Colombia-Finale: Zuschauer Zünglein an der Waage?

Quintana jubelt am Alto de Palmas, weil sich Lopez und Sosa belauern

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Quintana jubelt am Alto de Palmas, weil sich Lopez und Sosa belauern"
Nairo Quintana (Movistar) auf dem Weg zum Sieg am Alto de Palmas | Foto: Cor Vos

18.02.2019  |  (rsn) - Die Begeisterung bei der Tour Colombia 2.1 kannte keine Grenzen - im wahrsten Sinne der Worte. Denn während es wundervoll war, zu sehen, wie die Kolumbianer den Radsport während ihrer Rundfahrt-Woche zelebrierten und wie viele Zuschauer am Streckenrand standen, sorgte die grenzenlose Ekstase am entscheidenden Abschlusstag leider auch dafür, dass das Ergebnis letztlich etwas verzerrt worden sein könnte. Denn rund vier Kilometer vor dem Ziel der Schlussetappe am Alto de Palmas, am Ende eines rund 15 Kilometer langen Anstiegs, stoppte ein stolpernder Fan Nairo Quintana (Movistar) und Ivan Sosa (Sky), so dass beide aus den Pedalen und kurz anhalten mussten, als Miguel Angel Lopez (Astana) gerade Vollgas gab.

"Der Zwischenfall mit dem Zuschauer? Das ist wie im echten Leben: Manchmal passiert etwas - Du wackelst, Du fällst und du musste wieder auf die Füße kommen, aufstehen und weiterkämpfen, um zu gewinnen", konnte Quintana nach der Etappe zwar voller Stolz sagen, weil er den Anschluss zu seinem Landsmann von Astana wieder herstellen und anschließend sogar noch einmal selbst attackieren konnte, um die Etappe zu gewinnen.

Doch der Zusammenstoß kostete Quintana und Sosa neben einigen Sekunden sicher auch Kraft. Kraft, die gerade im Kampf um den Gesamtsieg zwischen Sosa und Lopez am Ende den Unterschied gemacht haben könnte. Der nämlich ging mit vier Sekunden Vorsprung an den nicht aufgehaltenen Astana-Profi.

"Ich bin an der Spitze gefahren und sah, dass ein Zuschauer sein Handy hatte fallen lassen. Aber ich habe mich nicht umgedreht um zu schauen, sondern bin in meinem Rhythmus weitergefahren", erklärte Lopez, dass er den Vorfall mit Quintana und Sosa wohl zunächst nicht mitbekommen hatte. Im Gegensatz zu Titelverteidiger Egan Bernal (Sky), der sich zu Sosa zurückfallen ließ, um ihn anschließend wieder an Lopez heranzubringen, wartete der Astana-Fahrer nicht.

Lopez schaut nur auf Sosa und den Gesamtsieg

Erst als Sosa wieder bei ihm war und Bernal nach seinem vorherigen Kraftakt abreißen lassen musste, nahm auch Lopez nochmal Tempo raus. Er und Sosa belauerten sich, so dass auch Quintana wieder herankam und schließlich vorbeifuhr, selbst attackierte und mit acht Sekunden Vorsprung auf Sosa und Lopez die Etappe gewann.

"Die Leidenschaft der Fans und all ihre Anfeuerungen gaben mir die Energie für den letzten Angriff", freute sich Quintana, während Lopez die kurzzeitigen Stehversuche mit Sosa erklärte: "Wir sahen, dass Nairo von hinten kam und ich habe aufgehört zu fahren. Denn wenn Sosa gewinnen wollte, musste er mich angreifen. Aber das hat er nicht getan, so dass wir bis zum Schluss zusammenblieben. Ich musste nur die Nerven bewahren und sicherstellen, dass ich mit ihm ins Ziel kam."

Für Lopez ging es am Alto de Palmas mehr um den Gesamt- als den Etappensieg. Den Grundstein für den Rundfahrtsieg hatte der 25-Jährige bereits am Freitag auf der 4. Etappe rund um Medellin gelegt. Dort kam er mit Rang 31 zwar auf das schlechteste Etappenresultat seiner Woche, doch Lopez verlor im Sprint des Feldes keine Zeit und hatte unterwegs als Ausreißer an den Zwischensprints acht Bonussekunden gesammelt, die sich nun am Rundfahrtende als entscheidend darstellten. "Wir wussten von Anfang an, dass das Rennen wie im Vorjahr ein Kampf um wenige Sekunden sein würde", so Lopez zu seinem Freitags-Coup.

13 Kolumbianer in den Top 15

Cleverness, aber eben auch das nötige Glück, auf der Schlussetappe keiner Kraft durch einen Zuschauer beraubt worden zu sein, bescherte ihm schließlich den emotional so wichtigen Heimsieg - vor Sosa, Daniel Felipe Martinez (EF Education First), der am Schlusstag schwächelte, sowie Bernal, Quintana und Rigoberto Uran (EF Education First).

Doch egal warum und wer die sechstägige Rundfahrt durch das Radsportland Kolumbien gewonnen hat, die Tour Colombia 2.1 war ein weiterer Beweis dafür, wie viele Talente das südamerikanische Land beheimatet. Bis auf den Franzosen Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick-Step) und Richard Carapaz (Movistar) aus Ecuador befanden sich am Ende ausschließlich Kolumbianer in den Top 15, und auch die beiden Massensprints gingen mit Alvaro Hodeg (Decuninck - Quick-Step) und Juan Sebastian Molano (UAE Team Emirates) an vielversprechende Einheimische.

Der Vorfall mit dem Fan im Video:

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