13. Oktober - Cantù/ Como - Rennbericht

Gran Fondo Il Lombardia: Über die Mauer zur Madonna

Von Heinz Scheidegger

Foto zu dem Text "Gran Fondo Il Lombardia: Über die Mauer zur Madonna"
| Foto: LaPresse/ Gran Fondo Il Lombardia

14.10.2019  |  Nach den Profis absolvierten gestern auch die Hobbyfahrer/innen das "Rennen der fallenden Blätter", den Granfondo Il Lombardia. Zum dritten Mal wurde dieses Jedermann-Rennen ausgetragen, und es hatten sich mehr als 2600 Rennfahrer/innen angemeldet. Davon kamen 1148 Männer und 46 Frauen in der Wertung »mit Muro di Sormano« und 455 Männer und 46 Frauen »ohne Muro« ins Ziel, also zusaammen 1695 Fahrer/innen.

Für die meisten Starter war es wohl das Saison-Finale.
Auf neuer Strecke war diesmal in Comos Nachbar-Ort Cantu Start und Ziel - und zum Glück vieler Starter stand der Schlussanstieg zum Civiglio nicht mehr auf dem Programm...

Am Sonntag Morgen um halb acht war's noch recht frisch; die Sonne, einmal aufgegangen, wärmte aber schnell. Vom Start in Cantu ging's auf und ab bis nach Canzo und schon nach 30 km kam der berüchtigte "Muro di Sormano", ein sieben Kilometer langer Anstieg mit neun Prozent  durchschnittlicher Steigung.

Zuerst ging's einige harmlose Kehren hinauf
bis ins Dörfchen Sormano, dann hiess es links abbiegen für die, die den Muro bezwingen wollten. Alle andern konnten sie,  2,3 km länger umfahren. Die eigentliche "Mauer" ist ein 2,2 Meter breites geteertes Band, knapp zwei Kilometer lang, mit fast 16 Prozent Steigung, darunter einige Abschnitte bis zu 27 Prozent.

Wer da mal abstieg, hatte echte Mühe, wieder aufs Rad zu kommen und weiterzufahren. Ich musste mit meinen kleinsten Übersetzung, 35 Zähne vorne und 32 hinten, schon enorm ziehen - aber auch, wie viele andere, zwei kurze Passagen zu Fuss gehen.

Das befürchtete Gedränge gab's nicht,
aber viele schrien »Occhio« (Auge, Achtung) oder »a destra« (nach rechts), damit sie an den »Fussgängern« vorbeifahren konnten. Oben auf 1124 Metern war dann die erste Labestation.

In einer langen, recht halsbrecherischen, aber tollen Abfahrt ging's hinunter bis nach Nesso am Comer See. Ich bin ein guter Abfahrer – im Gegensatz zum Bergfahren – und überholte bestimmt mehr als 100 Teilnehme; nur einer blieb im unteren Teil an meinem Hinterrad.

Den Comer See entlang führte die Strecke
auf schmaler Strasse bis nach Regatola (272 m), dann kam das zweite Hindernis des Tages, die Kirche Madonna del Ghisallo, 8,6 km, 6,2 %, maximal 14 %. Das berühmte Rennfahrer-Museum auf dem Gipfel schaute sich von den Startern wohl niemand an - wohl  aber die zweite Labestation oben.

Die Abfahrt bis nach Canzo war weniger spektakulär, und von da bis beinahe nach Cantu war auf der Gegenfahrbahn eine riesige Autokolonne. Die Autofahrer/innen warteten aber geduldig, denn den Radfahrer/innen wurde von den vielen freiwilligen Helfer/innen und Polizist/innen immer der Vortritt gegeben.

Die restlichen 40 km zurück nach Cantu
ging's nochmal ziemlich auf und ab. Zum Ziel hinauf dann noch eine kurze, knackige Steigung, damit es nicht zu einem Massenspurt kam. Geschafft!

Gewonnen hat bei »mit Muro« Davide Busuito (I) in 3:00:21 h vor Daniele Terzi (I), drei Sekunden zurück, Dritter wurde Pietro Dutto (I), 5:09 minzurück. »Ohne Muro« siegte Lorenzo Sbrana (I) in 3:15:53 hvor dem zeitgleichen Ettore Prati (I) und Andrea Sonvico (I), eine Sekunde zurück. Ich wurde »mit Muro« in meiner Kategorie (M7+; ich bin Jahrgang 1951) 34.

Die Beteiligung war sehr international,
darunter viele Deutsche, viele aus Grossbritannien. Alles in allem wieder ein tolles Rennen, perfekt organisiert vom  Giro-Organisator RCS, mit vielen freiwilligen Helfer/innen und Polizist/innen: Jede Kreuzung, Ein- und Ausfahrt waren durch einen Streckenposten gesichert.Toll!

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