Vorschau 2. Tour de France Femmes

Duell um den Thron der Rundfahrt-Königin - und vieles mehr

Von Felix Mattis aus Clermont-Ferrand

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Das Podium der 1. Tour de France Femmes, v.l.: Demi Vollering (SD Worx), Annemiek van Vleuten (Movistar), Katarzyna Niewiadoma (Canyon – SRAM). | Foto: Cor Vos

23.07.2023  |  (rsn) – Gelingt der Niederländerin Annemiek van Vleuten (Movistar) nach 2022 auch in ihrer letzten Profisaison das Triple als Siegerin aller drei großen Landesrundfahrten oder schafft Demi Vollering (SD Worx) noch während der Karriere ihrer Landsfrau die Wachablösung auf dem Thron der Rundfahrt-Königin? Diese Frage steht über allem bei der 2. Tour de France Femmes, die am Sonntagmittag in Clermont-Ferrand beginnt – radsport-news.com bietet täglich einen Liveticker zu den letzten 1,5 Rennstunden an und wird von vor Ort berichten.

Schon bei der zweiten Austragung der neuen Frankreich-Rundfahrt der Frauen steht das ASO-Rennen auf eigenen Füßen. Wurde bei der Premiere 2022 noch den “Staffelstab“ von den Männern direkt in Paris vor großer Kulisse übernommen, geht es diesmal gut 400 Kilometer südlich im Zentralmassiv los. Am Look der Veranstaltung und dem riesigen Prestige ändert das nichts.

"Es ist schon jetzt das wichtigste Rennen des Jahres für alle – jede Fahrerin will hier starten und alle wollen topfit sein", sagte Liane Lippert (Movistar) radsport-news.com vor dem Grand Départ am Fuß des Puy de Dome.

Die Strecke: Der Tourmalet als Scharfrichter

Der mystische Vulkan, der bei den Männern nach 35 Jahren sein Comeback gab, gehört zwar nicht zum Parcours, dafür aber steht ein anderer legendärer Anstieg im Mittelpunkt: Eine Bergankunft Col du Tourmalet soll auf der 7. Etappe des achttägigen Rennens die Vorentscheidung im Kampf um Gelb bringen. Tagsdrauf wird in einem 22,6-Kilometer-Einzelzeitfahren rund um Pau die Frage nach der Gesamtsiegerin beantwortet.

Auffällig am Streckenplan ist, dass er über die Woche schwerer wird, bis er im Pyrenäen-Finale gipfelt. Dennoch wird von Beginn an jeden Tag um die Gesamtwertung gekämpft. Schon auf der 1. Etappe wird die Cote de Durtol (3. Kat.) mit 1,7 Kilometern Länge bei 7,2 Prozent nur neun Kilometer vor dem Tagesziel für eine erste Selektion sorgen – und man darf gespannt sein, welche Sprinterin da noch mit drüber kommt. (Alle Streckenprofile und Infos zu den Etappen gibt es hier.)

Van Vleuten und Vollering eine Klasse für sich

Beinahe jeder Tag wartet mit einigen schweren Anstiegen auf, die sich meist im Etappenfinale befinden. Trotzdem wird erst das schwere Schluss-Wochenende die Entscheidung im Kampf um Gelb bringen. Und das rückt van Vleuten und Vollering erst recht ins Rampenlicht. Sie waren in diesem Jahr ganz klar die beiden stärksten Bergfahrerinnen des Pelotons und gehören auch im Kampf gegen die Uhr zu den Besten der Welt.

Auffällig dabei: Vollering zog mit van Vleuten 2023 in deren einstiger Paradedisziplin Zeitfahren quasi gleich und sie war bei der Vuelta auch am Berg besser. Der Gesamtsieg dort ging in erster Linie deshalb an die 40-jährige van Vleuten, weil die 14 Jahre jüngere Herausforderin auf einer flacheren Etappe wegen eines schlecht getimeten “Pinkelstopps“ direkt vor einer Seitenwind-Passage viel Zeit eingebüßt hatte.

Vollering war es, das verriet sie im Winter, enorm wichtig, van Vleuten noch während deren Karriere auch an den langen Anstiegen zu bezwingen. "Sonst sagen später alle, dass ich nur gewinne, weil sie nicht mehr da ist", gestand die 26-Jährige. Dass sie es schon bei der Vuelta im Mai an den Lagos de Covadonga schaffen würde, damit hatte man ein halbes Jahr vorher noch nicht gerechnet. Nun aber ist Vollering mindestens auf Augenhöhe, wenn es bergauf geht. Der Kampf um den Tour-Sieg scheint zwischen den Beiden völlig offen zu sein.

Longo Borghini, Persico, Moolman-Pasio Podiumskandidatinnen

Vollering warnte vor dem Tour-Start aber auch: "Es geht nicht nur um Annemiek und mich. Der Parcours liegt vielen Fahrerinnen!" Namentlich nannte sie vor allem die Italienerinnen Elisa Longo Borghini (Lidl – Trek) und Silvia Persico (UAE Team ADQ) als mögliche Spielverderberinnen der niederländischen Party. Gerade Longo Borghini zeigte beim Giro eine großartige Bergform und war nah an van Vleuten dran, bevor sie nach der 4. Etappe wegen eines Sturzes in der Abfahrt zum Zielort Ceres aufgab. Wie gut sie sich in den 18 Tagen seitdem erholt hat, ist die große Frage. Ihr Strava-Profil lässt anhand der Trainingsumfänge und -intensitäten vermuten: sehr gut!

Podiumskandidatinnen sind aber auch die Südafrikanerin Ashleigh Moolman-Pasio (AG Insurance – Soudal – Quick-Step), das FDJ-Duo Marta Cavalli und Cecilie Uttrup Ludwig, die französische Lokalmatadorin Juliette Labous (DSM – firmenich), die Niederländische Zeitfahrmeisterin Riejanne Markus (Jumbo – Visma) und die Vorjahresdritte Katarzyna Niewiadoma (Canyon – SRAM). Außerdem ließe sich nach ihren starken Auftritten bei der Vuelta Anfang Mai auch nicht mehr von einer Überraschung sprechen, sollte Ricarda Bauernfeind (Canyon – SRAM) am Tourmalet mit den Allerbesten mitklettern – auch wenn sie auf dem Papier als Edelhelferin für Niewiadoma nominiert ist und bei den Deutschen Meisterschaften in Bad Dürrheim Ende Juni unter Knieschmerzen litt.

Sechs Deutsche, drei Schweizerinnen, zwei Österreicherinnen

Für Bauernfeind gilt genau wie für Clara Koppenburg (Cofidis), dass die größere Schwierigkeit als der Tourmalet wohl das Durchkommen auf den hektischen, hügeligen und unrhythmischen ersten Etappen sein wird. Die wiederum gefallen Lippert sehr gut, die sich dort die eine oder andere Chance ausrechnet, um einen Tagessieg zu kämpfen und dafür dann am Tourmalet wohl voll im Dienst von Titelverteidigerin van Vleuten stehen wird.

Das Sextett der deutschen Starterinnen komplettieren Hannah Ludwig (Uno-X), die bereits den Giro in den Beinen hat und auf Ausreißversuche setzen will, sowie Kathrin Hammes (EF Education – Tibco – SVB) und Romy Kasper (AG Insurance – Soudal – Quick-Step), die zuletzt bei der DM und auch dem neuen deutschen UCI-Frauenrennen Grand Prix Stuttgart beide eine sehr starke Form bewiesen, bei der Tour aber vor allem Helferinnenaufgaben bekommen.

Deutsch wird auch von einigen weiteren Fahrerinnen gesprochen: Am Start stehen die Schweizerinnen Marlen Reusser (SD Worx), Elena Hartmann (Israel – Premier Tech – Roland) sowie Elise Chabbey (Canyon – SRAM) aus dem französischsprachigen Teil ihres Landes. Sie alle werden auf Etappenjagd gehen, genau wie die Österreicherinnen Christina (Fenix – Elegant) und Kathrin Schweinberger (Ceratizit – WNT). Die luxemburgischen Farben vertreten Nina Berton (Ceratizit – WNT) und Christine Majerus (SD Worx).

Kopecky, Vos, Wiebes, Kool und Consonni die Top-Sprinterinnen

Der Kampf um Tagessiege wird sich vor der Tourmalet-Etappe fast darum drehen, welche sprintstarke Fahrerin es mit den Hügel-Spezialistinnen und Klassementfahrerinnen auf die Zielgerade schafft. Die Etappen 3, 5 und 6 kommen den Sprinterinnen entgegen, wobei einzig das sechste Teilstück von Albi nach Blagnac flach ist.

Favoritin für die schwereren Tage ist dabei Lotte Kopecky (SD Worx), der auch der Auftakt noch liegen könnte, für die etwas leichteren wohl Marianne Vos (Jumbo – Visma) und vor allem Lorena Wiebes (SD Worx) sowie gerade auf der flachen 6. Etappe auch Charlotte Kool (DSM – firmenich) und Chiara Consonni (UAE Team ADQ).

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