Brändles Paris-Nizza-Tagebuch

Gratulation an den willensstarken André Greipel

Von Matthias Brändle

Foto zu dem Text "Gratulation an den willensstarken André Greipel"
Matthias Brändle (IAM) auf der 2. Etappe von Paris-Nizza | Foto: Cor Vos

10.03.2016  |  (rsn) - Heute möchte ich euch mal ein Thema abseits der Etappe näher bringen. Wie kommen wir Fahrer von allen möglichen Himmelsrichtungen zum Rennen und wieder zurück? Wo bleiben dabei unsere Räder?

In unserem Team haben wir zwei Leute dabei, die eigens für uns Fahrer die Transfers organisieren. Eine Saison ist lang und die Rennen bzw. die Wohnorte der Fahrer meist weit verteilt. Zu Beginn der Saison legen wir immer unseren Startpunkt zusammen mit dem Sekretär fest, um dann rund zwei Wochen vor dem Rennen die Reiseinfo zu bekommen. Ändert daran mal was, müssen wir das einfach zwei bis drei Wochen vor dem nächsten Einsatz dem Team mitteilen.

Die Anreise zum Flughafen erfolgt dann immer individuell. Zu etwa 90 Prozent reisen wir mit dem Flugzeug. Ist ein Rennen aber mal in der Nähe, wird der Zug oder auch das Auto genutzt. Wir reisen normalerweise zwei Tage vor Worldtour-Rennen an und einen Tag vor normalen Rennen. Ein Reisetag bedeutet doch immer ein wenig Stress für den Körper, selbst wenn der Tag super organisiert ist. Vom Flughafen abgeholt und nach dem Rennen wieder hingebracht werden wir dann von unseren Betreuern. Sie verbringen sehr viel Zeit im Auto, aber das gehört zu ihrem Job einfach dazu.

Der ganze Fuhrpark inklusive Material bewegt sich ja nicht von selbst von Rennen zu Rennen und wieder zurück zum Service Course. Wir Fahrer reisen zum Glück immer ohne Fahrrad. Das bleibt während der Saison immer beim Team. Jeder Fahrer verfügt über sechs Fahrräder -  drei Zeitfahrräder, drei Straßenräder -, die alle gleich eingestellt sind. Dazu haben wir zwei Trainingsfahrräder, welche immer daheim bleiben - im Gegensatz zu den anderen Rädern.

Ihr seht: So ein Radteam  ist schon ein großes Logistikzentrum. Immer das richtige Rad inklusive Helm und Regensack zum richtigen Rennen zu schicken und wieder rechtzeitig zum nächsten Rennen bereit zu haben, ist manchmal gar nicht so leicht.

So, jetzt aber noch kurz zur heutigen Etappe. Auf dem Papier sah's ja recht flach aus.......naja halt leider nur eigentlich. War ein bisschen wie in der Toskana oder wie bei mir daheim um die Ecke, im Allgäu......den ganzen Tag leicht rauf und wieder runter. Hätte ich nicht müssen, dann hätte ich es ein bisschen gemütlicher genommen, und ich glaube, einige andere Fahrer mit mir. Zum Glück war die Gruppe vorne nicht allzu groß.

Als dann am letzten Berg das Tempo richtig verschärft wurde und oben auf dem Plateau der Seitenwind wehte, gab es eine leichte Explosion im Peloton. Die beiden kleinen Stürze am Anstieg haben sicher ihr Übriges dazu beigetragen.

Ich fand mich dann oben an der Bergwertung in der Kittel-Gruppe wieder. Trotz dreier Mannschaftskameraden und vollem Tempo konnte er das Loch nach vorne nichtmehr schließen und in den Sprint eingreifen. Seine Gegner sind sich seiner Stärke bewusst und haben ihr Möglichstes getan, dass er denn Anschluss nicht mehr schafft.

Gratulation noch an André Greipel. Mit einer gebrochenen oder angeknacksten Rippe auf den dritten Rang zu sprinten, zeugt schon von einiger Schmerztoleranz und großem Willen. Jeder, der schon einmal sowas hatte, wird mir da zustimmen.

Chapeau und bis morgen
Euer Matthias

Mehr Informationen zu diesem Thema

13.03.2016Wenn dieses Rennen keine Form bringt...

(rsn) - Gestern wurde es leider ein bisschen zu spät zum Tagebuch schreiben. Die schwere Etappe, die Bergankunft, der lange Weg zurück zum Hotel im Betreuerauto und das ohne Schreibware......Wir sin

11.03.2016Nur bis zum Ventoux in der richtigen Gruppe

(rsn) - Was für ein Tag. Gefühlt war ich heute einmal in jeder Gruppe des Pelotons dabei. Nur das mit der richtigen Reihenfolge hatte ich nicht so ganz im Griff. Irgendwas lief da falsch, aber jetzt

09.03.2016Bleibt nur die Hoffnung auf besseres Wetter!

(rsn) - Heute übernimmt Stefan Denifl von seinem IAM-Teamkollegen Matthias Brändle die Aufgabe des Tagebuchschreibers. Diese 3. Etappe von Paris-Nizza wird wie Mailand-Sanremo 2013 und 2014 lange in

08.03.2016Vorne langsam = hinten langsam und umgekehrt

(rsn) - Heute hatte ich ganz viel Zeit zu überlegen, stundenlang.......schon langweilig, so ewig gerade die Straßen dahinzurollen, ein paar kleinere Hügel rauf und runter, aber das gehört halt auc

07.03.201640 Mann gegen den Rest des Feldes

(rsn) - Heute war irgendwie von allem etwas dabei. Ein Schneesturm auf dem Weg zum Start, Sonne beim Start und wieder ein kleiner Schneesturm in der Mitte des Rennens. Verhältnisse, bei denen Radfa

06.03.2016Das gewisse Etwas hat gefehlt!

(rsn) - Der Prolog ist immer eine spezielle Disziplin und ein langer, arbeitsreicher Tag für den ganzen Betreuerstab. Selbst wenn es nur 6,1 Kilometer sind, so wollen diese umso akribischer vorbereit

05.03.2016Der Prolog am Sonntag ist mein erstes Saison-Highlight

(rsn) - Mit Paris-Nizza steht das erste richtig große Mehretappenrennen in Europa vor der Tür. Die Startliste ist mit vielen großen Namen gespickt, die alle versuchen werden, sich in Szene zu setze

Weitere Radsportnachrichten

04.06.2025Tritt Almeida bei der Tour de Suisse in die Fußstapfen von Yates?

(rsn) – Das am 8. Juni beginnende 77. Critérium du Dauphiné kann mit dem letztjährigen Tour-de-Franc-Podium Tadej PoGacar (UAE – Emirates- XRG), Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) und Re

04.06.2025Vingegaard: “Muss besser sein als vor zwei Jahren“

(rsn) – Sowohl im vergangenen Jahr als auch in dieser Saison wurde Jonas Vingegaards Vorbereitung auf die Tour de France durch Stürze kräftig aus dem Tritt gebracht. Doch konnte der Kapitän von V

04.06.2025Bauhaus kommt nicht mehr an Groenewegen vorbei

(rsn) - Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) hat zum Auftakt der 31. Slowenien-Rundfahrt (2.Pro) knapp seinen ersten Saisonsieg verpasst. Der 30-jährige Kölner musste sich auf der 1. Etappe über 168,

04.06.2025Kanter: “Das war mein bisher erfolgreichster Giro“

(rsn) – Nach seinem vierten Giro d’Italia gönnte sich Max Kanter noch einen Tag “Sightseeing“ in der “Ewigen Stadt“. Am Sonntag hatte der XDS-Astana-Sprinter in Rom auf der abschließende

03.06.2025Kudus gibt in Slowenien Comeback nach vier Monaten

(rsn) - Merhawi Kudus wird am Mittwoch bei der Tour of Slovenia (2.Pro) ins Peloton zurückkehren. Der Eritreer, der am 2. Februar beim Grand Prix La Marseillaise in einer Abfahrt schwer gestürzt war

03.06.2025Evenepoel-Coach sieht seinen Schützling stärker als vor einem Jahr

(rsn) – Remco Evenepoel ist Anfang Juni 2025 vor seinem Start beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) am kommenden Sonntag besser in Form, als Anfang Juni 2024. Das hat sein Trainer Koen Pelgrim in ein

03.06.2025Belgien schickt komplette Delegation zur WM nach Ruanda

(rsn) - Der Belgische Radsportverband wird an den Straßen-Weltmeisterschaften vom 20. bis 29. September in Ruanda in allen Kategorien - von Junioren und Juniorinnen über die U23 bis zur Elite - teil

03.06.2025Bauhaus in Slowenien Road Captain und Sprinter zugleich

(rsn) –18 Tage nach seinem krankheitsbedingten Ausscheiden bei der Ungarn-Rundfahrt (2.Pro) kehrt Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) am Mittwoch ins Renngeschehen zurück und will bei der fünftägig

03.06.2025Groenewegen und Großschartner die Favoriten für Sprint und Berg

(rsn) – Mit der Tour of Slovenia (2.Pro) beginnt am Mittwoch die erste der verschiedenen ´Vorbereitungs-Rundfahrten´ für die Tour de France. Das fünftägige Event, das bislang Mitte Juni ausgetr

03.06.2025Jakobsen hofft nur noch ganz leise auf den Tour-Start

(rsn) – Fabio Jakobsen (Picnic – PostNL) ist seit knapp zwei Wochen wieder auf dem Rad unterwegs und trainiert – zuletzt auch auf Teneriffa. Doch ob der 28-jährigen Niederländer, der Ende Mär

03.06.2025Gee: “Toll, dass es noch viel Verbesserungspotential gibt“

(rsn) – Zwei Jahre nachdem er als Ausreißerkönig mit vier zweiten Etappenplätzen zum Shootingstar des Giro d´Italia 2023 geworden ist, hat Derek Gee (Israel – Premier Tech) bei seiner zweiten

03.06.2025Groves in Philipsens Leadout zur Tour de France?

(rsn) – Ein Etappensieg sowie zwei zweite und zwei fünfte Plätze: Die Ausbeute von Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) in den Massensprints des Giro d´Italia hätte natürlich noch besser sein

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour du Cameroun (2.2, CMR)
  • Mercan Tour Classic (1.1, FRA)
  • Tour of Lithuania (2.2, LTU)
  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)
  • Tour of Slovenia (2.Pro, SLO)