Zum Geburtstag gab´s das volle Vertrauen des Teams

D’Hoore beschenkt sich in Drenthe mit Hoskings Hilfe selbst

Von Felix Mattis

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Jolien D´Hoore (Wiggle-Honda) feiert in Drenthe ihren bislang größten Sieg. | Foto: Cor Vos

15.03.2015  |  (rsn) – „Du hast gerade ein Weltcuprennen gewonnen!“, jubelte Chloe Hosking, als sie ihre Teamkollegin in die Arme schloss. Die konnte nicht so recht fassen, was ihr gerade an ihrem 25. Geburtstag widerfahren war: Jolien D’Hoore gelang in Hoogeveen bei der Boels Rental Ronde van Drenthe der bislang größte Erfolg ihrer Karriere - sie siegte beim Weltcup-Auftakt vor den Niederländerinnen Amy Pieters (Liv-Plantur) und Ellen Van Dijk (Boels-Dolmans) und streifte sich das Weiße Trikot der Weltcupführenden über.

„Ich konnte es erst nicht glauben“, erklärte D’Hoore einige Minuten später. Direkt nach der Zieldurchfahrt kam die Belgische Meisterin zunächst kaum aus dem Lachen heraus, um dann „Danke“ sagen. Denn D’Hoore verneigte sich verbal unzählige Male vor all ihren Teamkolleginnen, vor allem vor Hosking.

Die ebenfalls sehr sprintstarke Australierin nämlich hatte im Finale ihre eigenen Ambitionen hinten angestellt und sich voll in den Dienst ihrer Teamkollegin gestellt. Sie schob sich auf dem letzten Kilometer an die Spitze des Feldes und schraubte das Tempo in der kurvigen Anfahrt zum Ziel derart hoch, dass gleich hinter ihr und D’Hoore eine kleine Lücke entstand, die auf der Zielgeraden den entscheidenden Vorteil brachte.

D’Hoore spurtete 150 Meter vor dem Ziel von Hoskings Hinterrad los und setzte sich mit mehr als einer Radlänge Vorsprung vor Pieters und Van Dijk sowie deren Landsfrau Lucinda Brand (Rabobank-Liv) durch. Hosking rollte nach ihrer starken Vorarbeit selbst noch als Fünfte ins Ziel, ihre Landsfrau Tiffany Cromwell vom deutschen Velocio-SRAM-Team wurde Sechste.

Doch nicht nur Hosking hatte großen Anteil an D’Hoores Sieg. Die Zusammenarbeit bei Wiggle-Honda, die zu Saisonbeginn in Katar noch etwas zu wünschen übrig ließ, klappte bei der Ronde van Drenthe insgesamt perfekt. Vor Hosking hatten Elisa Longo Borghini und Audrey Cordon an der 3-Kilometer-Marke das Zepter übernommen und das Feld ins Finale geführt, ohne einem anderen Sprintzug auch nur den Hauch einer Chance zu lassen.

„Wir haben das nicht einstudiert, es kam ganz natürlich“, freute sich D’Hoore über das perfekte Leadout und die Unterstützung ihrer Teamkolleginnen. „Ich hatte gute Beine und habe das dem Team gesagt. Ich bin sehr dankbar, dass sie alle auf mich vertraut haben.“

Wiggle-Honda setzte in der Niederlande alles auf den Sprint, fuhr aber auch zuvor sehr aufmerksam und besetzte eine gefährliche Ausreißergruppe - Cromwell, Roxane Knetemann (Rabobank-Liv) und Chantal Blaak (Boels-Dolmans) - mit Longo Borghini als Aufpasserin. Die italienische Klettererin arbeitete in der Spitzengruppe aber nicht mit und sorgte so für Uneinigkeit in dem Quartett, das nach seiner Entstehung rund 15 Kilometer vor dem Ziel schnell bis zu 30 Sekunden Vorsprung herausgefahren hatte.

So kam kurz nach Beginn der 7,9 Kilometer langen Schlussrunde eine zwölfköpfige Verfolgergruppe um das Wiggle-Trio D'Hoore, Hosking und Cordon sowie unter anderem die Deutsche Meisterin Lisa Brennauer (Velocio-SRAM), die Schwedische Meisterin Emma Johansson (Orica-AIS), Weltcup-Titelverteidigerin Elizabeth Armitstead (Boels-Dolmans) und Van Dijk wieder heran. 

Weil sich auch nach dem Zusammenschluss zunächst aber niemand für die Führungsarbeit verantwortlich fühlte, schloss zwei Kilometer später auch das bis dahin so gut wie geschlagene Hauptfeld unter dem Tempodiktat der Italienerinnen von Alé Cipollini wieder auf – mit der zuvor durch einen Plattfuß gestoppten Sprint-Spezialistin Kirsten Wild (Hitec Products) im Schlepptau.

Doch die Sprint-Spezialistinnen von Wiggle-Honda behielten die Nerven, vertrauten weiter auf D’Hoores Endschnelligkeit und bauten ihren Sprintzug ungeachtet der immer zahlreicher werdenden Konkurrenz perfekt auf, um anschließend gemeinsam über die Weltcup-Führung ihres Geburtstagskindes zu jubeln.

Weltcup-Titelverteidigerin Armitstead beendete das Rennen als Siebte drei Sekunden hinter D’Hoore. Sie hatte in der Sprint-Vorbereitung das Hinterrad von Anfahrerin Van Dijk verloren. Mit den Plätzen drei und sieben für Van Dijk und Armitstead sowie Rang zwölf von Romy Kasper knüpfte das bislang stärkste Team der noch jungen Saison an die bisherigen Leistungen aber trotzdem an.

„Ich war erst einmal enttäuscht“, bilanzierte Van Dijk nach Platz drei und zeigte damit, welche Ansprüche sie und ihre Teamkolleginnen inzwischen an sich haben. Anschließend gab aber auch sie zu, dass sie mit dem Ergebnis persönlich zufrieden sein konnte.

Hinter Kasper wurde Brennauer auf Rang 30 zweitbeste Deutsche. Sie war bei der letzten Passage des VAM-Bergs, dem Scharfrichter der Ronde van Drenthe, 27 Kilometer vor dem Ziel einen Angriff von Armitstead mitgegangen, hatte sich dann aber nicht an der Führung beteiligt, so dass beide vom Feld zurückgeholt wurden. Einige weitere Attacken unterschiedlicher Fahrerinnen später entstand das zwischenzeitlich erfolgversprechende am Ende aber ebenfalls gestellte Quartett um Brennauers Teamkollegin Cromwell, die mit dem Sprinttrikot für ihre sehr aktive Fahrweise belohnt wurde.

Die dritte deutsche Starterin, Claudia Lichtenberg (Liv-Plantur), war im Verlauf des Rennens in Sturz verwickelt. Sie konnte das Rennen zwar zunächst fortsetzen, musste später aber doch aufgeben.

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