16. Tour-Etappe: Carcassonne - Bagnères-de-Luchon, 237,5 km, bergig

Ein Marathon-Tag in Erinnerung an „Chaingate“

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Das Profil der 16. Etappe der Tour de France | Foto: A.S.O.

22.07.2014  |  (rsn) - Schon um 10:45 Uhr werden sich die Fahrer nach dem zweiten Ruhetag auf ihre Räder schwingen müssen, um den Start in Carcassonne nicht zu verpassen. Es steht der längste Tag der 101. Frankreich-Rundfahrt auf dem Programm: 237,5 Kilometer führen uns hinein in die Pyrenäen und zum Schluss über den Berg, an dem Andy Schleck die Tour de France 2010 zunächst verlor, um sie später am grünen Tisch doch noch zu gewinnen.

TagesTour - die Strecke:

Am Start in Carcassonne befinden wir uns schon recht nah an den Pyrenäen, bis wir aber den ersten Gebirgspass heute erreichen, werden die Fahrer bereits 155 Kilometer in den Beinen haben. Zunächst nämlich führt die Route in westlicher Richtung am Rande der Berge entlang. Die Bergwertungen bei Kilometer 25 und 71,5 auf dem Cote de Fanjeaux (4. Kat., 2,4 km, 4,9 %) und dem Cote de Pamiers (4. Kat., 2,5 km, 5,4 %) sind noch keine echten Prüfungen.

Es geht wellig vorbei am Zwischensprint in Saint-Girons bei Kilometer 123,5 und erst danach steigt die Straße stärker an. Mit dem Col de Portet-d’Aspet (2. Kat., 5,4 km, 6,9 %) knacken wir bei Kilometer 155 die 1.000-Meter-Marke knapp, der Col des Ares (3. Kat., 6 km, 5,2 %) ist anschließend bei Kilometer 176,5 aber nicht besonders schwer.

Spannend wird es, wenn das Peloton bei Fronsac die Garonne überquert. Dann nämlich beginnt so langsam der Anstieg zum Scharfrichter dieser heutigen Etappe: der Port de Balès. 11,7 Kilometer lang und im Schnitt 7,7 Prozent steil gehört der 1.753 Meter über dem Meer gelegene Pass zur Ehrenkategorie HC. Gerade vier bis fünf Kilometer vor dem Gipfel wird es mit zweistelligen Steigungsangaben besonders schwierig - die ideale Stelle für einen Angriff.

Oben ist nicht genug Platz, um ein Etappenziel zu installieren, und so geht es anschließend noch nach Bagnères-de-Luchon hinunter - eine schwierige, gerade im oberen Teil technische Abfahrt auf der man immer wieder mit sehr hohen Geschwindigkeiten auf enge Kurven zurauscht. Im Tal angekommen wartet nach nur einem flachen Kilometer bereits die Ziellinie, und so haben Gruppen wenig Zeit, noch einmal durch Zusammenarbeit Zeit gutzumachen, wenn sich am Berg und in der Abfahrt jemand abgesetzt hat.

KulTour - die Region:

Die Streckenlänge macht diese Etappe schon hart, doch das Klima könnte sie noch unangenehmer werden lassen. Es ist hier am Rand der Pyrenäen im Juli oft brütend heiß und gerade in den Tälern steht die Luft. Da muss man aufpassen, wenn man den ältesten Perlwein der Welt, den Blanquette de Limoux probiert, dass die Wirkung nicht doch stärker ausfällt, als man sich das wünscht.

Schon gestern am Ruhetag befanden wir uns im heutigen Startort Carcassonne - doch die Bilderbuch-Altstadt kann man gut und gerne noch ein paar Tage länger besuchen. So gut erhalten und groß wie der mittelalterliche Teil von Carcassonne innerhalb der Stadtmauern ist wohl keine andere Altstadt in ganz Europa.

ReTour - Tour-Historie:

Bereits zum 53. Mal kommt die Tour de France nach Bagnères-de-Luchon, und auch in der jüngeren Vergangenheit spielte diese Ankunft eine große Rolle. 2010 zum Beispiel entschied sich am Port de Balès auf kuriose Art und Weise sogar der Kampf um den Gesamtsieg, als Andy Schleck im Gelben Trikot fuhr und ihm bei einem Antritt kurz vor dem Gipfel die Kette herunterfiel. Alberto Contador und die anderen Kontrahenten zogen davon und der Luxemburger verlor durch „Chaingate" 39 Sekunden - exakt so viel, wie er am Ende der Tour in Paris hinter dem Spanier lag.

Den Etappensieg in Luchon sicherte sich damals Ausreißer Thomas Voeckler, und dem Franzosen gelang dasselbe Kunststück auch zwei Jahre später bei der letzten Ankunft im Pyrenäen-Kurort noch einmal, als er sich dort außerdem auch das Bergtrikot sicherte.

Allerdings erinnert die heutige Etappe auch an den schrecklichsten Unfall der letzten 20 Tour-de-France-Jahre, denn wir passieren mal wieder den Portet-d’Aspet - jenen Pass, an dem Fabio Casartelli bei der Tour 1995 sein Leben ließ, weil er in der Abfahrt mit seinem Kopf auf eine Steinmauer prallte. Ein Denkmal in Erinnerung an den Italiener befindet sich am Straßenrand, an dem das Peloton schon häufiger Halt gemacht hat.

Tour-Tipp - RSN-Prognose:

Zwar stehen morgen und übermorgen noch zwei Bergankünfte an, doch mit Ruhe vor dem Sturm ist heute trotzdem nicht zu rechnen. Bei den bisherigen Bergankünften hat sich herauskristallisiert, wer die besten Kletterer sind, und diese liegen in der Gesamtwertung zurecht vorne. Wer Rückstand hat, kann sich also nicht auf morgen und übermorgen verlassen, um Zeit gut zu machen, weil die Gefahr zu groß ist, dort wieder abgehängt zu werden.

Deshalb bietet sich diese etwas andere Bergetappe mit dem Zíel im Tal für sie an, alles auf eine Karte zu setzen. Gerade gute Abfahrer wie Vincenzo Nibali könnten am Balès ihr Herz in die Hand nehmen und mit Vollgas über die Kuppe preschen, um dann in der Abfahrt Zeit herauszufahren. Zwar führt der Italiener deutlich die Gesamtwertung an, doch hat Nibali bereits auf den beiden Alpenetappen, im Gelben Trikot fahrend, nichts von Taktiererei gehalten und die Konkurrenten attackiert.

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