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08.10.2015 | "Hollywood plant einen Film über mich", verkündet Lance Armstrong stolz in einer Szene des Films im "Team US Postal"-Mannschaftsbus. Wer ihn denn spielen solle, fragt sein Edel-Helfer Floyd Landis. Und Armstrong, kurz davor, die Tour de France zum siebten Mal in Folge zu gewinnen, wünscht sich grinsend Matt Damon...
Eine Szene, die die Denke des gefallenen Radsport-Helden
wohl gut rüberbringt: "Think big" war das Motto seiner Karriere. Und tatsächlich war Damon für die Rolle im Gespräch, als der amerikanische Produzent Frank Marshall die Verfilmung von Armstrongs Autobiografie ins Auge gefasst hatte.
Daraus wurde dann nichts, als sich die Doping-Gerüchte um Armstrong immer mehr verdichteten. Auch sein in vielen Presse-Konferenzen vorgetragenes Mantra "Ich wurde niemals positiv gestestet" (nicht "ich habe niemals gedopt", wie in einigen Film-Kritiken zu lesen ist), half bald nicht mehr weiter.
So spielt nun nicht Matt Damon
(dessen Mars-Film witzigerweise auch heute anläuft), sondern der bisher eher weniger zu den Hollywood-Superstars zählende Ben Foster Armstrongs Rolle in Stephen Frears Film.
Und über die verblüffende physische Ähnlichkeit hinaus bringt Foster den Ehrgeiz, den Erfolgs-Hunger des Radstars gut auf die Leinwand.
Dass Armstrong auch andere Seiten hat, klingt allerdings nur selten an - wenn er etwa in einem Krankenhaus trotz Drängens seiner PR-Dame lange am Bett eines krebskranken Kinds sitztenbleibt.
Die Ambivalenz mancher der damals Beteiligten
kommt in der Figur von Floyd Landis (gespielt von Jesse Plemons; „Battleship“) deutlich besser rüber. Der aus einer stark religiös geprägten Mennoniten-Familie stammende Profi bekommt im Film zunehmend Probleme, das permanent von ihm geforderte Lügen über das Doping-Progamm nicht nur seines Teams zu verarbeiten.
Das passt im Film gut, und Plemons spielt das überzeugend. Wie weit es allerdings der Realität entsprach, ist eine andere Frage. Immerhin hat Landis erst 2010 Doping zugegeben, und seine Sperre 2007, samt Aberkennung des Tour-Siegs 2006, massiv bekämpft - auch mit Hilfe seiner Fans.
Aber "The Program" ist keine Doku, sondern ein Spielfilm.
Da mag man Regisseur Frears solche künstlerischen Freiheiten zugestehen.
Ebenfalls überzeugend sind die Radsport-Szenen, vor allem zu Beginn des Films. Da haben der bekennende Nicht-Radsport-Fan Frears, und vor allem sein Kameramann Danny Cohen (der allerdings begeisterter Rennradler ist, wie er im Film-Pressetext verrät) beachtliches geleistet.
Das Tempo, die Anstrengung, das Adrenalin - das alles kommt in packenden Bildern immer wieder gut rüber: rasende Abfahrten im Peloton, wildes Geschrubbe über Kopfsteinpflaster-Passagen, Lenker-an-Lenker-Sprints...
Das liegt sicher nicht zuletzt an David Millar,
der als Radsport-Berater fungierte, und an (Ex-) Profis wie Andreas Klier und Servais Knaven, die eine Truppe aus zehn Neo-Profis und 20 Amateuren trainierten und leiteten. Zudem hat Frears immer wieder Original-Aufnahmen diverser Rennen in die Szenen geschnitten, was die Dramatik unterstreicht.
Apropos Dramatik: Auch der ist wohl geschuldet, dass Frears seinen Streifen auf das (so nicht wirklich stattgefundene) Duell Lance Armstrong - David Walsh (der irische Reporter, auf dessen Buch der Film basiert) eindampft.
Was allerdings völlig fehlt, ist die Rolle des Weltradsport-Verbands UCI:
Dass sie über Armstrongs und die Doping-Machenschaften des gesamten Pelotons wohl weit mehr wußte als "Reform-Präsident" Brian Cookson mittlerweile immerhin zugibt, hätte man m.E. schon noch irgendwo unterbringen können.
Wollen wir hoffen, dass diese Regie-Entscheidung nicht davon beeinflusst war, dass Stephen Frears und Drehbuch-Autor John Hodge von der UCI 2013 eingeladen wurde, die Etappe auf den Mont Ventoux in einem Wagen direkt hinter der Rennleitung zu verfolgen; ein Privileg, das bisher niemand zugestanden wurde...
Mein Fazit: 104 Minuten gute (Radsport-)Unterhaltung,
mit packenden Bildern und einprägsamen Szenen - wenn auch manches der Dramaturgie untergeordnet wurde. Aber in welchem Spielfilm ist das nicht so.
Ich finde, "The Program" ist spannend genug, um auch Nicht-Radsport-Fans einen guten Einblick in die Szene und ihre Probleme zu geben - und vielleicht sogar eine Ahnung von der Faszination Rennrad.
Dass der Film nichts Neues bietet, wie mancherorts vor allem in Fach-Medien kritisiert wird, ist wohl auch nicht sein Anspruch. Und rein fachlich gibt's, wenn man nicht gerade Erbsenzähler ist, tatsächlich wenig zu meckern. Also: Einfach reingehen - und nicht zu weit hinten sitzen. Dann kommen die Renn-Szenen auf der breiten Leinwand richtig gut...
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