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08.07.2011 | (rsn - Das heutige siebte Teilstück von Le Mans nach Châteauroux verläuft immer in süd-östlicher Richtung, fast in das geographische Zentrum von Frankreich. Es ist mit 218 km zugleich die zweitlängste Etappe die 98.Tour de France und durchquert die Departements Sarthe, Loir-et-Cher, Indre-et-Loire und Indre.
Die Fahrer finden heute – abgesehen von der letzten Etappe – das flachste Teilstück der ganzen Tour vor und damit auch das leichteste. Aber aufgepasst, mögliche Windkanten können das Feld schnell in Gruppen aufsplittern! Wenn dann noch strömender Regen dazu kommt, wie gestern auf der Fahrt nach Lisieux in der Normandie, kann die Etappe auch einige Schwierigkeiten bereiten.
Während es im Startort Le Mans bei der Tour bisher zwischen 1952 und 1988 sieben Zielankünfte gab (Sieger Rosseel, van Geneugden, Esclassan, R.Martens, Gaigne, Fignon und van Poppel), findet seit 1923 alljährlich Mitte Juni auf einem 13,5 km langen Rundkurs das berühmte 24-Stundenrennen für Automobile statt. Bereits 1906 wurde in Le Mans unter Beteiligung von 32 Automobilen das erste Grand-Prix-Rennen der Welt ausgetragen. Dieses 24-Stundenrennen von Le Mans, das jedes Jahr über 200.000 Zuschauer anlockt, hat der Stadt zu Weltruhm verholfen.
Da Le Mans im zweiten Weltkrieg weitgehend unzerstört blieb, wurde auch die malerische Altstadt erhalten. Am bedeutendsten sind die gallo-römische Stadtmauer aus dem 3.Jahrhundert und die Kathedrale Saint-Julien im romanisch-gotischen Baustil.
Le Mans ist eine sportbegeisterte Stadt, in der auch einige Spitzensportler geboren wurden. Zum Beispiel Laurent Brochard, der 1997 in San Sebastian Straßen-Weltmeister wurde, dann Jimmy Engoulvent, der aktuell bei der Tour dabei ist und auf der 3. Etappe (Olonne-sur-Mer nach Redon / Sieger Tyler Farrar aus den USA) den 10.Platz belegte.
Aus Le Mans stammt auch Tennisspieler Jo-Wilfried Tsonga, der vor einer Woche in Wimbledon das Kunststück fertigbrachte im Viertelfinale Roger Federer aus der Schweiz vorzeitig aus dem Turnier zu werfen. Tsonga scheiterte allerdings im Halbfinale am späteren Wimbledon-Sieger Novak Djokovic aus Serbien. Ein Sohn dieser Stadt ist auch François Fillon, der seit 2007 amtierende französische Premierminister.
Weiterhin im Gelben Trikot fährt Thor Hushovd aus Norwegen. Der Weltmeister wird heute vor dem Start um 10.35 Uhr im Mittelpunkt stehen und auch seinem jungen Landsmann Edvald Boasson Hagen, Etappensieger gestern in Lisieux, werden die Sympathien der Zuschauer gehören. Einen Tag bevor es ins Zentralmassiv geht, werden sich die Klassementfahrer möglichst im Feld verstecken und Kräfte sparen wollen. Dadurch haben die Sprintermannschaften freie Hand und werden die Initiative bis in Ziel übernehmen. Alles andere als ein Massenspurt wäre eine faustdicke Überraschung.
Das Feld der noch 193 Fahrer, fünf sind inzwischen mit Sturzverletzungen ausgeschieden, passiert etwa nach der Hälfte der Strecke das Loiretal und die Loire bei Chaumont-sur-Loire. Die Loire ist der größte der zum Atlantik fließenden Ströme Frankreichs. Die Quelle liegt im Zentralmassiv, am Mont Gerbier-de-Jonc, fließt durch Roanne, Nevers, Orléans, Tours, passiert Nantes und mündet schließlich nach einer Gesamtstrecke von 1.013 km bei Saint-Nazaire in den Atlantischen Ozean.
Der deutsche Radsport hat gute Erinnerungen an den Zielort Châteauroux, übrigens auch die Geburtsstadt des französischen Filmschauspielers Gerard Depardieu. 1998 wurde Erik Zabel nur von Mario Cipollini aus Italien (12 maliger Etappensieger bei der Tour) bezwungen. Zehn Jahre später, also 2008 musste sich Zabel im Massenspurt wieder knapp geschlagen geben. Diesmal hieß der Sieger Marc Cavendish von der Isle of Man, der damals seinen ersten von inzwischen 16 Etappensiegen herausfahren konnte. Dritter wurde damals Oscar Freire aus Spanien.
Das heutige Ziel heißt also Châteauroux, liegt an der Indre und ist nach Bourges die zweitgrößte Stadt der Landschaft Berry. In Châteauroux befand sich zudem von 1951 bis 1967 das NATO-Hauptquartier. In dieser Stadt, die dominiert wird vom Schloss Château-Raoul und der Kirche Saint-André, ist auch der französische Weltklasse-Sprinter Kévin Sireau geboren. In Peking gewann er bei den Olympischen Sommerspielen 2008 die Silbermedaille im Teamsprint, wurde er außerdem auch dreimal Weltmeister im Teamsprint mit der Mannschaft Frankreichs.
Auf der heutigen tellerflachen Etappe müssen die Sprinter ihre Chance nutzen. Denn danach gibt es nur noch zwei Chancen auf eine Sprintankunft, nämlich in Montpellier auf der 15.Etappe und am Ende in Paris auf den Champs-Élysées, der teuersten Meile der Weile.
Nach seinen zwei zweiten Plätzen 1998 und 2008 hofft natürlich der heutige HTC Highroad-Sprintberater Erik Zabel auf den zweiten Tageesieg für seinen Schützling Mark Cavendish. Drei Jahre nach dem Premierensieg in Châteauroux könnte dem manchmal exzentrischen Cavendish heute der ingesamt 17.Tour de France-Etappensieg gelingen. Die größten Gegner heißen Tyler Farrar, Tour-Debütant André Greipel und José Joaquin Rojas, der spanische Senkrechtstarter.
Morgen stehen vier Bergwertungen auf dem Programm und die Bergankunft in Super-Besse Sancy im Massif Central in 1.275 m Höhe. Da haben die Sprinter keine Chance.
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