9. Tour-Etappe: Gérardmer - Mulhouse, 170 km, Mittelgebirge

Ein Tag für die Ausreißer auf malerischer Strecke

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Die 9. Etappe der 101 .Tour de France | Foto: A.S.O.

13.07.2014  |  (rsn) - Die Vogesen-Trilogie wird von Tag zu Tag schwerer, und die 9. Etappe wartet nun mit dem ersten Berg der 1. Kategorie im Verlauf dieser Tour de France auf die Fahrer. Trotzdem dürfte dieses Teilstück jenes unter den dreien im Deutschland nahen Mittelgebirge sein, welches für die Gesamtwertung am uninteressantesten ist. Der Weg vom letzten Gipfel bis ins Ziel ist mit 43 Kilometern zu lang, als dass sich so früh in der Tour ein Angriff auf Gelb auszahlen könnte.

TagesTour - die Strecke:

Aus dem Herz der Vogesen, wie Gérardmer genannt wird, führt die Strecke zu einigen der schönsten Flecken dieser Region. Nach nur 500 Metern beginnt die Straße zum Col de la Schlucht (2. Kat., 8,6 km, 4,5 %) anzusteigen - ein echter Kaltstart, der einigen Fahrern wohl Probleme bereiten dürften, wenn sofort Attacken gehen. An der Bergwertung angekommen geht es links ab auf die Route des Crêtes, eine der schönsten Panoramastraßen Frankreichs mit tollem Weitblick nach Westen.

An der Ski-Station des Lac Blanc verlässt das Feld den Bergkamm hinunter an den Fuß des Col du Wettstein (3. Kat., 7,7 km, 4,1 %), über den Colmar sowie die Cote des Cinq Chateaux (3. Kat., 4,5 km, 6,1 %) und die Cote de Gueberschwihr (2. Kat., 4,1 km, 7,9 %) erreicht werden. Aus dem Rheintal geht es dann zurück in höhere Gefilde und nach dem Zwischensprint in Linthal (km 105) beginnt der erste Anstieg der 1. Kategorie dieser Frankreich-Rundfahrt: Le Markstein ist nach 10,8 schweißtreibenden Kilometern bei durchschnittlich moderaten 5,4 Prozent hinauf zurück auf den Bergkamm der Route des Crêtes erreicht.

Oben angekommen führt die Strecke links auf die Panoramastraße und über den Grand Ballon (3. Kat., 1,4 km, 8,6 %) in die Abfahrt zurück ins Rheintal. Von Cernay (km 149) bis zum Ziel in Mulhouse ist es auf den letzten 21 Kilometern flach bis nur noch ganz leicht abschüssig. Hier entscheidet sich, ob die Ausreißer noch genug Kraft haben, um gegen das Feld zu bestehen und die Etappe zu gewinnen.

Übrigens: Wer die Tour als Zuschauer besucht, der sollte sich auf dieser Etappe mit einem Fahrrad ausrüsten. Dann nämlich kann er zunächst am Col de la Schlucht zusehen und anschließend 21 flache Kilometer lang auf der Route des Crêtes gen Süden zur Bergwertung Le Markstein radeln. Durch die Schleife, die das Peloton dazwischen fährt, hat man als Zuschauer dafür knapp drei Stunden Zeit.

KulTour - die Region:

Wir befinden uns in Mulhouse und auch schon unterwegs während der Etappe in Colmar so nah an der deutschen Grenze wie lange nicht bei einer Tour de France. Das wird hier auch durch die teilweise noch deutschen Ortsnamen  deutlich. Wer zum Etappenziel nach Mulhouse kommt, der sollte dem Cité de l’Automobile mit der Bugatti-Sammlung der Schlumpf-Brüder einen Besuch abstatten. Es ist das größte Auto-Museum der Welt.

Doch eigentlich macht jeder einen Fehler, der hier sein Rad nicht mitgebracht hat. Denn viel schöner als rund um die Route des Crêtes kann man keine Höhenmeter sammeln. Die Panoramastraße war ursprünglich übrigens eine Militärstraße zur Versorgung der französischen Stellungen an der Front. Deshalb liegt sie meist auf der Westseite des Kamms, so war sie vor deutschem Beschuss sicher.

ReTour - Tour-Historie:

Zwischen dem deutsch-französischen Krieg und dem ersten Weltkrieg gehörte die Region, in der wir uns heute bewegen, zum damaligen Deutschen Reich. Trotzdem führte die Tour bereits zu dieser Zeit hierher, so dass die Fahrer auf dem Weg nach Metz in den Jahren 1907 bis 1910 ihre Pässe dabei haben mussten, um sie an der Grenze vorzuzeigen. Nach dem Ende des ersten Weltkriegs zelebrierten die Franzosen den Rückgewinn von Elsass-Lothringen, in dem sie das gesamte Gebiet in die Tour-Route integrierten.

In Mulhouse selbst feierte Laurent Fignon im Jahr 1992 den letzten Tour-Etappensieg seiner Karriere. In den hohen Bergen konnte er bei den Besten aber nicht mehr mithalten und beendete die Rundfahrt auf dem 23. Gesamtrang. Ein Jahr später startete er zum letzten Mal zur großen Schleife und gab das Rennen auf der 11. Etappe auf. Fignon starb am 31. August an Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Tour-Tipp - RSN-Prognose:

Stünde diese Etappe in der dritten Woche einer Rundfahrt, so könnte man mit einem Angriff auf den Gesamtführenden rechnen. Am Ende der ersten Woche aber weiß jeder, dass die Teams seiner Gegner noch relativ frisch und gut besetzt sind. Da dürfte die Abfahrt und das Flachstück vom Grand Ballon zum Ziel mit 43 Kilometern zu lang sein, um die Verfolger nach einem späten Angriff in Schach zu halten.

Etwas anderes gilt für frühe Ausreißversuche von Fahrern, die in der Gesamtwertung keine Rolle spielen. Ihnen kommt das Profil an diesem Tag entgegen, denn sie können sich an den Anstiegen zu Beginn einen großen Vorsprung herausfahren und davon dann bis ins Ziel zehren, weil an der Verfolgung niemand wirklich interessiert sein dürfte: Die Sprinter-Teams nicht, weil ihre Kapitäne in den Bergen ohnehin abgehängt wurden, und die Teams der Klassementfahrer nicht, weil die sich lieber für den harten folgenden Tag mit der ersten echten Bergankunft schonen.

Zu den Favoriten auf den Tagessieg zählen deshalb  Fahrer wie Sylvain Chavanel (IAM) und Thomas Voeckler (Europcar) - oder einfacher ausgedrückt: alle Franzosen, die mit Bergen klarkommen. Es könnte allerdings etwas dauern, bis die Gruppe des Tages steht, denn am ersten wirklich für Ausreißer prädestinierten Tag der Tour werden sehr viele ein Interesse daran haben, dabei zu sein.

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