Vier Kolumbianer in den Top Ten

Bernal und Co halten sich zum Pyrenäen-Auftakt schadlos

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Bernal und Co halten sich zum Pyrenäen-Auftakt schadlos"
von re. nach li. Nairo Quintana (Arkea - Samsic), Primoz Roglic (Jumbo - Visma) und Miguel-Angel Lopez (Astana) am ersten Pyrenäentag | Foto: Cor Vos

06.09.2020  |  (rsn) – Seit dem Toursieg von Egan Bernal im letzten Jahr ist Kolumbien endgültig im Weltradsport angekommen. In den letzten zehn Jahren schrammten die Fahrer aus Südamerika immer knapp am Gelben Trikot vorbei und ausgerechnet der Jüngste beendete diese Serie.

In die aktuelle Frankreich-Rundfahrt ging nicht nur Titelverteidiger Bernal als Kapitän, sondern auch gleich drei Landsmänner des 23-Jährigen. Und nach der ersten Pyrenäenetappe liegt das kolumbianische Quartett auf den Rängen fünf bis acht in der Gesamtwertung, alle jeweils mit einem Rückstand von 13 Sekunden auf Leader Adam Yates (Mitchelton – Scott).

Am Col du Peyresourde wurden auf der 8. Etappe der Tour de France 2020 von Cazères nach Loudenvielle von den Gesamtwertungsfavoriten erstmals die Karten auf den Tisch gelegt. Der junge Slowene Tadej Pogacar übte seinen Offensivdrang aus und gewann am Ende sogar 40 Sekunden auf die restlichen Favoriten.

Uran und Quintana zeigen sich in guter Bergform

Angriffslustig sind eigentlich in den letzten Jahren auch oft die Kolumbianer gewesen, doch diese zeigten an den Bergankünften der ersten Woche und der ersten Pyrenäenetappe viel Geduld. Nairo Quintana (Arkéa – Samsic), 2013 Tourzweiter und Gewinner des Giro und der Vuelta, konzentrierte sich voll und ganz auf das Hinterrad des Slowenen Primoz Roglic (Jumbo – Visma), folgte ihm bei seinen Konterattacken und präsentierte sich in einer guten Form, die er in der Pressemeldung seiner Mannschaft auch bestätigte.

"Die Beine sind gut und das ist ein positives Signal. Ich habe am Ende der Etappe mehrmals versucht anzugreifen, aber die anderen Kapitäne kamen immer zurück. Die Rivalen sind sehr stark, aber ich beendete die Etappe in Loudenvielle genau in der Begleitung jener Fahrer, die ums Gesamtklassement kämpfen", zeigte sich der kleine Kletterer zufrieden.

Ebenfalls gut aufgestellt nach Frankreich kam Rigoberto Uran, der 2017 den Toursieg um weniger als eine Minute verpasste. 54 Sekunden fehlten ihm damals als Zweitem im Klassement auf Christopher Froome, so nahe wie der nun 33-Jährige kam niemand an den vierfachen Toursieger ran. "Es war eine weitere schwierige Etappe und wir haben es gut gemacht und keine Zeit in der Gesamtwertung verloren“, analysierte er den achten Tagesabschnitt und fügte an: “Die Pyrenäen sind immer etwas Spezielles und es motiviert dich, wenn du gut bist, erneut alles in die nächste Etappe zu legen."

Lopez: "Es war eine anstrengende Etappe"

Als Tageselfter führte Miguel Angel Lopez die Gruppe der Klassementfahrer 6:40 Minuten hinter Tagessieger Nans Peters (AG2R La Mondiale) über die Ziellinie in Loudenvielle. Der Kletterer mit dem Spitznamen 'Superman' zeigte bislang ein sowohl fehlerfreies als auch defensives Tourdebüt. "Es war mit Sicherheit eine anstrengende Etappe mit drei anspruchsvollen Anstiegen. Das Tempo war sehr hoch und herausfordernd", erklärte Lopez in der Pressemitteilung von Astana. Lange Zeit standen ihm mit seinem Landsmann Harold Tejada und Gorka Izagirre zwei Helfer zur Seite, aber hinauf zum Col du Peyresourde war auch er von seinen Helfern isoliert.

Zufrieden mit seiner Leistung am ersten Pyrenäentag war auch der Titelverteidiger. "Es ist das größte Radrennen der Welt und nicht einfach zu gewinnen. Es ist auch nicht einfach Leute so abzuhängen. Ich bin in der ersten Gruppe angekommen und habe keine Zeit auf Roglic verloren", erzählte der aktuelle Träger des Weißen Trikots.

Der Ineos-Kapitän hatte noch lange Zeit Helfer an seiner Seite, verlor diese aber, als Tom Dumoulin (Jumbo – Visma) am Peyresourde am Gashahn zog. "Er machte das Rennen sehr hart und ich hatte eigentlich das Gefühl, dass ich dieses Tempo erst im Finale fahren könnte. Dann sah ich auf mein Wattmessgerät und wusste, dass es unmöglich war, so bis zum Gipfel zu kommen", zeigte sich der Vorjahressieger an seine Grenzen gebracht.

Bernal: "Manchmal konnte ich nicht sofort folgen."

"Ich habe versucht, meine Anstrengungen und jeden Angriff, der von den anderen kam, in den Griff zu bekommen. Manchmal konnte ich nicht sofort folgen und dachte auch, dass ich bis zum Gipfel nicht folgen würde können", so Bernal in der Pressemeldung seiner Mannschaft. Der im letzten Jahr so bärenstarke Kletterer scheint nach dem ersten Pyrenäentag leicht angeschlagen zu sein. Trotzdem darf man einen Toursieger nicht unterschätzen.

"Die anderen Fahrer sind stark und ich muss vor ihnen Respekt haben. Deshalb denke ich, dass ich gute Arbeit geleistet habe. Und es wäre sicher ein schönes Rennen gewesen, dem man im Fernsehen zuschauen konnte", meinte Bernal, dessen finaler Aussage man mit 100 Prozent zustimmen muss.

Denn der erste Pyrenäentag lieferte ein Spektakel und einen Vorgeschmack, was man in den nächsten zwei Wochen noch alles erwarten kann. Und die vier starken Kolumbianer werden sich spätestens in den Alpen auch einmal in die Offensive wagen. Ob sie es schon heute tun, können Sie ab 12:15 Uhr in unseren Live-Ticker verfolgen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.06.2021Madiot: “Wir hätten Pinot früher aus der Tour nehmen sollen“

(rsn) - Sein bisher letztes Rennen bestritt Thibaut Pinot (Groupama - FDJ) vor mittlerweile zwei Monaten, als er die Tour of the Alps unter ferner liefen auf Rang 60 beendete. Danach entschied der Fra

23.12.2020Bernal wieder schmerzfrei auf dem Rad

(rsn) - Egan Bernals Genesung macht offensichtlich deutliche Fortschritte. Wie der Tour-de-France-Sieger von 2019 gegenüber dem Internetportal primertiempo.co sagte, könne er wieder schmerzfrei trai

11.12.2020Dumoulin zuversichtlich: “Mir fehlt nur noch ein Prozent“

(rsn) - 2020 war für Tom Dumoulin ein Jahr mit vielen Tiefen und nur wenigen Hochs. Nach dem mit großen Hoffnungen verbundenen Wechsel von Sunweb zu Jumbo - Visma warf zunächst ein bakterieller Dar

15.11.2020Pogacar lobt Roglic als slowenischen Vorreiter

(rsn) - Tadej Pogacar (UAE - Team Emirates) hätte seinem Landsmann Primoz Roglic (Jumbo - Visma) den Tour-de-France-Sieg gegönnt. Das sagte der 22-jährige Slowene im Gespräch mit der spanischen Sp

27.10.2020Bernals Genesung dauert länger als gedacht

(rsn) - Egan Bernals Rückenprobleme, die ihn zum Ausstieg bei der Tour de France und zum vorzeitigen Saisonende zwangen, sind offensichtlich ernsthafter als bisher angenommen. Wie der Kolumbianer geg

10.10.2020Bernal: “Ich hatte eine schwierige Zeit“

(rsn) - Der bei der Tour de France vorzeitig ausgestiegene Egan Bernal (Ineos Grenadiers) wird in diesem Jahr keine Rennen mehr bestreiten. Das kündigte der Kolumbianer auf Instagram an und bestätig

03.10.2020War der Toursieg für Roglic im Zeitfahren unmöglich?

(rsn) - Radsportjournalist Thijs Zonneveld von der niederländischen Zeitung AD hat nach eigenen Angaben Einblick in die Leistungswerte des Tour-Zeitfahrens von Primoz Roglic (Jumbo – Visma) erhalte

24.09.2020Pogacar: “Die Saison ist noch lange nicht vorbei“

(rsn) - Nach seinem Tour-de-France-Triumph hat Tadej Pogacar (UEA - Team Emirates) schon die nächsten großen Ziel im Blick. "Ich muss konzentriert und fit bleiben für die Weltmeisterschaft und die

23.09.2020Viviani: Beim Giro zurück in die Erfolgsspur?

(rsn) - Im letzten Jahr gewann Elia Viviani im Trikot von Deceuninck - Quick-Step  bei der Tour de France eine Etappe und fuhr auf drei weiteren Teilstücken aufs Podium. Die 107. Austragung lief fÃ

22.09.2020UAE Emirates streicht das mit Abstand meiste Preisgeld ein

(rsn) - Kein Wunder: Durch den Gesamtsieg von Tadej Pogacar, der auch das Weiße Trikot als bester Jungprofi sowie die Bergwertung und drei Etappen gewann, sowie den Etappensieg von Alexander Kristoff

21.09.2020Phänomen Pogacar - zu schnell, um wahr zu sein?

(rsn) - Tadej Pogacar hat mit seinem Toursieg nicht nur Rekorde gebrochen, sondern damit auch Fragen aufgeworfen. Ist der Slowene einfach ein Jahrhunderttalent, für den die üblichen Maßstäbe nicht

21.09.2020Die Tour-Bubbles werden aufgelöst

(rsn) - Die Tour de France ist beendet. Die Bubbles werden aufgelöst. Neue werden errichtet, für die WM, die BinckBank Tour, den Giro d´Italia und die großen Klassiker. Primoz Roglic kann jetzt Tr

Weitere Radsportnachrichten

09.05.2024Lipowitz muss den Giro vor der 6. Etappe aufgeben

(rsn) – Nach nur fünf Tagen ist das Grand-Tour-Debüt von Florian Lipowitz bereits wieder beendet. Wie Bora – hansgrohe vor dem Start der 6. Etappe des Giro d’Italia (2.UWT) mitteilte, sei der

09.05.2024Ungarn-Auftakt: Liepins räumte Campbell bei Highspeed ab

(rsn) – Nach dem schlimmen Sturz zum von Sam Welsford (Bora - hansgrohe) gewonnenen Auftakt der Ungarn-Rundfahrt mussten zwei Fahrer ins Krankenhaus gebracht werden. Dort wurden beim Neuseeländer C

09.05.2024Israel - Premier Tech beim Giro nur noch mit sechs Fahrern

(rsn) – Mit nur noch sechs Fahrern wird Israel - Premier Tech am Mittag in Viareggio zum Start der 6. Giro-Etappe antreten. Nachdem der Zweitdivisionär bereits am gestrigen späten Abend mitgeteilt

09.05.2024Ludwig: “Dachte so oft, dass ich nie einen Profisieg hole“

(rsn) – Hannah Ludwig hat geschafft, woran sie selbst nicht geglaubt hat. Die 24-Jährige aus Traben-Trarbach machte am Mittwoch den Tag für ihr Team Cofidis perfekt. Nachdem kurz zuvor Benjamin Th

09.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer /6. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

09.05.2024Für Pogacar geht es mehr um Risiko-Minimierung als um Attacke

(rsn) – Die Aufregung um seine Bekleidung hat sich erstmal gelegt. Auf der 5. Etappe des Giro d´Italia trug Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) keinen der UCI übel aufgestoßenen zweifarbigen Eintei

09.05.2024Auf den Spuren der Strade Bianche

(rsn / ProCycling) –Zum Giro-Feld gehören in diesem Jahr zwei frühere Gewinner von Strade Bianche: Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) und Julian Alaphilippe (Soudal - Quick-Step). Beide waren im MÃ

09.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

08.05.2024Knoten endlich geplatzt: Traum-Mittwoch für Cofidis

(rsn) - Steter Tropfen höhlt den Stein. Das war das Motto des Tages auf der 5. Etappe des Giro d´Italia. Und die tapferen Tropfer kamen dieses Mal vom Team Cofidis. Schon in der ersten Ausreißergru

08.05.2024Auch Evenepoel mit Blick auf die Tour nun in der Höhe

(rsn) – Nach und nach nehmen die bei der Baskenland-Rundfahrt schwer gestürzten Stars ihre Vorbereitung in Richtung Tour de France wieder auf. Während zu Giro-Beginn Rolf Aldag davon erzählte, wi

08.05.2024Teutenberg siegt als Anfahrer und holt drei Wertungstrikots

(rsn) - Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) stürmt in diesem Jahr von Sieg zu Sieg. Der 21-Jährige setzte sich am Mittwochabend zum Auftakt des Fleche du Sud (2.2) in Luxemburg im Sprin

08.05.202424,5-Kilometer-Solo! Ludwig feiert ersten Profisieg

(rsn) – Je länger die Wartezeit, desto explosiver die Freude am großen Jubeltag: Fast zeitgleich mit dem Sieg von Teamkollege Benjamin Thomas auf der 5. Etappe des Giro d´Italia in Lucca, dem ers

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)