Sonderlackierung und Sondertrikot zu Ehren von Poulidor

Am Puy de Dome schreibt van der Poel Familiengeschichte fort

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Am Puy de Dome schreibt van der Poel Familiengeschichte fort"
Mathieu van der Poel (Alpecin - Deceuninck) | Foto: Cor Vos

09.07.2023  |  (rsn) - Nur wenige Meter entfernt von Raymond Poulidors Grab beginnt am Sonntag in Saint-Léonard-de-Noblat die 9. Etappe der Tour de France. Der Start im Heimatort der französischen Radsport-Legende ist für einen Fahrer im Feld der 110. Ausgabe mit vielen Emotionen verbunden. Vor dreieinhalb Jahren nämlich nahm Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) auf dem Friedhof in der französischen Kleinstadt am Begräbnis seines Großvaters teil. Auf dem Vorplatz jenes Friedhofs werden am Sonntag nun die Teambusse parken.

"Der Etappenstart ist für mich etwas Besonderes. Ich habe dort oft trainiert, als ich jünger war und meine Großeltern besucht habe", berichtete van der Poel. In den 60er und 70er Jahren war Poulidor Frankreichs Radsport-Volksheld, auch wenn es für 'Poupou', wie ihn die Franzosen liebevoll nannten, nie zum Tour-Sieg reichte. Drei zweite und fünf dritte Plätze beweisen aber, dass der Mann aus Nouvelle-Aquitaine zu den Besten seines Fachs gehörte.

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Wie populär Poulidor in Frankreich ist und war, davon zeugt auch die nette Anekdote von Sophie Anquetil, der Tochter seines schärfsten Widersachers Jacques Anquetil, die als kleines Kind angeblich "Poupou" schon vor dem Wort "Papa" sagen konnte. Vor fast 60 Jahren lieferten sich die beiden Franzosen jenes epische Duell am Puy de Dome, das in die Geschichtsbücher einging. Legendär ist das Foto der beiden Kontrahenten, auf dem sie sich Ellenbogen an Ellenbogen den steilen Berg im Zentralmassiv hinaufquälten.

Legendäres Duell: Poulidor vs. Anquetil am Puy de Dome

Anquetil, so wird berichtet, war am Ende seiner Kräfte, bluffte aber. Poulidor fiel auf den Trick hinein, attackierte viel zu spät und landete wenig später in Paris zwar auf dem Podium, allerdings als Zweiter. 55 Sekunden fehlten ihm auf den Gesamtsieg und das Maillot Jaune, das er übrigens niemals in seiner Karriere trug.

Gelb zu erobern, das gelang vor zwei Jahren dem Enkel, allerdings durfte Poulidor diesen Moment nicht mehr miterleben. "Für mich ist es immer schön, wenn ich mit meinem Opa verglichen werde. Ich sehe das immer als Kompliment", berichtete van der Poel, der 2021 den Etappensieg auf der Mur-de-Bretagne einfuhr. Der Fingerzeig nach oben in den Himmel war seinem Großvater gewidmet, der am 13. November 2019 verstorben war: "Ich habe als erstes an ihn gedacht. Das war das schönste Geschenk, das ich ihm machen konnte. Das hat mich sehr glücklich gemacht."

Ehrt van der Poel "Poupou" in der Gruppe des Tages?

Auf der 1. Etappe war van der Poels Mannschaft damals in Trikots unterwegs, die an das klassische Mercier-Jersey erinnerten, welches Poulidor trug. "Das mit dem Sondertrikot war eine besondere Ehrerweisung. Es war damals nicht einfach, ich hatte viel Druck", blickte der Niederländer nun zurück. Im Frühling 2023 wiederholte sich die Familiengeschichte, als van der Poel Mailand-Sanremo gewinnen konnte, 62 Jahre nach seinem Großvater. Via Photoshop wurden der Niederländer und sein Großvater bei ihren Zieleinfahrten nebeneinandergeschnitten.

Nicht nur in seiner Heimat, sondern auch in Frankreich genießt van der Poel besondere Zuneigung. Wohl auch deshalb wird er an dem Tag, an dem die Tour de France ganz im Zeichen seines Großvaters und dessen Geschichte steht, selbst einen Teil dazu beisteuern wollen. Da ihm die Etappe mit dem schweren Schlussanstieg alles andere als auf den Leib geschnitten ist, rechnen viele damit, dass van der Poel wohl alles versuchen wird, zu Ehren seines Großvaters in die Fluchtgruppe zu gelangen.

In Limoges am Samstag fuhr van der Poel für Philipsen den Sprint an – genau 22,5 Straßenkilometer vom Grab seines Opas entfernt. | Foto: Cor Vos

"Der Puy de Dome ist auch etwas Besonderes. Er (Poulidor) hat sich damals dort ein heißes Duell mit Anquetil geliefert. Ihn jetzt zu fahren, ist eine schöne Sache für mich - man fährt dort ja nicht so oft hoch", erläuterte der Alpecin-Profi weiter. Seit knapp zehn Jahren ist der Berg sowohl für Autos als auch für Fahrräder gesperrt. Vor 35 Jahren fand zuletzt eine Tour-Etappe mit Ziel am Vulkankegel in der Auvergne statt und am Sonntag erlebt die Frankreich-Rundfahrt neben der Hommage an van der Poels Großvater auch ein von vielen herbeigesehntes Comeback.

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