29 schwere Berge, fünf Bergankünfte

Die Tour 2020: Wie gemacht für Bergziegen und Thibaut Pinot

Von Joachim Logisch

Foto zu dem Text "Die Tour 2020: Wie gemacht für Bergziegen und Thibaut Pinot"
Christian Prudhomme stellt in Paris die Strecke der Tour de France 2020 vor | Foto: Cor Vos

16.10.2019  |  (rsn) - Zum zweiten Mal nach 1981 beginnt die 107. Tour de France in Nizza an der Cote d’Azur. Doch wer zu Beginn entspannte Tage am Mittelmeer erwartet, wird schnell eines anderen belehrt. Kein Zweifel, diese Tour, die sich mit Ausnahme der letzten beiden Tage nur durch die untere Hälfte Frankreichs bewegt, ist für Bergziegen und die Kletterkünstler unter den Profis gestaltet worden. Der Versuch, Thibaut Pinot (Groupama - FDJ) die Möglichkeit zum Sieg zu geben?

"Auf den ersten Blick ist es eine Tour, die ich mag und die mir wirklich liegt. Noch besser als die letzte. Die Sahne auf dem Kuchen ist das Bergzeitfahren hinauf zu den Planche des Belles Filles. Diese Straßen kenne ich in- und auswendig“, freute sich der Franzose, der in diesem Jahr wegen einer Knieverletzung unter Tränen während der 19. Etappe aussteigen musste. 

Auf dem FDJ-Kapitän liegen die größten Hoffnungen, dass 35 Jahre nach Bernard Hinault wieder ein Franzose die Grande Boucle gewinnen kann. Pinot galt in diesem Jahr, nachdem er die Etappe auf den Tourmalet gewonnen hatte, als der beste Kletterer des Rennens. Doch auf der 17. Etappe verletzte er sich am Knie, was zu seinem tränenreichen Ausstieg während der 19. Etappe führte.

29 Berge der drei höchsten Kategorien sind auf 3.470 Kilometern zu bewältigen. Viele von ihnen zum ersten Mal. Dabei werden fünf der acht französischen Bergmassive überquert. 13 Anstiege befinden sich in den Alpen, sieben im Zentralmassiv, fünf in den Pyrenäen, drei im Jura und eine zum Abschluss in den Vogesen. Die Strecke kommt neben Pinot auch Titelverteidiger Egan Bernal und dessen Ineos-Teamkollegen Chris Froome und Geraint Thomas entgegen. Auch der Deutsche Emanuel Buchmann (Bora - hansgrohe), sowie Primoz Roglic und Tom Dumoulin (beide Jumbo - Visma),  dem die meist langen Anstiege entgegenkommen, dürfen sich ebenfalls gute Chancen auf das Podium in Paris ausrechnen. 

Bergauf geht es schon am zweiten Tag rund um Nizza. Drei schwere kategorisierte Berge (s. Liste unten) stehen auf dem Programm. "Warum sollten wir nicht die Möglichkeiten nutzen, die uns das Gelände rund um Nizza bietet“, stellte Tourchef Christian Prudhomme während der Streckenpräsentation die rhetorische Frage. Richtung Nordosten verlässt die Tour das Mittelmehr und erreicht am vierten Tag von Sisteron ausgehend mit Orcières-Merlette in den Alpen die erste von sechs Bergankünften. 

Danach geht es Richtung Südwesten in die Cevennen wo am Ende des 6. Tagesabschnitts von Le Tell zum Mont Aigoual schon die nächste Bergankunft auf dem Programm steht. Weiter führt der Streckenplan über Millau in die Pyrenäen, wo unter anderen der Col de Peyresourde, der Col de Soudet und der Col de Marie Blanque bezwungen werden müssen.

Nach dem 1. Ruhetag in der Charente-Maritime führt die Strecke flach von der Ile d’Oleron auf die Ile de Ré. Über Poitiers geht es danach im Zickzack durchs Zentralmassiv zur nächsten Bergankunft über den Pas de Peyrol 1589 m (5,5 km/8,1%) nach Puy Mary wieder nach Osten. Von Clermont Ferrand aus wird mit Lyon wohl die drittletzte Sprintankunft erreicht. Denn danach stehen erneut die Alpen mit den Bergankünften fünf und sechs auf dem Streckenplan.

Erstmals wird hier mit dem Col de la Madeleine (17. Etappe) ein Pass mit 2.000 Metern Höhe über dem Meer erreicht. Der Tagesabschnitt endet schließlich auf dem Col de la Loze (Méribel), der erstmals im Programm steht und mit 2.304 Metern auch das Dach dieser Tour bildet.

Sollte der Nachfolger von Egan Bernal hier noch nicht feststehen, wird er sicher auf dem abschließenden Bergzeitfahren hinauf zur Planche des Belles Filles gefunden werden.

Für die Sprinter gibt es maximal acht Möglichkeiten, Siege einzufahren: in Nizza (1. Etappe), Sisteron (3.), Lavaur (7.), Ile de Ré (10.), Poitiers (11.), Lyon (14.), Champagnole (19.) und traditionell in Paris (21.).

Die Berge der 107. Tour de France

2. Etappe
Cold de la Colmaine 1500 m (16,5 km/6,3%)
Col de Turini 1607 m (14,9 km/7,4%)
Col d’Eze 490 m (7,8 km/6,1%)

4. Etappe (Bergankunft)
Orcières-Merlette 1825 m (7,1 km/6,7%)

6. Etappe (Bergankunft)
Col de la Lusette (1351 m (11,7 km/7,3%)

8. Etappe
Port de Balès 1755 m (11,7 km/7,7%)
Col de Peyresourde 1569 m (9,7 km/7,8%)

9. Etappe
Col de la Hourcère 1440 m (11,1 km/8,8%)
Col de Soudet 1540 m (3,8 km/8,5%)
Col de Marie Blanque 1035 m (7,7 km/8,6%)

13. Etappe (Bergankunft)
Col de Neronne 1242 m (3,8 km/9,1 %)
Pas de Peyrol 1589 m (5,5 km/8,1%)

 15. Etappe (Bergankunft)
Montée de la Selle de Fromentel 1174 m (11,1 m/8,1%)
Col de Biche 1325 m (6,9 km/8,9%)
Grand Colombier 1501 m (17,4 km/7,1%)

17. Etappe (Bergankunft)
Col de la Madeleine 2000 m (17,1 km/8,4%)
Col de la Loze 2304 m (21,5 km/7,8%)

18. Etappe
Comet de Roselend 1968 m (18,6 km/6,1%)
Montée du Plateau des Glières 1390 m (6 km/11,2%)

20. Etappe (Bergzeitfahren)
Planche des Belles Filles 1035 m (5,9 km/8,5%)

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.06.2021Madiot: “Wir hätten Pinot früher aus der Tour nehmen sollen“

(rsn) - Sein bisher letztes Rennen bestritt Thibaut Pinot (Groupama - FDJ) vor mittlerweile zwei Monaten, als er die Tour of the Alps unter ferner liefen auf Rang 60 beendete. Danach entschied der Fra

23.12.2020Bernal wieder schmerzfrei auf dem Rad

(rsn) - Egan Bernals Genesung macht offensichtlich deutliche Fortschritte. Wie der Tour-de-France-Sieger von 2019 gegenüber dem Internetportal primertiempo.co sagte, könne er wieder schmerzfrei trai

11.12.2020Dumoulin zuversichtlich: “Mir fehlt nur noch ein Prozent“

(rsn) - 2020 war für Tom Dumoulin ein Jahr mit vielen Tiefen und nur wenigen Hochs. Nach dem mit großen Hoffnungen verbundenen Wechsel von Sunweb zu Jumbo - Visma warf zunächst ein bakterieller Dar

15.11.2020Pogacar lobt Roglic als slowenischen Vorreiter

(rsn) - Tadej Pogacar (UAE - Team Emirates) hätte seinem Landsmann Primoz Roglic (Jumbo - Visma) den Tour-de-France-Sieg gegönnt. Das sagte der 22-jährige Slowene im Gespräch mit der spanischen Sp

27.10.2020Bernals Genesung dauert länger als gedacht

(rsn) - Egan Bernals Rückenprobleme, die ihn zum Ausstieg bei der Tour de France und zum vorzeitigen Saisonende zwangen, sind offensichtlich ernsthafter als bisher angenommen. Wie der Kolumbianer geg

10.10.2020Bernal: “Ich hatte eine schwierige Zeit“

(rsn) - Der bei der Tour de France vorzeitig ausgestiegene Egan Bernal (Ineos Grenadiers) wird in diesem Jahr keine Rennen mehr bestreiten. Das kündigte der Kolumbianer auf Instagram an und bestätig

03.10.2020War der Toursieg für Roglic im Zeitfahren unmöglich?

(rsn) - Radsportjournalist Thijs Zonneveld von der niederländischen Zeitung AD hat nach eigenen Angaben Einblick in die Leistungswerte des Tour-Zeitfahrens von Primoz Roglic (Jumbo – Visma) erhalte

24.09.2020Pogacar: “Die Saison ist noch lange nicht vorbei“

(rsn) - Nach seinem Tour-de-France-Triumph hat Tadej Pogacar (UEA - Team Emirates) schon die nächsten großen Ziel im Blick. "Ich muss konzentriert und fit bleiben für die Weltmeisterschaft und die

23.09.2020Viviani: Beim Giro zurück in die Erfolgsspur?

(rsn) - Im letzten Jahr gewann Elia Viviani im Trikot von Deceuninck - Quick-Step  bei der Tour de France eine Etappe und fuhr auf drei weiteren Teilstücken aufs Podium. Die 107. Austragung lief fÃ

22.09.2020UAE Emirates streicht das mit Abstand meiste Preisgeld ein

(rsn) - Kein Wunder: Durch den Gesamtsieg von Tadej Pogacar, der auch das Weiße Trikot als bester Jungprofi sowie die Bergwertung und drei Etappen gewann, sowie den Etappensieg von Alexander Kristoff

21.09.2020Phänomen Pogacar - zu schnell, um wahr zu sein?

(rsn) - Tadej Pogacar hat mit seinem Toursieg nicht nur Rekorde gebrochen, sondern damit auch Fragen aufgeworfen. Ist der Slowene einfach ein Jahrhunderttalent, für den die üblichen Maßstäbe nicht

21.09.2020Die Tour-Bubbles werden aufgelöst

(rsn) - Die Tour de France ist beendet. Die Bubbles werden aufgelöst. Neue werden errichtet, für die WM, die BinckBank Tour, den Giro d´Italia und die großen Klassiker. Primoz Roglic kann jetzt Tr

Weitere Radsportnachrichten

26.07.2025UCI bestraft eigenen Fahrzeugführer mit Gelber Karte

(rsn) – Was an Spannung um den Tour-Sieg in den vergangenen Wochen etwas fehlte, ersetzten die Organisatoren der Tour de France (2.UWT) mehr oder weniger unfreiwillig. Jedem Zuschauer dürfte noch

26.07.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

26.07.2025Müssen Pogacar, Lipowitz und Co. den Montmartre fürchten?

(rsn) - Die Anfahrt auf die Schlussrunden über den Champs Elysees waren bei der Tour de France der versöhnliche Abschluss eines über drei Wochen bitterhart ausgefochten Kampfes um das Gelbe Trikot!

26.07.2025Reusser raus, Lippert gestürzt: Tour für Movistar fast schon gelaufen

(rsn) - Viel schlechter hätte die 1. Etappe der Tour de France Femmes für das Team Movistar kaum laufen können. Zuerst wird schon vor dem Start bekannt, dass die Kapitänin Marlen Reusser sich ein

26.07.2025Montmartre statt Sprintboulevard

(rsn) – Nach 20 harten Tagen bricht die Tour de France auf ihrer letzten Etappe mit einer langen Tradition. Zum 50-jährigen Jubiläum der Zieleinfahrt auf der Champs-Élysées führt die 132 Kilome

26.07.2025Jegat nutzt vorletzte Chance für den Sprung in die Top 10 der Tour

Was vorgestern noch mit Ben O’Connors (Jayco - AlUla) großem Triumph am Col de la Loze nach einer sehr versöhnlichen Tour de France aussah, bekam auf der 20. Etappe einen bitteren Beigeschmack. De

26.07.2025Vos gewinnt Auftakt der Tour de France Femmes im Bergaufsprint

(rsn) – Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) hat den Auftakt der 4. Tour de France Femmes (2.WWT) in einem Zweiersprint für sich entschieden. Im Stile einer wahren Finisseurin ließ sie dabei auf

26.07.2025Strong sprintet in Wallonien am Hügel allen davon

(rsn) – Corbin Strong (Israel – Premier Tech) hat den Auftakt zur 46. Tour de Wallonie gewonnen (2.Pro). Der Neuseeländer war nach 182 Kilometern rund um Nassogne im Hügelsprint der mit Abstand

26.07.2025Kaden Groves: Regenkönig und Montmartre-Vorbeuger

(rsn) - Wer braucht einen Wetterfrosch, wenn er Kaden Groves kennt? Gewinnt der Australier, muss es geregnet haben. So war es auf der 6. Etappe des Giro d’Italia in diesem Jahr, als Groves im extre

26.07.2025Van den Broek: “‘Glückwunsch, hier verschenkst du die Etappe‘“

(rsn) – Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) hat die 20. Etappe der Tour de France 2025 gewonnen und damit sein Grand-Tour-Triple komplettiert. Er löste sich aus der Spitzengruppe, die mit noch 16

26.07.2025Sprinter Groves feiert Solo-Sieg in Pontarlier

(rsn) – Der Sprinter Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) hat seinen Mitstreitern in der Ausreißergruppe ein Schnippchen geschlagen und die 20. Etappe der Tour de France von Nantua nach Pontarlie

26.07.2025Zwei Millionen Euro Ablöse für Evenepoel? Nächstes Kapitel im Wechselpoker

(rsn) – Ob Remco Evenepoel diesen Winter von Soudal – Quick-Step zu Red Bull - Bora – hansgrohe wechseln wird, beschäftigt seit Wochen die Gemüter. Verschiedene Journalisten melden verschieden

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de France (2.UWT, FRA)
  • Radrennen Männer

  • Puchar MON (1.2, POL)
  • Grand Prix de Pérenchies (1.2, FRA)
  • Vuelta a Castilla y Leon (1.1, ESP)
  • Ethias-Tour de Wallonie (2.Pro, BEL)
  • Radrennen Frauen

  • Kriterium Gießen (BLF, GER)