Interview zum "Lila Logistik Charity Bike Cup" am 3. Oktober

Jan Ullrich: die Entdeckung der Langsamkeit

Foto zu dem Text "Jan Ullrich: die Entdeckung der Langsamkeit"
Jan Ullrich beim Charity Bike Cup 2011 | Foto: Lila Logistik Charity Bike Cup

21.09.2012  |  (Ra, SpK) - Jan Ullrich (38) ist schon eine Art Stammgast beim "Lila Logistik Charity Bike Cup", der wie immer am 3. Oktober und heuer erstmals in Deckenpfronn (bei Böblingen) stattfindet. Es ist einer von insgesamt nur zwei Auftritten Jan Ullrichs bei Radsport-Veranstaltungen in Deutschland.

Im Interview spricht der einzige deutsche Tour-de-France-Sieger über sein soziales Engagement, die Situation im Radsport – und darüber, dass ihn die aktuelle Diskussion um Lance Armstrong überhaupt nicht interessiert.

Frage: Der Charity Bike Cup ist Ihnen mittlerweile ja richtig ans Herz gewachsen...
Jan Ullrich (lacht): Das kann man wohl sagen. Der 3. Oktober wird bei mir jedes Jahr geblockt.

Was ist das Besondere an der Veranstaltung?

Das Gesamtpaket. Man trifft in einer super Atmosphäre viele Radsport-Begeisterte, auch ein paar Kollegen von früher, verbringt zusammen einen tollen Tag auf dem Rad – und kann damit noch Kindern helfen. Viel besser geht’s nicht.

Im vergangenen Jahr spendeten Sie 5000 Euro aus der eigenen Tasche...
Das war eine spontane Aktion. Wissen Sie: Ich bin doch in einer privilegierten Situation. Ich habe eine gesunde Familie und habe sehr viel Glück im Leben gehabt. Da empfinde ich es als meine Pflicht, etwas zurückzugeben. In diesem speziellen Fall kommt noch hinzu, dass ich die ganze Veranstaltung einfach klasse finde.

Sie sind dort mittlerweile für die "Entdeckung der Langsamkeit" bekannt. Ist es auch in diesem Jahr wieder der Plan, mit Ihrer Mannschaft als Letzter ins Ziel zu kommen?
(Lacht.) Ein Plan war das eigentlich noch nie, das hat sich eher so ergeben. Das ist eine Jedermann-Veranstaltung. Darunter verstehe ich, dass jedermann mitfahren kann. Egal, ob klein oder groß, schlank oder etwas untrainierter. Das ist ja der Sinn der Sache. Deshalb warte ich auch auf den Letzten – außerdem bleibt so Zeit, um mit den Zuschauern mal einen Kaffee zu trinken, ein Stück Kuchen zu essen und etwas zu plaudern. Das macht mir riesig Spaß.

Die kleine Runde, die "Lila Tour", ist dieses Jahr eine Freizeit-Ausfahrt. Bei einem Jedermann-Rennen hätten Sie nicht teilnehmen dürfen, weil auch dort ihre Sperre bis 21. August 2013 greift. Ärgert Sie das?

Nicht, wenn ich nicht darüber nachdenke.

Und wenn Sie es doch machen?
Dann finde ich es Quatsch. Ich fahre doch keine Rennen mehr, um auf irgendwelchen Ergebnislisten als Erster zu stehen. Ich will bei Charity-Rennen wie in Deckenpfronn im Rahmen meiner Möglichkeiten helfen. Dass dies erschwert wird, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Aber wie gesagt: Ich denke nicht groß darüber nach – zumal es ja trotzdem einen Weg gibt, dabei zu sein.

Auch Ihr ehemals größter Konkurrent hat gerade Probleme...
Sind wir jetzt bei Lance Armstrong?

Ja, kein gutes Thema?

Eher ein mediales. Ganz ehrlich: Wenn ich nicht immer wieder darauf angesprochen werde, würde ich davon fast gar nichts mitbekommen.

Es interessiert Sie nicht?
Nein, nicht wirklich.

Sie könnten immerhin vielleicht drei zusätzliche Tour-de-France-Titel einheimsen – für die Jahre, in denen Sie hinter Lance Armstrong Zweiter wurden.
Auch das interessiert mich überhaupt nicht. Ich bin stolz auf die Erfolge, die ich auf dem Rad geholt habe, zum Beispiel den einzigen deutschen Tour-Sieg 1997. Aber welcher Sportler könnte sich über einen Erfolg am Grünen Tisch nach einem Jahrzehnt freuen? Ich jedenfalls nicht.

Interessieren Sie denn die aktuellen Ereignisse im Radsport?
Auf jeden Fall. Da informiere ich mich regelmäßig im Internet, und verfolge die Rennen auf Eurosport im Fernsehen. Das kann ich mittlerweile wieder genießen.

War das mal anders?

Kurz nach meinem Karriere-Ende hat mich das geschmerzt. Aber das hat sich zum Glück wieder geändert. Die negativen Erfahrungen habe ich in einen Rucksack gepackt und weggelegt. Jetzt bin ich manchmal ein richtiger Fan, das macht Spaß.

Wie haben Sie das Radsport-Jahr 2012 gesehen?
In diesem Jahr war das Team Sky mit Tour-Sieger Bradley Wiggins schon sehr dominant. Ich bin gespannt, ob sie das Niveau halten können.

Wer könnte Sky stoppen?

Ich würde gerne eine Tour mit einem starken Andy Schleck sehen, mit einem Cadel Evans in Topform und mit einem Alberto Contador in bester Verfassung. Ich glaube, das wäre ein ziemliches Spektakel.

 

Weitere Jedermann-Nachrichten

18.12.2024VeloCity Berlin pausiert 2025 und 2026

(rsn) - "Wir machen Rast..." verkündete SCC Events, der Organisator des VeloCity Berlin, heute in einer Pressemeldung: "Für die Jahre 2025 und 2026 setzen wir mit der Veranstaltung aus." SCC-Geschä

17.12.2024Mecklenburger Seen-Runde: Dehnübungen für Radfahrer/innen

(rsn) - "Lange Radfahrten können zu Beschwerden führen", sagt Detlef Koepke - und er muss es wissen, ist er doch Veranstalter des 300-km-Radmarathons Mecklenburger Seen-Runde (2025 am 30. und 31. Ma

02.12.2024Sechs deutsche Weltmeister bei Masters-Cross-WM in Hamburg

(rsn) - Die UCI Cross-Weltmeisterschaften der Masters-Kategorien am Wochenende im Hamburger Volkspark haben eine wahre Medaillenflut für die deutschen Teilnehmer und Teilnehmerinnen mit sich gebracht

28.11.2024Masters-WM im Cross am Wochenende in Hamburg

(rsn) - Dort, wo normalerweise der Fußball beheimatet ist, dreht sich am kommenden Wochenende alles um den Querfeldein-Radsport. Vom 29.11. bis 1.12.2024 werden im Hamburger Volkspark die 27. UCI Cro

13.10.2024Mecklenburger Seen-Runde: “Jede/r kann 300 Kilometer schaffen!“

(rsn) - Wer schon länger eine 300-km-Radrunde auf der Liste hat, der sollte sich mal die Mecklenburger Seen-Runde genauer anschauen: Weitgehend flach, nur gelegentlich wellig geht´s entspannt durc

08.10.2024Münsterland-Giro: Zum Finale zweimal Podium

Traditionell findet das Saison-Finale des German Cycling Cup, der Münsterland Giro, am Tag der Deutschen Einheit statt. An den Start in Münster gehen über 125 km neben den bekannten Teams aus der S

03.10.2024Cyclocross Cup Rhein Neckar: Sechs Rennen im Südwesten

(rsn) - Der "Cyclocross Cup Rhein Neckar" ist eine Serie mit sechs Rennen im Südwesten Deutschlands. Am 13. Oktober startet die vierte Ausgabe in Baiersbronn, gefolgt von fünf weiteren Stationen i

01.10.2024Velo Grand Prix: Platz drei - bei drei Grad und Nebel

Gute Laune Sport e.V. heißt der Veranstalter des Velo Grand Prix - doch der Blick aufs Thermometer sorgte am vergangenen Sonntag Morgen in Bad Salzungen nicht für gute Laune: Drei Grad und Nebel w

11.09.2024Stevens Cyclo-Cross-Cup 24/25 mit 14 Rennen

(rsn) – Während die Cross-Bundesliga am vergangenen Wochenende in Bensheim bereits begonnen hat, startet mit dem Stevens Cyclo-Cross-Cup Ende September auch die zweite große deutsche Querfeldein-S

10.09.2024Riderman: Team Strassacker mit zwei Tagessiegen

Früher als sonst standen für das Team Strassacker am vergangenen Wochenende mit den drei Etappen des Riderman schon die letzten Rennen der Saison 2024 an. Zum Abschluss dreier aufeinander folgender

06.09.2024ACL Gravelday: Keine Langeweile - in drei Bundesländern

(rsn) - Vier Strecken durch drei Bundesländer: Bei der dritten Ausgabe des "ACL Gravelday" am 29. September startet man in Haselbach in Thüringen, fährt durch Sachsen, weiter durch Sachsen-Anhalt u

05.09.2024Ötztaler Radmarathon: Ein Fahrer fehlte für das Podium

225 Kilometer, vier Alpenpässe, 5500 Höhenmeter - der Ötztaler Radmarathon gilt als eines der härtesten Jedermann-Rennen weltweit. Eine Herausforderung, der sich auch das Team Strassacker am verga

JEDERMANN-RENNEN DIESE WOCHE
  • Keine Termine