Forderungen in zweistelliger Millionenhöhe

Armstrong geht es nun an den Geldbeutel

Foto zu dem Text "Armstrong geht es nun an den Geldbeutel"
Lance Arsmtrong | Foto: ROTH

23.10.2012  |  Düsseldorf/Austin (dapd/rsn) - Es herrscht Funkstille auf Lance Armstrongs Twitter-Account. Wo der Texaner einst die interaktive Welt im Minutentakt mit Nachrichten vom "Planet Armstrong" versorgt und mitunter genervt hatte, sind Einträge seit dem 12. Oktober Fehlanzeige.

Immerhin hat der tief gefallene Radsport-Held den Hinweis auf seine sieben Triumphe bei der Tour de France nach dem vernichtenden Urteil des Radsport-Weltverbandes UCI gelöscht. Schließlich existiert der Name Lance Armstrong nach der Enttarnung des wohl größten Betrugs der Sportgeschichte in den Radsport-Ergebnislisten seit dem 1. August 1998 nicht mehr.

Doch es dürfte den einstmals allmächtigen Herrscher des Pelotons noch weitaus schlimmer treffen. Armstrong geht es nun an den Geldbeutel, und das in massiver Form. Dem 41-Jährigen, dessen Vermögen auf über 100 Millionen Dollar geschätzt wird, drohen Forderungen in zweistelliger Millionenhöhe und Klagen wegen Falschaussagen vor Gericht. Und selbst seine letzte Bastion, die Krebsstiftung Livestrong, könnte mit untergehen.

Armstrongs Entourage an hochkarätigen Anwälten hat in diesen Tagen alle Hände voll zu tun. Nachdem die UCI, mehr als ein Jahrzehnt treuer Partner von Armstrong, die lebenslange Sperre und die Aberkennung aller Ergebnisse am Montag bestätigt hat, rollt eine Klagelawine auf den Texaner zu. Insbesondere die Versicherungsgesellschaft SCA Promotions will tätig werden. Dabei geht es um einen Betrag von zwölf Millionen Dollar (knapp 9,2 Millionen Euro). "Wir werden eine formale Forderung nach Rückzahlung der Gelder stellen. Wenn dies nicht erfolgreich ist, werden wir innerhalb von fünf Tagen ein Gerichtsverfahren einleiten", sagte SCA-Anwalt Jeffrey M. Tillotson.

Die Firma hatte Armstrong 2002 eine Prämie von 1,5 Millionen Dollar für den Toursieg ausbezahlt, ein Jahr später wurden für den fünften Triumph bei der Frankreich-Rundfahrt weitere drei Millionen Dollar fällig. Nachdem im Jahr 2004 David Walsh und Pierre Ballester in ihrem Enthüllungsbuch "L.A. Confidential" massive Doping-Anschuldigungen äußerten, verweigerte SCA die vereinbarte Bonuszahlung von fünf Millionen Dollar für den sechsten Toursieg. Es kam zum Prozess, in dem Armstrong schwor, keine leistungssteigernden Mittel genommen zu haben. SCA verlor und musste inklusive Anwaltsgebühren und Prozesskosten 7,5 Millionen Dollar zahlen.

Auch die britische "Sunday Times" hatte über die Armstrongs dunkle Vergangenheit berichtet und musste nach einer Verleumdungsklage eine Million Dollar zahlen. Nun darf das Blatt auf einen nachträglichen Geldsegen aus Armstronmgs Schatulle hoffen.

Doch damit nicht genug. Am Freitag tagt das Management-Komitee der UCI und berät über eine mögliche Rückzahlung der Preisgelder. Allein bei der Tour hat Armstrong 3,9 Millionen Dollar an Preisgeldern eingefahren. "Die UCI-Regeln sind klar. Wenn ein Fahrer disqualifiziert wird, muss er die Preisgelder zurückzahlen", sagte Tourchef Christian Preudhomme, der sich gegen eine Neuvergabe von Armstrongs Siegen ausspricht. Schließlich weist kaum einer der damaligen eine weiße Weste auf.

Aber bei Armstrong wird nicht nur die Ausgabenseite angesichts der drohenden Klagen stark belastet - nun versiegen auch die Einkommensquellen. Als einer seiner letzten Sponsoren hat nun auch der Sonnenbrillenhersteller Oakley die Zusammenarbeit mit sofortiger Wirkung beendet. Diesen Schritt hatten zuvor schon andere Geldgeber wie der Sportartikelhersteller Nike, die Brauerei Anheuser oder der Fahrradhersteller Trek vollzogen.

Oakley will aber wie die andere Ex-Sponsoren auch weiterhin Armstrongs Krebsstiftung unterstützen. Gut möglich, dass das Unternehmen diesen Schritt überdenkt. Denn bei einem Blick hinter das Gebilde von Livestrong kommen viele Unklarheiten zum Vorschein. So recherchierte Enthüllungsjournalist Bill Gifford, dass der größte Teil des Umsatzes in 2009 und 2010 in Höhe von 84 Millionen Dollar nicht in die Krebsforschung, sondern in Marketing und PR gegangen ist.

"Man fragt sich, wenn sie soviel Geld für die Krebsforschung ausgeben, warum gibt es dann soviel tolle Werbung für Lance Armstrong", sagte Daniel Borochoff, Leiter des amerikanischen Instituts für Philantropie. "Livestrong war eine Win-Win-Situation. Er hat das Fundament gebaut und sie bauen ihn." Ein Denkmal, das jetzt eingestürzt ist.

Mehr Informationen zu diesem Thema

11.06.2015Armstrong: „Ich habe keine 100 Millionen“

Aspen (dpa) - Lance Armstrong bangt um sein Vermögen. „Ich habe keine 100 Millionen Dollar“, sagte der lebenslang gesperrte Amerikaner der britischen Tageszeitung The Telegraph vor Beginn des vom

24.03.2015Armstrong: Kaum noch Chancen auf Reduzierung der Sperre

Lausanne (dpa/rsn) - Der lebenslang gesperrte Lance Armstrong dürfte kaum noch Chancen auf eine Reduzierung seiner Strafe haben. David Howman, Generaldirektor der Welt Anti-Doping-Agentur WADA, ertei

18.03.2015NYT: Armstrong traf sich mit USADA-Chef Tygart

Berlin (dpa) - Lance Armstrong hat im Kampf um eine Reduzierung seiner lebenslangen Dopingsperre den nächsten Vorstoß unternommen. Wie die „New York Times“ berichtete, soll sich Armstrong in de

18.02.2015Fall Bruyneel: Anfang März Berufungsverhandlung vor dem CAS

(rsn) – Die Berufungsverhandlung gegen den vom Amerikanischen Sportgerichtshof AAA zu einer zehnjährigen Sperre verurteilten Johan Bruyneel findet am 2. März vor dem Internationalen Sportgerichts

17.02.2015Armstrong muss um sein Vermögen fürchten

Berlin (dpa) - Auf den lebenslang gesperrten Lance Armstrong rollt eine Prozesslawine zu, der nahezu das gesamte Vermögen des entthronten siebenmaligen Tour-Siegers zum Opfer fallen könnte. Ei

16.02.2015Armstrong muss zehn Millionen Dollar an Ex-Sponsor zahlen

Dallas (dpa) - Der lebenslang gesperrte Lance Armstrong muss an einen früheren Sponsor zehn Millionen US-Dollar (8,824 Millionen Euro) Schadenersatz zahlen. Der 43 Jahre alte US-Amerikaner verlor ein

27.01.2015Armstrong erntet mit BBC-Interview viel Kritik

London (dpa) - Lance Armstrong kniff nur kurz die Lippen zusammen. Ohne äußerliche Regung gab er dann zu, dass er zwar 2015 nicht dopen, es in einer vergleichbaren Situation wie damals in den neunzi

26.01.2015Armstrong will kein Ausgestoßener mehr sein

London (dpa) - Lance Armstrong würde unter gleichen Umständen wieder zu verbotenen Mitteln greifen. „Wenn man mich ins Jahr 1995 zurückversetzen würde, als Doping allgegenwärtig war, würde ich

12.12.2014Armstrong-Prozess in einer Sackgasse?

Boston (dpa) - Lance Armstrong schweigt. Keine Namen von Komplizen, kein Wort über Mittäter und auch keine Hinweise auf die Ärzte im Hintergrund. Der US-Amerikaner setzt im Rechtsstreit mit staatli

23.10.2014Winokurow: „Ich fühle mich betrogen“

Paris (dpa/rsn) – Astana-Teamchef Alexander Winokurow hat sich vor dem Doping-Hearing beim Radsportweltverband UCI als Opfer dargestellt und sieht sein Dopingvergehen von 2007 mit der danach erfolgt

16.10.2014Hushovd wusste schon 2011, dass Armstrong dopte

Oslo (dpa) - Ex-Weltmeister Thor Hushovd wusste seit 2011 von den Doping-Praktiken Lance Armstrongs nach einem privaten Gespräch mit dem inzwischen lebenslang gesperrten Ex-Profi. Der im

25.09.2014Cookson: „Die Uhr tickt"

Ponferrada (dpa) - Brian Cookson drängt auf baldige Ergebnisse bei der Aufarbeitung der Doping-Vergangenheit. „Es sind Fortschritte gemacht worden, die Vergangenheit und aktuelle Gegebenheiten im A

Weitere Radsportnachrichten

25.07.2025Genau das Richtige für Puncheure und Klassikerjäger

(rsn) - Die 20. Etappe der Tour de France bietet eine letzte Chance für Ausreißer und Angreifer, bevor es nach Paris geht. Auf den 184 Kilometern von Nantua nach Pontarlier müssen immerhin 2.850 HÃ

25.07.2025Ausreißer Arensman foppt Pogacar zum zweiten Mal

(rsn) - Es war leider nicht herauszufinden, ob das Nordlicht aus der Provinz Gelderland mit dem größten Coup der Fangemeinde des FC St. Pauli aus Hamburg vertraut ist. Als der Bundesligaklub aus dem

25.07.2025Erst kurz hinter der Ziellinie geriet das Gelbe Trikot in Gefahr

(rsn) – Im Ziel der 19. Etappe der Tour de France wurde es für das Gelbe Trikot doch nochmal brenzlig. Ein übereifriger Ordner stürmte auf Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) zu und rannte d

25.07.2025Gall jagte mit nur einem Gedanken hinauf nach La Plagne

(rsn) – Dass Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) einmal diese Worte sagen würde, hätte er sich wahrscheinlich auch nicht vorstellen können. “Vor dem Schlussanstieg haben meine Teamkolle

25.07.2025Aldag über Lipowitz‘ Geistesblitz in La Plagne: “Genial“

(rsn) - Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe) ist dem Podestplatz bei der Tour de France einen entscheidenden Schritt nähergekommen. Auf der 19. Etappe von Albertville nach La Plagne ver

25.07.2025Die Aufgebote für die 4. Tour de France Femmes

(rsn) – Parallel zur vorletzten Etappe der Tour de France (2.UWT), die nahe der Schweizer Grenze ausgetragen wird, startet am 26. Juli im westfranzösischen Vannes die 4. Ausgabe der Tour de France

25.07.2025Visma verlängert mit Routinier Kelderman

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

25.07.2025Highlight-Video der 19. Etappe der Tour de France

(rsn) – Mit einem weiteren starken Auftritt hat Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe) am drittletzten Tag der Tour de France den dritten Gesamtrang und das Weiße Trikot verteidigt. Bei

25.07.2025Aldag: “Wir sind erleichtert, das ist das richtige Wort“

(rsn) – Thymen Arensman (Ineos Grenadiers) hat die 19. Etappe der Tour de France 2025 gewonnen. Der Niederländer rettete wenige Meter Vorsprung auf Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) und Tad

25.07.2025Lipowitz bei zweitem Arensman-Sieg wieder voll auf Kurs Weiß

(rsn) – Auf 93 Kilometer war die 19. Etappe der Tour de France verkürzt worden. Und für Thymen Arensman (Ineos Grenadiers) hätte sie keinen Meter länger sein dürfen. Der Etappensieger von Super

25.07.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 19. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 5. Juli im nordfranzzösischen Lille zur 112. Tour de France (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, drei Österreicher und fünf Schweizer. Hier listen

25.07.2025Bauernfeind will für Niewiadoma alles geben

(rsn) - Als eine von sieben deutschen Starterinnen nimmt Ricarda Bauernfeind (Canyon – SRAM – zondacrypto) am Samstag im westfranzösischen Vannes die 4. Tour de France Femmes in Angriff. Für die

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de France (2.UWT, FRA)
  • Radrennen Männer

  • Dookola Mazowsza (2.2, POL)
  • Ethias-Tour de Wallonie (2.Pro, BEL)
  • Radrennen Frauen

  • Kriterium Offenbach (BLF, GER)