Können Martin und Klöden in den Pyrenäen mithalten?

Tag der Wahrheit für die Tour-Favoriten

Foto zu dem Text "Tag der Wahrheit für die Tour-Favoriten"
Andy und Fränk Schleck (Leopard-Trek) | Foto: ROTH

14.07.2011  |  Lavaur (rsn) - Elf Tage lang schrieben die Top-Favoriten dieser Tour Geschichten, weil sie neben oder unter ihrem Rad lagen. Heute müssen sie zum ersten Mal zeigen, was sie auf dem Rad in der Lage sind zu leisten.

Nach der 12. Etappe von Cugnaux bei Toulouse hinauf nach Luz Ardiden (211 km) wissen wir, wer wirklich um Gelb fährt. Die Hourquette d'Ancizan (1538 m), der Pyrenäen-König Tourmalet (2115 m) und die extrem schwierige Bergankunft an der Skistation trennen die Kletterspezialisten vom Rest des Feldes.

"Wir müssen nicht attackieren", sonnt sich Fränk Schleck (Leopard-Trek) in der komfortablen Position nur drei Sekunden hinter dem momentanen Tourdritten Cadel Evans (BMC), aber sonst vor allen anderen Konkurrenten zu liegen. Sein Bruder Andy hat acht Sekunden Rückstand. Der angeschlagene Andreas Klöden (RadioShack) ist 14 Sekunden zurück und Titelverteidiger Alberto Contador (Saxo Bank-SunGard) muss schon 1:38 Minuten aufholen, um wenigstens gleich zu ziehen.

Der dreimalige Toursieger mauert zwar und meint: „Die Schleck-Brüder werden Evans attackieren müssen. Basso und Klöden sind auch stark und werden den Australier angreifen. Und auch ich werde attackieren müssen, aber nicht unbedingt in den Pyrenäeen. Ich werde mir den passenden Moment raus suchen. Es hängt davon ab, wie es meinem Knie geht und wie meine Form ist.“

Genau das die Frage, die Contador heute beantworten muss. Wie viel seiner überragenden Giro-Form hat er die letzten fünf Wochen konservieren können? Es ist kaum natürlich, in Italien allen davon zu stiefeln und das bei der Tour zu wiederholen. Sind die vielen Stürze des Spaniers Zeichen der Schwäche oder einfach nur Pech? Mehrmals zeigte das Fernsehen, wie der Madrilene sein Rad entnervt in den Graben feuerte. Legte Contador den Schwerpunkt auf Italien, weil er nicht damit rechnen konnte, dass der Internationale Sportgerichtshof CAS sein Verfahren in den August verschob und er bei der Tour starten darf?

Die so deutlich ausgesprochenen Knieprobleme gehören sicher zum taktischen Geplänkel, das sich die Konkurrenten untereinander liefern. Kein Gelbanwärter würde vor wichtigen Bergetappen zugeben, dass ihn ein Wehwehchen zwickt. "Die Tour wird nicht nur auf dem Rad sondern auch im Kopf gewonnen", weiß der inzwischen 31 Jahre alte "große" Schleck, der sich gegen wehrt: "Es reden alle nur vom Duell Andy Schleck gegen Contador. Es gibt aber mehr Favoriten auf den Gesamtsieg." Er rechnet sich selbst dazu, nach den bisherigen Vorstellungen soll keiner glauben, dass er nur Helfer seines kleinen Bruders ist.

Ein ganze Handvoll zählt er auf, die ihn und Andy gefährden können: "Das sind Gesink, Evans, Klöden, wenn er sich erholt. Basso fährt sehr gut. Auch Cunego sieht sehr bereit aus."

Nach Schlecks Aussage wird sich Leopard-Trek zunächst aus allen Positionskämpfen heraushalten: "Die anderen Mannschaften müssen das Terrain vorbereiten. Sie liegen zurück und müssen etwas zeigen."

Evans befindet sich in ähnlich komfortabler Lage wie die Schlecks. Der ebenfalls von schweren Stürzen verschont gebliebene Australier fiebert dem ersten Entscheidungstag entgegen: "Für uns geht die Tour jetzt erst so richtig los. Die erste Etappe in den Bergen bei einer grossen Rundfahrt ist oft so, dass jemand einen ganz schlechten oder auch einen aussergewöhnlich guten Tag hat. Auf jeden Fall ist es ein Form-Indikator. Ich fahre mein Rennen und werde sehen, wie es den anderen geht. Ich hoffe, dass ich mithalten kann - oder besser bin", so der 34-Jährige voller Selbstbewusstsein.

Für Andreas Klöden geht es nur ums Ankommen. Nur mit Mühe stieg der RadioShack-Kapitän gestern vom Rad. Auf einem Twitter-Foto zeigte er den vom Sturz am Sonntag malträtierten Rücken. Sein Problem ist, dass ausgerechnet der Muskel stark geprellt ist, der für die Kraftübertragung in die Beine sorgt. Auf Team-Unterstützung kann er kaum hoffen. Seine Mannsvhaftskollegen Chris Horner, Janez Brajkovic und Yaroslaw Popovych musten nach Stürzen  ausscheiden.

Überraschend stark präsentierte sich bisher Tony Martin (HTC-Highroad). Der Eschborner zeigte sich ständig in der Spitze, auch wenn er nicht den Sprint seines bislang dreimal siegreichen Teamkollegen Mark Cavendish anzieht. In den letzten Tagen sollte er nicht so viel Tempoarbeit leisten. "Tony ist kaum zu stoppen. Wir haben ihm gesagt, dass er nicht mehr solange führen soll", versuchte Teamchef Rolf Aldag seinen Kapitän zu zügeln, damit der Krafte spart. "Ich bin bereit", wartet auch Martin auf seinen ersten Härtetest dieser Tour.

Kann er mithalten, wäre das ein Riesenerfolg!

Radsport News ist heute per LIVE Ticker von Beginn an dabei!


Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

05.11.2014Drei Jahre nach „Stacheldraht-Sturz": Entschädigung für Hoogerland

(rsn) – Mehr als drei Jahre nach seinem schweren Unfall bei der Tour de France hat Johnny Hoogerland eine Entschädigung von der Versicherung des Verursachers erhalten. „Es hat lange gedauert, abe

22.12.2011Voeckler: "Fehler kostete das Tour-Podium"

(rsn) - Thomas Voeckler (Europcar) ist der Auffassung, dass ihn ein schwerer taktischer Fehler auf der Alpe d’Huez-Etappe einen Podiumsplatz bei der vergangenen Tour de France gekostet hat. Im Gesp

30.08.2011Alle Doping-Tests der Tour negativ

(rsn) - Die letzten Dopingtests der Tour de France 2011 wurden ausgewertet - sie sind alle negativ. Damit bleibt der Russe Alexandr Kolobnev (Katjuscha) der einzige überführte Dopingsünder der dies

12.08.2011Zehntausende feiern Evans in Melbourne

Melbourne (dpa) - Cadel Evans auf Feier-Tour: In Melbourne haben Zehntausende dem Tour de France-Sieger bei der Rückkehr in die Heimat zugejubelt. "Ich könnte sagen, ich bin überwältigt. Aber das

11.08.2011Melbourne wird Evans mit einer Parade ehren

Melbourne (SID) - Zweieinhalb Wochen nach seinem Triumph bei der Tour de France ist Cadel Evans (BMC) in seine australische Heimat zurückgekehrt. "Es ist immer schön, nach Hause zu kommen und sich e

01.08.2011Horner hat ein Blutgerinnsel in der Lunge

(rsn) – Bei Chris Horner (RadioShack) ist gut drei Wochen nach seinem schweren Sturz auf der 7. Etappe der Tour de France ein Blutgerinnsel in der Lunge festgestellt worden. Das teilte der 39 Jahre

29.07.2011Contador: "Ich brauche ein stärkeres Team"

(rsn) – Ob das bei Bjarne Riis gut ankommt? Sein Star Alberto Contador fordert personelle Verstärkung. "Ich bräuchte ein besseres Team, um Giro und Tour in einem Jahr gewinnen zu können", ließ C

28.07.2011Zeckenbiss war die Ursache für Fedrigos Formschwäche

(rsn) – Ein Zeckenbiss scheint für die bisher eher schwachen Leistungen von Pierrick Fédrigo (FDJ) verantwortlich zu sein. Wie Teamarzt Gérard Guillaume gegenüber der L’Equipe erklärte, war d

27.07.2011Tous Fous du Tour – auch nächstes Jahr

(rsn) - "Tous Fous Du Tour" lautet das Motto der Tour de France. Übersetzt: "Alle sind verrückt nach der Tour"! Warum das so ist, bewies die Ausgabe 2011 auf beeindruckende Weise. Das Rennen war dra

27.07.2011„Wir haben immer an den Tour-Sieg geglaubt“

(rsn) – Marcus Burghardt (BMC) war bei der 98. Tour de France einer der wichtigsten Helfer von Cadel Evans, der erstmals in seiner langen Karriere nach drei Wochen in Paris ganz oben auf dem Podium

27.07.2011Kreuziger fuhr Tour de France mit gebrochenem Handgelenk

Prag (dpa) - Roman Kreuziger (Astana) hat fast die ganze Tour de France mit gebrochenem Handgelenk absolviert. Er müsse nun für sechs Wochen einen Gips tragen, berichtete der 25 Jahre alte Tscheche

27.07.2011Gilbert: "Evans ist ein toller Sieger"

(rsn) – Philippe Gilbert (Omega Pharma-Lotto) kehrt mit einer eindrucksvollen Bilanz von der Tour de France zurück. „Ich habe eine Etappe gewonnen, das Gelbe Trikot getragen, das Grüne Trikot ge

Weitere Radsportnachrichten

21.12.2024Schöne Highlights und ein sehr starker August

(rsn) – 22 Jahre ist Fabio Christen (Q36.5 Pro Cycling) alt, und der Schweizer kommt aus einer wahren Radsportfamilie. Schon sein Großvater gehörte zu den besten Straßensportlern und auch sein Va

21.12.2024Red-Bull-Sportchef Aldag über die Transfers von Lazkano und Co.

(rsn) – Es war abzusehen, dass Red Bull – Bora – hansgrohe auch in diesem Winter wieder allerhand Veränderungen am Kader für die neue Saison vornehmen würde. Neun Profis stoßen 2025 zum Team

21.12.2024Vandeputte mit Start-Ziel-Sieg zum ersten Weltcuperfolg

(rsn) – Dank einer technischen Glanzleistung hat Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) in Hulst nicht nur einen Start-Ziel-Sieg, sondern auch seinen ersten Weltcup-Erfolg gefeiert. Der Belgier w

21.12.2024Schreiber startet am schnellsten und bleibt bis zum Schluss vorn

(rsn) – Schnellstarterin Marie Schreiber (SD Worx – Protime) hat den Cross-Weltcup in Hulst mit einem Start-Ziel-Sieg für sich entschieden. Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) baute als Zweite

21.12.2024Knolle, Groß, John und Zemke zu rad-net - Rembe - Sauerland

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

21.12.2024Vom Niemandsland nach Alpe d’Huez in wenigen Monaten

(rsn) – Als Ruderin stand Valentina Cavallar schon bei den Olympischen Spielen am Start und ihr Einstieg in den Radsport kam dann doch sehr überraschend. Erst im April fand sie einen Platz bei der

21.12.2024“Riesige Erleichterung“: Auf dem Weg zurück zu alter Stärke

(rsn) – Er war noch nicht ganz wieder der Alte, doch nach zwei krankheitsbedingt schwarzen Saisons hat Maximilian Schachmann 2024 endlich erneut aufblitzen lassen können, wozu er fähig ist. Das ge

21.12.2024Van Empel muss Cross-Wochenende auslassen

(rsn) - Wegen eines Trainingssturzes muss Weltmeisterin Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) die beiden Cross-Weltcups in Hulst und Zonhoven an diesem Wochenende auslassen. Wie die Niederländerin a

21.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

20.12.2024Meisterschaftsdoppel versöhnte nach Olympia-Enttäuschung

(rsn) – Die Olympischen Spiele in Paris hatten die Österreicherin Anna Kiesenhofer (Roland) wieder in den Fokus der medialen Aufmerksamkeit zurückgeholt. Immer wieder wurde ihre Sensationsfahrt v

20.12.2024Van Aert kehrt in Mol zu seiner ersten Liebe zurück

(rsn) - Viel Zeit zur Vorbereitung konnte sich Wout van Aert (30) nicht gönnen. Nach nur drei Tagen im Cross-Training will der Belgier am Montag beim Superprestige in Mol starten. Der Cross-Vizeweltm

20.12.2024Van Schip wegen Drohungen und Beleidigungen gesperrt

(rsn) - Wegen "Beleidigungen, Drohungen und unangemessenem Verhalten“ bei der Bahn-WM in Ballerup (Dänemark) hat die UCI den Niederländer Jan-Willem van Schip vom 27. Dezember 2024 bis zum 1. Febr

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine