Nationaler Rennserie fehlt die Anerkennung

Der Bundesliga-Sieg allein ist zu wenig für einen Profivertrag

Von Joachim Logisch

Foto zu dem Text "Der Bundesliga-Sieg allein ist zu wenig für einen Profivertrag"
Sieger Raphael Freienstein (Lotto-Kern Haus) überreicht seinem punktgleichen Teamkollegen Joshua Huppertz ein weiteres Führungstrikot | Foto: Lotto-Kern Haus

18.09.2017  |  (rsn) - Die Rad-Bundesliga fristet in Deutschland eher ein Schattendasein. In den Medien kommt sie kaum vor und der Zuschauerzuspruch an den Strecken lässt oft zu wünschen übrig.

Auch die Fahrer haben den Eindruck, dass die Rennserie ihnen zumindest international nicht wirklich weiterhilft. "Die Rad-Bundesliga hat leider etwas an Prestige verloren und in den letzten Jahren verhalf der Gesamtsieg keinem mehr zu einem Profivertrag. International besitzt die Rennserie keinen Stellenwert, und sie wird somit auch für mich oder Joshi (der Zweitplatzierte Joshua Huppertz) leider nicht das gewünschte Sprungbrett zu einem Profiteam sein", befürchtete Gesamtsieger Raphael Freienstein (Lotto-Kern Haus) im Interview mit radsport-news.com.

Mit dieser Einschätzung ist BDR-Vize Günter Schabel ganz und gar nicht einverstanden. "In den letzten Jahren haben viele Bundesliga-Teilnehmer den Sprung zu den Profis geschafft", sagte er gegenüber radsport-news.com und zählt auf: "Unter anderem sind heute Lennard Kämna, Max Walscheid (beide Sunweb, d. Red.), Emanuel Buchmann, Pascal Ackermann, Silvio Herklotz (alle Bora-hansgrohe), Nils Politt, Marco Mathis (beide Katusha-Alpecin), Maximilian Schachmann (Quick-Step Floors) und Jasha Sütterlin (Movistar) Profis."

Beide Aussagen stehen aber nur scheinbar im Widerspruch. Denn alle Genannten sind in der Bundesliga gestartet, die Lennard Kämna (2015) und Emanuel Buchmann (2014) gewannen. Doch eine gute Platzierung in der nationalen Rennserie ist nicht unbedingt die Voraussetzung für eine Fahrkarte in den Profizirkus. So war Pascal Ackermann nur Neunter im letzten Jahr, bevor er Profi wurde, Max Walscheid 2015 Achter, Politt 2015 Zwölfter und 2014 nur Fünfter. Dagegen wurden Gesamtsieger wie Matthias Plarre (2013) oder Jan Tschernoster (2016) im Anschluss nicht mit einem Profivertrag belohnt.

Für den Sprung zu den Profis gehört mehr. So war Lennard Kämna 2014 bei den Junioren Europa- und Weltmeister im Einzelzeitfahren. Im gleichen Jahr belegte Emanuel Buchmann Rang 7 bei der Tour de l’Avenir sowie jeweils Platz acht bei der Mzansi Tour und der Tour d’Azerbaïdjan.

Jasha Sütterlin holte 2010 bei der Junioren-WM Silber im Einzelzeitfahren und 2013 bei der U23-EM Bronze im Kampf gegen die Uhr. In der gleichen Disziplin gewann Marco Mathis 2016 die Weltmeisterschaft der U23.

Die Bundesliga ist eine wichtige Durchgangsstation auf dem Weg zum Profi. Sie bietet den jungen Fahrern gute Rennmöglichkeiten gegen Gleichaltrige, so dass sie in guter Form bei den großen internationalen Rennen starten und sich beweisen können.

Doch in der Heimat ist der Stellenwert und damit die Anerkennung der Bundesliga nicht sehr hoch. Der BDR müsste mehr dafür tun, seine Talentschmiede bekannter zu machen. Denn je höher der Bekanntheitsgrad, desto höher das Prestige der Teilnehmer.

Da es immer weniger Radrennen in Deutschland gibt, könnte die Bundesliga zudem eine wichtige Funktion darin übernehmen, junge Talente für den Radsport zu begeistern.

 

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