Anzeige
Anzeige
Anzeige

RSNplusAusreißer bei Tirreno-Adriatico im Pech

Schlammschicht machte Rutschs formidablen Arbeitstag zunichte

Von Tom Mustroph aus Trasacco

Foto zu dem Text "Schlammschicht machte Rutschs formidablen Arbeitstag zunichte"
Jonas Rutsch (Intermarché – Wanty) auf der 4. Etappe von Tirreno-Adriatico | Foto: Cor Vos

13.03.2025  |  (rsn) - Die Form stimmt, die Arbeitseinstellung ist perfekt, die Gelegenheit auch günstig – “und am Ende des Tages stehe ich hier am Bus und muss wieder eine Erklärung abgeben, warum was nicht geklappt hat. Das schmerzt schon“, sagte Jonas Rutsch (Intermarché – Wanty) nach der 4. Etappe von Tirreno-Adriatico zu RSN.

Denn lange sah es an diesem erneut verregneten Tag richtig gut aus für den baumlangen Kerl aus dem Odenwald. Nach langem Kampf ging endlich eine Gruppe. Rutsch fand sich darin wieder. Die Zusammenarbeit war auch gut. “Wir waren uns recht einig und wussten auch, dass wir zusammenarbeiten müssen, wenn wir eine Chance haben wollen. Das hat auch gut funktioniert“, blickte der Intermarché-Neuzugang zurück.

Dann machte es 'swusch, krch und autsch'

Anzeige

Klar, ein wenig gezockt wurde auch: “Eingangs der zwei Schlussrunden hat es in der Gruppe etwas antesten gegeben. Da wurde etwas attackiert und Lücken wurden aufgelassen, um die Kräfteverhältnisse zu testen. Aber ansonsten kann ich mich echt nicht über die Zusammenarbeit beklagen“, lautete sein Fazit. Gern hätte Rutsch das auch abgeschlossen, um den Etappensieg mitgekämpft. Dann aber machte es “swusch, krch und autsch“, und was sonst noch alles Grafic-Novel-Autoren so gern in Sprechblasen schreiben, und Rutsch lag etwa 26 Kilometer vor dem Ziel auf dem Boden.

"Ich war in der letzten Position der Gruppe“, schilderte Rutsch selbst die Situation. “Der erste ist schon weggegangen mit dem Hinterrad und musste bremsen.“ Das Gefahrensignal nahm der 27-Jährige natürlich wahr. Er sah dann auch den Schlamm auf dem Boden. Verhindern konnte Rutsch den Sturz im Zusammenspiel der Kräfte, die da zwischen Rad und Untergrund wirkte, aber nicht. “Es ist etwas anderes, wenn ein 65- oder 70-Kilo-Fahrer die Bremse zieht, oder wenn das ein 80-Kilo-Fahrer wie ich macht. Ich hatte keine Chance, habe die Bremse nur angetippt und sofort ist das Vorderrad weggegangen und ich habe da gelegen. Das war das Ende der Geschichte heute", meinte er lakonisch.

Da lief noch alles nach Plan: Jonas Rutsch (Intermaché – Wanty) in der Ausreißergruppe des Tages. | Foto: Cor Vos

Ein ganzer Arbeitstag war damit in den Sand, präziser: in den Schlamm gesetzt. Und nicht nur das. “Da geht auch ein Haufen Vorbereitung rein“, betonte Rutsch. Seinen Ausfall beklagten dann auch die Fluchtgefährten. “Leider hatten wir etwas Pech, weil einer von uns (Rutsch, die Red.) 26 Kilometer vor Schluss gestürzt ist. Wir haben danach trotzdem Vollgas gegeben und sind All-In gegangen. Dann wurden wir 200 Meter vor Schluss überholt“, meinte William Blume (Uno-X Mobility) zu RSN.

Hätte es sonst vielleicht gereicht? “Gut möglich“, spekulierte der Italiener Marco Maestri (Polti – VisitMalta). Wie knapp es vorne zuging, kann man daran ermessen, dass Maestri nach dem Zusammenschluss noch Fünfter wurde. “Ich wollte die Gelegenheit für einen Podiumsplatz beim Tirreno einfach nicht wegwerfen und habe deshalb noch einmal alles gegeben“, meinte der Routinier.

Auch Rutsch selbst sah rückblickend die Chancen für die Gruppe, wäre er ohne den Sturz mit vorn dabei geblieben, als größer an. "Ich denke, wenn ich nicht stürze, haben wir eine sehr realistische Chance, durchzukommen. Deshalb ärgert es mich einfach verdammt", gestand er RSN.

Zum Frust trug bei, dass die Unfallstelle nicht signalisiert wurde. "Vielleicht hätte man dort jemand hinstellen können, denn es war wirklich schon eine schöne Schicht Schlamm auf dem Boden“, beschrieb er die Situation, und dachte dabei auch an die Kollegen im Feld hinter ihm. “Je nachdem, wo Du auch im Feld fährst, ist es ja nicht unbedingt ersichtlich, dass da Dreck liegt“, erklärte er. All das Wenn und Aber fasste er dann allerdings in dem Spruch zusammen: “Hätte, hätte, Fahrradkette – mich hat's da hingeschmissen und deshalb war es heute ein Satz mit x, nämlich nix."

Bei Tirreno-Adriatico bestreitet Rutsch sein zweites Etappenrennen im Trikot von Intermarché - Wanty | Foto: Cor Vos

Von der wilden Jagd hinter ihm mit geteiltem Feld bekam er einiges mit. Auf einem Ohr habe er mitgehört, sagte er und schränkte ein: “Natürlich ist man in der Fluchtgruppe in erster Linie mit sich selbst beschäftigt. An so Tagen wie heute tut das aber sowieso jeder, auch hinten, jeder kämpfte da seinen eigenen Kampf." Großartig beeinflussen ließ er sich davon nicht: “An dem, was hinten passiert, kann man sowieso nichts ändern. Du musst vorne einfach gucken, dass du sowohl aus leistungstechnischer als auch aus strategisch-psychologischer Sicht eine angemessene Weise findest, damit umzugehen.“

Immerhin: Rutsch kam beim Sturz glimpflich davon

Bis 26 Kilometer vor dem Ziel klappte auch das ganz formidabel. Dann kam der Schlamm, die Zentrifugalkräfte trugen den Sieg über die Reibung zwischen Pneu und Straße davon, und die Schwerkraft machte den Deckel drauf.

Zumindest trug Rutsch keine schwereren Verletzungen davon. “Eine kleine Schürfwunde, aber sonst sollte es nichts Schlimmeres sein“, zog Teamarzt Gerald Ackerl gegenüber RSN Bilanz. Weil Rutsch auch mit dem Kopf aufschlug, wurde bereits ein neurologischer Test gemacht. “Der ist soweit unauffällig, aber wir beobachten das natürlich weiter", betonte Ackerl.

Einen positiven Aspekt konnte Rutsch aus dem harten Arbeitstag immerhin mitnehmen: “Die Beine drehen gut aktuell. Jetzt heute noch etwas Wunden lecken und dann geht's morgen weiter." Auch für die Klassiker ist er ganz optimistisch gestimmt. “Im Grunde genommen fahre ich sie alle“, blickte er auf sein Rennprogramm ab Ende März voraus. Anlagen für gute Ergebnisse und den Willen, dafür zu ackern, hat er. Jetzt muss sich nur mal das Rennglück auf seine Seite schlagen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

18.03.2025Visma macht sich keine Sorgen wegen Uijtdebroeks‘ Problemen

(rsn) – Nachdem er auf der Königsetappe von Tirreno-Adriatico wieder über Taubheitsgefühle in den Beinen geklagt hatte, stieg Cian Uijtdebroeks (Visma – Lease a Bike) am letzten Tag der italien

17.03.2025Milan will bei Mailand-Sanremo nicht nur um Platz zwei fahren

(rsn) – Die Generalprobe ist geglückt – trotz Sturz. Jonathan Milan (Lidl – Trek) hat bei Tirreno-Adriatico (2.UWT) zwei Etappen und die Punktewertung gewonnen. Sein Fokus richtet sich nun auf

17.03.2025Kronprinz Ayuso setzt ein starkes Zeichen Richtung Giro

(rsn) – In einer Radsport-Welt, die von Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) beherrscht wird, muss man das Maximum aus seinen Gelegenheiten herausholen. Wenn man dazu noch ein Teamkollege des Sl

16.03.2025Bennett sprintet beim Tirreno-Finale in die Weltelite zurück

(rsn) - Jonathan Milan (Lidl – Trek) sah schon wie der sichere Sieger der Abschlussetappe des Tirreno Adriatico in San Benedetto del Tronto aus, da flog auf der rechten Bahn noch ein Mann in der bla

16.03.2025Bei Kälte und Regen: Ayuso holt sich den Dreizack vor Ganna

(rsn) – Juan Ayuso (UAE – Emirates – XRG) hat sich nach der Baskenland-Rundfahrt im letzten Jahr bei Tirreno-Adriatico seinen zweiten Gesamtsieg in der WorldTour gesichert. Auf den abschließend

16.03.2025Uijtdebroeks: Taubheitsgefühle in den Beinen sind wieder zurück

(rsn) – Zu Beginn der Saison schien es, als ob Cian Uijtdebroeks seine gesundheitlichen Probleme des vergangenen Jahres überwunden hätte. Der Belgier musste im vergangenen Herbst die Vuelta a Esp

16.03.2025Viel investiert, nicht gewonnen und trotzdem zufrieden

(rsn) - Nein, Red Bull – Bora - hansgrohe besteht bei Tirreno – Adriatico nicht nur aus Roger Adria. Der Spanier steuerte bei der 60. Ausgabe der Fernfahrt bisher die Etappenplatzierungen 3, 5 und

15.03.2025Highlight-Video der 6. Etappe von Tirreno-Adriatico

(rsn) – Nachdem er sich bei Tirreno-Adriatico im vergangenen Jahr Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) geschlagen geben musste, ist Juan Ayuso (UAE Team Emirates – XRG) auf bestem Weg, sich b

15.03.2025Ayuso krönt sich auf der Königsetappe, Hindley Dritter

(rsn) – Juan Ayuso (UAE – Emirates – XRG) hat die Königsetappe der 60. Ausgabe von Tirreno-Adriatico (2.UWT) gewonnen. Nach 163 Kilometern war er bei der Bergankunft in Frontignano acht Sekunde

15.03.2025Van der Poel hadert mit verpasstem Sieg – aber die Form stimmt

(rsn) – Mathieu van der Poel (Alpecin-Deceuninck) war auf der anspruchsvollen 5. Etappe von Tirreno-Adriatico (2.UWT) der Schnellste im Sprint einer reduzierten Favoritengruppe. Zum Sieg reichte es

15.03.2025Ganna kämpft mit Thomas´ Motivationshilfe um Tirreno-Sieg

(rsn) – Seit dem Auftaktzeitfahren trägt Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) das Blaue Trikot des Gesamtführenden bei der 60. Austragung von Tirreno-Adriatico (2.UWT). Und der 28-jährige Piemontese

14.03.2025Ausreißer Dversnes gibt van der Poel & Co. das Nachsehen

(rsn) – Lange sah es auf der 5. Etappe von Tirreno-Adriatico (2.UWT) so aus, als würden die Favoriten den Tagessieg unter sich ausmachen, doch letztendlich gab ihnen Ausreißer Fredrik Dversnes (Un

Weitere Radsportnachrichten

12.06.2025Stewart bezwingt Milan und Co. im Sprint von Macon

(rsn) – Jake Stewart (Israel – Premier Tech) hat in Macon die 5. Etappe beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) gewonnen und dabei im Massensprint nach 183 Kilometern Top-Favorit Jonathan Milan (Lidl

12.06.2025Reusser ringt und plaudert Vollering nach langer Duo-Flucht nieder

(rsn) – Marlen Reusser (Movistar) hat in Gstaad die Auftaktetappe der 5. Tour de Suisse Women (2.WWT) gewonnen und sich dabei nach 95,5 schweren Kilometern im Sprintduell gegen Demi Vollering (FDJ -

12.06.2025Ackermann gibt Dauphiné nach wiederholtem Sturz auf

(rsn) – Pascal Ackermann (Israel – Premier Tech) hat das Critérium du Dauphiné (2.UWT) vorzeitig aufgegeben. Der 31-Jährige war in einer Rechtskurve knapp 60 Kilometer vor dem Ziel der 5. Etapp

12.06.2025Skjelmose muss auch für Tour de Suisse absagen

(rsn) – Mattias Skjelmose (Lidl – Trek) wird nach der Absage seines Starts beim Critérium du Dauphiné am kommenden Wochenende auch nicht zur Tour de Suisse antreten. Das teilten der Däne und se

12.06.2025Gefährliche Ankunft in De Panne fällt aus WorldTour-Kalender

(rsn) – Die gefährlichen Zielanfahrten des WorldTour-Events Brugge-De Panne sind Geschichte. Sowohl das Männer- als auch das Frauenrennen werden am Mittwoch und Donnerstag, dem 25. und 26. März 2

12.06.2025Pogacar: “Ich war im ersten Abschnitt zu konservativ“

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) hat im 17,4 Kilometer langen Einzelzeitfahren des Critérium du Dauphiné (2.UWT) in Saint-Péray sein schlechtestes Zeitfahrergebnis außerhalb von

12.06.2025Vingegaard der heimliche Sieger im Dauphiné-Zeitfahren

(rsn) – Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) hat im 17,4 Kilometer langen Einzelzeitfahren des Critérium du Dauphiné (2.UWT) am Mittwoch ein kleines Ausrufezeichen gesetzt. Nachdem der Däne

12.06.2025Niewiadoma und Reusser fordern Vollering heraus

(rsn) – Die Tour de Suisse Women (2.WWT) geht ab Donnerstag in ihre fünfte Auflage und wird in diesem Jahr erstmals seit 2021 wieder vor dem Rennen der Männer ausgetragen. Am Sonntag übergeben di

11.06.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

11.06.2025Etappen im Detail: Strecke der 5. Tour de Suisse Women

(rsn) – Erstmals seit 2021 kein Zeitfahren und auch eine Bergankunft fehlt bei der Tour de Suisse Women 2025. Trotzdem aber, oder vielleicht sogar gerade deswegen, verspricht die viertägige WorldTo

11.06.2025Evenepoel mit weniger Gewicht zum Dauphiné-Sieg?

(rsn) – Beim Aufeinandertreffen der drei wohl besten Rundfahrer der Welt hat Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) auf der 4. Etappe des Critérium du Dauphiné (2.UWT) gegen Jonas Vingegaard (Vis

11.06.2025Lipowitz mit Tunnelblick zu Platz fünf im Zeitfahren

(rsn) – Noch am Dienstag überzeugte Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe) beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) in der Ausreißergruppe des Tages, die dem Feld eine unlösbare Aufgabe e

Anzeige
RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Critérium du Dauphiné (2.UWT, FRA)
  • Radrennen Männer

  • Tour du Cameroun (2.2, CMR)
  • Tour de Beauce (2.2, CAN)
Anzeige