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23.10.2017 | Immer wieder berichten Medien über ein zunehmend aggressives Klima auf deutschen Straßen. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club teilt diese Wahrnehmung mit Sorge, hält aber Schuldzuweisungen an bestimmte Verkehrsteilnehmer für unzureichend.
Ursache der steigenden Aggression ist das wachsende Platzproblem
in den Städten. Dieses entsteht durch den immer weiter wachsenden Kraftfahrzeugbestand, immer mehr Autokilometer – und immer größere Autos.
„Natürlich ist gegenseitige Rücksichtnahme das oberste Gebot im Verkehr – und das gilt für alle Verkehrsteilnehmer. Man braucht aber kein Psychologie-Studium, um zu wissen: Wenn das Gedränge steigt, steigt auch der Stress-Pegel und die Reizbarkeit der Verkehrsteilnehmer", sagt ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork.
Stork weiter: "Straßenkampfähnliche Szenen werden
besonders in den Großstädten weiter zunehmen, wenn man nicht an die Ursache des Problems geht: die Dominanz und den absurd wachsenden Platzbedarf der Autos. Intelligente Verkehrspolitik von heute muss auf Alternativen zum Auto setzen, sonst fahren wir gegen die Wand.“
Deutschland hat heute einen Bestand von 45,8 Millionen Pkw. Das bedeutet eine Verzehnfachung seit 1960 (4,5 Millionen). Zusätzlich wurden Pkw allein zwischen 2000 und 2010 im Durchschnitt 19 Zentimeter länger, 15 Zentimeter breiter und 25 Zentimeter höher.
Das bedeutet: Es wird immer enger in den Städten.
Und da Autos im Durchschnitt 23 Stunden am Tag ungenutzt herumstehen, wird der wertvolle Platz noch dazu hoch ineffizient genutzt.
Während das Fahrrad vor dem zweiten Weltkrieg ein Massenverkehrsmittel war, wurde es in den 60er Jahren weitgehend vom Auto verdrängt. Seit den 80er Jahren nimmt der Radverkehr wieder zu, in einigen Großstädten sogar exponentiell.
Gleichzeitig geht die Kraftfahrzeug-Dichte jedoch nicht zurück.
Die Folge sind zunehmende Konflikte um den Raum in der Stadt. Veraltete und unterdimensionierte Fahrrad-Infrastruktur verschlimmern die Situation.
Die Folge sind Stress und Unfallgefahr. Für Radfahrende ist das Gedränge in der Stadt dabei deutlich gefährlicher als für Autoinsassen, denn erstere riskieren bei einer Kollision ihr Leben, während man im Auto meist mit Schreck und Blechschaden davonkommt. Hauptschuldiger bei Kollisionen von Rad und Auto ist in 75 Prozent der Fälle übrigens der Mensch im Auto.
Zu Beginn der Koalitions-Verhandlungen appelliert
der ADFC daher eindringlich an CDU/ CSU, FDP und Grüne, die Verkehrswende mit Priorität zu behandeln. „Die Förderung des Radverkehrs kann ein Gewinner-Thema für die neue Bundesregierung werden, denn es löst ein ganzes Bündel gesellschaftlicher Probleme auf einen Streich: Gesundheit, Klima, Lebensqualität, Mobilität für alle. Und ein Beitrag zu mehr Entspannung im Straßenverkehr ist es noch dazu.“
Stephanie Krone ist Pressesprecherin der Bundesgeschäftsstelle des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs e.V. (ADFC) in Berlin.
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