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08.01.2018 | (rsn) - Seit bereits 20 Jahren ist das österreichische Team Vorarlberg im Peloton dabei. Im Interview mit radsport-news.com spricht Manager Thomas Kofler über die Veränderungen im Kader, die Perspektiven seiner Mannschaft für die kommende Saison, die Straßen-WM in Innsbruck sowie die Situation im österreichischen Radsport.
Herr Kofler, wie fällt Ihre Saisonbilanz 2017 aus?
Thomas Kofler: Wir dürfen mit dem Verlauf der vergangenen Saison nicht unzufrieden sein, da wir - wenn auch zum Teil auch unglücklich- gekämpft haben. Klar, die großen Siege haben etwas gefehlt, jedoch waren wir das gesamte Jahr über bei der großen Anzahl an Einsätzen sehr präsent. Wenn man bei Rund um Köln oder bei der Tour de Vendee, die beide zur UCI-Kategorie 1.1 zählen, auf dem Podium steht, dann ist das eine Ansage für die kommende Saison. Auf alle Fälle waren wir sehr breit aufgestellt. Mich persönlich freut, dass sich die jungen Fahrer toll entwickelt haben. Sie werden auch 2018 einen weiteren Schritt machen.
Sie haben im Winter den halben Kader ausgetauscht. Warum?
Kofler: Der Radsport ist aufgrund diverser UCI-Reglementarien wieder etwas im Umbruch. Daraus haben sich neue Fahrer angeboten, die gut zu uns passen, da einige World Tour-Teams weniger Profis verpflichteten. Das geht dann durch alle Kategorien durch. Einige Fahrer haben für 2018 zudem andere Prioritäten gesetzt. Diesen wollten wir nicht im Weg stehen. Aber mit den hoffnungsvollsten Fahrern werden und dürfen wir weiter arbeiten.
Worauf haben Sie bei der Kaderzusammenstellung besonders geachtet?
Kofler: Ganz klar auf die Ausgewogen- bzw. Ausgeglichenheit des Teams, um bei den vielen hochkarätigen Rennen bestmöglich bestehen zu können. Die Mannschaft startet von Februar bis November bei vielen Rennen auf unterschiedlichem Terrains. Mit einem Kader von 16 Fahrern konnten wir einer stattlichen Anzahl einen Vertrag anbieten, um auch hier Verantwortung im Bereich der Weiterentwicklung junger Fahrer im deutschsprachigen Raum zu übernehmen. Wir haben in diesem Jahr sehr schnelle Leute, aber auch Allrounder, sowie starke Berg- bzw. Rundfahrer im Team. Das Betreuerteam wollen wir noch um einen Team Mechaniker aufstocken – Interessenten können sich übrigens gerne melden unter office@proevent-cycling.at
Bisher war das Team Vorarlberg vor allem in Österreich, Italien, Deutschland und der Schweiz aktiv. Nun haben Sie mit Joeri Stallaert einen starken Mann für die flämischen Rennen dazu bekommen. Wollen Sie nun auch vermehrt in Belgien antreten?
Kofler: Das war nicht der Hauptgrund, weshalb wir Joeri verpflichtet haben, aber wir hoffen natürlich bei einigen guten Rennen in Belgien oder Holland starten zu können. Wir hatten bereits heuer einen "flotten“ Kalender mit deutlich über 100 Renntagen, der in diesem Jahr etwas adaptiert wird. Dann kommt das schon recht gut. Auf alle Fälle werden die Fahrer ausgelastet sein, da unsere Saison eben nicht im August endet, sondern bis Anfang November andauern wird. Hier ist vor allem das Betreuer-Team gefordert, und wir sind dankbar, auf einen tollen Staff vertrauen zu können.
Wo beginnt das Team die Saison 2018?
Kofler: Da sind wir noch etwas am Basteln. Es liegen bereits einige Einladungen vor. Die sportliche Leitung wird hier bald die Entscheidung treffen, wo das Team loslegen wird.
Was werden die Highlights sein?
Kofler: Hier wird es einige geben, hoffen wir. Jedoch wollen wir nicht nur mitfahren, sondern Akzente setzen. Speziell die Österreich-Rundfahrt haben wir uns fett im Kalender angestrichen. Die startet bei ihrer 70. Jubiläumsaustragung bei uns vor der Haustüre in Feldkirch. Zudem wollen wir auch am WM Team-Zeitfahren in Innsbruck mit von der Partie sein und am einen oder anderen HC-Rennen.
Mit Fabian Lienhard konnte sich einer der diesjährigen Vorarlberg-Fahrer für einen Profivertrag empfehlen. Wem könnte so etwas in der kommenden Saison gelingen?
Kofler: Ja, Fabian hat den Aufstieg verdienterweise geschafft – ein kompletter Fahrer mit Riesenpotenzial und tollem Charakter. Ich denke dass wir einige Fahrer in den Reihen haben, die auf dem "Sprung“ sind. Ein Joeri Stallaert gehört mit seinen Qualitäten sicherlich zu den Profis. Dafür hat er heuer die Chance, sich zu empfehlen. In Gian Friesecke schlummert ebenso Potenzial wie auch bei Daniel Geismayr, der in diesem Jahr wiederum zweigleisig fahren wird - in unserem Team wie auch beim MTB Team Vaude Centurion. Patrick Schellings Qualitäten bei super schweren Rennen und Rundfahrten sind ähnlich wie bei Roland Thalmann vielversprechend. Und vielleicht überrascht ein junger Wilder bei dem ein oder anderen Rennen! Wir können den Jungs die Plattform und die Rahmenbedingungen bieten, vollenden müssen sie es selber.
Mit Santic haben Sie ein chinesisches Unternehmen als Co-Sponsor gewinnen können. Bedeutet das, dass Sie sich künftig auch mehr auf den asiatischen Markt ausrichten werden?
Kofler: Wir sind bereits in den vergangenen Jahren immer wieder Rennen in Asien gefahren, so etwa die Tour of China, Tour de Taiwan oder die Tour of Hainan. Ein starker Partner wie die Firma Santic öffnet uns vielleicht in Asien die eine oder andere Tür zu größeren Rennen.
Die Partnerschaft mit Santic ist zunächst auf drei Jahre ausgelegt. Hegt der neue Sponsor höhere Ambitionen - sprich den Aufstieg in die 2. Liga?
Kofler: Auf jeden Fall will sich auch die Firma Santic weiter entwickeln. Wenn wir den Weg gemeinsam mit einem Wiederaufstieg krönen können, wäre es eine gelungene Sache. Es wird sicher nicht einfach. Wir feiern im Jahr 2018 das bereits 20-jährige Bestehen der Mannschaft. Diese Erfahrungen und die Beständigkeit ist mit Garantie kein Nachteil. Denn in den zahlreichen Sponsorengesprächen tritt das Thema Nachhaltigkeit immer wieder zu Tage. Wir gehen sehr optimistisch in die nächsten 20 Jahre!
2018 findet die Straßen-WM in Österreich statt, dazu gibt es derzeit viele gute österreichische Fahrer, aber eben kein Profiteam. Wie sehen Sie die Lage im österreichischen Radsport?
Kofler: Was das anbelangt, sind wir nicht allein in Mitteleuropa. Vielen Ländern fehlt eine eigene große Mannschaft, leider auch etwa der Schweiz, einem Radsportland der ersten Stunde. Wir betreiben unsere Mannschaft sehr professionell und haben fest angestellte Betreuer, einen ordentlichen Fuhrpark, mit dem RadHaus in Rankweil einen Team Stützpunkt mit Servicecourse, einen großen Team Fanshop usw…. Wir müssen uns also nicht verstecken im Vergleich zu den großen Teams. Österreichs junge Fahrer haben in den letzten Jahren sehr gute Arbeit geleistet und sind zu Top-Fahrern gereift. Die meisten Athleten wurden von Teams wie dem unserigen in Österreich ausgebildet und betreut worden. Österreichs Radsport steht aus meiner Sicht sehr breit aufgestellt da. Allerdings sollte die Radweltmeisterschaft nochmals eine Initialzündung geben, um nicht in das bekannte Loch im Anschluss an eine Großveranstaltung zu fallen. Der Radsport und die jungen Fahrer mit ihren Ambitionen und Träumen hätten es sich verdient!
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