Grünes Trikot bei der Tour 2023 kein Ziel

Bennett: Dank starkem Herbst kein verlorenes Jahr

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Bennett: Dank starkem Herbst kein verlorenes Jahr"
Sam Bennett (Bora - hansgrohe) gewann die 3. Etappe der Vuelta a Espana in Breda. | Foto: Cor Vos

31.12.2022  |  (rsn) – Nach seinem Wechsel von Quick-Step Alpha Vinyl zu Bora – hansgrohe verlief der Saisonbeginn für Sam Bennett sehr zäh. Seinen ersten Sieg feierte der Ire erst am 1. Mai bei Eschborn-Frankfurt (1.UWT), doch dann dauerte es weitere drei Monate, ehe es zur echten Trendwende kam: Im August sprintete Bennett zu zwei Etappensiegen bei der Vuelta a Espana.

Nach seiner langen Verletzungspause aus dem Vorjahr kam Bora-Rückkehrer nur langsam in Form. Bennett hatte zeitweise sogar Probleme, seinem Anfahrer Danny van Poppel zu folgen. “Danny ist sein Leadout gefahren, aber ich musste schon sprinten, um überhaupt an seinem Hinterrad bleiben zu können. Als er rausging, musste ich ihm gleich folgen“, blickte er im Gespräch mit dem niederländischen Radsportportal wielerflits zurück.

Das war für ihn umso bitterer, weil er sich bei Bora - hansgrohe sehr wohl fühlt. “Ich hatte ideale Voraussetzungen: Mitarbeiter, Mannschaftskollegen, Räder, alles. Aber ich war nicht gut genug, um das zu nutzen. Ich möchte 2022 nicht als ‘verlorenes Jahr‘ bezeichnen, aber jene Zeit war eine verlorene Periode“, so Bennett, bei dem in der zweiten Saisonhälfte doch der Knoten platzte. “Vom Gefühl her hätte ich schon lange wieder in Form sein müssen, aber erst ab der Polen-Rundfahrt war ich wirklich wieder voll da. Ich war nah dran am Sieg, aber ich musste warten, bis alles perfekt passte“, betonte Bennett die Periode.

Zufrieden war er auch mit seinem EM-Auftritt in München, obwohl er als Fünfter des Straßenrennens die anvisierte Medaille verpasste. “Es war wie ein Schneeballeffekt: Bei der EM war ich noch besser und danach folgten meine Siege bei der Vuelta“, kommentierte der zehnmalige Sieger von Grand-Tour-Etappen den Umschwung. Obwohl er in Spanien seinen zweiten und dritten Saisonsieg feierte, wähnte er sich noch nicht in Topform: “Ich habe zwar gewonnen, aber ich war noch nicht wieder der Alte. Während das Rennen immer schwerer wurde, sah ich, wie meine Leistungsspitzen zurückkamen. Ich kletterte besser und wurde stärker. Ich flog!“

Doch sein Flug wurde jäh gebremst. Zur 10. Etappe der Spanien-Rundfahrt trat Bennett nicht mehr an: Corona! Er musste rund sechs Wochen aussetzen und konnte danach nur noch drei Rennen bestreiten; zwei von ihnen beendete er unten den besten Fünf. Trotz seines fünften Platzes beim Sparkassen Münsterland Giro (1.Pro) war Bennett erst wieder mit seinem letzten Auftritt zufrieden. “Erst bei Paris-Tours war mein Motor wieder auf Niveau. Es war schön dort, Dritter zu werden, denn ich wollte die Saison gut beenden. 2021 war ich mit Formrückstand in den Winter gegangen und das fühlt sich nicht gut an. Jetzt kann ich mit einem frischen Start auf die neue Saison hinzuarbeiten“, erklärte er. “Vom Kopf her hätte die Saison gern noch zwei oder drei Monate länger dauern dürfen, denn ich hatte das Gefühl, meine guten Beine endlich wiedergefunden zu haben“, fügte er an.

Früher Start in die neue Saison, Höhepunkt zur Tour

Ob Bennett mit guten Beinen in die neue Saison starten kann, wird sich vielleicht schon bei der argentinischen Vuelta a San Juan (2.Pro) ab dem 22. Januar zeigen. Danach stehen die UAE Tour (2.UWT), Paris-Nizza (2.UWT) und Mailand-Sanremo (1.UWT) auf dem Programm. Sein definitives Programm kennt er aber noch nicht. ”Ich muss natürlich auch schauen, was meine Leadout-Fahrer wollen. Ich will auch, dass sie das Beste aus sich und ihrer Saison machen. Das Wichtigste ist, dass wir so viel wie möglich zusammen fahren, so dass wir in einen Flow kommen können. Ich muss wissen, was sie denken, ich will ihre Körpersprache kennen. Wir verstehen uns auch außerhalb der Rennen gut miteinander – und das merken wir in den Wettkämpfen“, sagte der 32-Jährige.

Sicher scheint aber, dass Bennett zur Tour de France antreten wird. Da Bora – hansgrohe dort zweigleisig agieren will, wird Bennett nicht auf die volle Unterstützung seiner Equipe zählen können. “Ich brauche keine komplette Mannschaft, ein paar Helfer reichen. In der Tour gibt es so viele Züge, dass die eigentlich nicht mehr funktionieren, denn es ist schwer einander zu folgen. Mit einem kompakten Zug ist es einfacher, sich zu positionieren“, nannte er Vorteile einer kleineren Helfertruppe.

Mögliche Sprinterfolge in Frankreich sieht er dabei als Entlastung für sein Team: “Ich will niemandem in der Mannschaft zu nahe treten, aber wenn man alles aufs Klassement setzt und das misslingt oder es gibt einen großen Sturz…game over. Mit einem Sprinter kann man immerhin noch Etappen gewonnen.“

2020 gewann Bennett nicht nur zwei Etappen der Grande Boucle, er sicherte sich in Paris auch die Punktewertung. Mit einer Wiederholung dieses Kunststücks rechnet er aber nicht. “Ich weiß nicht, vom welchen Planet ich kommen müsste, um Wout van Aert zu gefährden“, scherzte er mit Blick auf den Gewinner des Grünen Trikots 2022, der die Wertung mit 194 Punkten Vorsprung auf Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) für sich entschied.

Mehr Informationen zu diesem Thema

11.06.2024Cofidis setzt auf erfahrenes Tour-Team inklusive Geschke

(rsn) – Die französische WorldTour-Mannschaft Cofidis präsentierte am Dienstag die ersten sechs Fahrer ihres Tour-de-France-Kaders in einer Presseaussendung und verkündete dabei auch, dass Simon

10.01.2024“Wir brauchen keine vier Soßen“: Wie Roglic Bora besser macht

(rsn) – Primoz Roglic macht Bora – hansgrohe besser. Das lässt sich schon sagen, bevor der Slowene überhaupt ein einziges Rennen gefahren ist. Während sich das erst Anfang März ändern und Rog

07.10.2023Thomas: “Ineos Grenadiers ist ein Team im Wandel“

(rsn) – Der letzte Tour-de-France-Sieg liegt schon vier Jahre zurück und vor allem daran lässt sich ablesen, dass Ineos Grenadiers längst nicht mehr das beste Grand-Tour-Team der Welt ist. Dennoc

30.07.2023Niewiadoma machte ihre Hausübungen für die Pyrenäen

(rsn) – Als am Col d‘Aspin auf der 7. Etappe der Tour de France Femmes die beiden Favoritinnen Demi Vollering (SD Worx) und Annemiek Van Vleuten (Movistar) erstmals in die Offensive gingen, konnte

27.07.202320 Sekunden Zeitstrafe: Vollering und SD Worx entsetzt

(rsn) – Der Kampf um den Gesamtsieg bei der Tour de France Femmes, er war bislang einer um Sekunden. Lediglich deren acht hatte Demi Vollering (SD Worx) an den ersten vier Tagen mit großem Aufwand

27.07.2023Cofidis erfolgreich, aber Geschke “nicht so gut drauf“

(rsn) – Am Sonntag erwartete Simon Geschke (Cofidis) seine Teamkollegen in Paris zum großen Finale der 110. Tour de France, die er auf der 18. Etappe aufgrund heftiger Magenprobleme verlassen musst

26.07.2023Vingegaard euphorisch in Kopenhagen empfangen

(rsn) – Der Sieger der Tour de France, der Däne Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma), wurde am Mittwochnachmittag in Kopenhagen von mehreren 10000 Menschen empfangen. Eine große Menge versammelte si

25.07.2023Buchmann zweifelt an seinem Comeback als GC-Fahrer

(rsn) - Für einen Moment war die Hoffnung wieder da. Die Hoffnung darauf, einen Emanuel Buchmann zu sehen, wie er sich im Juli 2019 bei der Tour de France präsentiert und dabei einen sensationellen

24.07.2023Tour-Achter Gall derzeit kein Thema für Bora - hansgrohe

(rsn) – Auch wenn ab August wieder Wechsel verkündet werden dürfen: Bora – hansgrohe und Felix Gall (AG2R - Citroën) werden nicht in einem Satz auftauchen. Nach der starken Vorstellung des Öst

24.07.2023Auch ohne Etappensiege imponieren Bauhaus und Zimmermann

(rsn) – Wie im Vorjahr kein Etappensieg und kein Fahrer in den vordersten Regionen des Klassements: Die Bilanz der nur sieben deutschen Starter bei der 110. Tour de France liest sich auf den ersten

24.07.2023Rückblick: Die 110. Tour de France in Zahlen

(rsn) – Drei hart umkämpfte Wochen, 21 Etappen und insgesamt 3405 Kilometer liegen hinter den Teilnehmern der diesjährigen Tour de France. Radsport-news.com blickt auf die 110. Frankreich-Rundfah

24.07.2023Pogacar vs. Vingegaard: Wer ist der beste Rundfahrer?

(rsn) – Wer ist der beste Rundfahrer der Welt? Für diesen inoffiziellen Titel kommen derzeit nur zwei Profis in Betracht: Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) und Tadej Pogacar (UAE Team Emirates). D

Weitere Radsportnachrichten

18.09.2025Kockelmann kocht beim Heimspiel die WorldTour-Sprinter ab

(rsn) – Mathieu Kockelmann (Lotto Development) hat auf der 2. Etappe der Luxemburg-Rundfahrt (2.Pro) die Sprinter der WorldTour-Teams düpiert und die heimischen Fans jubeln lassen. Der 21-jährige

18.09.2025Pogacar will auch im WM-Zeitfahren der Beste sein

(rsn) – Tadej Pogacar will bei der Straßen-WM in Ruanda nicht nur seinen Titel im Straßenrennen verteidigen, sondern auch im Zeitfahren das Regenbogentrikot holen. Um gegen den zweimaligen Weltmei

18.09.2025Magnier jubelt in der Slowakei erneut - diesmal in Gelb

(rsn) – Der Franzose Paul Magnier (Soudal – Quick-Step) hat auch die 2. Etappe der 69. Slowakei-Rundfahrt (2.1) für sich entschieden. Der Auftaktsieger ließ über 169,4 Kilometer von Svidnik nac

18.09.2025Evenepoel vor WM-Duell mit Pogacar: “Ich bin bereit“

(rsn) – Nach dem enttäuschenden Aus bei der Tour de France reist Remco Evenepoel voller Selbstbewusstsein nach Ruanda, wo er am Sonntag zum Auftakt der Straßen-WM in Kigali seinen Titel im Zeitfah

18.09.2025Capiot soll Jaycos Klassikerteam verstärken

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

18.09.2025Die WM-Aufgebote aller Nationen für die Elite-Kategorien

(rsn) – Die Weltmeisterschaften in Ruandas Hauptstadt Kigali vom 21. bis 28. September umfassen 13 Wettkämpfe – je Einzelzeitfahren und Straßenrennen für männliche wie weibliche U19 und U23 so

18.09.2025Merlier will Pogacar im Herbst noch abfangen

(rsn) - Tim Merlier (Soudal – Quick-Step) will Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) in den letzten Wochen der Saison 2025 noch überflügeln – allerdings nicht in einem Rennen, sondern in der

18.09.2025Schweizer WM-Team ohne Hartmann und Häberlin

(rsn) – Nicht nur das deutsche Team muss für die Straßen-WM in Ruanda personelle Ausfälle verkraften. Auch die beiden Schweizerinnen Elena Hartmann und Steffi Häberlin fallen für die am 21. Se

18.09.2025Mayrhofer ersetzt Stork im deutschen WM-Kader

(rsn) – Nachdem Maximilian Schachmann (Soudal – Quick-Step) am Dienstagabend nicht in den Flieger nach Ruanda steigen konnte, weil er sich in der Schlusswoche der Vuelta a Espana erkältet hatte u

18.09.2025Die Zeitfahrstrecken bei den Weltmeisterschaften in Ruanda

(rsn) – Im hügelig-bergigen Kigali gibt es kaum flache Straßen. Und so sind auch die Einzelzeitfahren sowie die Mixed-Staffel bei den Weltmeisterschaften in Ruanda wirklich schwere Prüfungen. Wir

18.09.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

17.09.2025Top-Favoritinnen mit Fragezeichen, Niedermaier Medaillenhoffnung

(rsn) – Ohne Titelverteidigerin muss das diesjährige WM-Zeitfahren der Frauen in Kigali auskommen. Das liegt daran, dass sich Grace Brown partout nicht wollte umstimmen lassen und das Rennrad – z

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Serbie (2.2, SRB)
  • Tour de Slovaquie (2.1, SVK)
  • Skoda Tour de Luxembourg (2.Pro, LUX)