Bärenstarker Brite hätte Cobo fast geknackt

Kosten Helferdienste Froome den Vuelta-Sieg?

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Kosten Helferdienste Froome den Vuelta-Sieg?"
Froomes harter Antritt setzte Cobo im Finale zu | Foto: ROTH

07.09.2011  |  (rsn) – In der ersten Woche der Vuelta suchte Chris Froome stundenlang das Team-Hotel, am Morgen der heutigen 17. Etappe brauchte der Brite einige Zeit um herauszufinden, welcher Tag denn überhaupt sei, wie er via Twitter schrieb. Im Rennen selbst ist der Sky-Profi aber immer auf der Höhe des Geschehens. Am Donnerstag war er bei der letzten Bergankunft der stärkste Fahrer im Feld, feierte in Pena Cabarga seinen ersten Saisonsieg und rückte bis auf 13 Sekunden an den Mann in Rot, Juan José Cobo (Geox) heran. „Froome war heute sehr stark, stärker als gedacht. Ich konnte nur reagieren“, gestand Cobo nach dem packenden Finale ein.

Cobos Sportlicher Leiter Matxin Fernandez sah die Vuelta-Felle schon davon schwimmen. „Ich dachte: Jetzt verlieren wird die Vuelta. Froome ist an Rampen von 18 Prozent richtig gesprintet“, so Fernandez. Doch Cobo kämpfte sich  zurück. „Auch Froome musste für seine Attacken etwas büßen und so konnte ich wieder zu ihm aufschließen“, erzählt der Spanier, der das Schlimmste verhindern konnte und zumindest sein Rotes Trikot verteidigte. Froome selbst hatte für einen Moment geglaubt, Cobo losgeworden zu sein. „Aber dann war gut 100 Meter vor dem Ziel ein Schatten hinter mir“, so Froome, der ergänzte. „Ich habe mir keine Vorwürfe zu machen. Ich habe heute alles aus mir heraus geholt.“

Im Feld sind sich viele Fahrer einig. Froome ist der stärkste im Feld. Aber warum hat er dann nicht das Rote Trikot? „Ich bin mir sicher, dass er die Rundfahrt gewinnen würde, hätte er nicht für Wiggins den Edelhelfer geben müssen“; war sich Bauke Mollema (Rabobank), Gesamtvierter, bereits vor Etappenstart sicher.

Über zwei Wochen lang schuftete Froome für Wiggins, den Kapitän der Sky-Mannschaft. So blieb Froome etwa hinauf zum Angliru im mit 24 Prozent steilsten Stück an der Seite seines Kapitäns Wiggins, um einige Meter später, dann doch grünes Licht zu bekommen, um auf eigene Rechnung zu fahren. An diesem Tag büßte Froome fast eine Minute auf Tagessieger Cobo ein. Gewinnt der Spanier die Vuelta, dann war dies wohl die entscheidende Etappe.

Doch ist dem Team Sky ein Vorwurf zu machen, dass man zu lange auf Wiggins gesetzt hat? Eher nein. Es konnte ja kaum jemand erahnen, dass Froome, der bislang bei keiner großen Landesrundfahrt in Erscheinung treten konnte, dieses hohe Niveau durchhalten würde. Und auch Froome selbst wollte zu diesem Thema keine Diskussion entfachen. „Am einen Tag ist Bradley besser, am anderen ich. Hier bei der Vuelta zeigt die ganze Sky-Mannschaft perfektes Teamwork. Ich bin hier als sein Helfer angetreten, rückwirkend kann man immer leicht reden“, so Froome.

Mit seinem bärenstarken Antritt auf den knapp 20 Prozent steilen letzten beiden Schlusskilometern am Mittwoch überraschte der 26-Jährige erneut. Ganz abgeschrieben hat der Brite den Gesamtsieg auch noch nicht. „Die anspruchsvollsten Etappen sind zwar vorbei, aber wir werden Cobo das Leben so schwer wie möglich machen“, kündigte er an. Und Wiggins traut seinem Teamkollegen gar den ganzen großen Coup zu, denn „Chris wird immer besser. Er versteht langsam, zu was er in der Lage ist. Ich denke wirklich, dass er die Vuelta gewinnen kann.“ Eine Bergankunft steht nicht mehr an, doch Cobo schätzt vor allem das Finale der 19. Etappe als gefährlich ein. „Ich könnte mir vorstellen, dass es Froome dort noch einmal probieren wird“, ist Cobo gewarnt.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

18.07.2019Froome offiziell zum Vuelta-Sieger 2011 erklärt

(rsn) - Jetzt ist es offiziell: Chris Froome darf sich den Gesamtsieg bei der Vuelta a Espana 2011 in seine Palmares eintragen. Nachdem Juan José Cobo nachträglich vom Radsportweltverband UCI wegen

13.06.2019Cobo acht Jahre nach Vuelta-Coup gesperrt - Froome bald Sieger?

(rsn) - Fast acht Jahre nach seinem Triumph bei der Vuelta a Espana 2011 wird Juan José Cobo diesen Sieg wohl aberkannt bekommen. Unter Verweis auf Auffälligkeiten in seinem Biologischen Pass sperrt

26.10.2011UCI: Keine positiven Dopingtests bei Vuelta a Espana 2011

(rsn) – Bei der diesjährigen Vuelta a España gab es keine positiven Dopingtests, wie der Radsportweltverband UCI gegenüber cyclinggnews.com bestätigte. Demnach hat das bei der Welt-Anti-Doping-A

13.09.2011Vuelta der Genesenen

(rsn) – Die Vuelta a Espana 2011 wird aus mehreren Gründen in Erinnerung bleiben. Sie brachte Rekorde wie etwa die neun verschiedenen Gesamtführenden im Verlauf der Rundfahrt oder das vierte Bergt

12.09.2011Cobo besiegt die Depression

Madrid (dpa) - Juan José Cobo konnte sein Glück kaum fassen. Vor drei Monaten wollte er mit dem Radsport aufhören, sein Geox-Team kam sogar nur mit einer Wild Card ins Rennen. Nun kürte sich der 3

11.09.2011Cobo gewinnt die 66. Vuelta a Espana

(rsn) – Juan José Cobo (Geox) hat die 66. Vuelta a Espana gewonnen. Der Spanier ließ auf der 95 Kilometer langen Schlussetappe mit Ziel in Madrid nichts mehr anbrennen und verteidigte seinen Vorsp

11.09.2011Moncoutie will 2012 Jose Luis Laguia überflügeln

(rsn) – Und wieder hängt David Moncoutie (Cofidis) noch ein Jahr dran. Nach seinem vierten Bergtrikot in Folge bei der Vuelta a Espsna will der Franzose den bisherigen Rekordhalter José Luis Lagui

11.09.2011Zeitbonifikation macht Cobo zum Vuelta-Sieger

(rsn) – Bei der Tour de France abgeschafft, entscheiden sie bei der Spanien-Rundfahrt wohl über den Gesamtsieg: die Zeitbonifikationen bei den Zielankünften. Würde man sie aus der momentanen Wert

10.09.2011O`Grady machte Bennati Beine

(rsn/dpa) - Italienischer Dreifachsieg auf der 20. Vuelta-Etappe. Daniele Bennati (Leopard-Trek) setzte sich nach 185 Kilometern von Bilbao nach Vitoria im Sprint einer großen Spitzengruppe gegen sei

10.09.2011Baske Anton versöhnt sich mit Sieg in der Heimat

(rsn) - Vor dem Start der 66. Vuelta a Espana hatte sich Igor Anton (Euskaltel-Euskadi) die Fahrt durch das Baskenland anders vorgestellt. Beim ersten Besuch nach 33 Jahren wollte er als Gesamtführen

10.09.2011Froome: "Werde bis Madrid um Rot kämpfen"

(rsn) – Chris Froome (Sky) hat auf der 19. Etappe mit Ziel im baskischen Bilbao nichts unversucht gelassen, um den Spanier Juan José Cobo (Geox) aus dem Roten Trikot zu fahren. Im letzten Anstieg d

09.09.2011In Bilbao ist Baskenball

(rsn) - Nach 33 Jahren kehrte die Spanien-Rundfahrt wieder ins Baskenland zurück. In Bilbao durften sich die Basken dann auch gleich über einen Sieg von Lokalmatador Igor Anton (Euskaltel) freuen. D

Weitere Radsportnachrichten

05.05.2024Pogacar: ”Die Post wird abgehen”

(rsn) – Der Auftakt zum 107. Giro d’Italia ist atypisch. Einen Tag nach der schweren 1. Etappe, auf der bereits einige Favoriten Federn gelassen haben, steht bereits die erste Bergankunft auf dem

05.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 2. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

05.05.2024Narvaez sorgt für die nächsten rosa Träume in Ecuador

(rsn) – Fünf Jahre ist es her, dass Richard Carapaz das Radsportland Ecuador mit seinem sensationellen Gesamtsieg beim Giro d´Italia in Rosa gehüllt hat. Nun feiern die Nachbarn der Kolumbianer i

05.05.2024Erste Bergankunft im Zeichen von Pantani

(rsn / ProCycling) – Wie bereits der gestrige Auftakt ist auch diese 2. Etappe verhältnismäßig kurz. Im Gegensatz zu den Vorjahren entschied sich der Veranstalter RCS in der ersten Hälfte der Ru

05.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

04.05.2024Zocker Schachmann eröffnet den Giro mit Bravour

(rsn) - Im Ziel in Turin war Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) von den Emotionen überwältigt. Natürlich war er sauer, dass er zum Auftakt des Giro d’Italia so knapp am Rosa Trikot vorbei

04.05.2024Arensman und Bardet müssen schon sehr früh Federn lassen

(rsn) – Riesig waren die Abstände unter den besten Kletterern des Giro d´Italia auf der 1. Etappe rund um Turin nicht. Und doch dürfte das Thema ´Podium in Rom´ für vier Protagonisten nach den

04.05.2024Pogacar verpasst Rosa, setzt aber eine erste Duftmarke

(rsn) – Tadej Pogacar hat mit seinem UAE Team Emirates alles getan, um schon am ersten Tag des 107. Giro d´Italia das Maglia Rosa zu übernehmen. Die Männer in Weiß arbeiteten auf den 140 Kilomet

04.05.2024Highlight-Video der 1. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) hat mit seinem Sieg zum Auftakt des 107. Giro d’Italia das erste Rosa Trikot erobert. Der 27-jährige Ecuadorianer setzte auf der 1. Etappe über 140 Ki

04.05.2024Gasparotto: “Max hat das heute clever gemacht“

(rsn) – Viel fehlte nicht und Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hätte zum Auftakt des 107. Giro d’Italia für eine dicke Überraschung gesorgt. Der 30-jährige Deutsche musste sich auf d

04.05.2024Highlight-Video der 7. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Marianne Vos (Jumbo – Visma) hat bei der 10. Vuelta Femenina ein weiteres Mal ihren Ruf als stärkste Sprinterin untermauert. Die 36-jährige Niederländerin entschied die 7. Etappe über

04.05.2024Nur Narvaez zum Giro-Auftakt schneller als Schachmann

(rsn) – Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hat denkbar knapp einen perfekten Einstieg in den 107. Giro d’Italia verpasst. Der zweimalige Deutsche Meister belegte auf der 1. Etappe über 14

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)