Sagan wieder im Grünen Trikot der Tour

Ewan sprintet in Sisteron mit einer Aufholjagd zum Sieg

Von Curdt Blumenthal

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Caleb Ewan (Lotto Soudal) bejubelt seinen Sieg auf der 3. Tour-Ezappe. | Foto: Cor Vos

31.08.2020  |  (rsn) - Caleb Ewan (Lotto Soudal) hat in Sisteron die 3. Etappe der Tour de France gewonnen. Im Zielort, den Fahrern bestens von Paris-Nizza oder der Dauphiné bekannt, konnte sich der Australier dank einer furiosen Aufholjagd auf den letzten Metern gegen Sam Bennett (Decuininck) und Giacomo Nizzolo (NTT) durchsetzen.

Dass Ewan am Ende siegen würde, hätten die meisten bei Ansicht der Fernsehbilder wohl kaum für möglich gehalten: Der 26 Jahre alte Sprinter hatte einige Probleme, sich eine gute Ausgangslage zu erarbeiten und kam deshalb von hinten. “Am Ende war es ein wenig chaotisch. Ich bin etwas zurückgefallen, konnte mich dadurch aber auch wieder ein wenig erholen. Im Endeffekt hat es perfekt funktioniert und ich habe meinen Weg durch die Gegner gefunden. Im Ende hatte ich den höchsten Speed“, berichtete Ewan, der schon nach der 1. Etappe mit Philippe Gilbert und John Degenkolb zwei Mann aus seinem Sprintzug verloren hatte.

Umso größer war die Erleichterung, frühzeitig den angestrebten Sieg eingefahren zu haben. “Wir müssen als Sprinter einfach jede Chance wahrnehmen die wir bekommen, denn viele gibt es bei dieser Tour nicht. Es ist schwierig, bedenkt man die schwere Konkurrenz, aber ein paar Möglichkeiten warten ja noch bis Paris. Wir werden alles probieren, wenn die Chancen kommen“, kündigte er selbstbewusst an.

Der zweitplatzierte Bennett, der den Sprint vor Ewan eröffnet hatte und seinen Konkurrenten auf den letzten Metern noch vorbeiziehen lassen musste, kommentierte kurz und bündig: “Knapp vorbei ist auch daneben. Großartiger Sprint von Caleb Ewan. Glückwunsch, Kollege!" Für Europameister Nizzolo endete der erste Sprint Royal dieser Tour auf dem Podium, nachdem zum Auftakt Rang sieben herausgesprungen war. “Es war starker Gegenwind, das Team hat in den letzten Kilometern einen tollen Job gemacht. Und Max (Walscheid) hat am Ende richtig stark beschleunigt. Ich war dann doch etwas zu früh im Wind, aber habe es noch auf das Podium geschafft. Ich denke, es war ein guter Tag für uns“, befand der Italiener.

Entspannter Tag für Alaphilippe

Spitzenreiter Julian Alaphilippe (Deceuninck – Quick Step) hatte einen entspannten Tag und verteidigte sein Gelbes Trikot mühelos. Der Franzose führt weiterhin mit vier Sekunden vor Adam Yates (Mitchelton-Scott). “Es war ein angenehmer Tag im Leadertrikot. Unsere Mannschaft hat das Rennen gut kontrollieren können. Wir haben dann noch probiert, Sam für den Sprint gut aufzustellen, am Ende hat es knapp nicht gereicht, aber so ist das halt. Ich bin glücklich das Trikot einen weiteren Tag zu tragen und bin bereit für morgen“, sagte der 28-Jährige bereits mit Blick auf die erste Bergankunft dieser Tour.

Peter Sagan sammelte als Zweiter des Zwischensprints und Tagesfünfter wertvolle Punkte und übernahm das Grüne Trikot von Alexander Kristoff (UAE - Team Emirates) erobern. Der Slowake zeigte sich mit dem Timing im Schlusssprint noch nicht ganz zufrieden, konnte sich aber über das maillot vert freuen. “Ich habe den Sprint bei dem Gegenwind. etwas zu früh begonnen Aber das passiert beim Sprinten. Ich bin froh, dass ich das Grüne Trikot habe“, so Sagan, der die Punktewertung nunmehr zwei Zähler vor Kristoff anführt.

Bester Deutscher war erneut Jonas Koch (CCC), der diesmal auf dem 13. Platz landete. In der Nachwuchs- und Bergwertung blieb alles beim Alten: Während der Schweizer Marc Hirschi (Sunweb) mit zehn Sekunden Vorsprung weiter bester Jungprofi bleibt, konnte Benoit Cosnefroy (AG2R) seinen Vorsprung in der Bergwertung auf neun Punkte ausbauen.

So lief das Rennen:

Nur wenige Meter, nachdem Tour-Chef Christian Prudhomme die Etappe freigegeben hatte, setzten sich Jerome Cousin (Total Direct Energie), Anthony Perez (Cofidis), Benoit Cosnefroy und Oliver Naesen (beide AG2R) vom Peloton ab. Naesen verabschiedete sich allerdings schon wenige Minuten später wieder aus der Gruppe und machte damit aus dem Ausreißerquartett ein Trio. Sein Teamkollege Cosnefroy, Träger des Bergtrikots, war schließlich in der Fluchtgruppe platziert.

Zum Missfallen der noch 168 gestarteten Fahrer begann dann beim Anstieg auf den Col du Pilon der Himmel vorrübergehend seine Schleusen zu öffnen. Die Bergpunkte am ersten kategorisierten Berg des Tages schnappte sich Perez (2) vor Cosnefroy (1). Kurz darauf lautete am Col de la Faye - ebenfalls ein Berg der 3. Kategorie - lautete die Reihenfolge genauso.

Wenige Kilometer nach der Überfahrt des Col de la Faye befand sich Cousin allein auf den restlichen 130 Kilometern bis zum Ziel in Sisteron. Perez, der zu diesem Zeitpunkt die Bergwertung mit zwei Punkten Vorsprung anführte, verweigerte die Führungsarbeit und verabschiedete sich mit Cosnefroy, der Cousin noch einen sportlich gemeinten Klapps auf den Hintern gab, in Richtung Hauptfeld.

Doch dann erlebte Perez seinen schwarzen Moment: Abseits von den TV-Kameras rauschte er nach einer Reifenpanne in der Abfahrt des Col des Lèques ausgerechnet in das Heck des eigenen Mannschaftfahrzeugs und brach sich dabei das linke Schlüsselbein. Die dritte Tour de France des Franzosen endete damit ausgerechnet an dem Tag, an dem der Mann aus Toulouse zum ersten Mal in seiner Karriere das Gepunktete Trikot der Tour hätte tragen dürfen. Danach holte sich Cousin noch zwei Bergpunkte am Col des Lèques vor Cosnefroy und kurz darauf noch den einzigen Zähler am Col de l'Orme (4. Kat.).

Den Zwischensprint des Tages gewann Ausreißer Cousin. Im Hauptfeld konnte sich Sagan gegen Niccolo Bonifazio (Total Direct Energy) und Nizzolo (NTT) durchsetzen und sich damit 17 Punkte sicher. Kristoff (UAE-Emirates) fuhr direkt dahinter über die Linie und bekam noch elf Zähler.

16,3 Kilometer vor dem Ziel setzte das Peloton dann dem Ausreißversuch von Cousin ein Ende. Der 31-Jährige Franzose konnte sich nach rund 180 Kilometern auf der Flucht über die Rote Startnummer des kämpferischsten Fahrers freuen.

Rund fünf Kilometer vor dem Ziel kam es auch zu einem Sturz, bei dem neben Cosnefroy auch Wout Van Aert (Jumbo) zu Sturz kam. Im Zielsprint setzt sich der von weit hinten an allen Konkurrenten an der Bande nach vorn jagende Ewan knapp vor Bennett durch.

Am Dienstag kommen wieder die Kletterer zum Zug. Dann wartet am Ende der 4. Etappe die erste Bergankunft der diesjährigen Tour de France im Skigebiet Orcières-Merlette auf die Profis und erstmals werden auch die Favoriten auf das Gelbe Trikot gefordert sein.

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