Die Gewinner und Verlierer der Frühjahrsklassiker

Cancellara und Ciolek jubeln, Desaster für die Belgier

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Fabian Cancellara (RadioShack-Leopard) | Foto: ROTH

23.04.2013  |  (rsn) – Am Sonntag ging bei Lüttich-Bastogne-Lüttich die Saison der Frühjahrsklassiker zu Ende. Radsport News zieht Bilanz, blickt auf die wichtigsten Eintagesrennen der vergangenen beiden Monate zurück und benennt Gewinner und Verlierer.

Gewinner:

Katusha: Nachdem die russische Formation erst vom Sportgerichtshof CAS die WorldTour-Lizenz erteilt bekam, lief es im Frühjahr bestens. So gewann der Italiener Luca Paolini bereits Ende Februar zum Auftakt der belgischen Straßensaison Omloop Het Nieusblad und belegte Platz fünf bei Mailand-San Remo. Wie schon 2012 durfte Katusha auch diesmal beim Flèche Wallonne jubeln. Diesmal war allerdings nicht Joaquim Rodriguez, sondern sein spanischer Landsmann Dani Moreno erfolgreich. Rodriguez selbst verpasste als Zweiter von Lüttich-Bastogne-Lüttich nur knapp den großen Coup. Aber auch die zweite Reihe war erfolgreich, wenn auch bei kleineren Wettbewerben. So gewann der Russe Alex Tsatevich das Eintagesrennen Le Samyn (Kat. 1.1), der Berliner Rüdiger Selig feierte bei der Limburg Classic (Kat. 1.1) seinen ersten Profisieg, der Slowene Simon Spilak war beim GP Indurain (Kat. 1.1) der Stärkste. Mehr als nur beachtlich war zudem Rang vier bei der Flandern-Rundfahrt durch den Norweger Alexander Kristoff.

Fabian Cancellara: Der Schweizer war in diesem Frühjahr da, wenn es galt. Cancellara gewann nicht nur zum zweiten Mal in seiner Karriere das Double aus Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix, sondern auch noch den E3 Prijs. Viel besser hätte die Klassiker-Ausbeute nicht sein können. Nur bei Mailand-San Remo dürfte sich der Berner wohl mehr als Platz drei erhofft haben.

Gerald Ciolek: Der Pulheimer ging als großer Außenseiter bei Mailand-San Remo an den Start und konnte bei einem denkwürdigen Rennen, das wegen Kälte, Schnee und Regen unterbrochen werden musste, einen sensationellen Sieg einfahren. Auch wenn ansonsten von Ciolek - auch wegen einer Erkältung- in den Frühjarsrennen nicht so viel zu sehen war, wird der Pulheimer mit seinen Coup bei der Primavera in die Sportgeschichte eingehen.

Peter Sagan: Auch wenn er letztlich im direkten Vergleich mit Fabian Cancallra den Kürzeren zog, kann auch der Slowake doch auf ein sehr erfolgreiches Frühjahr zurückblicken. Mit Gent-Wevelgem gewann der Cannondale-Kapitän seinen ersten großen Klassiker. Dazu landete Sagan bei Mailand-San Remo und der Flandern-Rundfahrt jeweils auf Platz zwei - ebenso wie bei der Strade Bianche sowie beim E3 Prijs. Dass nach einem kräftezehrenden Frühjahr beim Amstel Gold Race und beim Flèche Wallonne keine vorderen Plätze mehr drin war, fällt da kaum ins Gewicht.

Daniel Martin: Mit seinem Sieg bei Lüttich-Bastogne-Lüttich hat der Ire - unterstützt von einem perfekt harmonierenden Team - seinen bisher größten Karriereerfolg gefeiert. Dass mit ihm bei der "Doyenne" zu rechnen sein würde, hatte Martin in den vorherigen Wochen angedeutet, so etwa mit seinem Gesamtsieg bei der Katalonien-Rundfahrt. Spätestens nachs einem vierten Rang beim Flèche Wallonne war der 26-Jährige aber mehr als nur ein Geheimtipp.

Ag2r: Zwar konnte das französische WorldTour-Team durch Blel Kadri (bei der Roma Maxima/ Kat. 1.1) nur einen Klassiker-Sieg einfahren, dafür aber zeigte sich die Mannschaft von Vincen Lavenu über das gesamte Frühjahr hinweg in starker Verfassung. Gekrönt wurden die Auftritte vom Kolumbianer Carlos Betancur, der mit als Dritter beim Flèche Wallonne und Vierter von Lüttich-Bastogne-Lüttich für Furore sorgte. Nicht vergessen auch Rinaldo Nocentinis dritter Platz bei der Strade Bianche (Kat. 1.1) sowie die zweiten Plätze von Sprinter Yauheni Hutarovich bei den französischen Eintagesrennen Route Adelié de Vitré (Kat. 1.1) und Classic Loire Atlantique (Kat. 1.1) sowie ein weiterer zweiter Rang durch den Franzosen Sylvain Georges bei Paris-Camembert (Kat. 1.1).

Lotto-Belisol: Als Außenseiter in die Klassikersaison gegangen, war die belgische Formation eine der Überraschungen des Frühjahrs. Nicht nur durch Siege von Kenny de Haes bei den Handzame Classic und von Jonas Vangenechten beim GP Pino Cerami konnte Lotto für positive Schlagzeilen sorgen. Bei den großen Klassikern war es vor allem Jurgen Roelandts, der für Spitzenergebnisse sorgte, so etwa mit Rang drei bei der Flandern-Rundfahrt. Da war es auch zu verschmerzen, dass Jelle Vanendert in den Ardennen nicht an die Ergebniss von 2012 anknüpfen konnte.

Michal Kwiatkowski: Von Haus aus eher Zeitfahrer und Rundfahrt-Spezialist, zeigte der Pole in diesem Frühjahr auch seine Stärken bei Eintagesrennen. Und wie: So wurde der gerade mal 22-Jährige als Vierter beim Amstel Gold Race und Fünfter des Flèche Wallonne und rettete die Frühjahrskampange seines Teams.

Verlierer:

Die Belgier: In der Vergangenheit waren die Frühjahrsklassiker die Rennen, in denen die Belgier regelmäßig ihre Siege einfuhren. In diesem Jahr waren es gerade mal zwei, und die gelangen bei kleineren Eintagesrennen. Kenny de Haes bei den Handzame Classic (Kat. 1.1) und Jonas Vangenechten (beide Lotto-Belisol) beim dem GP Pino Cermai (Kat. 1.1) waren erfolgreich, bezeichnenderweise zwei Fahrer aus der zweiten Reihe.

Dagegen fehlen die großen Namen in den Siegerlisten. Tom Boonen (Omega Pharma Quickstep) kam nach einer Schulter-OP im Winter zunächst nicht in Form, dann wurde er bei der Flandern-Rundfahrt durch einen Sturz ausgebremst. Ohne Verletzung, aber auch ohne Erfolg ging für sein Landsmann Philippe Gilbert (BMC Racing) die Klassiker-Saison zu Ende. Ein zweiter Platz beim Pfeil von Brabant (Kat. 1.HC) sowie Rang fünf beim Amstel Gold Race waren nicht nur für den Weltmeister selbst eine magere Ausbeute. So erfolglos waren die Belgier seit 1918 nicht mehr gewesen.

Kleine Lichtblicke waren der zweite Platz von Stijn Vandenbergh (Omega Pharma Quick-Step) zum Klassikerauftakt bei Omloop Het Nieuwsblad (Kat. 1.HC) sowie dritte Plätze von Greg van Avermaet (BMC) und Jurgen Roelandts (Lotto-Belisol) bei Gent-Wevelgem und der Flandern-Rundfahrt.

Sky: Mit dem Ziel, den ersten großen Klassiker der Teamgeschichte zu gewinnen, ging die britische Formation in das Frühjahr. Heraus sprangen am Ende lediglich Platzierungen hinter den Podesträngen, klammert man Mathew Haymans dritten Platz bei Dwars door Vlaanderen aus. Nahe dran am Podium war zudem Geraint Thomas, der sowohl beim Omloop Het Nieuwsblad als auch beim E3 Prijs Rang vier belegte. Der Österreicher Bernhard Eisel konnte als Siebter bei Gent-Wevelgem und Zehnter bei Mailand-San Remo Akzente setzen, der Britische Meister Ian Stannard wurde Sechster bei Mailand-San Remo. Alles in allem gute Ergebnisse, aber sicher nicht das, was sich das stärkste Team der Welt ausgerechnet hatte.

Filippo Pozzato: In diesem Frühjahr war der Italiener ein gutes Stück von seiner Topform entfernt. Einzig bei seinem Sieg bei der Trofeo Laigueglia (Kat. 1.1) und als Zweiter von Roma Maxima (Kat. 1.1) machte der Lampre-Kapitän von sich reden. In den großen Rennen war vom 31-Jährigen dann aber wenig bis gar nichts zu sehen.

BMC: Auch das personell bestens ausgestattete US-Team mit Schweizer Wurzeln ging leer aus. Sicherlich war die schwere Verletzung von Alessandro Ballan im Winter ein herber Rückschlag. Dennoch hatte sich die Sportliche Leitung bei den großen Rennen mehr als einen zweiten Platz von Philippe Gilbert beim Pfeil von Brabant sowie zwei dritten Plätze - Greg van Avermaet bei Gent-Wevelgem und Daniel Oss beim E3 Prijs - erhofft. Trotzdem zeigte sich BMC ind en Rennen als gut funktionierende Einheit. Helfer wie Marcus Burghardt - der immer vorbildlich seine Aufgaben erfüllte - zeigten über das gesamte Frühjahr hinweg Top-Leistungen. Doch konnten die Kapitäne die Vorarbeit ihrer Teamkollegen nicht in Erfolge ummünzen. Komplett abgetaucht waren der Norweger Thor Hushovd und der leicht angeschlagene US-Amerikaner Taylor Phinney.

Andy Schleck: 2009 Gewinner bei Lüttich-Bastogne-Lüttich, wurde es in diesem Jahr bereits als Erfolg gewertet, dass der Luxemburger beim Flèche Wallonne und Lüttich-Bastogne-Lüttich das Ziel erreichte. Mit den Plätzen 86 und 41 war der RadioShack-Kapitän aber weit von seiner Bestform entfernt.

Astana: Im vergangenen Jahr stellte das kasachische Team mit Enrico Gasparotto - Sieg beim Amstel Gold Race - und Maxim Iglinskiy - Sieger von Lüttich-Bastogne-Lüttich - noch die Ardennen-Helden. In diesem Jahr fiel die Bilanz deutlich schlechter aus, auch wenn Gasparotto mit Platz sechs bei Lüttich-Bastogne-Lüttich und Rang acht beim Amstel Gold Race wieder gute Leistungen zeigte. Doch da Astana sich mit Vincenzo Nibali verstärkt hatte, ging es vor allem bei Lüttich-Bastogne-Lüttich nur um den Sieg. Davon war man aber ein ganzes Stück entfernt. Positiv in Erscheinung trat der Slowene Borut Bozic, der sowohl bei Gent-Wevelgem als auch bei Dwars door Vlaanderen (Kat. 1.1) Zweiter wurde. Was fehlte, war trotz guter Auftritte ein Sieg.

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