WorldTeam-Vorstellungen 2021

Trek - Segafredo: Fast alles bleibt beim Alten

Von Matthias Seng

Foto zu dem Text "Trek - Segafredo: Fast alles bleibt beim Alten"
Trek - Segafredo | Foto: Cor Vos

17.02.2021  |  (rsn) - Nachdem Manager Luca Guercilena seinen Kader zur Saison 2020 ordentlich durcheinandergewirbelt hatte, hielt sich der Italiener diesmal auf dem Transfermarkt zurück. Die vier Abgänge wurden durch genauso viele neue Fahrer kompensiert, ohne dass sich an der grundsätzlichen Ausrichtung und den Erfolgsaussichten von Trek - Segafredo viel ändern dürfte

Seit seinem Aufstieg 2013 zum General Manager des Rennstalls, der zuvor unter den Namen Leopard Trek und RadioShack startete, konnte Guercilena die ambitioniertesten Ziele - etwa einen Grand-Tour-Gesamtsieg - nicht erreichen. Und auch für den nächsten Anlauf sieht es nicht viel besser aus.

Rückblick 2020: Die Transferoffensive des vergangenen Jahres verpuffte weitgehend. Keiner der zwölf Neuzugänge des US-Rennstalls konnte in der von Corona unterbrochenen Saison einen Sieg einfahren. Für die sorgten bewährte Kräfte wie Richie Porte (Tour Down Under), Jasper Stuyven (Omloop Het Nieuwsblad) oder der damalige Weltmeister Mads Pedersen (je eine Etappe der Polen-Rundfahrt und der BinckBank Tour sowie Gent -Wevelgem).

Hinzu kamen starke Vorstellungen von Pedersen und Porte bei der Tour de France, auch wenn der Däne dort bei der Etappenjagd leer ausging; dafür schaffte es der 35-jährige Australier als Gesamtdritter erstmals in seiner Karriere auf ein Grand-Tour-Podium. Dagegen blieben die beiden anderen Rundfahrtkapitäne ohne Erfolgserlebnisse und deutlich hinter den Erwartungen zurück: Bauke Mollema musste bei der Tour vorzeitig aussteigen, Nibali beendete den Giro nur auf Rang sieben und war in seiner Heimat weit vom dritten Gesamtsieg entfernt. Bei der Vuelta schließlich spielte das Team weder im Gesamtklassement noch bei den Etappenjagden eine Rolle.

Besser lief es in den Klassikern, auch wenn kein weiterer Coup wie der von Mollema bei Il Lombardia 2019 gelang. Als Titelverteidiger wurde der Niederländer diesmal Vierter, gefolgt von seinen Teamkollegen Giulio Ciccone, zu Jahresbeginn Gewinner der Trofeo Laigueglia, und Nibali, Sieger von 2015 und 2017. Pedersen feierte bei Gent-Wevelgem einen großen Sieg, Stuyven wurde am Tag nach seinem Omloop-Sieg Fünfter bei Kuurne-Brüssel-Kuurne.

Kommen: Amanuel Ghebreigzabhier (NTT), Antonio Tiberi (Team Colpack Ballan), Mattias Skjelmose Jensen (Leopard Pro Cycling), Jakob Egholm (Hagens Berman Axeon)

Gehen: Richie Porte (Ineos Grenadiers), Alessandro Fancellu (EOLO - Kometa), Pieter Weening, William Clark (beide Karriereende)

Bleiben: Julien Bernard, Gianluca Brambilla, Giulio Ciccone, Nicola Conti, Koen de Kort, Niklas Eg, Jakob Egholm, Kenny Elissonde, Alexander Kamp, Alex Kirsch, Emils Liepins, Juan Pedro Lopez, Bauke Mollema, Jacopo Mosca, Matteo Moschetti, Ryan Mullen, Antonio Nibali, Vincenzo Nibali, Mas Pedersen, Charlie, Quarterman, Kiel Reijnen, Michel Ries, Quinn Simmons, Mattias Skjelmose Jensen, Toms Skujins, Jasper Stuyven, Edward Theuns, Antonio Tiberi

Zum Aufgebot von Trek - Segafredo

Analyse: Die vier Neuzugänge werden Trek - Segafredo zunächst nicht weiterbringen. Ghebreigzabhier ist ein zuverlässiger Helfer, Tiberi, Jensen und Egholm sind derzeit noch nicht mehr als hoffnungsvolle Talente. Dagegen hat die Teamleitung die Lücke, die der Abgang des Tour-Dritten Porte hinterlassen hat, nicht schließen können. Der Australier ist trotz seiner mittlerweile 36 Jahre bei Rundfahrten ein zuverlässiger Ergebnislieferant. Dagegen werden die Rücktritte von Weening, eine späte Neuverpflichtung 2020, und Clark sowie der Weggang von Fancellu zu verschmerzen sein.

Deutlich wird bei den nur geringfügigen personellen Veränderungen, dass Guercilena auch 2021 auf die bekannten Namen wie Nibali, Mollema, Pedersen und Stuyven setzt, beziehungsweise setzen muss.

Prognose: : Kann Vincenzo Nibali mit seinen 36 Jahren nach den Sternen greifen und den Giro d’Italia zum dritten Mal nach 2013 und 2016 gewinnen? In seinem letzten Vertragsjahr bei Trek - Segafredo will der Sizilianer noch einmal angreifen und alles auf die Italien-Rundfahrt setzen. Nachdem er von 2010 bis 2019 bei jeder seiner sechs Teilnahmen jeweils auf dem Podium landete, deutete der siebte Platz aus dem Vorjahr darauf hin, dass Nibali über seinen Zenit hinaus ist und auch bei der 104. Auflage des Giro jüngeren Fahrern den Vortritt wird lassen müssen.

Nicht viel anders sieht es beim 34-jährigen Mollema aus, der bei der Tour de France für die Top Ten und einen Etappensieg gut ist. Bei der Vuelta soll Ciccone auf Ergebnis fahren - und angesichts des gewohnt bergigen Kurses der Spanien-Rundfahrt könnte es auch für den Italiener für die besten Zehn reichen.

Die beiden Routiniers und Ciccone können auf eine gut, aber nicht herausragend besetzte Helferriege um Gianluca Brambilla, Kenny Elissonde, Toms Skujins, Niklas Eg und Jacopo Mosca bauen.

Besser sind die Sieg-Aussichten in den Eintagesrennen, in den Pedersen und Stuyven vor allem bei den Kopfsteinpflasterklassikern und Nibali, Mollema und Ciccone in den topografisch schweren Klassikern die Bilanz aufbessern werden. Trotz seiner erst 19 Jahre könnte der ehemalige Juniorenweltmeister Quinn Simmons zu den großen Gewinnern der kommenden Saison zählen. In seiner ersten Profisaison bewies der US-Amerikaner als Sechster der Bretagne Classic und als Gesamtsieger der Ungarn-Rundfahrt sein großes Potenzial. Das sollte auch der Italiener Matteo Moschetti abrufen, der im vergangenen Jahr zwei Rennen der Mallorca Challenge gewann, danach aber diese Leistungen nicht mehr bestätigen konnte. In seinem dritten Profijahr wird der Sprinter nicht mit den Allerbesten mithalten können, aber für einige Siege bei kleineren Rennen gut sein.

Im Team steckt viel Routine und auch einiges an Klasse, allerdings besitzt der Kader zu wenig Tiefe, um eventuelle Ausfälle der Kapitäne kompensieren zu können. Deshalb gilt für Trek - Segafredo vor allem, möglichst verletzungsfrei durch die Saison zu kommen. Aber auch dann wird das Team zu kämpfen haben, sich gegen die besten Mannschaften durchzusetzen.

Eckdaten:
Land: USA
Sponsor: Trek, Segafredo
Branche: Radausstatter, Kaffeeindustrie/Gastronomie
Manager: Luca Guercilena
Radausrüster: Trek
Gruppe: SRAM
Laufräder: Bontrager
Reifen: Pirelli
Teamranking 2020: 8
Fahrer im Aufgebot: 29
Altersdurchschnitt: 27,4

Mehr Informationen zu diesem Thema

18.02.2021UAE Team Emirates: Selbst im Sieg noch unterschätzt

(rsn) - Der Tour de France-Sieg von Tadej Pogacar war die verfrühte Krönung eines Teams, das eigentlich gerade erst im Begriff ist, die Radsport-Welt zu erobern. Denn auch wenn alle Experten Recht h

16.02.2021Jumbo - Visma: Geschwächt, aber noch immer bärenstark

(rsn) - Im ersten Corona-Jahr hat der niederländische Rennstall nicht nur Ineos Grenadiers als dominierendes Rundfahrt-Team abgelöst, sondern auch Deceuninck - Quick-Step von der Spitze der Weltrang

15.02.2021Team Qhubeka Assos: Die Hoffnungen ruhen auf Nizzolo

(rsn) - Bis zum Saisonende 2020 stand ein dickes Fragezeichen hinter dem Fortbestand der Mannschaft von Manager Douglas Ryder. Erst auf den letzten Drücker konnte mit dem Schweizer Radsport-Bekleidu

12.02.2021Team DSM: Wandlungsfähigkeit als Markenzeichen

(rsn) - Kaum ein anderes Team aus der WorldTour hat sich in den vergangenen Jahren von derart vielen Weltklassefahrern verabschiedet wie der Rennstall von Manager Iwan Spekenbrink. Von Marcel Kittel Ã

11.02.2021Team BikeExchange: Die Hoffnungen ruhen auf Rückkehrer Matthews

(rsn) - Bisher unter dem Namen Mitchelton - Scott aktiv, fährt die australische Equipe, die seit dem Sommer 2020 von Brent Copeland geführt wird, in dieser Saison unter dem Namen BikeExchange. Pers

10.02.2021Movistar: Darf Valverde am Jahresende endlich aufhören?

(rsn) - Darf Alejandro Valverde Ende 2021 mit dann 41 Jahren endlich seine Karriere beenden? Diese Frage müssen seine jungen Teamkollegen in dieser Saison mit ihren eigenen Leistungen beantworten. De

09.02.2021Lotto Soudal: Tausche Alt gegen Jung

(rsn) - Auch im vergangenen Jahr war Lotto Soudal mit deutlichem Abstand hinter Deceuninck - Quick-Step nur das zweitbeste der beiden belgischen WorldTeams. Die nur zwölf Saisonsiege hatten es aber f

08.02.2021Intermarché - Wanty Gobert: Neulinge im Übergangsjahr

(rsn) - Im 13. Jahr ihres Bestehens hat die belgische Mannschaft des Sportdirektoren-Urgesteins Hilaire Van der Schueren den Schritt in die WorldTour geschafft: Das Team, das zuletzt als Circus - Want

05.02.2021Israel Start-Up Nation: Alles steht und fällt mit Froome

(rsn) - Nach erfolgreichen Giro- und Vuelta Auftritten will die Israel Start-Up Nation in ihrer zweiten WorldTour-Saison nun auch bei der Tour de France um Siege kämpfen. Für die Gesamtwertung wurde

04.02.2021Ineos Grenadiers: Zurück zur alten Grand-Tour-Dominanz?

(rsn) - In der Corona-Saison büßte Ineos Grenadiers zwar seine langjährige Dominanz bei der Tour de France ein. Dennoch hatte die erfolgsverwöhnte Startruppe auch 2020 bei einer Grand Tour wieder

03.02.2021Groupama - FDJ: Nur an kleinen Stellschrauben gedreht

(rsn) - In der Planung für die Saison 2021 bewegte Teamchef Marc Madiot bei Groupama - FDJ nur wenige Stellschrauben. Nachdem er die Verträge all seiner Leistungsträger langfristig verlängert hat

02.02.2021EF Education - Nippo: Gelingt es, die Abgänge zu kompensieren?

(rsn) - Der US-Rennstall mit dem selbstgeschaffenen Hipster-Image war eines der Teams, das im Frühjahr hart durch die Corona-Pandemie getroffen wurde. Da Hauptsponsor Education First in finanzielle N

Weitere Radsportnachrichten

26.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

26.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Brandon McNulty (UAE Team Emirates) hat das Einzelzeitfahren der 77. Tour de Romandie gewonnen. Der US-Meister in dieser Disziplin benötigte für den 15,5 Kilometer langen Parcours rund um

26.04.2024Helferrolle bei der Vuelta: Vorjahresfünfte Bauernfeind kränkelt

(rsn) – Im vergangenen Jahr hat eine Deutsche bei der Vuelta Espana Femenina die Weltspitze überrascht und ist bei den Bergankünften am Mirador de Penas Llanas und an den Lagos de Covadonga mit de

26.04.2024Teutenberg büßt Führung ein, peilt nun aber Gesamtwertung an

(rsn) - Auf der 2. Etappe der Tour de Bretagne (2.2) hat Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) das hellgrüne Trikot des Gesamtführenden abgeben müssen. Der 21-Jährige aus Mettmann, der

26.04.2024Bike Aid nach Türkei-Königsetappe “etwas enttäuscht“

(rsn) - Aufgrund der starken Leistungen an den ersten fünf Tagen und der guten Ausgangssituation für die Kletterer im Team ging Bike Aid optimistisch in die Königsetappe der Türkei-Rundfahrt (2.P

26.04.2024McNulty gewinnt Zeitfahren, Teamkollege Ayuso holt Gelb

(rsn) – 142 Fahrer lang musste Brandon McNulty (UAE Team Emirates) warten, ehe er endgültige Gewissheit darüber hatte, dass ihm seine 20:06 Minuten für das 15,5 Kilometer lange Zeitfahren auf der

26.04.2024Vermeersch von Lotto - Dstny zum UAE Team Emirates?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

26.04.2024Van den Broek nach Sieg auf Königsetappe neuer Spitzenreiter

(rsn) – Mit seinem Sieg auf der Königsetappe hat Frank van den Broeck (dsm-firmenich – PostNL) die Führung im Gesamtklassement der 59. Türkei Rundfahrt (2.Pro) übernommen. Der 23-jährige Nie

26.04.2024Die Startliste des Einzelzeitfahrens der Tour de Romandie

(rsn) – Der Belgier Stan Van Tricht (Alpecin – Deceuninck) eröffnet um 14.24 Uhr das Einzelzeitfahren der 77. Tour de Romandie, bei dem rund um Oron 15,5 Kilometer auf dem Programm stehen. Die S

26.04.2024Türkei: Van Poppel zur Königsetappe nicht mehr angetreten

(rsn) – Danny van Poppel (Bora – hansgrohe) ist nicht mehr zur Königsetappe der Türkei-Rundfahrt angetreten. Wie sein Team auf X meldete, haben sich der Niederländer am Morgen unwohl gefühlt.

26.04.2024Vollering, ´ELB´ & Niewiadoma kämpfen um erste GT der Saison

(rsn) – Die erste Grand Tour der Saison beginnt nicht erst am 4. Mai in Italien, sondern bereits am Sonntag in Valencia. Zugegeben: Die Vuelta Espana Femenina (28. April - 5. Mai) ist keine dreiwöc

26.04.2024Evenepoel nach schwerem Sturz auf dem Weg zurück

(rsn) – Drei Wochen nach seinem schweren Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt hat Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) erstmals wieder im Freien trainiert. Wie der Zeitfahrweltmeister auf der Train

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Gracia Orlová (2.2, CZE)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of the Gila (2.2, USA)