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16.06.2022 | (rsn) – Im Bergaufsprint einer Fünfergruppe hat sich Aleksandr Vlasov (Bora – hansgrohe) den Sieg auf der 5. Etappe der Tour de Suisse gesichert. Der neue Führende in der Gesamtwertung konnte in Novazzano nach 190 Kilometern Neilson Powless (EF Education – EasyPost) knapp auf den zweiten Platz verweisen. Dritter wurde Jakob Fuglsang (Israel – PremierTech) vor Geraint Thomas (Ineos Grenadiers).
Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hatte sich auf dem letzten Kilometer für seinen Kapitän aufgeopfert und den Sprint früh eröffnet, so dass die Konkurrenz ihm nachsetzen musste. Als Vlasov dann konterte, rollte der Deutsche Meister aus und beendete das Rennen auf dem neunten Platz, sechs Sekunden hinter seinem siegreichen Teamkollegen. Leader Stephen Williams (Bahrain Victorious) und der belgische Mitfavorit Remco Evenepoel (Quick-Step Alpha Vinyl) verloren viel Zeit.
Bei sengender Hitze ging es auf den letzten 80 Kilometern auf einer lokalen Runde immer bergauf oder -ab. 15 Fahrer überstanden das Ausscheidungsfahren bis zum vorletzten Anstieg, unter ihnen waren gleich vier Bora-hansgrohe-Profis. Noch vor dem Schlusshügel setzten sich fünf Fahrer ab, von denen Vlasov im Sprint der Beste war. Der Russe übernahm mit seinem Sieg auch das Gelbe Trikot. "Dass ich auch das Führungstrikot übernommen habe, bedeutet zunächst einmal mehr Arbeit für das Team", meinte er im Ziel-Interview.
Jenes Team lieferte auf dem Weg nach Novazzano eine Gala-Vorstellung ab. Denn neben dem Tagessieger belegten auch Felix Großschartner als Sechster, Sergio Higuita als Achter und der starke Schachmann als Neunter Platzierungen unter den besten Zehn. Seine eigenen Ambitionen kann dieses Trio nun aber vorerst ad acta legen. "Mit Blick auf die Gesamtwertung liegen noch einige wichtige Tage vor uns. Aber natürlich werden wir versuchen, das Trikot bis zum Schluss zu verteidigen. Die Form ist gut", blickte Vlasov voraus.
In der Gesamtwertung liegt der 26-Jährige drei Tage vor dem Ende der Rundfahrt sechs Sekunden vor Fuglsang. Thomas folgt mit sieben Sekunden Rückstand als Dritter. Williams, der bisherige Mann in Gelb, musste schon 60 Kilometer vor dem Ziel die Segel streichen. Der Brite verlor 27:19 Minuten. Auch Evenepoel musste seine Hoffnungen auf den Gesamtsieg begraben. Er konnte dem Tempo der Favoritengruppe zehn Kilometer vor dem Ziel nicht mehr folgen und büßte 2:12 Minuten ein.
An der Spitze der Sonderwertungen gab es keine Veränderungen. Quinn Simmons (Trek – Segafredo) gewann keine Zähler, verteidigte aber trotzdem das Bergtrikot. Ebenfalls ohne Punktgewinn behielt Andreas Leknessund (DSM) sein Punktetrikot. In der Nachwuchswertung liegt weiterhin der Gesamtvierte Andreas Kron (Lotto – Soudal) in Führung.
So lief das Rennen:
Gleich 16 Fahrer traten in Ambri nicht mehr zum Rennen an. Ein Corona-Ausbruch zwang sie zur Aufgabe. So zog Jumbo - Visma sein gesamtes Team zurück und auch Adam Yates (Ineos Grenadiers) musste aussteigen. Die 127 verbleibenden Teilnehmer starteten um 12:30 bei hohen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein ins Rennen und nur wenige Minuten später hatten sich Alexander Kamp (Trek – Segafredo), Silvan Dillier (Alpecin – Fenix), Anthony Turgis (TotalEnergies), Johan Jacobs (Movistar) und Claudio Imhof (Schweiz) vom Feld abgesetzt.
Auf dem drei Mal zu fahrenden Rundkurs mit jeweils vier Hügeln angekommen, gerieten erst Imhof und kurz danach Jacobs schnell in Probleme. Das Feld hatte zu diesem Zeitpunkt 70 Kilometer vor dem Ziel vier Minuten Rückstand auf die Ausreißer. Nicht mehr dabei war mit noch 62 zu fahrenden Kilometern Williams, der mit einer größeren Gruppe abgehängt wurde. Weitere sechs Kilometer danach ging es vorn auch für Turgis zu schnell.
Während das Feld sich dem Duo Dillier und Kamp langsam näherte, schüttelte der Schweizer Meister 37 Kilometer vor dem Ziel an der zweiten von drei Passagen der Pedrinate (3.Kat.) auch seinen letzten Begleiter ab. Als 21 Kilometer vor dem Ziel im Feld Krists Neilands (Israel – Premier Tech) die Schlagzahl erhöhte, war Evenepoel eines der ersten Opfer. Während der Belgier in der nächsten Abfahrt von hinten wieder ins Feld fahren konnte, wurde Dillier 14,5 Kilometer vor dem Ziel vorn aufgerollt.
Im letzten Pedrinate-Aufstieg, dem vorletzten Anstieg der Etappe, musste Evenepoel die Konkurrenz zehn Kilometer vor dem Zielstrich erneut fahren lassen. Kurz vor der Kuppe des Anstiegs griff Fuglsang an. Schachmann setzte als Erster nach, rund zehn weitere Fahrer folgten dem Dänen in die letzte Abfahrt. Der Deutsche Meister probierte dort wegzukommen, bekam aber mit Tom Pidcock (Ineos Grenadiers) einen Begleiter, der keine Arbeit leisten wollte, so dass beide wieder eingeholt wurden.
Mit noch 4,5 zu fahrenden Kilometern attackierte Fuglsang. In der 14-köpfigen Verfolgergruppe befanden sich vier Bora-Fahrer, die den Angriff des Dänen alle verpasst hatten. Vlasov setzte mit Thomas und Powless allerdings kurz danach zum Konter an, während Schachmann und Ion Izagirre (Cofidis) dahinter ein Duo formten. Zwei Kilometer vor dem Ziel griff Vlasov auf den ersten Metern des Schlusshügels seine Begleiter an. Er setzte sich ab und kam zu Fuglsang, mit dem er sich allerdings nicht einig wurde. So schafften auch Thomas, Powless und Schachmann wieder den Anschluss an die Spitze.
Auch in diesem Quintett wollte niemand die Führungsarbeit verrichten, so näherten sich von hinten weitere Fahrer. 500 Meter vor dem Ziel attackierte dann aber Schachmann und als er nicht wegkam, fuhr er weiter von vorn, um Vlasov den Sprintsieg zu ermöglichen. Der wurde zwar zunächst von Fuglsang überspurtet, zog dann aber selbst seinen Sprint an und überholte den Israel-Profi wieder. Der Weg zum Ziel war nun zwar noch immer weit und von hinten kam schnell Powless näher, doch Vlasov rettete den Sieg ins Ziel.
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