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24.07.2007 | „Sie spielen Russisches Roulett!“ Mehrmals wiederholt Tourchef Christian Prudhomme diesen Satz. „Sie spielen Russisches Roulett!“ Der positive Dopingtest von Alexander Winokurow hat ihn fassungslos gemacht. Die Tour steckt in einer der größten Krisen ihrer 104-jährigen Geschichte.
Wir dokumentieren die historische Pressekonferenz in Pau in den wichtigsten Passagen!
An einem Tisch vor der versammelten Presse im Pailais Beaumont nehmen ASO-Direktor Patrice Clerc (rechts), Tour-Chef Christian Prudhomme (Mitte) und ein Englisch-Dolmetscher Platz.
Clerk eröffnete die Veranstaltung:
„Wir haben heute Mittag telefonisch von Astana-Manager Marc Biver die Nachricht erhalten, dass Alexander Winokurow positiv auf Blutdoping getestet wurde. Wir haben das Team mit sofortiger Wirkung ausgeschlossen. Es war die einzige Entscheidung, die Möglich war. Biver hat unsere Entscheidung akzeptiert. Wir sind im Krieg gegen Doping. Hier ist kein Platz für Betrüger. Wir kämpfen bis zum Ende“
Was wird mit Rasmussen? Stoppen Sie die Tour?
Clerc: „Niemals haben wir diesen Gedanken gehabt. Wir haben Doping den Krieg erklärt. Da verliert man Schlachten, gibt aber nicht mittendrin auf. Schon gar nicht, wenn man erst am Anfang steht.“
Prudhomme: „Wir sind von vorne bis hinten betrogen worden. Die Fahrer spielen Russisches Roulett“, wiederholt er fünfmal. Dabei wird sein Gesicht immer roter vor Erregung und Fassungslosigkeit. Prudhomme: „Aber wir werden weiter machen.“
Welche Konsequenzen hat der Dopingfall für die Tour?
Prudhomme: „.So wie der Radsport war, funktioniert er nicht mehr. Wir brauchen eine Revolution. Ich kann nicht sagen, wie die aussehen wird, aber wir brauchen eine Revolution. Ich habe keinen Plan, aber wir müssen es total ändern. Wenn sie so weiter machen, töten sie sich und unseren Sport. Die großartige Chance für einen Neuanfang, den wir in London hatten, ist längst verspielt."
Was wird aus Winokurows Siegen, er war nach seinem Sturz und den Verletzungen zum Held geworden?
Prudhomme: „Egal, was er gewonnen hat. Er ist positiv, wir haben ihn rausgeworfen.“
Clerc: „Wir werfen alle raus, egal wer es ist. Die Öffentlichkeit erträgt es nicht mehr, betrogen zu werden. Ich glaube, wir sind kurz davor, Doping zu besiegen.“
Warum haben Sie Astana eingeladen?
Clerc: „Astana hat einige der besten Fahrer der Welt. Wir hatten mit Astana gesprochen und sie gewarnt. Das einzige Gute ist, dass dieses Team die Tour verlassen hat.“
Prudhomme: „Wir sitzen in der Scheiße. Aber wir geben nicht auf. Die Fahrer sollen sich fürchten. Sie müssen Angst haben. Nur so geht es weiter.“
Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Dopingfall?
Clerc: „In der 104-jährigen Geschichte gab es viel Glorie und viele schwarze Zeiten. Doch die Tour wurde nie gestoppt. Im Moment erleben wir eine schwarze Zeit. Wir haben aber die Möglichkeit, weiter zu machen.“
Prudhomme: „Tour-Gründer Desgrange wollte schon nach einem Jahr aufhören (weil die drei Sieger mit dem Zug gefahren waren, d. Red.). Heute, 103 Jahre später, existiert die Tour immer noch."
Was ist aus Winokurows Siegen?
Prudhomme: „Da müssen sie den Verband fragen. Wir sind nur die Organisatoren des Rennens.“
Ist das Rennen zu schwer?
Clerc: „Wir haben es schon vereinfacht. Wir haben heute den 2. Ruhetag. Es gibt weniger Etappen und weniger Berge als früher. Doping gibt es trotzdem noch. Doping hat nichts mit dem Schwierigkeitsgrad zu tun.“
Prudhomme: „Im 100 Meter Lauf wird gedopt und auch beim Marathon. Es hat nichts mit der Länge zu tun. Auch Hobbyfahrer bestreiten Tour-Etappen.“
Was ist, wenn Rasmussen die Tour gewinnt?
Clerc: „Er hätte gar nicht erst starten dürfen. Das war unser Fehler. Aber wir haben nichts gewusst. Man hätte uns informieren müssen. In den Zeiten der Krise muss der Sieger der Tour ein Vorbild sein. Doch Rasmussen ist kein Vorbild.“
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