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19.06.2010 | rsn) – Fast 700 Tage musste Marcus Burghardt (BMC Racing) auf einen Sieg warten – jetzt konnte sich der 26 Jahre alte Zschopauer bei der Tour de Suisse gleich zweimal innerhalb von zwei Tagen auf dem Podium feiern lassen. „Das Auf und Ab im Radsport ist schon krass“, staunte Burghardt im Gespräch mit Radsport News nach seinem Sieg auf der 7. Etappe am Freitagabend. „Für mich ist das viel, viel mehr, als ich mir jemals vorstellen konnte. Nach meinem Sturz bei der Kalifornien-Rundfahrt war lange Zeit unklar, ob ich überhaupt würde starten können. Ich konnte fast zwei Wochen nicht trainieren und erst wenige Tage vor der Tour de Suisse haben wir entschieden, dass ich fahre - um Rennkilometer zu sammeln.“
Unverhofft kommt oft: Im Gegensatz zur 5. Etappe, als der Sachse unter allen Umständen in die Fluchtgruppe wollte, gelang ihm das 48 Stunden später praktisch nebenbei. „Auf den ersten 60 Kilometern war das ein wahnsinniger Kampf bei sehr hohem Tempo. Ich wollte eigentlich gar nicht in die Gruppe, sondern nur meinen Teamkollegen Mathias Frank unterstützen, damit der es schafft“, erklärte Burghardt. „Aber dann fing es an zu regnen, in einem Kreisverkehr konnte sich die Gruppe lösen und von da an lief es super für uns.“
Auch die vorentscheidende Attacke rund 60 Kilometer vor dem Ziel geschah quasi unbeabsichtigt. Burghardt: „Ich fuhr vorneweg, hinter mir ließ Mathias Frank etwas abreißen und von den anderen schloss keiner die so entstandene Lücke. Ich habe dann im Sitzen nur kurz beschleunigt und erst, als es danach noch mal moderat bergan ging, habe ich auf dem großen Kettenblatt voll durchgezogen.“
Die Überraschung gelang. Der Tour-Etappensieger von 2008 fuhr schnell einen Vorsprung von gut einer Minute auf eine fünfköpfige Verfolgergruppe heraus, in der sich auch Teamkollege Frank befand und in der keine wirkliche Einigkeit herrschte. Davon profitierte Burghardt, der an der Spitze sein Tempo durchzog. „Ich hätte diese Harakiri-Aktion nie unternommen, hätte ich nicht schon eine Etappe gewonnen gehabt und wäre nicht Matthias dabei gewesen“, gab er zu. „Ich dachte mir, wenn sie dich einholen, kann er dann davon profitieren.“
Am Ende zog Burghardt selber den Nutzen aus seiner langen Soloflucht, auch wenn die letzten 25 Kilometer „richtig weh getan haben. Ich habe auf der Schlussrunde sogar meinen Sportlichen Leiter René Savary zu mir gerufen, damit der mich anfeuert“, sagte der Klassikerspezialist. „Vor dem letzten Berg hatte ich nochmal richtig großen Respekt, weil der ziemlich steil war und erst, als ich oben mit Vorsprung ankam, war ich mir sicher, dass ich durchkommen würde.“
Burghardt ist sich sicher, dass sein zweiter Coup nicht nur für ihn und die Mannschaft, die in der Schweiz am Start ist, große Motivation sein wird – sondern auch für Kapitän Cadel Evans im Hinblick auf die Tour de France: „Er weiß jetzt , dass er bei der Tour ein Team an seiner Seite haben wird, dass ihn gut unterstützen kann.“
Und Burghardt hofft auch, dass sich der Radsportnachwuchs bei seinem Heimatverein ein Beispiel an ihm nehmen wird. „Mein Sieg sollte auch gute Motivation für mein Juniorteam meines RSV Venusberg sein. Die sind mit Fahrrädern von BMC ausgestattet und starten am Wochenende bei den Deutschen Meisterschaften. Die Moral müsste jetzt stimmen“, so Burghardt optimistisch.
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