2020 soll noch erfolgreicher werden

Niermann: “Wir haben drei GrandTour-Sieganwärter im Team“

Foto zu dem Text "Niermann: “Wir haben drei GrandTour-Sieganwärter im Team“"
Grischa Niermann mit Steven Kruijswijk bei der Vuelta a Espana. | Foto: Cor Vos

06.12.2019  |  (rsn) - Grischa Niermann blickt mit seinem Team Jumbo - Visma auf eine überragende Saison zurück. Im Interview mit radsport-news.com spricht der Sportliche Leiter des niederländischen Rennstalls unter anderem über die Gründe des sportlichen Aufschwungs, der im September seinen vorläufigen Höhepunkt mit dem Vuelta-Sieg von Primoz Roglic fand und der sich 2020 fortsetzen soll.

Jumbo - Visma hat in der Saison 2019 insgesamt 52 Siege eingefahren. Hat dieses Ergebnis Sie überrascht?
Grischa Niermann: Überrascht würde ich nicht sagen, aber natürlich haben wir in diesem Jahr unsere teaminterne Zielsetzung übertroffen.

Welche waren für Sie als Sportlicher Leiter die schönsten Momente?
Niermann: Es gab in diesem Jahr viele schöne Momente. Der unerwartete Sieg inklusive Gelbes Trikot von Mike Teunissen (zum Auftakt der Tour de France, d. Red.) war ein Highlight. Dann war es für mich persönlich ein ganz großes Ziel, das Mannschaftszeitfahren bei der Tour zu gewinnen, das haben wir dann gleich am darauffolgenden Tag geschafft. Und dann nach einer so erfolgreichen Tour noch den Gesamtsieg bei der Vuelta einfahren zu können, war auch ganz nett.

Wie haben Sie Roglics Vuelta-Sieg erlebt?
Niermann: Das war ein hartes Stück Arbeit. Primoz stand als Topfavorit am Start und es lief nicht immer alles nach Plan für uns. So begann die Vuelta mit dem Sturz im Teamzeitfahren und der schnellen verletzungsbedingten Aufgabe von Steven Kruijswijk. Aber am Ende hat der stärkste gewonnen und wir haben auch als Team beweisen können, das wir in der Lage sind, über drei Wochen Kontrolle und Verantwortung zu übernehmen.

Welchen Stellenwert nimmt Roglics Rotes Trikot in Ihrer sportlichen Laufbahn ein?
Niermann: Noch liegt mein Rotes Trikot irgendwo im Keller, aber es wird einen schönen Platz bei uns Zuhause bekommen. Auch für einen Sportlichen Leiter ist ein Sieg bei einer Grand Tour etwas ganz Besonderes, und ich hoffe, dass noch ein paar Weitere folgen werden.

Jumbo - Visma hat mit Tony Martin und Paul Martens zwei deutsche Routiniers im Aufgebot. Welche Rollen haben die beiden bei den Erfolgen dieser Saison gespielt?
Niermann: Paul und Tony sind beide wichtige Stützen in unserer Mannschaft. In diesem Jahr war Paul maßgeblich an unseren Erfolgen bei der UAE Tour, Tirreno - Adriatico und dem Giro beteiligt. Tony hat uns nicht nur bei den Mannschaftszeitfahren in die Erfolgsspur gebracht, sondern war auch bei der Tour und der Vuelta einer unserer wichtigsten Helfer.

Martin war in seinem ersten Jahr im Team fast ausschließlich als Helfer unterwegs. Wird das 2020 auch so sein oder darf er dann auch eigene Ambitionen verfolgen?
Niermann: Tony ist in der Helferrolle Gold wert für uns, und er kann sich auch selber gut damit identifizieren. Trotzdem darf er von mir aus auch gerne ab und zu nochmal selber gewinnen. Wenn wir auf die großen Zeitfahren im nächsten Jahr schauen, dann denke ich, dass der WM-Parcours in Martigny auf jeden Fall etwas für Tony ist, während das Olympische Zeitfahren mit etwa 750 Höhenmetern zu schwer sein wird. (Martin hat bereits seinen Start abgesagt, d. Red.).

Was waren die ausschlaggebenden Gründe für die erfolgreiche Saison?
Niermann: Wir haben über die letzten Jahre ein starkes Team aufgebaut mit einer guten Mischung aus erfahrenen Fahrern und jungen Talenten. Außerdem denke ich, dass wir als ganzes Team die richtige Einstellung haben. Nicht nur die Fahrer, auch die Coaches, Masseure, Mechaniker - jeder im Team will jeden Tag sein Bestes geben, um den Erfolg möglich zu machen.

Jumbo - Visma hat Etappensiege bei allen großen Rundfahrten eingefahren, war jedesmal auf dem Schlusspodium. Wo soll es nächstes Jahr hingehen?
Niermann: Nach Möglichkeit weiter in diese Richtung. Wir wissen, dass es schwer sein wird, die Saison 2019 erneut zu toppen. Im Moment sind wir mit der Planung für 2020 beschäftigt und es gibt noch viele Rennen, die wir als Team Jumbo - Visma in der Zukunft gewinnen wollen. Ein Monument zum Beispiel oder die Tour de France.

Apropos Tour: Wie sehen Sie die Chancen, Team Ineos nächstes Jahr das Abo auf das Gelbe Trikot der Tour wegzunehmen?
Niermann: Die Tour de France wird mit Sicherheit eines unserer Ziele für das kommende Jahr, aber die Serie von Ineos zu durchbrechen, wird nicht einfach. Sie haben die Tour seit 2012 dominiert und sie wissen, was nötig ist, um zu gewinnen. Das soll allerdings nicht heißen, dass wir uns schon im Vorfeld geschlagen geben...

Wie wird die Rollenverteilung zwischen Dumoulin, Roglic und Kruijswijk in den GrandTours aussehen?
Niermann: Das werden wir im Rahmen unserer Teampräsentation am 20. Dezember bekanntgeben.

Schon im Saisonverlauf gab es Diskussionen über Ketone, die unter anderem auch die Fahrer von Jumbo - Visma zu sich nehmen. Die Meinung dazu ist bei den WorldTour-Teams unterschiedlich. Machen sie die Jumbo-Fahrer schneller?

Niermann: Individuelle Trainingsplanung, Höhentrainingslager, die richtige Rennplanung und ein auf jeden Fahrer persönlich zugeschnittener Ernährungsplan machen unsere Fahrer schneller. Ketone sind als Nahrungsergänzungsmittel ein kleiner Teil des Ernährungsplans.

Ketone stehen nicht auf der Verbotsliste. Hat ihr Einsatz Ihrer Meinung nach dennoch nicht einen etwas faden Beigeschmack? Was entgegnen Sie Kritikern?
Niermann: Ich bin kein Fachmann auf diesem Gebiet, aber Ketone sind ein legales Supplement, genau wie Vitamine und Mineralstoffe. Und für deren Einnahme werden die Sportler auch nicht kritisiert.

Tom Dumoulin ist 2020 der Schlüsseltransfer des Teams - was trauen Sie ihm zu, nachdem es in der vergangenen Saison überhaupt nicht bei ihm gelaufen war?
Niermann: Ich bin überzeugt davon, dass Tom wieder an seine Leistungen der vergangen Jahre anknüpfen kann. Mit ihm, Primoz Roglic und Steven Kruijswijk haben wir drei Sieganwärter für die GrandTours im Team.

Mit Christoph Pfingsten von Bora - hansgrohe kommt ein weiterer Deutscher ins Team. Welche Rolle wird er übernehmen?
Niermann: Mit Christoph haben wir einen weiteren starken Helfer im Team, den wir universell einsetzen können. Er kann Dylan Groenewegen bei den Sprints unterstützen, aber auch Roglic oder Dumoulin bei den Rundfahrten. Wir haben neben unseren Kapitänen auch noch viele junge Talente im Team und dann ist es auch wichtig, genügend erfahrene Fahrer wie Paul, Tony und Christoph zu haben.

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.06.2021Madiot: “Wir hätten Pinot früher aus der Tour nehmen sollen“

(rsn) - Sein bisher letztes Rennen bestritt Thibaut Pinot (Groupama - FDJ) vor mittlerweile zwei Monaten, als er die Tour of the Alps unter ferner liefen auf Rang 60 beendete. Danach entschied der Fra

23.12.2020Bernal wieder schmerzfrei auf dem Rad

(rsn) - Egan Bernals Genesung macht offensichtlich deutliche Fortschritte. Wie der Tour-de-France-Sieger von 2019 gegenüber dem Internetportal primertiempo.co sagte, könne er wieder schmerzfrei trai

11.12.2020Dumoulin zuversichtlich: “Mir fehlt nur noch ein Prozent“

(rsn) - 2020 war für Tom Dumoulin ein Jahr mit vielen Tiefen und nur wenigen Hochs. Nach dem mit großen Hoffnungen verbundenen Wechsel von Sunweb zu Jumbo - Visma warf zunächst ein bakterieller Dar

15.11.2020Pogacar lobt Roglic als slowenischen Vorreiter

(rsn) - Tadej Pogacar (UAE - Team Emirates) hätte seinem Landsmann Primoz Roglic (Jumbo - Visma) den Tour-de-France-Sieg gegönnt. Das sagte der 22-jährige Slowene im Gespräch mit der spanischen Sp

27.10.2020Bernals Genesung dauert länger als gedacht

(rsn) - Egan Bernals Rückenprobleme, die ihn zum Ausstieg bei der Tour de France und zum vorzeitigen Saisonende zwangen, sind offensichtlich ernsthafter als bisher angenommen. Wie der Kolumbianer geg

10.10.2020Bernal: “Ich hatte eine schwierige Zeit“

(rsn) - Der bei der Tour de France vorzeitig ausgestiegene Egan Bernal (Ineos Grenadiers) wird in diesem Jahr keine Rennen mehr bestreiten. Das kündigte der Kolumbianer auf Instagram an und bestätig

03.10.2020War der Toursieg für Roglic im Zeitfahren unmöglich?

(rsn) - Radsportjournalist Thijs Zonneveld von der niederländischen Zeitung AD hat nach eigenen Angaben Einblick in die Leistungswerte des Tour-Zeitfahrens von Primoz Roglic (Jumbo – Visma) erhalte

24.09.2020Pogacar: “Die Saison ist noch lange nicht vorbei“

(rsn) - Nach seinem Tour-de-France-Triumph hat Tadej Pogacar (UEA - Team Emirates) schon die nächsten großen Ziel im Blick. "Ich muss konzentriert und fit bleiben für die Weltmeisterschaft und die

23.09.2020Viviani: Beim Giro zurück in die Erfolgsspur?

(rsn) - Im letzten Jahr gewann Elia Viviani im Trikot von Deceuninck - Quick-Step  bei der Tour de France eine Etappe und fuhr auf drei weiteren Teilstücken aufs Podium. Die 107. Austragung lief fÃ

22.09.2020UAE Emirates streicht das mit Abstand meiste Preisgeld ein

(rsn) - Kein Wunder: Durch den Gesamtsieg von Tadej Pogacar, der auch das Weiße Trikot als bester Jungprofi sowie die Bergwertung und drei Etappen gewann, sowie den Etappensieg von Alexander Kristoff

21.09.2020Phänomen Pogacar - zu schnell, um wahr zu sein?

(rsn) - Tadej Pogacar hat mit seinem Toursieg nicht nur Rekorde gebrochen, sondern damit auch Fragen aufgeworfen. Ist der Slowene einfach ein Jahrhunderttalent, für den die üblichen Maßstäbe nicht

21.09.2020Die Tour-Bubbles werden aufgelöst

(rsn) - Die Tour de France ist beendet. Die Bubbles werden aufgelöst. Neue werden errichtet, für die WM, die BinckBank Tour, den Giro d´Italia und die großen Klassiker. Primoz Roglic kann jetzt Tr

Weitere Radsportnachrichten

18.11.2025Almeida bleibt bei UAE - Gaviria vor Wechsel zu Caja Rural?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

18.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

18.11.2025Zwischen Abitur, DM-Medaillen und WorldTour-Einsätzen

(rsn) - In der Juniorenklasse gehörte Paul Fietzke zu den weltweit besten Fahrern. Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften, der Deutsche Meistertitel auf der Straße sowie Siege bei internati

17.11.2025Lipowitz will nicht zum Giro und hofft auf Tour-Doppelspitze

(rsn) – Mit Blick auf ihre Meriten bei der Tour de France befinden sich Florian Lipowitz und Remco Evenepoel in ähnlichen Sphären. Doch was ihren Charakter angeht, könnte das Duo, das im Sommer n

17.11.2025Nach Platz 1 und 3 im Prolog gibt´s schon den ersten Ruhetag

(rsn) - Robert Müller ist wieder auf Achse. Wer seine Berichte aus den unterschiedlichsten Ecken der Radsport-Welt – von Südamerika bis Asien – kennt, weiß: Wenn "Radbert" unterwegs ist, wird e

17.11.2025ASO spricht sich gegen Ticket-Einnahmen aus

(rsn) – In der Debatte um die zukünftige Finanzierung des Radsports hat die Großmacht ASO, die neben der Tour de France weitere entscheidende Rennen im WorldTour-Kalender und den ebenen darunter o

17.11.2025Road Captain will auch “persönliche Freiheiten“

(rsn) – Von den noch aktiven Profis ist Kim Heiduk der letzte Deutsche, der aus einem einheimischen KT-Team, nämlich Lotto – Kern Haus, den Wechsel ins Lager der Berufsradfahrer geschafft hat. Ei

17.11.2025Ferrand-Prévot plant zwei Saisonhöhepunkte

(rsn) – Mit dem Tour-de-France-Sieg in der Tasche und einer Knöchel-OP, die noch ein paar Wochen Pause mit sich bringen wird, geht Pauline Ferrand-Prévot in den Winter und ins neue Jahr. Und damit

17.11.2025Chancen genutzt, doch für den Sieg hat es nicht gereicht

(rsn) – Vor seinem letzten U23-Jahr entschied sich der junge Österreicher Sebastian Putz für einen Wechsel. Er schloss sich dem Team Red Bull - Bora – hansgrohe Rookies an, um sich dort für zuk

17.11.2025Prag buhlt um den Grand Depart

(rsn) – Die Liste an kommenden potenziellen Tour-Starts in den kommenden Jahren wird immer länger. Auch Tschechien hat sich jetzt mit Prag in Stellung gebracht und ASO-Chef Christian Prudhomme bei

16.11.2025Kein Highlight, aber einige Male nah dran am Sieg

(rsn) – Die erste Saison, in der sich Alexandre Balmer (Solution Tech – Vini Fantini) komplett auf die Straße fokussierte, begann für den 25-Jährigen denkbar unglücklich. Bei der Trofeo Laigue

16.11.2025Oertzen fährt bei Garneks Überraschungssieg nächstes Podium ein

(rsn) – Einen Tag nach seinem zweiten Platz in Owocowy Przelaj (C2) hat Max Heiner Oertzen (Radsport Nagel) in Wladyslawowo-Cetniewo (C2) den nächsten Podiumplatz eingefahren. Beim Überraschungser

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)