Elmiger mit Verspätung als kämpferischster Fahrer geehrt

222 Kilometer waren für Bauer & Elmiger 100 Meter zu viel

Von Felix Mattis aus Nimes

Foto zu dem Text "222 Kilometer waren für Bauer & Elmiger 100 Meter zu viel"
Jack Bauer (Garmin-Sharp) und Martin Elmiger (IAM) waren auf dem Weg nach Nimes 221,9 Kilometer vor dem Feld unterwegs. | Foto: Cor Vos

20.07.2014  |  (rsn) - Den einen mussten die Teamkollegen kurz nach der Zieldurchfahrt trösten, der andere bekam wenigstens noch 2.000 Euro als kämpferischster Fahrer des Tages: Jack Bauer (Garmin-Sharp) und Martin Elmiger (IAM) waren die tragischen Helden der 222 Kilometer langen 15. Etappe durch zeitweise heftigen Regen von Tallard nach Nimes.

Wäre das Rennen 100 Meter kürzer gewesen, sie hätten den Sieg unter sich ausgemacht. So aber blieb Bauer nur Rang zehn und Elmiger Platz 16.

„Es ist natürlich enttäuschend, wenn man so nah am Sieg ist und dann doch unterliegt“, sagte Garmin-Sportdirektor Charles Wegelius gegenüber den deutschen Kollegen von Sky Sport News HD. „Aber ich denke, wir können stolz sein.“

Stolz schien auch Heinrich Haussler auf seinen IAM-Teamkollegen Elmiger zu sein, als er mit radsport-news.com über seinen eigenen zweiten Platz sprach und trotzdem immer wieder auf den Schweizer zu sprechen kam. „Das war eine krasse Leistung. Als ich bei Kilometer 0 gesehen habe, wie Martin attackiert hat, dachte ich: Wenn ich das jetzt machen müsste, dann platzen mir die Beine. Aber er hat einen Riesenmotor, ist ein Diesel und kann den ganzen Tag von vorne fahren“, so der Australier.

Auch Bauer und Elmiger dürften später am Abend möglicherweise Stolz verspüren, doch unmittelbar nach dem Rennen waren beide natürlich schwer enttäuscht - zumal sie sich die Niederlage selbst zuzuschreiben hatten, wie Elmiger gegenüber radsport-news.com bilanzierte: „Wir haben etwas gepokert, weil wir ehrlich gesagt dachten, dass wir durchkommen“, sagte der Schweizer Meister. „Und so ist es ja immer: Wenn man nicht voll fährt, dann kommt das Feld heran.“

Nachdem die beiden bei Kilometer 0 ausgerissen waren, fuhren sie 221,9 Kilometer vor dem Feld und quälten sich bei teilweise starkem Wind im ungleichen Duell mit den großen Sprinterteams. 20 Kilometer vor dem Ziel sprach alles dafür, dass es zu einem normalen Massensprint kommen würde, doch im Finale hielten die beiden Ausreißer plötzlich erstaunlich gut dagegen und büßten kaum noch Zeit ein.

„Ich glaube, 15 Kilometer vor dem Ziel haben wir beide erstmals am Sieg geschnuppert“, sagte Bauer später. „An so einem langen Tag startet man ja nicht mit dem Gedanken an den Etappensieg. Man will erstmal nur in die Gruppe kommen. Das habe ich geschafft, aber dann waren wir nur zu zweit, was bei so einer langen Etappe doch viel verlangt ist.“

Dass es dann am Ende trotzdem beinahe geklappt hätte, lag auch am Wetter. „Wir hatten durch den Regen und die vielen Kreisverkehre Glück“, meinte Elmiger. „Da kann man als Ausreißer genauso schnell fahren, wie das Feld.“

Als das Duo an der 1.000-Meter-Marke immer noch einen recht großen Vorsprung hatte, schien der Sieg wirklich greifbar. Bauer gab sogar zu Protokoll, dass er sich in der letzten Kurve kurz vor der Flamme Rouge sicher gewesen sei, dass es reichen würde. Doch der Neuseeländer wurde eines Besseren belehrt. „Wenn man nie Teil eines Sprints war, dann kann man nicht einschätzen, wie schnell das galoppierende Feld tatsächlich herankommt“, sagte er.

Bauer ließ auf dem letzten Kilometer zunächst Elmiger an der Spitze fahren und zog dann rund 400 Meter vor dem Ziel seinen Sprint an. Doch auf den letzten 50 Metern rauschte die vom Norweger Alexander Kristoff (Katusha) angeführte Sprintermeute doch noch vorbei.

Während Bauer leer ausging, wurde Elmiger in Nimes wenigstens noch als kämpferischster Fahrer geehrt. „Es ist immer schön, wenn man einen kleinen Preis gewinnt“, sagte er später. „Jack hätte ihn heute aber genauso verdient gehabt!“

Möglich, dass die Jury den Schweizer wählte, weil er bereits seine dritte große Flucht fuhr - er ist jetzt der Fahrer mit den meisten Fluchtkilometern im Peloton - und auf der 11. Etappe zum großen Erstaunen der meisten Zuseher nicht ausgezeichnet worden war, als man sich für Nicolas Roche (Tinkoff-Saxo) entschieden hatte.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

04.12.20143,5 Millionen Zuschauer beim Grand Départ der Tour in England

(rsn) – Den Grand Départ der diesjährigen Tour de France in Großbritannien erlebten nach Angaben der Tourismus-Agentur „Welcome to Yorkshire“ 3,5 Millionen Menschen entlang der Strecke mit. A

12.11.2014Froome: Nach der Frust-Tour machte die Vuelta Mut für 2015

(rsn) – Trotz der misslungenen Titelverteidigung bei der Tour de France ist Chris Froome (Sky) mit seiner Saison 2014 alles in allem zufrieden. Und auch, wenn er nach mehreren Stürzen schon früh v

25.09.2014Cavendish möchte die Tour de France nie mehr verpassen

(rsn) – Fast drei Monate nach seinem Sturz beim Grand Départ der Tour de France spürt Mark Cavendish (Omega Pharma-Quick Step) noch immer die Nachwirkungen. Der Brite hatte sich bei einem schweren

02.09.2014Keine positiven Tests bei der Tour de France

Berlin (dpa) - Alle Dopingtests der diesjährigen Tour der France waren negativ, teilte der Internationale Radsport-Verband (UCI) mit. Insgesamt wurden bei der Tour 719 Proben genommen, im Vorj

06.08.2014Denk: „Wir wollen 2015 zur Tour de France zurückkehren"

(rsn) - Nach dem erfolgreichen Debüt seiner Mannschaft bei der Tour de France äußert sich NetApp-Endura-Teammanager Ralph Denk im Interview mit radsport-news.com zu den sportlichen Zielen für den

04.08.2014Andy Schleck geht es „den Umständen entsprechend gut“

(rsn) – Knapp einen Monat nach seiner Knie-OP geht es Andy Schleck „den Umständen entsprechend gut“, wie der Trek-Profi am Rande des von Ag2R-Profi Ben Gastauer Kriteriums Gala Tour de France i

02.08.2014Gesehen und getroffen!

(rsn) - Das traf sich aber gut: Gerade wollte ich loslegen und den Radsport-News-Lesern noch ein paar Episoden meiner privaten TdF-Pyrenäen-Woche schildern, da kommt die Meldung, dass bei der Tour dÂ

29.07.2014Nibalis Tour-Sieg gibt Rückenwind für Nasarbajews Sportprojekte

(rsn) – Berlin (dpa) - Der Sieg von Vincenzo Nibali bei der Tour de France hat seinen kasachischen Geldgebern weiteren Rückenwind bei den ehrgeizigen Projekten verschafft. Großes Ziel ist der Zus

28.07.2014Majka: „Wir haben uns einen neuen Plan A ausgedacht"

Das Ergebnis kann sich sehen lassen, obwohl zunächst nichts darauf hingedeutet hatte, dass Rafal Majka auf den Bergetappen der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt zu den Hauptakteuren gehören

28.07.2014OP-QS und Tinkoff-Saxo feiern je drei Siege, Sky erlebt Desaster

(rsn) - Drei harte Wochen Tour de France liegen hinter den Fahrern. Zeit für radsport-news.com, in einer vierteiligen Reihe Bilanz zu ziehen. Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinter den Erw

28.07.2014Tour-Sieger Nibali ist Italiens neuer Sportheld

Paris (dpa) - Nach 16 Jahren haben die Italiener wieder einen Tour-de-France-Sieger. Entsprechend überschwänglich waren die Reaktionen nach dem Triumph von Vincenzo Nibali (Astana). Der neue

28.07.2014Kehrt die Tour nach Deutschland zurück?

(rsn) – Kehrt die Tour de France nach Deutschland zurück? Geht es nach Markus Lewe, Oberbürgermeister der Stadt Münster, dann definitiv ja. Das Stadtoberhaupt traf sich laut den Westfälischen Na

Weitere Radsportnachrichten

22.02.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum RSN-Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über d

22.02.2025Fretin schlägt Meeus im Sprint und feiert zweiten Saisonsieg

(rsn) – Milan Fretin (Cofidis) hat die 4. Etappe der 51. Volta ao Algarve (2.Pro) für sich entschieden und damit seinen zweiten Saisonsieg nach der Clásica de Almería gefeiert. Der Belgier gewan

22.02.2025Vieles neu und doch alles beim Alten

Das Team um Lars Wackernagel hat einen schwierigen Winter hinter sich. Nachdem Ende letzten Jahres die Firma P&S Metalltechnik ihren Rückzug als Sponsor verkündete, stand das Team kurzzeitig ohne Ha

22.02.2025Scaroni feiert Sieg-Doppelpack in Frankreich

(rsn) – Christian Scaroni (XDS – Astana) hat die 1. Etappe der Tour des Alpes-Maritimes (2.1) gewonnen und damit den zweiten Sieg in zwei Tagen eingefahren. Die 162 Kilometer von Contes nach Gour

22.02.2025Gelangweilter Pogacar “bewundert die Stadt“

(rsn) – “Ein ruhiger Tag im Büro“ ist die Übersetzung einer im englischen Sprachraum gängigen Phrase, wenn es darum, bemüht zu versuchen, Langeweile ein wenig positiver zu umschreiben. Abges

22.02.2025Thomas ins Management von Ineos Grenadiers?

(rsn) – Vor wenigen Tagen hat Geraint Thomas sein Karriereende offiziell gemacht. Nach der laufenden Saison ist Schluss. 19 Jahre Profitum sind dann vorbei. In dieser Zeit hat sich der Waliser als Ã

22.02.2025Verfolger verzocken sich: Uriarte feiert in Andalusien ersten Profisieg

(rsn) – Viel Unlust und wenig Ordnung sorgten auf der 4. Etappe der Andalusien-Rundfahrt (2.Pro) für einen Ausreißersieg. Diego Uriarte (Kern – Pharma) war der große Profiteur. Der 23-Jährige

22.02.2025Merlier lässt eingebautem Milan keine Chance

(rsn) – Tim Merlier (Soudal – Quick-Step) hat die 6. Etappe der UAE Tour (2. UWT) über 165 Kilometer vom Abu Dhabi Cycling Club nach Breakwater im Massensprint gewonnen. Der Belgier holte seinen

22.02.2025Groenewegen und Gaviria treten nicht mehr an

(rsn) - Dylan Groenewegen (Jayco - AlUla) tritt nicht mehr zum Start der 6. Etappe der UAE Tour (2. UWT) an. Der Niederländer, der am Vortag in einen der Stürze im Finale verwickelt war, muss darauf

21.02.2025Meeus feiert nach starkem Finale seinen ersten Saisonsieg

(rsn) – Jordi Meeus hat mit einem perfekten Auftritt im Sprintfinale die 3. Etappe der 51. Volta ao Algarve (2.Pro) für sich entschieden und seinem Team Red Bull – Bora – hansgrohe den sechsten

21.02.2025Bardet muss Algarve-Rundfahrt nach Sturz aufgeben

(rsn) – Romain Bardet (Picnic – PostNL) hat die Volta ao Algarve (2.Pro) auf der 3. Etappe vorzeitig verlassen müssen. Der französische Kletterer kam gut 23 Kilometer vor dem Ziel in Tavira zu F

21.02.2025Scaroni krönt starken Saisonstart und stiehlt Franzosen die Show

(rsn) – Christian Scaroni hat dem Team XDS – Astana den ersten Saisonsieg beschert und auch seinen furiosen eigenen Saisonauftakt endlich gekrönt. Der 27-jährige Italiener mit dem markanten Ober

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • UAE Tour (2.UWT, UAE)
  • Radrennen Männer

  • Tour du Rwanda (2.1, RWA)
  • Tour des Alpes-Maritimes (2.1, FRA)
  • Volta ao Algarve em Bicicleta (2.Pro, POR)
  • Vuelta a Andalucia Ruta (2.Pro, ESP)