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29.02.2020 | (rsn) - Der 75. Omloop Het Nieuwsblad ist Geschichte. Welche waren die rennentscheidenden Momente, wer die Gewinner, wer die Verlierer? radsport-news.com blickt auf den ersten Kopfsteinpflaster-Klassiker der Saison zurück.
Der Mann des Tages: Dass er Klassiker kann, zeigte Jasper Stuyven bereits mit seinem Sieg bei Kuurne-Brüssel-Kuurne 2017. Nachdem er sich in der Vergangenheit die Kapitänsrolle bei den Klassikern mit John Degenkolb geteilt hatte, führt der Belgier nach dem Abgang des Deutschen die Klassikerfraktion bei Trek – Segafredo allein an und zeigte gleich beim ersten Saisoneinsatz über Kopfsteinpflaster, dass er bereit ist für die großen Rennen. Den Sprint in Ninove fuhr er gegen Lampaert von vorne, ließ sich dabei aber nicht überrumpeln, sondern verhielt sich taktisch clever.
Seinen Landsmann blockierte Stuyven auf der aus Fahrtrichtung gesehen rechten Seite gerade so, so dass für Lampaert gar kein Vorbeikommen gewesen wäre, selbst wenn er dazu körperlich in der Lage gewesen wäre. "Als wir den Sprint eröffneten, fuhr Yves auf meiner linken Seite, also bin ich auch noch etwas nach links gezogen, ohne jedoch meine Fahrtlinie zu verlassen“, beschrieb Stuyven den Sprint. “Ja, er hat mich da leicht eingeklemmt, aber ich verzeihe ihm“, so Lampaert nach dem Rennen.
Ein Schlüssel zum Erfolg war auch Stuyvens Fahrweise auf den letzten 20 Kilometern. An der Mauer von Geraardsbergen sorgte er mit seiner Tempoverschärfung für die entscheidende Selektion und danach fand der 27-Jährige die richtige Mischung zwischen Tempo hochhalten, so dass von hinten niemand mehr aufschließen konnte, und dosiert fahren, um nicht entkräftet in Ninove anzukommen. Auch von möglichen taktischen Spielchen seiner Konkurrenten ließ er sich nicht beirren.
"Nach der Muur hat Kragh Andersen nicht mehr viel gemacht und ich wusste nicht, ob er nicht mehr konnte oder den sterbenden Schwan spielte. Ich wollte auf jeden Fall nicht die Hauptlast der Arbeit tragen.“ Auch dem Druck, dass ihm sein Kontrahent Lampaert in der Endphase des Rennens noch zurief: "Du bist der Schnellste“, hielt Stuyven im Finale souverän Stand und fuhr seinen ersten Saisonsieg ein, auch wenn er zugab. "Ich selbst war mir nicht zu 100 Prozent sicher, dass ich Yves im Sprint besiegen würde.
Der unfreiwillige Königsmacher: Bei der Straßen-EM in Alkmaar war es Lampaert, der kurz vor dem Ziel aus einer Dreiergruppe heraus attackierte und damit Pascal Ackermann beim Kampf um die Medaillen ins Hintertreffen brachte. Allerdings konnte ihm der Italiener Elia Viviani folgen, und gegen seinen damaligen Deceuninck-Teamkollegen war er im Sprintduell deutlich unterlegen. Ein ähnliches Szenario bot sich am Samstag auch beim Omloop Het Nieuwsblad. Zwei Kilometer vor dem Ziel trat der erneut in einer Dreierspitze fahrende Lampaert an und konnte damit den Dänen Sören Kragh Andersen ins Hintertreffen bringen.
Doch Stuyven wurde er nicht los und im Zweiersprint war er gegen seinen Landsmann chancenlos. So blieb dem Deceuninck-Fahrer wieder nur Rang zwei. "Vielleicht hätte ich auf den Sprint setzen müssen. Ich habe aber in dem Moment alles auf die Attacke gesetzt und gehofft, dass Jasper und Kragh Andersen sich anschauen würden.“ Da dies aber nicht geschah, ging Lampaerts Plan nur halb auf. "Ich bin enttäuscht, aber auch zufrieden zugleich“, so sein Fazit.
Der fast lachende Dritte: Bis 2000 Meter vor dem Ziel waren die Siegchancen von Sören Kragh Andersen intakt. Dass Stuyven und Lampaert beim Omloop um den Sieg mitfahren würden, damit war zu rechnen. Dass aber Kragh Andersen nach 200 schweren Kilometern noch mit in der Verlosung sein würde, war zumindest etwas überraschend. Taktisch spielte er es nahezu perfekt. "An der Mur und dem Bosberg habe ich meine Beine ganz schön gespürt, die beiden anderen waren an den Anstiegen etwas stärker. Also habe ich etwas gepokert und auf den Sprint gesetzt, in der Hoffnung, dass sie sich leer gefahren hätten“, gab der Sunweb-Profi zu Protokoll.
Doch der Plan ging nicht auf. Statt der lachende Dritte zu werden, hingen ihn die beiden Belgier am Ende noch ab. "Bei ihrer Attacke hatte ich nichts mehr zuzusetzen und habe einfach nur versucht, so schnell wie möglich ins Ziel zu kommen. Ich bin sehr glücklich, bei einem solch großen Rennen auf dem Podium zu stehen“, sagte Kragh Andersen später.
Der abgehängte Verfolger: Auf der Papier war Matteo Trentin (CCC) in der zwischenzeitlich acht Fahrer starken Spitzengruppe, die sich 75 Kilometer vor dem Ziel gebildet hatte, ohne Zweifel der Sprintstärkste. Doch an der Mur konnte der Italiener dem Trio Stuyven, Lampaert und Kragh Andersen nicht mehr folgen. Aufgeben wollte der ehemalige Europameister dennoch nicht. "Ich bin an der Mauer mein eigenes Tempo gefahren und dann wurden meine Beine immer besser. Hätten die da vorne das Fahren mal für zehn Sekunden eingestellt und sich angeschaut, dann wäre ich wieder da gewesen. Aber die Jungs haben keine Spielchen gespielt. So waren es einfach drei Jungs mit besseren Beinen“, erklärte Trentin, der mit 39 Sekunden Rückstand das Ziel in Ninove.
Die von der Teamtaktik gefangenen Lokalmatadoren: Auch wenn die Belgier mit Jasper Stuyven und Yves Lampaert die ersten beiden Plätze belegten, so gab es beim Omloop auch einige kleine heimische Enttäuschungen. Die Teamtaktik hielt sie gefangen, aber nach dem Rennen freuten sie sich vor allem für die guten Ergebnisse ihrer Teamkollegen. So etwa Greg Van Avermaet (CCC), der zwar ein offensives Rennen fuhr, am Ende aber nur Rang 13 belegte, knapp 90 Sekunden hinter Stuyven. Allerdings waren ihm auch die Hände gebunden, denn an der Spitze fuhr ja lange Zeit aussichtsreich Teamkollege Trentin, der erst an der Muur seine Siegchancen einbüßte.
Ein zu offensivfreudiger Van Avermaet hätte im schlimmsten Fall seine Gruppe wieder an Trentin & Co herangebracht. "Ich habe mich gut gefühlt und konnte einige Attacken in meiner Gruppe neutralisieren. Wir hatten heute zwei Karten zu spielen und Matteo hat einen guten Job gemacht“, sagte der Olympiasieger. Auch Tiesj Benoot (Sunweb) hatte sich sicherlich mehr vorgenommen als Rang 14, ihm erging es aber ähnlich wie Van Avermaet. Da Kragh Andersen vorne war, konnte er in der Verfolgergruppe nur die Füße still halten, um das Podium seines dänischen Teamkollegen nicht zu gefährden. "Ich habe es heute ganz im Sinne der Mannschaft gespielt. Heute war es ein Rennen für Sören, das nächste Mal dann vielleicht für mich. Ich bin wirklich zufrieden“, meinte der Sunweb-Neuzugang.
Der Überraschungsrückkehrer: Erst kurzfristig war Wout Van Aert nach seiner langen Verletzungspause bei Jumbo - Visma ins Aufgebot für Omloop Het Nieuwsblad gerutscht und war prompt einer der Aktivposten im Rennen. Am Ende wurde er Elfter und rundete das ordentliche Jumbo-Visma-Ergebnis ab, nachdem sein niederländischer Teamkollege Mike Teunissen Sechster geworden war. "Ich bin hier ohne Erwartungen hergekommen, aber dafür ist es richtig gut gelaufen. Darauf können wir aufbauen. Insgesamt sind wir ein gutes Rennen gefahren, nur das Top-Ergebnis hat gefehlt“, urteilte der im letzten Jahr bei der Tour de France schwer gestürzte Van Aert.
Der kränkelnde deutsche Hoffnungsträger: Der Omloop 2020 war nicht das Rennen der Deutschen. Am ehesten wäre noch Jonas Rutsch (EF) ein gutes Ergebnis zuzutrauen gewesen. Doch der Neo-Profi, der zunächst den Sprung in die entscheidende Gruppe geschafft hatte, musste diese nach einem "Fehler“, den er nicht näher erläutern wollte, ziehen lassen. Dort vorne hätte man eigentlich auch Nils Politt (Israel Start-Up Nation) erwartet.
Doch der Kölner, der sich in der ersten Rennhälfte aufmerksam gezeigt hatte, verpasste den Sprung nach vorne als die Post abging. Am Ende belegte er Rang 47. "Nils war schon erkältet und hat dann am Morgen noch angefangen zu husten. Das ist natürlich nicht optimal, wenn man bei solchen Witterungsbedingungen auf WorldTour-Niveau fahren muss. Wir haben auf jeden Fall den echten Nils noch nicht gesehen“, sagte sein Sportdirektor Dirk Demol.
Der mit dem Sattel kämpfte: Alexander Kristoff zählte beim 75. Omloop Het Nieuwsblad ebenfalls zum Favoritenkreis, doch der Norweger erreichte das Ziel in Ninove erst gar nicht. Probleme mit dem Sattel zwangen den entnervten zur Aufgabe. “Sowohl bei meinem Hauptrad als auch bei meinem Ersatzrad drückte sich der Sattel nach unten, wenn ich übers Kopfsteinpflaster fuhr. So waren meine Beine gleich übersäuert und es machte keinen Sinn mehr weiterzufahren. Das Problem muss für Kuurne-Brüssel-Kuurne dringend behoben werden“, sagte an angefressener Kristoff zu Procycling.no.
Das Finale des Omloop Het Nieuwsblad im Video:
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