McQuaid: "Nicht auf die Vergangenheit konzentrieren"

Keine Amnestie - die UCI will nur nach vorne schauen

Foto zu dem Text "Keine Amnestie - die UCI will nur nach vorne schauen"
UCI-Präsident Pat McQuaid bei der Straßen-WM in Valkenburg | Foto: ROTH

21.09.2012  |  Valkenburg (dapd) - Der Radsport-Weltverband UCI hat eine Rolle rückwärts vollzogen und von der Idee einer Generalamnestie für geständige Dopingsünder schnell wieder Abschied genommen. Der von UCI-Präsident Pat McQuaid ins Spiel gebrachte Vorschlag wurde auf dem Kongress am Rande der Straßen-Weltmeisterschaften im niederländischen Valkenburg schnell wieder verworfen. Stattdessen wurde ein Antrag verabschiedet, in dem es heißt, dass man sich sich auf gegenwärtige Dopingfälle konzentrieren wolle und dass es keinen Sinn mache, die Vergangenheit weiterhin zu überprüfen.

Speziell die des siebenmaligen Toursiegers Lance Armstrong dürfte die UCI aber noch eine Zeit lang beschäftigen. Den Vorwurf einer vertuschten Dopingkontrolle des früheren Superstars des Radsports wies McQuaid gegenüber den Delegierten entschieden zurück. "Die UCI hat niemals eine positive Dopingkontrolle versteckt, nicht von Lance Armstrong und auch nicht von einem anderen Athleten", sagte der Ire.

Armstrongs frühere Teamkollegen Floyd Landis und Tyler Hamilton hatten behauptet, dass der damalige UCI-Präsident Hein Verbruggen einen positiven Test Armstrongs von der Tour de Suisse 2001 unter den Teppich gekehrt hätte. Laut McQuaid habe Armstrong auch nie von der UCI Hinweise über bevorstehende Dopingkontrollen erhalten.

Diese und weitere pikante Details hatte Hamilton jüngst in seinem Buch "The Secret Race" konkretisiert. Die letzten Enthüllungen hatte McQuaid dann auch zum Anlass genommen, über eine Straffreiheit für geständige Dopingsünder nachzudenken. Ein Vorschlag, der auch bei der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) auf Interesse gestoßen war. Doch es wird bei einem Vorschlag bleiben, denn die Vergangenheitsbewältigung steht nicht gerade ganz oben auf der Agenda der UCI. "Wir müssen uns auf den Sport konzentrieren und nicht auf die Vergangenheit. Das ist die Richtung, in die wir gehen müssen", sagte McQuaid der Nachrichtenagentur AP. Endgültig sei die Idee aber nicht vom Tisch.

Bei den Fahrern hatte die Idee des UCI-Chefs ohnehin keine Begeisterung ausgelöst. Als "absurd" hatte der alte und neue Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin den Vorschlag bezeichnet: "Kann jetzt jemand kommen und sagen 'Ich habe vor drei Wochen gedopt und ein Rennen gewonnen. Entschuldigung'?" Ähnlich sieht es der Deutsche Meister Fabian Wegmann: "Wann und wo will man anfangen? Amnestie darf keine Belohnung sein."

Auch ohne Generalamnestie wartet auf die UCI bei der Aufarbeitung der dunklen Vergangenheit noch genug Arbeit. Noch seien die Unterlagen von der amerikanischen Anti-Doping-Agentur USADA, die Armstrong wegen langjährigen Dopings lebenslang gesperrt und sämtliche Ergebnisse seit dem 1. August 1998 aberkannt hatte, nicht eingegangen. Die UCI werde die Sanktionen übernehmen, wenn die Anwälte die Unterlagen als "überzeugend und sauber" ansähen.

Gut möglich, dass sich die UCI im Fall Armstrong aber selbst Anschuldigungen ausgesetzt sieht. Erst vor einigen Wochen hatte USADA-Anwalt William Bock die UCI als "Fuchs im Hühnerstall" bezeichnet und den Verband als treuen Verbündeten von Armstrong angesehen. Insbesondere dem damaligen UCI-Präsidenten Hein Verbruggen wird eine zweifelhafte Rolle nachgesagt.

Gegen die jüngsten Anschuldigungen von Hamilton will Verbruggen aber anders als im Fall von Landis oder dem Enthüllungsjournalisten Paul Kimmage nicht juristisch vorgehen, wie der Niederländer dem Internetportal cyclingnews.com. "Jeder, der sagt, dass wir Dinge unter den Teppich gekehrt haben, ist verklagt worden. Ganz einfach." Im Fall Kimmage gibt es am 12. Dezember in Vervey eine Anhörung.

Mehr Informationen zu diesem Thema

11.06.2015Armstrong: „Ich habe keine 100 Millionen“

Aspen (dpa) - Lance Armstrong bangt um sein Vermögen. „Ich habe keine 100 Millionen Dollar“, sagte der lebenslang gesperrte Amerikaner der britischen Tageszeitung The Telegraph vor Beginn des vom

24.03.2015Armstrong: Kaum noch Chancen auf Reduzierung der Sperre

Lausanne (dpa/rsn) - Der lebenslang gesperrte Lance Armstrong dürfte kaum noch Chancen auf eine Reduzierung seiner Strafe haben. David Howman, Generaldirektor der Welt Anti-Doping-Agentur WADA, ertei

18.03.2015NYT: Armstrong traf sich mit USADA-Chef Tygart

Berlin (dpa) - Lance Armstrong hat im Kampf um eine Reduzierung seiner lebenslangen Dopingsperre den nächsten Vorstoß unternommen. Wie die „New York Times“ berichtete, soll sich Armstrong in de

18.02.2015Fall Bruyneel: Anfang März Berufungsverhandlung vor dem CAS

(rsn) – Die Berufungsverhandlung gegen den vom Amerikanischen Sportgerichtshof AAA zu einer zehnjährigen Sperre verurteilten Johan Bruyneel findet am 2. März vor dem Internationalen Sportgerichts

17.02.2015Armstrong muss um sein Vermögen fürchten

Berlin (dpa) - Auf den lebenslang gesperrten Lance Armstrong rollt eine Prozesslawine zu, der nahezu das gesamte Vermögen des entthronten siebenmaligen Tour-Siegers zum Opfer fallen könnte. Ei

16.02.2015Armstrong muss zehn Millionen Dollar an Ex-Sponsor zahlen

Dallas (dpa) - Der lebenslang gesperrte Lance Armstrong muss an einen früheren Sponsor zehn Millionen US-Dollar (8,824 Millionen Euro) Schadenersatz zahlen. Der 43 Jahre alte US-Amerikaner verlor ein

27.01.2015Armstrong erntet mit BBC-Interview viel Kritik

London (dpa) - Lance Armstrong kniff nur kurz die Lippen zusammen. Ohne äußerliche Regung gab er dann zu, dass er zwar 2015 nicht dopen, es in einer vergleichbaren Situation wie damals in den neunzi

26.01.2015Armstrong will kein Ausgestoßener mehr sein

London (dpa) - Lance Armstrong würde unter gleichen Umständen wieder zu verbotenen Mitteln greifen. „Wenn man mich ins Jahr 1995 zurückversetzen würde, als Doping allgegenwärtig war, würde ich

12.12.2014Armstrong-Prozess in einer Sackgasse?

Boston (dpa) - Lance Armstrong schweigt. Keine Namen von Komplizen, kein Wort über Mittäter und auch keine Hinweise auf die Ärzte im Hintergrund. Der US-Amerikaner setzt im Rechtsstreit mit staatli

23.10.2014Winokurow: „Ich fühle mich betrogen“

Paris (dpa/rsn) – Astana-Teamchef Alexander Winokurow hat sich vor dem Doping-Hearing beim Radsportweltverband UCI als Opfer dargestellt und sieht sein Dopingvergehen von 2007 mit der danach erfolgt

16.10.2014Hushovd wusste schon 2011, dass Armstrong dopte

Oslo (dpa) - Ex-Weltmeister Thor Hushovd wusste seit 2011 von den Doping-Praktiken Lance Armstrongs nach einem privaten Gespräch mit dem inzwischen lebenslang gesperrten Ex-Profi. Der im

25.09.2014Cookson: „Die Uhr tickt"

Ponferrada (dpa) - Brian Cookson drängt auf baldige Ergebnisse bei der Aufarbeitung der Doping-Vergangenheit. „Es sind Fortschritte gemacht worden, die Vergangenheit und aktuelle Gegebenheiten im A

Weitere Radsportnachrichten

12.12.2025Canyon spendiert van der Poel eine frische Lackierung

(rsn) - Laut Canyon geht die Geschichte folgendermaßen: 2017 hatte man zum ersten Mal ein Cyclocross-Carbonrad, das Canyon Inflite, entwickelt und wollten ein dazu passendes Cyclocross-Team. Ziemlic

12.12.2025Lidl-Trek-Neuzugang Ayuso will bei der Tour aufs Podium

(rsn) – Mit ziemlich genau einer halben Stunde Verspätung trat Juan Ayuso beim Medientag seiner neuen Mannschaft Lidl – Trek in Delia vor die anwesenden Journalisten. Die hatten zwar 30 Minuten a

12.12.2025Van der Poel: “Sollte reichen, um sofort um den Sieg mitzufahren“

(rsn) – Drei Monate nach seinem bisher letzten Renneinsatz – Platz 29 bei der Mountainbike-WM – brennt Mathieu van der Poel darauf, wieder in den Wettbewerbsmodus umzuschalten. “Ich fühle mic

12.12.2025Die Trikots der WorldTour-Teams für die Saison 2026

(rsn) - Wie sieht das Peloton 2026 aus? Welche Farben werden in der kommenden Saison vorherrschend sein? Nach und nach stellen die WorldTour-Rennställe ihre Trikots für das neue Jahr vor - den Anfan

12.12.2025Auf welchen Rädern sind die Frauen 2026 unterwegs?

(rsn) - Bei den Profiteams der Frauen fühlen sich offenbar alle Hersteller bei ihren aktuellen Partnern wohl. Zumindest wechselt oder verlässt keine Radmarke das Team. Veränderungen gibt es nur, we

12.12.202556 Fahrerinnen und Fahrer: Movistar stellt seine Teams vor

(rsn) – Insgesamt 56 Radsportler und Radsportlerinnen, verteilt auf das Männer-, das Frauen und das neu gegründete Nachwuchsteam, präsentierten sich am Donnerstag im Palau de les Arts von Valenci

12.12.2025Quereinsteigerin verdiente sich Respekt im WorldTour-Feld

(rsn) – Aus Bonaduz in der Nähe von Chur stammt Ginia Caluori, die in diesem Jahr nicht nur auf der Straße ihre ersten Topresultate einfahren konnte, sondern auch auf dem Mountainbike - und das al

12.12.2025Visma verlängert vorzeitig mit Top-Talent Brennan

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

12.12.2025Nur ein Sieg fehlte zur perfekten ersten Profisaison

(rsn) – 58 Renntage weist unser Statistikpartner firstcycling.com für Tim Torn Teutenbergs erstes Profijahr bei Lidl – Trek aus. 27 Mal landete er dabei unter den ersten Zehn. Eine herausragen

12.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

12.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

12.12.2025Uijtdebroeks: Als klarer Leader endlich zum Glück?

(rsn) – Auf der Bühne bei der Teampräsentation seines neuen Movistar-Teams im Kunstpalat der Königin Sofia, einem architektonisch beeindruckenden Opernhaus in Valencia, wurde er erst einmal gefop

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)