2.500 Höhenmeter für Kittel: "Zu viel"

Bodnar und Zielinski schlagen die Sprinter und lassen Polen jubeln

Von Wolfgang Brylla aus Nowy Sacz

Foto zu dem Text "Bodnar und Zielinski schlagen die Sprinter und lassen Polen jubeln"
Maciej Bodnar (Tinkoff-Saxo) gewann die 4. Etappe der Polen-Rundfahrt 2015. | Foto: Cor Vos

05.08.2015  |  (rsn) - An dieses Bild hat man sich bei der Polen-Rundfahrt schon gewöhnt: Das Renngeschehen wird vom Kilometer Null von einer mehrköpfigen Ausreißergruppe bestimmt, die allerdings auf den Schlussrunden vom heran rollenden Feld wieder eingeholt wird. Ein ähnliches Szenario konnte man auch auf der heutigen 4. Etappe von Jaworzno nach Nowy Sacz (220 km) beobachten, aber diesmal hatten letztendlich die Ausreißer die Nase vorn. Allen voran Maciej Bodnar (Tinkoff Saxo).

„Heute sollte ich ursprünglich nur meine Beine testen vor dem Zeitfahren in Krakau. Aber als der Vorsprung auf elf Minuten gewachsen ist, wusste ich, dass unsere Chancen, ins Ziel zu kommen, gar nicht so schlecht sind. Auf der ersten Abschlussrunde war ich mir schon sicher, dass das Feld uns nicht mehr wird einholen können. Ich hatte im Finale ein bisschen Angst vor Smukulis, weil er sehr stark ist. Aber er war auch am Ende seiner Kräfte“, sagte Bodnar.

Am Mittwoch standen erste ernsthafte Steigungen im Rennprogramm der 72. Auflage der Tour de Pologne. In der zweiten Rennhälfte mussten die Rennfahrer die Anstiege nach Gruszowiec (2. Kategorie), Wysokie und Trzetrzewina (beides 1. Kategorie) erklimmen, die alle erstmals im Programm der Rundfahrt standne. Wie es sich zeigte, war vor allem die letzte über sechs Kilometer lange Kletterpartie (max. 14%) besonders hart. Die volle Punktzahl an allen drei Bergwertungen holte sich Kamil Zielinski (Polnische Nationalmannschaft), der zusammen mit Bodnar, der in Vertretung des abwesenden Titelverteidigers Rafal Majka die Startnummer 1 trägt, und Gatis Smukulis (Katusha) die Fluchtgruppe des Tages bildete.

Das polnisch-lettische Trio setzte sich schon am Anfang der Etappe ab und konnte sogar zwischenzeitlich einen Vorsprung von über elf Minuten herausfahren. Für die Verfolger, in erster Linie für die Sprintermannschaften, war an diesem Punkt Zeit zu handeln. Mit jedem absolvierten Kilometer wurde der Rückstand verkürzt, so dass man vor der ersten der drei 7,6 Kilometer kurzen Schlussrunden in Nowy Sacz nur noch rund drei Minuten hinter dem Trio lag.

Vor allem Orica-GreenEdge und Lampre-Merida machten im Hauptfeld, in dem das Gelbe Trikot von Marcel Kittel (Giant-Alpecin) nicht mehr zu sehen war, weil der Deutsche an den Anstiegen abreißen lassen musste und in der letzten Abfahrt den Anschluss verpasste, für Tempo. „Ich war sehr nahe dran, zurückzukommen, aber es ist mir nicht gelungen. Ich habe schon vor der Etappe befürchtet, dass ich heute die Führung verlieren würde“, erklärte Kittel, der aber wenigsten die Führung in der Punktewertung behauptete. „Mir wurde gesagt, dass 1900 Höhenmeter zu bewältigen wären. Jetzt schaue ich auf meinen Computer und dort steht: 2500. Das war zu viel.“

Auf der letzten Runde schrumpfte der Vorsprung der drei Ausreißer auf 40 Sekunden, das jagende Peloton hatte die Führungsgruppe schon im Visier. Allerdings war vier Kilometer vor dem Ziel klar, dass die Sprinter diesmal leer ausgehen würden. Zielinski zog quasi den Sprint für Bodnar an, Smukulis hatte alle Körner verschossen und konnte nicht mehr reagieren.

So gewann Bodnar, der bei der Tour de Pologne sein Comeback nach seinem schlimmen Unfall bei der Kalifornien-Rundfahrt gab, sein erstes WorldTour-Rennen und Zielinski sicherte sich die Führung in der Gesamtwertung. „Es ist ein großer Erfolg für mich und für das ganze Team. Alle haben zu diesem Ergebnis beigetragen. Es ist der schönste Tag in meiner Karriere. Wir wollten schon wieder einen Mann in der Spitze haben, geplant war ein Angriff von Dariusz Batek. Es hat sich aber so ergeben, dass ich auf die Attacken reagieren musste. Ich hoffe, dass wir morgen das Gelbe Trikot werden verteidigen können“, sagte Zielinski.

Am Donnerstag steht die erste echte Bergetappe von Nowy Sacz nach Zakopane (223 Km) an - mit acht Bergwertungen der allerhöchsten Kategorie nach Zab (drei Mal), Gubalowka (drei mal) und Glodowka (zwei Mal).

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

09.08.2015Sypytkowskis Stoppuhr verhalf Bialoblocki zum Sieg in Krakau

(rsn) - Hat er die Bestzeit von Vasil Kiriyenka (Sky) geknackt oder doch nicht? Die Jury der Polen-Rundfahrt hat im abschließenden Zeitfahren von Krakau den Polen Marcin Bialoblocki, der bei seinem H

09.08.2015Triumph für Izagirre, Desaster für Henao

(rsn) -  Ion Izagirre (Movistar) hat die 72. Auflage der Polen-Rundfahrt für sich entschieden. Im abschließenden Zeitfahren in Krakau über 25 Kilometer belegte der Baske Rang sieben, aber dieses

08.08.2015Izagirre schnappt sich im dritten Anlauf den Gesamtsieg

(rsn) - Ion Izagirre (Movistar) hat ein siebter Platz im Abschlusszeitfahren gereicht, um sich nach Rang zwei in den vergangenen beiden Jahren diesmal hauchdünn den Gesamtsieg der Polen-Rundfahrt zu

08.08.2015Zakarin, Izagirre oder Riblon - wer gewinnt die Polen-Rundfahrt?

(rsn) – Zum Finale der 72. Polen-Rundfahrt verspricht das 25 Kilometer lange Einzelzeitfahrenvon in Krakau  große Spannung, denn in der Gesamtwertung liegen die ersten zehn Fahrer maximal 30 Sekun

07.08.2015Henao nun mit besten Chancen auf den Gesamtsieg

(rsn) - Alle Jahr wieder wird die Königsetappe der Polen-Rundfahrt auf den Bergrunden um Bukowina Tatrz im Tatra-Gebirge ausgetragen. Auch in dieser Saison durften die Anstiege zu Zab und zu Gliczaro

07.08.2015Henao hat in Bukowina Tatrzaska doppelten Grund zur Freude

(rsn) - Sergio Henao (Sky) ist auf der 6. Etappe der Polen-Rundfahrt mit seinem ersten Saisonsieg ins Gelbe Trikot gestürmt. Der Kolumbianer ließ nach 174 Kilometern vom Bukovina Terma Hotel Spa na

07.08.2015Ab heute denkt Reichenbach an das Gesamtklassement

(rsn) – Nachdem Matteo Pelucchi mit seinen beiden Etappensiegen die Polen-Rundfahrt bereits in der ersten Hälfte zu einem vollen Erfolg für das Schweizer IAM-Team gemacht hat, zeigte sich auf der

06.08.2015De Clercq vertreibt die schlechten Erinnerungen

(rsn) - Bart de Clercq (Lotto Soudal) hat die 5. Etappe der Polen-Rundfahrt nach einem eindrucksvollen Angriff im Finale gewonnen. Für den Belgier ist es der zweitgrößte Triumph seiner Laufbahn na

06.08.2015Solosieger De Clercq neuer Gesamtführender

(rsn) - Solist Bart de Clercq (Lotto Soudal) hat die 223 Kilometer lange 5. Etappe der Polen-Rundfahrt gewonnen. Der 28-jährige Belgier setzte sich nach einer Attacke 4,5 Kilometer vor dem Ziel mit v

06.08.20152.500 Höhenmeter waren für Kittel zuviel

(rsn) – Auf der 4. Etappe der 72. Polen-Rundfahrt musste Marcel Kittel (Giant-Alpecin) zwar die Spitzenposition im Gesamtklassement abgeben, aber das Sprinttrikot trägt der Erfurter auch nach der H

05.08.2015Bodnar jubelt nach epischer Flucht in Nowy Sacz

(rsn) - Mit einem herzhaften Antritt auf den letzten 200 Metern hat sich Maciej Bodnar (Tinkoff-Saxo) aus einer dreiköpfigen Ausreißergruppe heraus den Tagessieg auf der 4. Etappe der Polen-Rundfahr

04.08.2015Für Pelucchi ist die Polen-Rundfahrt wie ein Sechser im Lotto

(rsn) – Nach der gestrigen Niederlage gegen Matteo Pelucchi (IAM) trat Marcel Kittel (Giant-Alpecin) mit Wut im Bauch nach zur 3. Etappe der Polen-Rundfahrt an. Am Montag fühlte sich der deutsche S

Weitere Radsportnachrichten

04.07.2025Aldag: “Wir haben alles gemacht, um die Tour zu gewinnen“

(rsn) - Red Bull – Bora – hansgrohe nimmt den zweiten Anlauf, um mit Primoz Roglic die Tour de France zu gewinnen. Darauf hat sich das einzige deutsche WorldTour-Team vorbereitet. Was die Raublin

04.07.2025Wechselt Groenewegen zu Unibet - Tietema Rockets?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

04.07.2025Statt dem Duell gegen Vingegaard erneut eine Pogacar-Show?

(rsn) – Im Grunde ist die Geschichte schnell erzählt: Seit 2021, also seit Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) und Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) gemeinsam die Tour de France bestri

04.07.2025Bauhaus will im ´Freestyle´ an die richtigen Hinterräder

(rsn) – Fünf Top-5-Platzierungen hat Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) bei seinen zwei Tour-de-France-Teilnahmen bislang ersprintet – drei 2023, zwei 2024. Im dritten Anlauf sollen noch ein paar

04.07.2025Teams packen zur Tour wieder Sondertrikots aus

(rsn) – Es ist inzwischen ein jährlich wiederkehrendes Ritual: Kurz vor der Tour de France präsentieren einige Mannschaften Sondertrikots für die drei Wochen in Frankreich. Weil zum Saison-Highli

04.07.2025Brilliert Milan bei seiner Tour-Premiere?

(rsn) – Der diesjährige Grand Départ bietet erstmals seit 2020 wieder den Sprintern die Chance, das Gelbe Trikot zu erobern, denn gleich in Lille stehen die Zeichen am Ende der 1. Etappe auf Masse

04.07.2025Die Aufgebote für den 36. Giro d´Italia Women

(rsn) – Mit dem Giro d’Italia Women (6. – 13. Juli / 2.WWT) steht einen Tag nach dem Start der Tour de France der Männer die zweite Grand Tour der Frauen an. Die 36. Ausgabe der Italien-Rundfa

03.07.2025Die zehn deutschen Starter bei der 112. Tour de France

(rsn) – Zehn deutsche Radprofis und damit so viele wie zuletzt 2021, als noch Tony Martin oder André Greipel am Start waren, werden am 5. Juli in Lille die Tour de France 2025 in Angriff nehmen. Im

03.07.2025“Misserfolge schärfen dich“: Roglic lacht seine Dämonen an

(rsn) – Zum siebten Mal in seiner beeindruckenden Karriere geht Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) bei der Tour de France an den Start. Die einzige deutsche Équipe im Peloton will von

03.07.2025Van der Poel sieht Chancen für eine erfolgreiche Tour

(rsn) – Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) gehört einmal mehr zu den Top-Stars, die bei der Tour de France an den Start gehen. Wirklich in Erscheinung treten konnte er in den letzten dre

03.07.2025Arndt hofft nach Wirbelbruch auf Comeback noch 2025

(rsn) – Nikias Arndt (Bahrain Victorious) wird am Samstag in Lille zwar nicht am Start der Tour de France stehen, doch einige Tage vor der Frankreich-Rundfahrt gibt es dennoch gute Neuigkeiten vom 3

03.07.2025Auch bei der 112. Tour wird die 3-Kilometer-Regel ausgeweitet

(rsn) - Die ASO wird auch bei der kommenden Tour de France die 3-Kilometer-Regel auf weitere ausgewählte Etappen ausdehnen. Dann werden die Fahrer bereits vier oder sogar fünf Kilometer vor dem Ziel

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Course de Solidarnosc (2.2, POL)
  • Sibiu Tour (2.1, ROU)