Bei Sunweb nicht mehr gefragt

Fröhlinger: “Ich hatte nicht geplant, jetzt schon aufzuhören“

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Fröhlinger: “Ich hatte nicht geplant, jetzt schon aufzuhören“"
Johannes Fröhlinger (Sunweb) beendet seine Karriere. | Foto: Cor Vos

15.11.2019  |  (rsn) – Die Lust am Radsport ist Johannes Fröhlinger nicht abhanden gekommen. Gerne wäre der 34-Jährige auch 2020 im Peloton dabei gewesen. Aber nachdem sein langjähriger Arbeitgeber Sunweb ihm im Spätsommer mitteilte, dass sich nach neun gemeinsamen Jahren die Wege trennen würden und auch Gespräche mit diversen internationalen Teams nicht zu einem Vertragsabschluss führten, entschied sich der gebürtige Gerolsteiner dazu, nach 13 Jahren seine Karriere zu beenden.

“Ich hatte nicht geplant, jetzt schon aufzuhören, da ich mich körperlich und geistig noch auf Profiniveau sehe. Ich wollte aber meine Karriere nicht einfach so ausklingen lassen und war deshalb anspruchsvoll bei der Teamsuche“, erklärte Fröhlinger im Gespräch mit radsport-news.com.

Dem Radsport will Fröhlinger verbunden bleiben und künftig als Trainer tätig sein. Diesen Plan hatte er schon länger im Hinterkopf, ihn aber nie weiter verfolgt neben dem Beruf als Vollzeit-Radprofi. "Ich wollte mich immer 100% auf den Sport konzentrieren und in meiner Freizeit meinen Hobbies nachgehen. Dabei habe ich es, denke ich, immer geschafft ausgeglichen zu bleiben. Der Profiradsport ist ein hartes Metier und trotzdem schaffte ich es dadurch nie den Spaß zu verlieren. Ein neues Leben ganz außerhalb des Sports kann ich mir kaum vorstellen nach der aktiven Karriere.“

Aber zunächst will der Freiburger etwas Abstand vom Profiradsport gewinnen und dann seine Trainer-Ausbildung beginnen. Dabei steht vor allem Basisarbeit auf dem Programm. Dann soll es Schritt für Schritt weiter gehen – entweder mit einem Diplom-Studium oder dem Besuch eines Coaching-Seminars. “Erst möchte ich mit dem Nachwuchs arbeiten und dann entscheiden, wo mein Weg hinführt. Eine Rückkehr in den Profiradsport schließe ich grundsätzlich nicht aus. So oder so freue ich mich auf die Zukunft“, sagte Fröhlinger.

Auch wenn er gerne noch das eine oder andere Jahr im Sattel verbracht hätte, so ist er mit seiner Karriere sehr zufrieden. “Ich war nie das übergroße Talent, gewann schon als Amateur wegen meiner Sprintschwäche kaum Rennen. Ich kann auf meine Laufbahn glücklich und stolz sein, anstatt mich jetzt aufzuregen, dass ich nicht noch etwas weiterfahren kann“, erklärte er.

Tour- und Giro-Etappensieg knapp verpasst

In den ersten Jahren seiner Karriere im Trikot zunächst von Gerolsteiner und dann von Milram weckte Fröhlinger sogar Hoffnungen auf Erfolge bei den großen Rundfahrten. Beim Giro d`Italia 2008 und bei seinem Tour-deFrance-Debüt 2009 verpasste er als Zweiter respektive Dritter einen Etappensieg nur knapp. Vor allem dem verpassten Giro-Coup trauert Fröhlinger bis heute hinterher. “Ich hatte nicht genügend Selbstbewusstsein, in den Beinen hatte ich den Sieg aber“, meinte er über die damalige 5. Etappe, an deren Ende er sich Pavel Brutt geschlagen geben musste.

Doch statt weiter eigenen Erfolgen nachzujagen, veränderte sich Fröhlingers Rolle im Lauf der Zeit. Das hing auch an seiner Zeitfahrschwäche, die ihn daran hinderte, auch bei einwöchigen Rundfahrten mal ganz vorne im Klassement zu landen. Zudem verstärkte sich die sein Team Skil - Shimano - zu dem er 2011 wechselte - auch mit den Sprintern Marcel Kittel und John Degenkolb, die deutlich größere Erfolgschancen hatten und in deren Dienst sich deshalb Fröhlinger in den darauf folgenden Jahren stellte.

So entwickelte er sich zum “verlängerten Arm“ der Sportlichen Leitung und war dabei vor allem für die ganz jungen Fahrer im Team zuständig. Aus diesem Grund wurde er in den vergangenen Jahren stets zur Vuelta a geschickt. Denn in Spanien ließ Sunweb wie andere Teams auch zumeist seine jungen Talente antreten, um bei einer GrandTour erste Erfahrungen zu sammeln. Und dabei war Fröhlinger die perfekte Unterstützung. “In dieser Rolle bin ich aufgegangen“, sagte er, um zugleich zuzugeben. “Die Tour de France wäre ich schon gerne noch öfter gefahren.“

Durch die Rolle des Road Captains rückte für Fröhlinger auch der Traum vom ersten Profisieg in weite Ferne - undsollte letztlich unerfüllt bleiben. In der zurückliegenden Saison machten ihm zunächst gesundheitliche Probleme einen Strich durch die Rechnung. Danach hatte Fröhlinger das Gefühl, dass sein Team nicht mehr wirklich auf ihn baue. Die Bestätigung dafür gab es durch die Nachricht, dass man den Vertrag nicht verlängern werde.

Nach einem längeren Urlaub in Marokko – eine solche Auszeit hatte sich der reisefreudige Fröhlinger in der Vergangenheit in jeder seiner Winterpausen gegönnt – wird nun erstmals seit langer Zeit keine Saisonvorbereitung mehr in Angriff nehmen. “Aber von 100 auf 0 wird es nicht gehen. Ich fahre ja noch sehr gerne Rad. An einem grauen Tag im November ist es vielleicht komisch, keinen Trainingsplan zu haben. Aber ich kann jetzt nach Lust und Laune Radfahren und freue mich auch schon auf die nächste Mountainbikeausfahrt“, fügte er an.

Weitere Radsportnachrichten

13.12.2025Pogacar greift auch 2026 Klassiker und Tour de France an

(rsn) – Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix – das sind die ganz großen Meilensteine, die im Trophäenschrank von Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) noch fehlen. Auf beide Monumente des Radsp

13.12.2025Vandeputte nutzt im Finale seine Chance beim Exact Cross

(rsn) – Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) konnte nach einem spannenden Rennen beim Exact Cross in Kortrijk seinen zweiten Saisonsieg feiern. Der Belgier war im Finale der Beste einer Dreierg

13.12.2025Nach der Tour irgendwie gegen die Wand gefahren

(rsn) – Erst einmal vor dieser Saison wagte sich die Tiroler Mountainbikerin Mona Mitterwallner auf die Straße, 2021 bei den Europameisterschaften im U23-Rennen der Frauen, bei dem sie Elfte wurde.

13.12.2025Die Trikots der WorldTour-Teams für die Saison 2026

(rsn) - Wie sieht das Peloton 2026 aus? Welche Farben werden in der kommenden Saison vorherrschend sein? Nach und nach stellen die WorldTour-Rennställe ihre Trikots für das neue Jahr vor - den Anfan

13.12.2025Skjelmose irritiert: “Sollte alleiniger Leader in den Ardennen sein“

(rsn) - Mattias Skjelmose (Lidl – Trek) will im kommenden Jahr seinen Fokus voll auf die Ardennen-Klassiker ausrichten. Der Däne steht nach eigenen Angaben vom Medientag seines Teams als Leader fü

13.12.2025Van der Heijden in Kortrijk mit lupenreinem Start-Ziel-Sieg

(rsn) – Aus den Startblöcken kam sie beim Exact Cross in Kortrijk als Beste, ins Ziel kam sie als Erste – und auch zwischendrin hat Inge van der Heijden (Crelan – Corendon) die Führung keinen

13.12.2025Gee kurz vor Unterschrift bei Lidl - Trek?

(rsn) – Derek Gee-West scheint vor einer Vertragsunterzeichnung bei Lidl – Trek zu stehen. Der Kanadier, der seit seiner Hochzeit im Oktober einen Doppelnamen trägt, wurde zwar am Freitag nicht a

13.12.2025Co-Leader mit vertauschten Rollen

(rsn) – Mads Pedersen und Jonathan Milan gehen 2026 erneut als “Nicht-Klassement“-Doppelspitze bei Lidl – Trek in die Saison. Während der Däne im vergangenen Jahr auf die Tour de France (2.

13.12.2025Trotz Entwicklung wird es “eher schwieriger als leichter“

(rsn) – Zur “Vollkatastrophe“, die Felix Engelhardt (Jayco – AlUla) für einen kurzen Moment nach den ersten Rennen des Jahres befürchtet hatte, wurde die Saison 2025 nicht. Keineswegs. Dass

13.12.2025Nach leiser Kritik bekommt Tudor ein neues Zeitfahrrad

Tudor Pro Cycling war mit dem aktuellen Zeitfahrmaterial seines Sponsors BMC nicht ganz glücklich: Der Markt für reine Zeitfahrräder unter den Hobby-Straßenradsportlern ist verschwindend gering. T

13.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

13.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)