Wegen Übersetzungsbeschränkung benachteiligt

SRAM leitet rechtliche Schritte gegen die UCI ein

Von Christoph Matt

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Jonas Vingegaards (Visma - Lease a Bike) Cervelo mit SRAM Schaltgruppe | Foto: Cor Vos

20.09.2025  |  (rsn) - Um die Sicherheit im Peloton zu erhöhen, will der Radsportweltverband UCI das Tempo reduzieren. Eine der Maßnahmen soll dabei die Beschränkung der Übersetzung sein. Vorgesehen ist, dass pro Kurbelumdrehung maximal 10,46 Meter zurückgelegt werden dürfen, ein Wert, der für SRAM zu klein ist. 

Der US-Hersteller setzt im Gegensatz zu Shimano und Campagnolo, den beiden Konkurrenten in der World-Tour, auf ein 10er Ritzel. Sollte die neue Beschränkung, die bei der Tour of Guangxi erstmals zum Einsatz kommen soll, tatsächlich eingeführt werden, dürften von SRAM ausgestattete Teams nur noch eine maximale Übersetzung von 49x10 fahren. Das Äquivalent der Konkurrenz, 54x11, ist für viele das Standardsetup und damit weniger einschränkend. Von SRAM gesponserte Teams waren bisher oft auf 54x10 unterwegs, der Schritt auf ein 49er Kettenblatt würde Nachteile im Antriebswirkungsgrad bedeuten.

Dagegen will SRAM nun vorgehen. Am 12. September reichte der Hersteller eine formelle Beschwerde bei der belgischen Wettbewerbsbehörde (BCA) ein und focht das "Maximum Gearing Protocol“ an.

In seiner Eingabe wirft SRAM der UCI vor, dass das Protokoll:

  • ohne Konsultation oder Transparenz eingeführt worden sei und weder empirische Belege noch eine sicherheitsrelevante Begründung aufweise,
  • Fahrer bei Profirennen benachteilige,
  • den Wettbewerb im Markt für Rennrad-Antriebe verzerre, indem die Auswahl für Profiteams und letztlich Konsumenten eingeschränkt werde – da SRAM auf die Nutzung und Vermarktung seiner Produkte durch Top-Teams angewiesen sei,
  • gegen EU- und belgisches Wettbewerbsrecht (Artikel 101 und 102 AEUV) verstoße.

Laut SRAM verweigerte die UCI ernsthaften Austausch über die Grundlage und Gültigkeit der Regel und benachteilige so einen Hersteller. "Dieses Protokoll bestraft und entmutigt Innovation und bringt unsere Fahrer und Teams in einen Wettbewerbsnachteil", erklärte der Vorstandsvorsitzende Ken Lousberg in der Pressemitteilung. "Wir verlassen uns darauf, dass Regeländerungen wissenschaftlich fundiert und mit Blick auf die Fahrersicherheit erfolgen. Wir sind die härtesten Kritiker unserer eigenen Ausrüstung, die weltweit im Einsatz ist; Sicherheit hat für uns oberste Priorität."

Ein 11er Ritzel wieder einzuführen, um mit der Konkurrenz gleichzuziehen, sei keine Option: "Die Einhaltung des Protokolls würde eine komplette Neuentwicklung und einen technischen Rückschritt erfordern – ein Prozess, der Jahre dauern würde." SRAM sieht sich durch die teilweise kolportierte Regelwidrigkeit seiner Komponenten wirtschaftlich geschädigt und fordert daher:

  • die sofortige Aussetzung der Übersetzungsbeschränkungen,
  • die Vertretung von Fahrrad- und Komponentenherstellern im Gremium, das für Regelauslegungen und -änderungen verantwortlich ist,
  • interne Verfahren, die sicherstellen, dass künftige UCI-Regulierungen mit dem EU-Wettbewerbsrecht vereinbar sind.

Am 19.September gab die belgische Wettbewerbsbehörde bekannt, dass eine Untersuchung zur Einführung der Übersetzungsnorm eingeleitet wurde. Einen Tag später reagierte die UCI mit einer Stellungnahme. Darin betonte der Verband, der Test zur maximalen Übersetzung bei der Tour of Guangxi sei von SafeR (SafeRoad Cycling), der Abteilung der UCI für Sicherheit im Straßenradsport, empfohlen und rechtzeitig angekündigt worden. Man werde die Ergebnisse abwarten, bevor über weitere Schritte entschieden werde. Laut UCI steht das Vorgehen im Einklang mit EU- und belgischem Wettbewerbsrecht.

Ein weiterer Aspekt der Regeländerung wäre die damit verbundene Beschränkung der Reifengröße. Der erhöhte Rollumfang von 32mm- oder 35mm-Reifen, wie sie zum Beispiel bei Paris Roubaix gefahren werden und das Fahrverhalten sicherer machen, wäre bei einer 54x11 Übersetzung ebenfalls illegal. 

Die technischen Beschränkungen, die im Juni bekannt wurden und auch Lenker, Helme, Laufräder und Rahmen betreffen sollen, sorgten für viel Kritik in der Fahrradindustrie. Nun wehrt sich ein großer Konzern rechtlich dagegen und verdeutlicht, dass die Beziehung zwischen Ausstatter und Weltverband aktuell nicht die beste ist.

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