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17.07.2017 | Nach Nove Colli und Maratona dles Dolomites ging es am vergangen Wochenende ins Land der hohen Berge, der Löcher im Käse und der gehobenen Preise: Zusammen mit drei Kameraden vom RSV Moosburg fuhren wir in die Schweiz, nach Graubünden ins Engadin, zum gleichnamigen Rad-Marathon.
Wir reisten schon Samstag an; nach gut vier Stunden Fahrzeit
war Zernez, der Start- und Zielort erreicht. Sonne und gut dreißig Grad warteten, so dass wir uns unverzüglich auf die Räder schwangen. Wir wollten den Ofen-Pass erklimmen, einer der Anstiege, die am Sonntag beim Rennen auf dem Programm standen.
Bereits nach wenigen Metern merkte ich, dass der Muskelkater von der "Katzenmauer" (siehe Rennbericht unter dem zweiten Link hier unten) in den Dolomiten, den ich bis Mittwoch deutlich zu spüren hatte, noch nicht ausgestanden war. Schweißgebadet erkundeten wir die Strecke bis zum Abzweig in den Tunnel nach Livigno, der für Radfahrer gesperrt ist.
Danach auf zum Startunterlagen abholen.
Wo bei anderen Veranstaltungen alle möglichen nützlichen oder überflüssigen Dinge herauspurzeln, lachten uns diesmal aus dem spartanisch gefüllten Startsäckchen nur der Transponder, die Startnummer, und vier Gutscheine an: für einen Teller Nudeln, freien Eintritt ins örtliche Schwimmbad, eine 20-%-Ermäßigung auf ein "Engadin Radmarathon"-Trikot, und für eine kleine Engadiner Nusstorte. Die Schweiz ist eben ein teures Pflaster...
Aber wir sind ja zum Radeln, und nicht wegen des Startbeutels hier. Der Plan: Andi und ich, mit einer geplanten Fahrzeit von acht Stunden gemeldet, und somit in Startgruppe B eingestuft, hatten als erstes Ziel, unseren Kollegen Martin bis zum Tunnel einzuholen. Andi war dieses Vorhaben nicht so ganz geheuer, er geht es normalerweise lieber etwas ruhiger an, um auch am Ende noch genügend Körner zu haben. Mir schien es machbar, schließlich waren bis zum Abzweig 12 km und etwa 400 hm zurückzulegen.
Und täglich grüßt das Murmeltier,
oder besser wöchentlich, denn war es am letzten Wochenende die Kälte, die die Klamottenfrage bestimmte, so sollte es an diesem Sonntag der prognostizierte Regen sein. Oder eben der nicht... Liebe Wetter-Apps - könnt ihr euch mal auf eine Vorhersage einigen?
So war je nach Wetterbericht alles möglich. Regen schon bei der ersten Ziel-Passage gegen 10 Uhr, und dem Einstieg in die zweite, deutlich anspruchsvollere Runde. Einer anderen Prognose zufolge sollte es erst gegen 15 Uhr zu Schauern und Gewittern kommen. Da wir im Hochgebirge unterwegs sind, lieber auf der sicheren Seite sein: Weste und Regenjacke in die Trikottasche.
Die dritte Tasche ist bei mir immer mit
Handy und Druckluft-Kartusche belegt. Wohin also mit der Verpflegung? Das gute alte Oberrohrtäschchen musste also herhalten.
Am Start kam ich mir dann mit meiner Komplett-Ausstattung etwas deplatziert vor. Mein schon in die Jahre gekommenes „Bergrad“ von einem deutschen Versender, dazu die dekorative Oberrohr-Verkleidung – fast peinlich.
Na ja, dann muss man eben die Beine sprechen lassen, bei so viel Konkurrenz auf sündhaft teurem Material. Direkt nach dem Startschuss geht es bergauf. Nach ein paar hundert Metern hatten wir uns eingegroovt, die Steiggeschwindigkeit war ordentlich, im Feld kamen wir langsam nach vorne. In einer Zwischenabfahrt kurz vor dem Tunnel hörte ich jemanden meinen Namen rufen: Martin war eingeholt, und wir ab sofort zu Dritt unterwegs.
Durch den 3,5 km langen, leicht bergauf führenden
Tunnel ging es in Höchstgeschwindigkeit. Einerreihe, nicht abreißen lassen und am besten gar nicht mehr auf den Pulsmesser schauen – Anschlag. Die anschließende Fahrt durch Livigno erfolgte in einer größeren Gruppe, und war im Vergleich zur Tunnel-Passage eher gemütlich. Lag vielleicht auch daran, dass vor uns weit und breit keine Radfahrer mehr zu sehen waren, und somit der Ehrgeiz nachließ.
Der Forcola di Livigno wurde ebenso wie der Bernina zügig absolviert. Die Gruppe verkleinerte sich deutlich, und zerfiel schließlich. Auch Andi ging kurz verloren, er musste bergauf seinen eigenen Rhythmus treten. Dann ein langer Downhill bis zur Streckenteilung in Zernez – so zumindest sieht es im Profil aus. Doch nicht immer konnte man es einfach rollen lassen.
Im ersten Teil bis Pontresina geht es ohne
großes Pedalieren gut vorwärts, vorbei am eigentlich für einen Fotostop lohnenden Monteratsch-Gletscher – aber heute nicht, klar. Mittlerweile schlossen einige Fahrer von hinten auf, so dass es in einer großen Gruppe weiter Richtung Zernez ging.
Dann große Überraschung kurz vor dem Zielort: Martin schloss auf, und verabschiedete sich. Er biegt Richtung Ziel ab, und lässt es heute bei der kurzen Runde bewenden. Also gingen wir zu zweit auf die zusätzliche Runde über Flüela und Albula.
Am Flüela packten wir die gleiche Taktik aus
wie letzte Woche am Pordoi: Andi fuhr in den steileren Passagen in seinem Tempo voraus, in den flachen Passagen übernahm ich die Führung, und spendete Windschatten. So gelang es uns, auf eine Gruppe aufzuschließen.
Am Kopf der Gruppe eine junge Frau – ungewöhnlich... Ich schloss auf, lieferte Andi in der Gruppe ab. Ich sprach sie auf ihren Namen Schlumpf an, der auf der Rückennummer aufgedruckt war. Sie sagte mit einem verschmitzten Lächeln, dass ihre Familie die Rechte an den Schlümpfen hielte, und der Velo-Schlumpf nach ihr benannt sei. Wieder was gelernt: Der Velo-Schlumpf ist also ein Mädel, und heißt Antonia.
Die 12,5 Kilometer lange Abfahrt vom Flüela-Pass
nach Davos ist berauschend schnell, mit einem Schnitt von knapp 60 km/h ging es hinab. Unten vereint mit zwei Schweizern, nahm ich die flachere, etwa 30 Kilometer lange Passage Richtung Alvaneu Bad, dem tiefsten Punkt der Strecke in Angriff. Unsere Kleingruppe harmonierte sehr gut, und so gelang es uns noch vor der Verpflegungsstelle, auf eine größere Gruppe aufzuschließen.
Nach der Verpflegung, auf die ich verzichtete, wartete mit dem Albula der längste Anstieg: 25 Kilometer bei einem Höhenunterschied von 1300 Metern zehrten auf Dauer ganz schön an den Kräften. Es ging langsamer aufwärts, als ich es mir erhofft hatte. Gleichzeitig hatte ich kaum mehr ein Auge für die wirklich sehr schöne Landschaft – Tunnelblick.
Im oberen Bereich des Passes, jenseits
der Baumgrenze, nahm der Wind deutlich zu, glücklicherweise überwiegend von achtern. Die Bewölkung verdichtete sich, erste vereinzelte Regentropfen begrüßten uns auf der Passhöhe. Jetzt schnell runter, Gas geben, jeder Meter im Trockenen ist wertvoll. Erst im unteren, technisch anspruchsvolleren Part war die Straße dann so nass, dass wir die Geschwindigkeit reduzieren mussten.
Das Finale war in La Punt eingeläutet. In der Abfahrt hatte ich schon zwei in neongelb gekleidete Radler vor mir erspäht, die ordentliche Abfahrer waren, da es mir nicht gelang, vollständig aufzuschließen. Die verbleibende Lücke musste ich also auf den flachen Metern ab La Punt schließen. Im strömenden Regen, aber bei ordentlichem Rückenwind hatte ich Gott sei Dank noch die nötige Power.
Das lohnte sich, denn meine neuen neongelben
Kameraden drückten dermaßen aufs Tempo, dass ich die Strecke bis Zernez trotz eines Zwangsstops an einer Baustelle schneller schaffte als am Vormittag in der großen Gruppe.
Total durchnässt, aber schneller als erhofft kamen wir ins Ziel. Die Regenjacke hatte ich nur spazieren gefahren: Es war keine Zeit, sie anzuziehen.
Antonia, den Velo-Schlumpf traf ich 20 Minuten später schlotternd im Zielbereich wieder. Sie wurde, wie viele andere auch, weiter oben am Albula-Pass von dem kurzen, aber heftigen Gewitter erwischt, und fror bereits in der Abfahrt. Sch...lumpf-Wetter!
Mein Fazit: Für die erste Teilnahme habe ich
mit einer Fahrzeit von knapp unter siebeneinhalb Stunden ein ordentliches Ergebnis eingefahren. Die lange Strecke führt durch eine sehr schöne Landschaft mit anspruchsvollen Pässen - die glücklicherweise vorher schon kannte: Im Rennen ist die Aufnahmefähigkeit für die Schönheit der Landschaft doch eher begrenzt...
Bis zum nächsten Mal,
euer Oliver
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