Wer sorgte in der WorldTour für Aufsehen?

Die acht besten Neoprofis der Saison 2018

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Die acht besten Neoprofis der Saison 2018"
Das Quick-Step-Duo Alvaro Hodeg (li.) und Fabio Jakobsen jubelt bei der Handzame Classic 2018 | Foto: Cor Vos

27.11.2018  |  (rsn) - 2018 markierte für zahlreiche Fahrer die erste komplette Profisaison in der WorldTour. Während viele der Neulinge in erster Linie Erfahrungen sammelten, sorgten anderen bereits für sportliche Achtungserfolge oder sogar für echte Paukenschläge. Wer waren die erfolgreichsten Neoprofis in der abgelaufenen Saison? Anhand des WorldTour-Fahrerrankings der UCI haben wir die acht besten Talente ermittelt. Zur besseren Einordnung: Insgesamt 418 Fahrer sammelten in dieser Saison Punkte für das Ranking des Radsport-Weltverbands. In unsere Liste haben wir nur solche Fahrer aufgenommen, die 2017 noch für ein Team unterhalb der Professional-Kontinental-Ebene fuhren.

Valentin Madouas (Groupama-FDJ / Platz 128 / 214 Punkte)
2018 machte insbesondere das sprintstarke Quick-Step-Duo Alvaro Hodeg und Fabio Jakobsen auf sich aufmerksam. Der erfolgreichste Jungprofi laut WorldTour-Ranking ist allerdings Valentin Madouas. Gerade zum Saisonende zeigte sich der 22-jährige Franzose in großartiger Verfassung, sammelte beachtliche Ergebnisse bei den WorldTour-Eintagesrennen Bretagne Classic (Platz acht), Grand Prix de Québec (Platz fünf) sowie Grand Prix de Montreal (Platz zwölf). In diese Zeit fallen auch sein fünfter Platz bei Paris-Tours und sein erster Profisieg bei Paris-Bourges – im Schlusssprint verwies Madouas seine schnellen Landsleute Bryan Coquard (Vital Concept) und Christophe Laporte (Cofidis) auf die Plätze. Weitere gute Ergebnisse sammelte er bei diversen französischen Etappenrennen. So beendete er sowohl die Vier Tage von Dünkirchen als auch die schwere La Route d'Occitanie (früher Route du Sud) unter den ersten zehn. Alles in allem war es ein vielversprechendes Profi-Debüt des jungen Franzosen. 214 Punkte reichten Madouas für Platz 128 im WorldTour-Ranking - weiter vorne landete kein anderer der Neoprofis.

Alvaro Hodeg (Quick-Step Floors / Platz 129 / 211 Punkte)
Nur einen Platz hinter Madouas folgt Alvaro Hodeg. Der Kolumbianer feierte ein bemerkenswertes Profidebüt, gewann bereits im März den belgischen Halbklassiker Handzame Classic und ließ wenig später zum Auftakt der Katalonien-Rundfahrt seinen ersten WorldTour-Sieg folgen. Ein weiterer Coup gelang dem Sprinter auf der 3. Etappe der Polen-Rundfahrt, nachdem er auf den beiden vorherigen Teilstücken jeweils gegen Pascal Ackermann (Bora-hansgrohe) den Kürzeren gezogen hatte. Zu einem weiteren Aufeinandertreffen mit dem Deutschen Meister kam es zum Auftakt der Deutschland Tour in Bonn – dieses Mal mit dem besseren Ausgang für Hodeg. Einen gelungenen Saisonabschluss feierte der Südamerikaner abschließend mit einem Tagessieg bei der Türkei-Rundfahrt. 14 Top-Ten-Platzierungen und vier Einzelsiege sind ein beachtliches Statement für ein erstes Profi-Jahr.

Fabio Jakobsen (Quick-Step Floors / Platz 136 / 193 Punkte)
Ebenso erfolgreich wie Hodeg startete auch sein Teamkollege Fabio Jakobsen in seine Profikarriere. Dem Niederländer gelang im Frühjahr auf Anhieb der Sieg bei Nokere Koerse sowie ein prestigeträchtiger Erfolg beim Scheldeprijs, einen weiteren Sprinterfolg feierte bei der Tour of Fjords. Zum Auftakt der Binck Bank Tour verweis Jakobsen dann große Namen wie Marcel Kittel (Katusha-Alpecin) und Caleb Ewan (Mitchelton-Scott) auf die Plätze und sicherte sich seinen ersten WorldTour-Sieg. Zwei weitere WorldTour-Erfolge ließ er zum Saisonabschluss bei der Gree-Tour of Guangxi folgen – inklusive dem Sieg in der Punktewertung. Potenzial für Eintagesrennen deutete der 22-Jährige außerdem mit Platz zehn bei der Bretagne Classic an. Mit 16 Top-Ten-Platzierungen und sieben Siegen toppte er dabei sogar die Bilanz von Hodeg. Nur im WorldTour-Ranking blieb Jakobsen knapp hinter seinem Teamkollegen.

Bjorg Lambrecht (Lotto Soudal / Platz 162 / 137 Punkte)
Die Profikarriere des Belgiers hätte kaum unglücklicher starten können. Für seinen ersten Renneinsatz reiste Lambrecht im Januar nach Australien zur Tour Down Under, um dort zu erfahren, dass er nicht startberechtigt sei. Der 20-Jährige erfüllte nicht die vorgeschriebene Mindestdauer von 42 Tagen im sogenannten "Whereabouts"-Programm – ein System, durch das die Dopingkontrolleure stets über den Aufenthaltsort des Sportlers informiert sind. Lambrecht bekam schlicht seine Login-Daten zu spät. Erst beim Cadel Evans Great Ocean Road Race wenige Tage später durfte Lambrecht mitmischen – und erzielte auf Anhieb einen beachtlichen 19. Platz. Sein erster Profisieg folgte im Mai bei der Tour of Fjords, als er im Finale der 3. Etappe die Routiniers Michael Alabasini (Mitchelton-Scott) und Edvald Boasson Hagen (Dimension Data) im Sprint besiegte. Am Ende belegte Lambrecht auch noch Platz zwei in der Gesamtwertung. Mit der Vuelta a Espane bestritt er im August seine erste dreiwöchige Landesrundfahrt, erreichte bei der schweren Bergankunft in La Camperona aus einer Fluchtgruppe heraus einen beachtlichen vierten Platz. Nach der 14. Etappe gab er die Rundfahrt allerdings auf. In der Folge lag sein Fokus auf dem WM-Straßenrennen der U23: Trotz aktiver Fahrweise reichte es für Lambrecht in Innsbruck jedoch hinter dem Schweizer Marc Hirschi “nur“ zur Silbermedaille.

Benoit Cosnefroy (Ag2r – La Mondiale / Platz 165 / 130 Punkte)
Der Franzose startete mit den Vorschusslorbeeren eines U23-Weltmeistertitels in seine erste Profisaison. Cosnefroy hatte sich den Titel 2017 im Zweiersprint gegen Lennard Kämna in Bergen gesichert. Seine ersten vorzeigbaren Resultate verbuchte er zunächst bei kleineren französischen Rennen, sein erster Achtungserfolg in der WorldTour war Platz neun bei der Bretagne Classic. Das war gleichzeitig der Startschuss zu einem ordentlichen Saisonendspurt mit Platz neun bei der Coppa Sabatini sowie Rang 17 bei Paris-Bourges. Am meisten in Erinnerung dürfte jedoch sein Auftritt bei Paris-Tours geblieben sein. Im neu konzipierten Herbstklassiker über Schotterabschnitte schloss Cosnefroy in der Endphase zum Führungsduo Niki Terpstra (Quick-Step Floors) und Sören Kragh Andersen auf (Sunweb). Zwar beteiligte er sich zum Ärger seiner beiden Begleiter kaum an der Tempoarbeit, ein dritter Platz im prestigeträchtigen Klassiker ließ sich zum Ende seiner ersten kompletten Profisaison jedoch allemal sehen.

Matteo Fabbro (Katusha-Alpecin / Platz 190 / 92 Punkte)
Der Italiener absolvierte beim Team Katusha-Alpecin seinen Einstieg ins Profigeschäft. Dabei sammelte Fabbro zunächst vor allem in hochklassigen Rundfahrten wichtige Profierfahrungen. Ob die Katalonien-Rundfahrt, die Tour de Romandie, die Kalifornien-Rundfahrt oder das Critérium du Dauphiné: Fabbro nahm bis zum Sommer vor allem an den großen Rennen aus der WorldTour teil. Erstmals auf Ergebnis fuhr der 23-Jährige zum Saisonabschluss bei der Türkei-Rundfahrt. Dort bestätigte Fabbro das Vertrauen auf Anhieb mit einer Top-Ten-Etappenplatzierung und Rang acht in der Gesamtwertung. Darauf lässt sich in der zweiten Saison aufbauen.

Hermann Pernsteiner (Bahrain-Merida / Platz 203 / 83 Punkte)
Mit 27 Jahren begab sich der Österreicher 2018 auf einen neuen Karriereabschnitt, stellte sein Mountainbike zur Seite und bestritt seine erste komplette Profisaison im Straßenradsport. Bereits im April lieferte Pernsteiner mit Platz 23 in der Gesamtwertung der Baskenland-Rundfahrt sowie Platz 14 in der Endabrechnung der Tour de Romandie seine ersten vorzeigbaren Resultate. Den ersten Saisonsieg feierte er im Juni als Solist beim GP Lugano in der Schweiz. Den angestrebten Sieg bei der heimischen Österreich-Rundfahrt verpasste der Kletterspezialist hingegen auf dramatische Weise. Auf der vorletzten Etappe kugelte sich der Niederösterreicher die Schulter aus und brach sich einen Ringfinger. Pernsteiner gab jedoch nicht auf, beendete die Rundfahrt mit nur 18 Sekunden Rückstand hinter Ben Hermans (Israel Cycling Academy) auf Platz zwei. Es folgte sein GrandTour-Debüt bei der Vuelta a Espana, die er allerdings infolge von Sturzverletzungen nach der 17. Etappe verlassen musste. Für den Kader für die heimische WM in Innsbruck wurde der Kletterer nicht berücksichtigt – die wohl größte Enttäuschung für Pernsteiner in dieser Saison. Dagegen verlängerte Bahrain-Merida seinen auslaufenden Vertrag um zwei weitere Jahre.

Pavel Sivakov (Team Sky / Platz 215 / 70 Punkte)
Mit der Empfehlung etlicher Erfolge bei bedeutenden U23-Rundfahrten kam der Russe zum mit Stars gespickten Team Sky. Im März deutete Sivakov zum ersten Mal sein Potenzial an, als er die Gesamtwertung der Settimana Internazionale Coppi e Bartali als bester Jungprofi auf Position vier beendete. Seine Stärken im Zeitfahren zeigte der 21-Jährige mit Platz sechs im abschließenden Kampf gegen die Uhr bei der Tour de Suisse sowie als zweiter der Russischen Zeitfahrmeisterschaften. Die Tour de Suisse beendete Sivakov mit fünf Top-20-Platzierungen als 14. der Gesamtwertung – sein bester Auftritt in dieser Saison. Im August gab Sivakov zudem sein Debüt bei der Vuelta a Espana, stieg jedoch in Folge eines Sturzes während der 14. Etappe aus.

 

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