Romandie: Thomas kurz vor Ziellinie gestürzt

Auch Regen, Nebel und Schnee können Woods nicht stoppen

Von Kevin Kempf

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| Foto: Cor Vos

01.05.2021  |  (rsn) - Bei extrem schweren Bedingungen hat sich Michael Woods (Israel Start-Up Nation) die 4. Etappe der Tour de Romandie gesichert. Bei der Bergankunft im Ski-Ressort Thyon 2000 war der Kanadier nach 161 Kilometern 17 Sekunden schneller als der Australier Ben O‘Connor (AG2R – Citroën). Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) stürzte im Sprint um den Etappensieg und wurde mit 21 Sekunden Rückstand Dritter. Marc Soler (Movistar) musste als Tagesneunter das Gelbe Trikot an Woods abgeben.

Sogar das GPS war dem Wetter zum Opfer gefallen. Sowohl die Zeit- als auch die Abstandsmessung zum Ziel gaben im Finale der extrem schweren Königsetappe den Geist auf. Doch wo die Technik versagte,hielten die Profis durch und kämpften sich die 20 Kilometer lange Schlusssteigung bis ins Ziel auf mehr als 2.000 Metern Höhe hinauf.

Am besten gelang das Woods, der rund sechs Kilometer vor dem Ziel aus der Gruppe der Favoriten heraus attackierte. Nachdem er die letzten Fahrer der Ausreißergruppe eingeholt hatte, jagte er – mit verschiedenen Begleitern – der Bergankunft entgegen. Im Sprint hatte der Kanadier, der zwei Tage vor dem Start der Tour de Romandie noch Lüttich-Bastogne-Lüttich als Fünfter beendet hatte, allerdings auch Glück. Denn nachdem Thomas seinen Angriff pariert hatte, sah der 34-Jährige schon wie der Geschlagene aus.

Thomas entgleitet der Lenker

Doch dann zeigte der Waliser, dass auch menschliche Körper unter Regen, Nebel und Schnee leiden. Als Thomas zum Sprint aus dem Sattel stieg, rutschte seine Hand vom Lenker und er stürzte. "Ich hatte absolut kein Gefühl mehr in den Händen. Ich wollte schalten, aber stattdessen habe ich einfach den Kontakt zum Lenker verloren. Trotzdem, mich da so abzulegen. Ich fühle mich wie ein Trottel“, sagte der Ineos-Kapitän, der danach auch noch wertvolle Sekunden beim Versuch verlor, wieder in den Sattel zu gelangen.

So konnte O'Connor noch an Thomas vorbeiziehen und sich den zweiten Etappenplatz sichern. In der Gesamtwertung liegt der Tour-de-France-Sieger von 2018 nach wie vor auf Rang zwei, nur elf Sekunden hinter dem neuen Spitzenreiter Woods. Mit Blick auf das 16 Kilometer lange Zeitfahren am Sonntag eine ausgezeichnete Ausgangsposition.

“Auf diese Weise will man das Gelbe Trikot nicht übernehmen. Ich hätte es lieber gesehen, wenn Thomas nicht zu Boden gegangen wäre. Dennoch ist es immer etwas Besonderes, das Trikot des Führenden bei einem WorldTour-Rennen zu tragen", kommentierte Woods das dramatische Geschehen auf den letzten Metern. "Ich bin heute sehr zufrieden mit dem Rennen. Ich bin stolz auf das Team und zufrieden mit meinen Beinen. Das Team hat mich beim letzten Anstieg perfekt abgesetzt", fügte er an.

Auf Rang drei der Gesamtwertung (+0:21) rückte O'Conndor vor, Soler (+0:33) fiel auf den vierten Platz zurück. Thomas' größter Widersacher im Kampf um den Gesamtsieg könnte ein Teamkollege sein. Richie Porte hatte allerdings schon rund acht Kilometer vor dem Ziel Probleme, dem Tempo der Favoriten zu folgen. Als Etappensechster konnte der Australier den Schaden zumindest begrenzen. Porte liegt im Klassement 36 Sekunden hinter Woods und 25 hinter Thomas.

Zugleich mit Porte geriet auch Wilco Keldermann (Bora – hansgrohe) in Schwierigkeiten. Dem Niederländer erging es allerdings weniger gut. Er verlor als Elfter 1:57 Minuten auf den Tagessieger. Mehr als sein aktueller zehnter Platz in der Gesamtwertung scheint aufgrund seines Rückstandes kaum noch möglich. Keldermans Teamkollege Ben Zwiehoff wurde als 34. erneut bester Deutscher.

Soler muss nach einem Tag Gelb wieder abgeben

Solers Team hatte den ganzen Tag gearbeitet und acht Kilometer vor dem Ziel wagte der Spanier auch einen ebenso überraschenden wie vergeblichen Angriff. Letztlich kam der Mann in Gelb als Neunter ins Ziel und büßte seine Gesamtführung ein.

Das Bergtrikot übernahm Kobe Goossens (Lotto – Soudal), der wie am Freitag zur Spitzengruppe gehörte und Joel Suter (Nationalteam Schweiz) von Führungsposition verdrängte. Mit Marc Hirschi (UAE - Team Emirates) verlor auch ein anderer Schweizer sein Trikot. Der Niederländer Thymen Arensman (DSM) überraschte als Tageszehnter und übernahm das Trikot des besten Jungprofis. Das Punktetrikot bleibt auf den Schultern von Sonny Colbrelli (Bahrain Victorious).

So lief das Rennen:

Nachdem sich Suter die frühe erste Bergwertung des Tages geholt hatte, formierte sich nach elf Kilometern nach und nach die Gruppe des Tages, der schließlich Josef Cerny (Deceuninck – Quick Step), Mads Würtz Schmidt (Israel Start-Up Nation), Goossens, Matthew Holmes (beide Lotto Soudal), Magnus Cort Nielsen (EF Education - Nippo), Simone Petilli (Intermarché – Wanty) und Simon Pellaud (Nationalteam Schweiz) angehörten. Goossens, der am Freitag bereits ein starkes Rennen absolviert hattee, stellte eine direkte Gefahr für das Bergtrikot da. Suters Teamkollege Pellaud sicherte sich deshalb die nächsten beiden Bergsprints vor dem Belgier.

50 Kilometer vor dem Ziel musste Würtz Schmidt im Anstieg nach Suen als erste Ausreißer die Segel streichen. Goossens gewann den Bergsprint vor Pellaud und war somit virtuell im Besitz des Bergtrikots. Wegen der schlechten Wetterbedingungen wurde das Rennen in der folgenden Abfahrt für einige Kilometer neutralisiert. In dieser Neutralisation wurde das Feld allerdings 1:10 Minuten langsamer den Berg hinuntergelassen als das Sextett vorn.

Das bog 20 Kilometer vor dem mit 5:45 Minuten Vorsprung in den langen und extrem schweren Schlussanstieg ein. Holmes, der unterwegs viel für Goossens gearbeitet hatte, musste seine Wegbegleiter direkt fahren lassen. Nach wenigen Kilometern konnten auch Goossens und Pellaud nicht mehr folgen. Neun Kilometer vor dem Ziel ließ Cort Nielsen mit Petilli auch seinen letzten Begleiter hinter sich. Obwohl der Italiener zwischenzeitlich fast eine Minute Rückstand hatte, kam er fünf Kilometer später wieder an den entkräfteten Dänen heran.

Einen Kilometer zuvor hatte bei den Favoriten Lucas Hamilton (BikeExchange) attackiert. Er wurde wenig später von Woods gestellt, der sich vier Kilometer vor dem Ziel absetzte und Cort Nielsen und Petilli einsammelte. Von hinten schloss O’Connor wenig später zum Kanadier auf, nur um gleich darauf wieder zurückzufallen. Thomas löste sich aus der nächsten Verfolgergruppe und holte Woods rund 2000 Meter vor dem Ziel ein. Auch O‘ Connor kam noch einmal sehr nah, aber dem 25-Jährigen fehlten letztendlich wenige Meter, um den Anschluss ganz zu schaffen.

Thomas und Woods bogen schließlich gemeinsam auf die Zielpassage ein. Der Kanadier attackierte 200 Meter vor der Linie, musste sich aber direkt wieder hinsetzen. 100 Meter später setzte Thomas an, der Waliser verlor aber die Kontrolle über sein Rad und stürzte, wodurch Woods seinen zweiten Saisonsieg und die Übernahme des Gelben Trikots bejubeln konnte.

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