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29.10.2013 | Am vergangenen Wochenende lief die achte Ausgabe des Internationalen Festivals des Fahrrad-Films (ICFF) in Herne und in Czenstochowa, Polen. Die "Goldene Kurbel", der Filmpreis der Jury, und der Publikumspreis gehen an den schottischen Filmemacher Felipe Bustos Sierra für den Film „Three-Legged Horses“.
„Three-Legged Horses“ zeigt einen Abend
im Leben des Fahrrad-Rikschafahrers Nelson (Samuel Jameson). Der kleine Spielfilm beginnt mit freundlichen Begegnungen: mit gut gutgelaunten Mädchen auf dem Weg von Kneipe zu Kneipe, oder mit den Straßenmusikern im schottischen Edinburgh.
Als die Rikscha gestohlen wird, offenbart sich die prekäre Seite des Jobs. Nelson setzt dem Dieb hinterher, kämpft und erobert sein dreibeiniges Fahrzeug zurück. Die Tageseinnahmen kann er aber nicht retten: Seine durch harte Fahrrad-Arbeit geschundenen Knie lassen eine Verfolgung nicht mehr zu, der Dieb entkommt.
Später und tief in der Nacht bietet ein Trio
schwer betrunkener Kerle viel Geld dafür an, sie zur Burg, dem höchsten Punkt der Stadt zu bringen. Mit Tape um Füße und Kniescheibe kämpft er gegen Schmerzen, Schwerkraft und die schäbigen Fahrgäste, bis eine Straßenkapelle schließlich die mühsame Passion in eine frenetische Straßenparty verwandelt: Der Soundtrack aus Rocky rockt Stadt, Rikscha und die gesamte nächtliche Szene Edinburghs.
Am Ende stehen die Anziehungskraft des freien Lebens auf der Straße und die Solidarität eines urbanen Prekariat auf der einen, die Härten und die Verletzlichkeit der dort arbeitenden auf der anderen Seite. „Papa, was ist das?“ fragt ein kleiner Junge zu Beginn des Films zu Nelsons Fahrrad-Rikscha. „Das ist, was passiert, wenn Du nicht zur Universität gehst“, so die Antwort des Vaters.
„Three-Legged Horses“ überzeugt nicht nur die Jury des ICFF, auch das Publikum kürt den Streifen mit großer Mehrheit zum besten Film, und damit zum Doppel-Sieger des diesjährigen Festivals.
Der zweite Preis des ICFF geht nach Griechenland,
an den Kurzfilm „Eight-Minute Deadline“ von Zina Papadopoulou und Petros Papadopoulos. Ihr Film lief im Spezial des Festivals „Der fantastische Fahrrad-Film“.
Der acht-minütige Film spielt in einer künstlichen Welt; wie in einem Videospiel hetzen die Menschen auf Einrädern durch düstere Gassen unter einem schmutzig-gelben Himmel.
Die Hauptperson bekommt Order, in acht Minuten
einen Brief zuzustellen. Seine Armbanduhr zeigt die Frist: „Deadline 7:59 Minutes“. Es scheint machbar, lässt aber keine Zeit für Liebe und Leidenschaft. Er entscheidet sich für letzteres - und kommt zu spät. Seine Uhr läuft ab, die Anzeige der Armbanduhr verkürzt das Wort „Deadline“ auf: „Dead“. Der Held stürzt und stirbt.
Das Werk zeichnet ein eindrucksvolles, düsteres Bild einer Gesellschaft, in der Arbeit und tödlicher Zeitdruck dominieren, und deren Strukturen Affekt und Leidenschaft hart sanktionieren.
Ein Musikfilm erhält den dritten Preis
im Wettbewerb um die Goldene Kurbel: Der Preis geht an Mathias Eberle und die Macher des Kalmit-Klapprad-Cup für ihren Film „Eingang-Klapprad-Style“: Ein witziger Beitrag aus der absolut schrägen Ludwigshafener Klapprad- und Oberlippenbart-Szene. Der Film und seine Darsteller wurden vom Publikum strümisch gefeiert...
Am 25. und 26. Oktober traf sich die internationale Szene des Fahrradfilms mit Fahrradverrückten, Alltagsradlern, Fahrradkünstlern, um den Stand der Kunst zu demonstrieren und den Oskar des Fahrradfilms. Weit mehr als 200 Zuschauer sahen das Hauptprogramm mit 17 Fahrrad-Filmen aus zehn Ländern in den Herner Flottmann-Hallen.
In diesem Jahr wurde das Festival erstmals an zwei Orten
gespielt: Etwa 60 Zuschauer sahen das Programm des ICFF im Dom Kawiarniano-Barowy Sodko-Gorzki in Czenstochowa, und kürten den Film „Micha Kluska“, gedreht vom polnischen Filmemacher Konrad Lewandowski, zu ihrem Lieblingsfilm. Der Film über die Kunst des BMX-Fahrens erhält die „Trzy Zote Szprychy“, die Drei Goldenen Speichen als Publikumspreis der polnischen Ausgabe des ICFF.
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