Wut vom Vortag über Nacht abgekühlt

Fünfter in Bayonne: Van Aert trägt Niederlage mit Fassung

Von Kevin Kempf und Matthias Seng

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Wout van Aert (Jumbo - Visma / links) ging im Sprint von Bayonne am Ende der 3. Tour-Etappe neben Sieger Jasper Philipsen (Alpecin - Deceuninck) der Platz aus. | Foto: Cor Vos

03.07.2023  |  (rsn) – Nach dem erneut verpassten Tour-Etappensieg lief Wout van Aert (Jumbo – Visma) am Sonntag in San Sebastian wortlos an den Reportern vorbei. Zuvor hatte er kurz nach dem Zieleinlauf wutentbrannt seine Trinkflasche auf den Asphalt geschleudert. 24 Stunden später lief es in Bayonne beim ersten Massensprint dieser Tour nicht besser – im Gegenteil: Nach einem hektischen und mit harten Bandagen ausgetragenen Finale, in dem er mit Etappensieger Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) aneinander und dann außer Tritt geraten war, landete van Aert sogar nur auf Rang fünf.

Seine Reaktion jedoch war ganz anders als die vom Vortag. "Ich habe den Sprint rechts von Jasper begonnen. Wir sind ziemlich auf gleicher Höhe gesprintet und dann habe ich Jasper berührt und auf der anderen Seite die Zuschauer. Dadurch habe ich komplett mein Momentum verloren. Auf den letzten 50 Metern habe ich es dann nicht mehr geschafft, weiterzusprinten“, sagte der Belgier dem belgischen TV-Sender VTM und reagierte auf die Frage nach einer möglichen Beschwerde ebenso gelassen wie eindeutig:

"Nein, ich denke die Jury schaut sich alle Bilder ganz genau an und trifft dann die richtige Entscheidung. So oder so gewinne ich nicht, denn ein paar andere Jungs waren auch vor mir im Ziel."

Schon am Start der 3. Etappe hatte sich der 28-Jährige den Fragen belgischer Journalisten gestellt und über die in seiner Heimat so hohe Wellen schlagenden Ereignisse von San Sebastian gesprochen. Seine Helfer hatten dort alles gegeben, um im Finale alle Ausreißversuche zu ersticken, doch gegen Victor Lafays letzte und entscheidende Attacke war Jumbo – Visma machtlos und van Aert blieb nur Rang zwei hinter dem Cofidis-Profi.

Van Aert war “wütend auf die Situation“, nicht auf Vingegaard

Danach richtete sich die Kritik vor allem in Belgien in teils drastischer Weise gegen Jonas Vingegaard, der sich im Etappenfinale nicht an der Verfolgung des Franzosen beteiligt hatte. Zudem wurde darüber spekuliert, dass van Aerts zornige Gesten im Ziel gegen seinen dänischen Teamkollegen gerichtet gewesen sein könnten. Das aber bestritt der neunmalige Tour-Etappensieger vor der 3. Etappe.

“Ich war wütend auf die Situation. Wenn man knapp am Sieg vorbeischrammt, ist das – vor allem bei der Tour – sehr enttäuschend. Dieses Jahr ging es bei großen Rennen schon ein paar Mal im letzten Moment schief und es wäre toll gewesen, so eine schwere Etappe zu gewinnen. Mehr steckt nicht dahinter“, so van Aert gegenüber den Journalisten unter anderem von Wielerflits.

Das niederländische Radsportportal befragte auch van Aerts Teamkollegen Nathan van Hooydonck zur Kritik belgischer Journalisten und Fans. Die Medien berichteten von einem potenziellen Konflikt zwischen den beiden Stars der Mannschaft, in den Sozialen Medien wurde Vingegaard regelrecht angefeindet. “Wir lassen das nicht ans Team rankommen, das wäre das Schlechteste, was wir tun können. Wir haben sehr viel gesprochen, aber Wout war nicht wütend auf eine spezielle Person. Er war einfach sehr enttäuscht, was normal ist“, so van Hooydonck.

Van Aert erkennt Verbesserungsbedarf

Auch van Aert beschwichtigte: “Bei der Tour ist es normal, dass alles größer gemacht wird, als es ist. Wir haben gestern noch mal geguckt, was wir besser hätten machen können - das machen wir übrigens immer, egal ob wir gewinnen oder verlieren.“ Was dabei herausgekommen ist, bleibt offen, denn van Hooydonck, der im Finale der 2. Etappe nicht mehr bei seinen Kapitänen war, und van Aert machten in diesem Punkt unterschiedliche Angaben.

“Wir hätten nicht viel anders machen können. Heute ist ein neuer Tag und wir werden es wieder probieren“, sagte van Hooydonck vor der 3. Etappe. Van Aert dagegen hatte durchaus Verbesserungsbedarf erkannt: “Es gab Sachen, die wir anders hätten anpacken sollen, aber das sind Dinge, die man erst beurteilen kann, wenn sie geschehen sind. Es ist schwer, vorab alles festzulegen“, befand der dreimalige Crossweltmeister.

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