Nahe dran an Voecklers Marke

Wie lange verteidigt Alaphilippe noch Gelb?

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Wie lange verteidigt Alaphilippe noch Gelb? "
Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick-Step) | Foto: Cor Vos

18.07.2019  |  (rsn) - Die Abläufe bei der Tour de France sind Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick-Step) mittlerweile bestens bekannt. Der Gang zum Podium, Küsschen links, Küsschen rechts, den Plüschlöwen entgegennehmen und Handshakes mit den Ehrengästen des Veranstalters. Anschließend das obligatorische Signieren einiger Trikots und der Gang durch den Wald von Mikrofonen und Aufnahmegeräte der Mixed Zone. Routine, die aber wohl nie langweilig wird. Schließlich darf diese Prozedur bei der Tour de France aktuell nur er durchlaufen, der Träger des Gelben Trikots.

Acht Tage lang befindet sich der Franzose inzwischen an der Spitze der Gesamtwertung, sehr zur Freude seiner Landsleute. Nach seinem Sieg auf der 3. Etappe in Épernay hatte er es kurzzeitig für zwei Tage an Guilio Ciccone (Trek – Segafredo) abgeben müssen, holte es sich jedoch mit einer kühnen Attacke im Finale der 8. Etappe nach Saint-Étienne zurück. Eine lange Zeit, die zur Frage führt, wie lange das noch so bleibt? Die erste Pyrenäenetappe über 209,5 Kilometer zwischen Toulouse und Bagneres-De-Bigorre sah ihn zumindest ohne Zeitverluste davonkommen – allerdings bestritten die Klassementfahrer die leichteste der drei Pyrenäenetappen auch mit angezogener Handbremse.

Alaphilippe erreichte zusammen mit 67 anderen Fahrern 9:35 Minuten hinter Sieger Simon Yates (Mitchelton - Scott) das Ziel. "Es war keine so einfache Etappe wie es vielleicht aussah“, sagte der 27-Jährige hinterher über das Teilstück mit den beiden Kletterprüfungen zum Col de Peyresourde und zum Horquette d’Ancizan (beide 1. Kategorie): "Alles in allem ist sie aber gut verlaufen.“

Gutes Zeitfahren beim Critérium du Dauphiné

Damit geht er auch als Führender in das morgige Zeitfahren über 27,5 Kilometer in Pau. Für ihn ein besonders Erlebnis: "Es ist einfach unglaublich, dass ich immer noch in Gelb bin und morgen als letzter Fahrer auf die Strecke gehe. Egal, wie es ausgeht, es wird ein einzigartiger Moment.“ Allerdings gehen nicht wenige davon aus, dass er dort zum letzten Mal im Gelben Trikot unterwegs ist.

Sein Vorsprung in der Gesamtwertung gegenüber  Vorjahressieger Geraint Thomas (Ineos), der ein exzellenter Zeitfahrer ist, beträgt lediglich 1:12 Minuten. Andersherum: Bei Alaphilippe, der sich den Status erarbeitet hat, nirgendwo der Beste, aber fast überall deutlich besser zu sein als der Großteil der Konkurrenten, fallen  Prognosen schwer. Ein Alleskönner, der eben aus diesem Grund auch die Weltrangliste anführt. 

Zumindest gibt der sich gelassen: "Ich kenne den Kurs, ich habe ihn mir angesehen. Es geht die meiste Zeit auf und ab, die letzten acht Kilometer sind Vollgas. Der Kurs ist schwer und technisch. Ich hoffe, ich kann es genießen, während ich wie immer leiden werde. Das Trikot wird mir aber zusätzliche Motivation geben.“

Beim Critérium du Dauphiné beendete er dasZeitfahren von ähnlicher Länge und ähnlichem Profil als Siebter – 56 Sekunden hinter Sieger Wout Van Aert (Jumbo - Visma), aber vor starken Zeitfahren wie Nils Politt (Katusha - Alpecin) und Richie Porte (Trek - Segafredo). Chancenlos ist Alaphilippe also nicht, ein neuntes Gelbe Trikot scheint möglich. Er wäre dann nur noch einen Tag von Thomas Voeckler entfernt, der 2004 und 2011 jeweils für zehn Tage die Grande Nation als Gelbträger in Ekstase versetzte – und zusammen mit Pascal Lino (1992) den Rekord für die meisten Gelben Trikots während einer Tour hält, ohne diese am Ende gewonnen zu haben.

Spätestens nach dem Zeitfahren sollten die Gelben Tage für Alaphilippe dann aber zu Ende gehen. Denn am Samstag folgt ein Teilstück mit Ankunft am Col du Tourmalet, einer Rampe von 19 Kilometer Länge hinauf auf 2115 Metern. Das dürfte selbst für ihn zu schwer sein. Für Alaphilippe könnte dann ein anderes Trikot interessant werden: Das weiße mit den roten Punkten für den besten Bergfahrer. Da ist ihm das Prozedere nach jeder Etappe ebenfalls bestens bekannt, im Vorjahr gewann er die Bergpreiswertung.

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.06.2021Madiot: “Wir hätten Pinot früher aus der Tour nehmen sollen“

(rsn) - Sein bisher letztes Rennen bestritt Thibaut Pinot (Groupama - FDJ) vor mittlerweile zwei Monaten, als er die Tour of the Alps unter ferner liefen auf Rang 60 beendete. Danach entschied der Fra

23.12.2020Bernal wieder schmerzfrei auf dem Rad

(rsn) - Egan Bernals Genesung macht offensichtlich deutliche Fortschritte. Wie der Tour-de-France-Sieger von 2019 gegenüber dem Internetportal primertiempo.co sagte, könne er wieder schmerzfrei trai

11.12.2020Dumoulin zuversichtlich: “Mir fehlt nur noch ein Prozent“

(rsn) - 2020 war für Tom Dumoulin ein Jahr mit vielen Tiefen und nur wenigen Hochs. Nach dem mit großen Hoffnungen verbundenen Wechsel von Sunweb zu Jumbo - Visma warf zunächst ein bakterieller Dar

15.11.2020Pogacar lobt Roglic als slowenischen Vorreiter

(rsn) - Tadej Pogacar (UAE - Team Emirates) hätte seinem Landsmann Primoz Roglic (Jumbo - Visma) den Tour-de-France-Sieg gegönnt. Das sagte der 22-jährige Slowene im Gespräch mit der spanischen Sp

27.10.2020Bernals Genesung dauert länger als gedacht

(rsn) - Egan Bernals Rückenprobleme, die ihn zum Ausstieg bei der Tour de France und zum vorzeitigen Saisonende zwangen, sind offensichtlich ernsthafter als bisher angenommen. Wie der Kolumbianer geg

10.10.2020Bernal: “Ich hatte eine schwierige Zeit“

(rsn) - Der bei der Tour de France vorzeitig ausgestiegene Egan Bernal (Ineos Grenadiers) wird in diesem Jahr keine Rennen mehr bestreiten. Das kündigte der Kolumbianer auf Instagram an und bestätig

03.10.2020War der Toursieg für Roglic im Zeitfahren unmöglich?

(rsn) - Radsportjournalist Thijs Zonneveld von der niederländischen Zeitung AD hat nach eigenen Angaben Einblick in die Leistungswerte des Tour-Zeitfahrens von Primoz Roglic (Jumbo – Visma) erhalte

24.09.2020Pogacar: “Die Saison ist noch lange nicht vorbei“

(rsn) - Nach seinem Tour-de-France-Triumph hat Tadej Pogacar (UEA - Team Emirates) schon die nächsten großen Ziel im Blick. "Ich muss konzentriert und fit bleiben für die Weltmeisterschaft und die

23.09.2020Viviani: Beim Giro zurück in die Erfolgsspur?

(rsn) - Im letzten Jahr gewann Elia Viviani im Trikot von Deceuninck - Quick-Step  bei der Tour de France eine Etappe und fuhr auf drei weiteren Teilstücken aufs Podium. Die 107. Austragung lief fÃ

22.09.2020UAE Emirates streicht das mit Abstand meiste Preisgeld ein

(rsn) - Kein Wunder: Durch den Gesamtsieg von Tadej Pogacar, der auch das Weiße Trikot als bester Jungprofi sowie die Bergwertung und drei Etappen gewann, sowie den Etappensieg von Alexander Kristoff

21.09.2020Phänomen Pogacar - zu schnell, um wahr zu sein?

(rsn) - Tadej Pogacar hat mit seinem Toursieg nicht nur Rekorde gebrochen, sondern damit auch Fragen aufgeworfen. Ist der Slowene einfach ein Jahrhunderttalent, für den die üblichen Maßstäbe nicht

21.09.2020Die Tour-Bubbles werden aufgelöst

(rsn) - Die Tour de France ist beendet. Die Bubbles werden aufgelöst. Neue werden errichtet, für die WM, die BinckBank Tour, den Giro d´Italia und die großen Klassiker. Primoz Roglic kann jetzt Tr

Weitere Radsportnachrichten

07.05.2024Bora mit Buchmann und Welsford zur 45. Ungarn-Rundfahrt

(rsn) – Mit einem starken Aufgebot tritt Bora – hansgrohe zur am Mittwoch beginnenden 45. Tour de Hongrie (8. – 12. Mai / 2.Pro) an. Angeführt wird das sechsköpfige Aufgebot vom Deutschen Meis

07.05.2024Ab 2025 auch ein Frauenrennen Mailand-Sanremo?

(rsn) - Nach der Flandern-Rundfahrt, Paris-Roubaix und Lüttich-Bastogne-Lüttich wird mit Mailand-Sanremo auch das vierte der fünfte Monumente künftig wohl auch mit einem Frauenrennen aufwarten kö

07.05.2024Ein Hauch von Mailand-Sanremo

(rsn / ProCycling) – Die Fahrt über die Po-Ebene, ein langer Anstieg in der Mitte der Strecke, das Erreichen der ligurischen Küste und Passagen durch malerische kleine Städtchen – es ist eine E

07.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

06.05.2024Roglic: Pyrenäen-Besichtigung, Höhen-Camp und Dauphiné geplant

(rsn) – Während Jonas Vingegaard aufgrund seiner schweren Verletzungen aus dem Massensturz auf der 4. Etappe der Baskenland-Rundfahrt im Mai nicht mit seinem Team Visma – Lease a Bike im Höhentr

06.05.2024Pogacar stellt wie im kindlichen Spiel historische Episoden nach

(rsn) - Tadej Pogacar kopiert beim 107. Giro d´Italia große Szenen der Vergangenheit. Das qualifiziert ihn für den Radsport-Oscar. Das Rosa Trikot könnte er mit zu viel Spielerei aber auch riskie

06.05.2024Thomas: “Der späte Angriff war sicher nicht der Plan“

(rsn) - Letztlich gab es auf der 3. Etappe des Giro d´Italia (2.UWT) zwar den erwarteten Massensprint, doch bis es dazu kam, mussten erst noch Tadej Pogacar und Geraint Thomas nach einem späten Angr

06.05.2024Bauernfeind beendet Vuelta besser als erwartet

(rsn) – Wer weiß, was alles möglich gewesen wäre. Wenn Ricarda Bauernfeind nicht zu Beginn der Vuelta Feminina (2.WWT) etwas gekränkelt hätte. Und wenn sie von Beginn an als Kapitänin von Cany

06.05.2024Highlight-Video der 3. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) - Die 3. Etappe des Giro d´Italia 2024 galt es erster Tag für die Sprinter der diesjährigen Rundfahrt. Doch bevor die schnellen Männer auf der Zielgeradem zum Sprint ansetzen konnten, musste

06.05.2024Merlier gewinnt nach später Attacke von Pogacar und Thomas

(rsn) – Am Ende einer komplett verrückten Etappe gewann Tim Merlier (Soudal – Quick-Step) auf dem dritten Teilstück des 107. Giro d’Italia (2.UWT) den erwarteten Massensprint. Der Belgier war

06.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 3. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

06.05.2024In Frankfurt und in Vorarlberg gab es wenig zu holen

(rsn) - Die deutschen KT-Teams hatten in dieser Woche ein volles Rennprogramm. Doch die erhofften Erfolge sprangen dabei gegen die internationale Konkurrenz nicht heraus.Die ereignisreichste Woche ha

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)