolut verboten - siehe oben. Zum Weste an- oder ausziehen vielleicht lieber anhalten. Zum Whatsapp-schreiben sowieso. Auf Abfahrten nicht an die Grenzen gehen. In kritischen Situationen eher defensiv agieren.

Regel Nummer sechs: Wer auch mal mit dem Gravel- oder Mountainbike unterwegs ist, für den gilt umso mehr - no risk, keine schwierigen Trails. Auf kniffligen Passagen lieber einmal mehr absteigen, als einen Sturz riskieren.

Regel Nummer sieben: Immer in der Komfort-Zone fahren. Das Immun-System zu stärken ist gut. Aber eine Belastung durch Training im Maximal-Bereich kann bei einer nicht entdeckten (Corona-) Infektion lebensgefährlich sein. Auch wenn man (noch) keine Symptome hat.

Regel Nummer acht: Bei Kontakten zu anderen Rennradlern, vor oder nach der Ausfahrt, immer auf Abstand achten. Auch bei der Cappucino-Pause mit der Freundin, beim After-Ride-Bier mit dem Kumpel, beim Anstehen am Kiosk...

Regel Nummer neun: Radfahren macht trotzdem immer noch Spaß - auch wenn man sich an die Regeln hält. Zumal diese Regeln besser für die Gesundheit sind: für die eigene, aber auch die der anderen. Und man zeigt Respekt - eigentlich eine Grund-Tugend aller Rennradler...

Bleiben Sie gesund!

 

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