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23.05.2011 | (rsn) – Beim Giro d’Italia hat Alberto Contador (Saxo Bank-SunGard) nach den drei Bergetappen vom Wochenende keine Gegner mehr im Kampf um das Rosa Trikot. Nur ein rabenschwarzer Tag, ein Sturz oder eine Krankheit können den Spanier noch vom zweiten Giro-Sieg nach 2008 abhalten.
Die vermeintlich schärfsten Konkurrenten haben längst resigniert. Zu leichtfüßig fuhr ihnen der Spanier in den Anstiegen davon, zu stark wirkt sein Team, wenn es darum geht, das Rennen und Ausreißergruppen zu kontrollieren. Fast schon Verzeiflungscharakter trug am Sonntag eine Attacke von Vincenzo Nibali (Liquigas-Cannondale). Der Italiener hatte es auf der 229 Kilometer langen und brutal harten Königsetappe mit einem Angriff in der Abfahrt vom Giau-Pass versucht. Mehr als 30 Sekunden konnte der Vueltagewinner aber nicht an Vorsprung herausfahren. Im Anstieg zum Fedaia-Pass wurde Nibali dann sogar abgehängt und kam mit großer Verspätung ins Ziel.
„Ich habe angegriffen, weil ich nicht auf Platz zwei, sondern um den Sieg fahren wollte. Ich wollte Contador attackieren und ihn müde fahren, aber leider bekam er Hilfe von Lastras (Movistar)“, erklärte Nibali nach der Etappe. Der Sizilianer fuhr allerdings nicht Contador, sondern sich selber müde und fiel im Gesamtklassement vom zweiten auf den dritten Platz zurück, bei jetzt 5:11 Minuten Rückstand auf den Madrilenen, der im Schlussanstieg allen davon fuhr.
Am ehesten konnte noch Nibalis Michele Scarponi (Lampre-ISD) dem dreifachen Toursieger folgen. Acht Sekunden nur fehlten dem 31-Jährigen nach starken Finish schließlich auf Contador, doch auch Scarponi erkannte die frappierende Überlegenheit des Gesamtführenden an. „Er ist definitiv der stärkste Fahrer hier, weil er auf alle seine Rivalen Zeit gut gemacht hat“, bilanzierte der neue Gesamtzweite (4:20 hinter Contador), der das Rosa Trikot längst abgeschrieben hat. „Ich werde versuchen, bis Mailand so nah wie möglich an ihm dran zu bleiben.“
Der Franzose John Gadret (Ag2R) ist zwar die große Überraschung dieses Giro d’Italia, aber der neue Gesamtvierte (+6:08) hat sein Soll mit einem Etappensieg und hervorragenden Vorstellungen in den Bergen längst übererfüllt. „Alles, was jetzt noch kommt, ist eine Zugabe. Ich werde meine Ziele von Tag zu Tag neu definieren“, sagte der ehemalige Crosser nach der 15. Etappe. „Ich würde gerne im Gesamtklassement auf dem Platz bleiben, den ich jetzt innehabe. Man muss realistisch bleiben: Contador, Scarponi und Nibali sind überlegen“, wies der 32-Jährige alle weitergehenden Ambitionen von sich.
Contadors Landsmann Mikel Nieve (Euskaltel) schließlich, der am Sonntag auf der Königsetappe den bisher größten Sieg seiner Karriere feierte, wollte nach diesem Tag, der ihn auf Rang fünf des Gesamtklassements brachte, nicht einmal die Kapitänsrolle in seinem eigenen Team für sich akzeptieren. „Das bin ich in keiner Weise. Igor (Anton; Elfter des Gesamtklassements) wird nach dem Bergzeitfahren am Dienstag wieder an mir vorbeiziehen. Ich bleibe sein Helfer“, zeigte sich der Baske ausgesprochen bescheiden.
Und Contador selber? Der stapelt weiter tief – und das nach drei Galavorstellungen auf schwerstem Terrain, wo er keinen einzigen Moment der Schwäche zeigte. "Ich denke, das war heute der härteste Tag meiner Karriere. Ich habe in den vergangenen Tagen sehr gelitten”, gab der 28-Jährige nach der Etappe pflichtschuldigst zu Protokoll. Vom Gesamtsieg wollte Contador noch gar nichts wissen: „Die Leute sagen, dass der Giro praktisch schon gelaufen ist, aber ich stimme dem nicht zu“, erklärte er. „Das Rennen ist noch lange nicht vorbei und es ist noch ein langer Weg bis nach Mailand.“
Wie es derzeit aussieht, eher für die Konkurrenz als für Contador.
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