RSNplusWorldTeams 2023: Ineos Grenadiers

Freie Bahn für die junge Garde

Von Christoph Adamietz

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| Foto: Cor Vos PRÃœFEN

07.02.2023  |  (rsn) – Mit 39 Siegen, darunter 15 auf WorldTour-Niveau, kann Ineos Grenadiers eine mehr als nur ansprechende Saison 2022 vorweisen. Dennoch beschloss das Management um Dave Brailsford, das Team deutlich zu verjüngen, nicht zuletzt deshalb, weil bei den drei großen Landesrundfahrten, in der Vergangenheit die Domäne von Ineos Grenadiers, erstmals seit 2014 kein Gesamtsieg heraussprang.

So ließ das Team bewährte Kräfte wie Adam Yates (30 / UAE Team Emirates), Richard Carapaz (29 / EF Education - EasyPost), Andrey Amador (36 / EF Education - EasyPost) oder Dylan van Baarle (30 / Jumbo - Visma) ziehen; zudem beendete der 38-jährige Richie Porte seine Karriere. Im Gegenzug wurden mit den beiden 18-jährigen Joshua Tarling und Michael Leonard sowie dem drei Jahre älteren Leo Hayter (21) gleich drei U23-Talente verpflichtet. Auch Thymen Arensman (DSM), der promineste der nur fünf Neuzugänge, zählt mit seinen 23 Jahren noch zu den Jungspunden. Lediglich Connor Swift (27 / Arkéa – Samsic) fällt aus diesem Schema. Die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft sollten also gestellt sein.

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“Viele junge Fahrer streben bei uns nach oben. Wir müssen ihnen auch Raum für Entwicklungen geben“, erklärte Team-Manager Rod Ellingworth gegenüber cyclingnews.com die Personalpolitik seines Rennstalls.

Nach seiner schweren Verletzung fiel Egan Bernal fast die gesamte letzte Saison aus. Nun will der Kolumbianer wieder angreifen und bei der Tour der France Jonas Vingegaard und Tadej Pogacar herausfordern. | Foto: Cor Vos

Eine große Lücke hinterlassen wird van Baarle, der nach fünf erfolgreichen Jahren zu Jumbo – Visma wechselt. Der Niederländer bewährte sich nicht nur als vielseitiger Grand-Tour-Helfer, sondern entwickelte sich auch zu einem der besten Klassikerspezialisten des Teams. Nachdem er im April zunächst Zweiter der Flandern-Rundfahrt geworden war, krönte van Baarle zwei Wochen später mit dem Triumph bei Paris-Roubaix seine bisherige Laufbahn.

Aber auch nach seinem Abgang kann Ineos Grenadiers noch eine sehr starke Klassikermannschaft vorweisen, in der bereits die jungen Kräfte den Ton angeben: in erster Linie der 23-jährige Tom Pidcock und der erst 20 Jahre alte Magnus Sheffield, der zuletzt den Brabantse Pijl gewann und damit Pidcocks Nachfolger wurde.

Aber auch der 32-jährige Michal Kwiatkowski ist noch für große Siege gut, wie der Pole mit seinem Coup beim Amstel Gold Race 2022 bewies. Der frühere Deutsche U23-Meister Kim Heiduk, auch erst 22 Jahre alt, sollte ebenfalls in der Lage sein, in den Klassikern Akzente zu setzen.

Geraint Thomas belegte im vergangenen Jahr den dritten Platz der Tour de France. In seiner möglicherweise letzte Saison will der Brite beim Giro d’Italia aufs Podium. | Foto: Cor Vos

Der Fokus des Teams wird aber weiterhin auf die Rundfahrten gerichtet sein, wobei die größten Hoffnungen auf dem wieder genesenen Egan Bernal ruhen. Der Kolumbianer kämpfte sich nach seinem schweren Trainingsunfall, der ihn praktisch die gesamte letzte Saison kostete, überraschend schnell wieder zurück. Bernal soll Ineos Grenadiers bei der Tour de France, die er 2019 gewann Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) und Tadej Pogacar (UAE Team Emirates), die Sieger der vergangenen drei Jahre, erfolgreich herausfordern.

Dagegen wird sich der Tour-Dritte Geraint Thomas in seinem möglicherweise letzten Profijahr wohl auf den Giro d’Italia konzentrieren. Zur Riege der starken Rundfahrer gehören zudem der frühere Giro-Sieger Tao Geoghegan Hart, Pavel Sivakov, Daniel Martinez und der Vuelta-Siebte Carlos Rodriguez, der mit seinen 22 Jahren eine der großen spanischen Grand-Tour-Hoffnungen ist. In den Zeitfahren zählt der zweimalige Weltmeister Filippo Ganna auch 2023 zu den großen Favoriten, dagegen ist die Sprinterriege deutlich schwächer besetzt. Elia Viviani gehört an guten Tagen zwar noch zu den Kandidaten auf Spitzenergebnisse, ein Siegfahrer ist der mittlerweile 34-jährige Italiener aber nicht mehr.

Der Top-Transfer 2023: Thymen Arensman trumpfte in seinem zweiten Profijahr im vergangenen Jahr groß auf. Im August gewann der Niederländer zunächst das Zeitfahren der der Tour de Pologne und wurde schließlich Gesamtzweiter der Rundfahrt. Danach triumphierte er auf der Königsetappe der Vuelta a Espana und schloss die letzte Grand Tour der Saison auf Rang sechs ab.

Thymen Arensman ist der prominenteste der fünf Neuzugänge. Der Niederländer belegte im Vorjahr Rang sechs der Vuelta a Espana und will sich bei Ineos Grenadiers ohne Druck weiterentwickeln. | Foto: Cor Vos

Bei seinem DSM-Team hätte Arensman zwar deutlich mehr Freiheiten erhalten als nun. Doch der Rundfahrtspezialist entschied sich auch deshalb zu einem Wechsel, um sich bei Ineos Grenadiers im Schatten der Topstars ohne Druck weiterentwickeln zu können.

Dennoch sind Arensman schon 2023 Spitzenergebnisse zuzutrauen. “Thymen ist eine spannende Personalie. Er reiht sich bei uns ein in eine lange Reihe an jungen, talentierten Rundfahrten, die den Sport über Jahre hinweg mitbestimmen können. Thymen wird dabei eine Schlüsselrolle zukommen“, sagte Ellingworth über den Neuzugang.

Im Fokus: Im Verlauf seiner ersten Profisaison wurde Kim Heiduk immer stärker und verpasste im Oktober bei Paris-Tours (1.Pro) als Ausreißer nur ganz knapp eine Spitzenplatzierung. “Kim hatte einen super Winter. Er ist sehr talentiert und hat seine Stärken bei Klassikern und im Sprint aus kleineren Gruppen. Er ist definitiv in der Lage, Radrennen zu gewinnen“, sagte der Sportliche Leiter Christian Knees gegenüber radsport-news.com über seinen jungen Landsmann.

In seiner zweiten Profisaison will Kim Heiduk den guten Eindruck aus dem Vorjahr bestätigen und vor allem bei den Klassikern und im Sprint seine Stärken ausspielen. | Foto: Cor Vos

Das Aufgebot:Tao Geoghegan Hart (27), Ethan Hayter (24), Leo Hayter (21), Thomas Pidcock (23), Luke Rowe (32), Ben Swift (35), Connor Swift (27), Joshua Tarling (18), Geraint Thomas (36), Ben Tulett (21), Ben Turner (23 / alle Großbritannien), Egan Bernal (26), Daniel Martinez (26), Brandon Rivera (26 / alle Kolumbien), Jonathan Castroviejo (35), Omar Fraile (32), Carlos Rodriguez (22 / alle Spanien) Filippo Ganna (26), Salvatore Puccio (33), Elia Viviani (33 / alle Italien), Luke Plapp (22), Cameron Wurf (39 / beide Australien), Thymen Arensman (23 / Niederlande), Laurens De Plus (27 / Belgien), Kim Heiduk (22 / Deutschland), Michal Kwiatkowski (32 / Polen), Michael Leonard (18 / Kanada), Jhonatan Narvaez (25 / Ecuador), Magnus Sheffield (20 / USA), Pavel Sivakov (25 / Frankreich)

Davon Neuzugänge: Thymen Arensman (DSM), Leo Hayter (Hagen Berman Axeon), Michael Leonard (Team Franco Ballerini Juniors), Connor Swift (Arkéa Samsic), Joshua Tarling (FlandersColor - Galloo Team)

Teamleitung:
General Manager: Rod Ellingworth
Sportdirektor: Roger Hammond
Sportliche Leiter: Kurt Bogaerts, Dario Cioni, Oliver Cookson, Stephen Cummings, Carsten Jeppesen, Servais Knaven, Christian Knees, Brett Lancaster, Gabriel Rasch, Matteo Tosatto, Xabier Zandio

Material:
Rahmenhersteller: Pinarello
Gruppe: Shimano
Laufräder: Shimano
Reifen: Continental
Trikot: Bioracer
Helm: Kask

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